Hochzeit nicht ausgeschlossen…

„Stehe ich da so am Ostbahnhof…“

Wenn in den nächsten Jahren mein Leben eine dramatische Wende nimmt, dann wird das Märchen sicher so anfangen – so oft wie ich am Ostbahnhof stehe. Aber gut.

Stehe ich da so am Ostbahnhof, und beobachte eine „dezent verdrogte“ Gemeinschaft neben meinem Auto. Einer der Kerle war so strulle, dass er nicht bloß nicht mitbekommen hat, dass seine Freunde ihn von oben bis unten mit Edding bemalt haben, sondern auch in seiner körperlichen Reaktionsfähigkeit so eingschränkt, dass er es vorzog, sich einfach im Liegen von seinem Urin zu trennen, anstatt die zwei Meter zum nächsten Gebüsch zu laufen.

Kurz nach dieser mäßig erheiternden Szene klopt (kratzt?) es an meiner Beifahrerscheibe, und ein Mädel aus der Gruppe steht davor. Ich lasse die Scheibe runter und setze zur Sicherheit meinen verwirrt-freundlichen wtf-Blick auf.

„Schatziiii, hast du ’ne Zigarette für mich?“

OK, „Schatzi ist eine Spur zu hart. Duzen lass ich mich gerne – noch fühle ich mich jung genug dafür. Bevor ich antworten konnte, folgte die kuriosere Frage:

„Willst du mich heiraten?“

„Das mit dem Heiraten lassen wir mal besser – aber ’ne Zigarette ist ok!“

Was soll man auch sonst darauf antworten. OK, „Verpiss dich!“ ist eine Alternative, aber gegen innovative Kippenschnorrer hab ich gar nichts. Während ich die Zigarette rausreichte, meinte sie dann:

„Kannst mich ja auch adoptieren!“

Ich werde den Verdacht nicht los, dass sie nur mein Geld wollte 🙁

Ich bin im Übrigen dafür, solche Dreistigkeiten mit Erfolgserlebnissen zu beantworten, weil ich der Meinung bin, dass das Leben auf diesem Planeten durch das Vorhandensein solcher Kuriositäten definitiv aufgewertet wird. Vom Nutzen für meinen Blog ganz zu schweigen. 🙂

Simply the Best (9)

Hier noch einmal Sashs eigene Rekorde beim Taxifahren. Der / die Neue(n) sind fett gedruckt.

Geld:

  • Höchster Umsatz pro Schicht: 240,30 €
  • Höchster Umsatz pro Tour (ohne Trinkgeld): 55,00 €
  • Höchstes Trinkgeld pro Tour: 31,10 €
  • Originellstes Trinkgeld: 4,90 € + 2 Flaschen Prosecco
  • Höchstes Trinkgeld pro Schicht: 45,50 €
  • Höchste Einnahmen pro Tour (inkl. Trinkgeld): 65,00 €

Touren:

  • Die meisten Touren pro Schicht: 24

Strecke:

  • Die längste Strecke pro Schicht: 262,3 km
  • Die kürzeste Strecke pro Tour: ca. 300 m
  • Die längste Strecke pro Tour: ca. 52,0 km

Zeit:

  • Die längste Schicht (Pausen nicht eingerechnet): 11:45 Std.
  • Die längste Standzeit: 2:30 Std.
  • Die längste Wartezeit mit laufender Uhr (eine Tour): 0:25 Stunden

Glück gehabt!

Wie ich derletzt schon erwähnt habe, sind die Umsätze hier seit Ferienbeginn massiv eingebrochen. Gestern lief es bei mir ein bisschen besser, was aber vor allem daran lag, dass ich die richtigen Touren bekommen habe – nicht etwa genügend. Um 1.45 Uhr, 7 Stunden nach Arbeitsbeginn stand ich seit anderthalb Stunden mit 57 € Umsatz am Matrix. Ich hab mich mit mehreren Kollegen unterhalten, nichts aufregendes.

Dann stiegen zwei Mädels ein und wollten nach Pankow. Das ist schonmal nicht schlecht, aber eine von beiden wollte dann tatsächlich noch nach Lübars. Das ist eine mehr als ordentliche 28€-Tour gewesen. Zumal mit netten Gästen. Auf dem Rückweg hab ich dann noch zwei Jungs eingesammelt, die auch nochmal 22 € haben liegen lassen, um zu zwei Zielen in Charlottenburg zu kommen. Nach ein paar kurzen Touren auf dem Rückweg in den Osten – zum Tanken und Waschen – habe ich dann beschlossen, dass ich mit 117 € eigentlich gut Schluß machen könnte. War schon recht spät, ich war eh müde, und im Vergleich zu den letzten Schichten war das traumhaft.

Zum Abschluss bin ich dann einen kleinen Umweg über die Warschauer gefahren, weil ich mir gedacht hab, dass eine eventuelle Kurzstrecke durch Friedrichshain noch ein guter Abschluss wäre. Tatsächlich wurde ich extrem dezent herangewunken. Hab ihn also fast übersehen. Er hat sich gefreut, und wollte in eine Straße, von der ich noch nie etwas gehört habe. „Ja, erstmal nach Mahlsdorf und dann rechts…“

Also nochmal eine 22€-Tour zum Ende. So viel Schwein ist echt nicht normal. Mit fast 140 € bin ich unter der Woche immer zufrieden – aber zurzeit? Wahnsinn!

Ich lernen wie Verkehr (2)

So, Seminar hab ich hinter mich gebracht, und es hinterlässt einen verstörenderen Eindruck als ich ihn davor schon hatte. Es war ein Verkehrspsychloge, der ein wenig referiert hat über Unfallgefahr, und woher sie kommt, bzw. was man dagegen tun kann (z.B. im Falle von Stress).

Zur Schulung selbst:

War ok. Als Mensch mit diversen pädagogischen Grundlagenschulungen und einem zumindest durchschnittlich scheinenden IQ habe ich verstanden, was mir der werte Herr erklärt hat, bzw. in ein oder zwei „Detailfragen“ auch noch neues gelernt. Nicht viel, aber was will man von zwei Stunden erwarten?

Zum Rest:

Meiner Einschätzung nach war ich der Einzige, der das Prinzip ansatzweise verstanden hat. Das irritiert mich. Gewöhnung an die Arbeit ist ja schön und manchmal vielleicht sogar gut. Aber es ist irgendwie erschreckend, wie viele meiner Kollegen aus der Schulung das Fazit mitgenommen haben, dass eine Analyse des eigenen Verhaltens nicht möglich ist, wenn man im Taxi sitzt O.0

Ich meine, es ging nicht darum, irgendwelchen komplexen psychologischen Anweisungen zu folgen, wenn man bewaffnete Räuber im Auto hat. Es ging darum, selbst zu erkennen, wann man unkonzentriert ist. Irgendwie muss ich dem Herrn Psychologen Recht geben: Wenigstens diese Einschätzungsfähigkeit erwarte ich von professionellen Fahrern.

An die Kollegen da draussen:

Ist das wirklich so schwer? Ich meine, falsche Entscheidungen zu treffen oder sich bewusst darüber hinwegzusetzen (z.B. „bin eigentlich zu müde“) erleben wir sicher alle mal – aber wie viele machen sich da ernstlich nicht einmal Gedanken drüber? Ich zweifle gerade schon ein wenig…

Ich lernen wie Verkehr!

So, im Laufe des heutigen Nachmittags begebe ich mich einmal mehr zu meiner Firma. Das ist an und für sich ja recht selten, denn wenn es nichts ungewöhnliches gibt, fahre ich da eigentlich nur zweimal im Monat zur Abrechnung hin. Heute Mittag steht ein Verkehrsseminar an.

Was genau da besprochen wird, weiss ich nicht – das konnte mir auch mein Chef nicht sagen. Letztlich ist das auch nur zweitrangig, schließlich dienen diese Veranstaltungen einem einzigen Zweck: Versicherungskosten sparen! Wenn alle „Anfänger“ das Seminar besuchen, kostet die Versicherung des Autos weniger. Einfache Geschichte.

Ich persönlich bin immer etwas zwiegespalten bei solchen Dingen. Zum einen bin ich überzeugt davon, dass ich noch jede Menge lernen kann, und das mitunter in so einem Fall auch passiert. Auf der anderen Seite frage ich mich natürlich, welche bahnbrechenden Neuerungen man binnen zwei Stunden jemandem beibringen will, der seit nun immerhin 5 Jahren einen Fahrerjob im Stadtverkehr macht.

Ob das heute Nachmittag nun eher Top oder Flop ist, das weiss ich natürlich erst danach. Also mal sehen…

Aua! Das tut beim Zusehen weh!

Da komme ich an der S-Bahn-Haltestelle Storkower Str. an, und will wie üblich zu meiner Kiste dackeln, um heute die schlechte Schicht von gestern auszugleichen. Fünf Meter vor mir parkt ein Auto aus, ein gepflegter Volvo. Er fährt raus auf die freie Fahrbahn und beginnt zu beschleunigen. Auf dieser Straße, kurz hinter ihm, kommt ein Taxi angefahren. Der Fahrer schaut kurz zur Seite, sieht den Ausparkenden nicht, und kracht ihm mit vernehmlicher Geräuschkulisse dezent hinten rechts ins Heck.

Gleich vorweg: Das Ganze hat sich bei Tempo 15 bis 20 abgespielt – keiner der Beteiligten ist auch nur leicht verletzt worden.

Aber es hat weh getan! Verdammt arg! Gerade weil es ein Kollege war. Ich hab ihn gesehen, gesehen, dass er nicht auf die Straße schaut – für einen kurzen Moment nur – und mir gedacht: „Der wird doch nicht…“ KRACH! Das Ganze ist keine 5 Meter von mir entfernt passiert, und der Volvo stoppte nach der Aktion nur einen Meter von meinem „eigenen“ Auto entfernt.

Der Kollege (nicht von meiner Firma, aber ich kenne ihn vom Sehen) saß die ersten zwei oder drei Sekunden aufs Lenkrad gesunken da, und mir war so verdammt klar, wie er sich fühlt. Diese Gedanken: „Scheiße! Nicht jetzt! Was hab ich gemacht? Mein Chef bringt mich um!“ konnte ich nach meinem unfreiwilligen Annäherungsversuch am Bahnhof Zoo nur zu gut nachvollziehen. Zumal der Schaden sicher in den höheren vierstelligen Bereich gehen wird.

Nachdem die Beteiligten ausgestiegen waren, war immerhin klar, dass beide noch Glück im Unglück hatten. Keiner machte irgendwie Ärger. Mein Kollege entschuldigte sich zeitgleich mit seinem Schuldeingeständnis (komische Sprache, dieses Deutsch, oder?) und bekräftigte, dass das eigentlich nicht hätte passieren dürfen. Also als ehrliche Kritik an sich selbst. Der Fahrer des anderen Wagens zeigte sich verständnisvoll („Sowas versaut einem die ganze Schicht, oder?“), obwohl er einräumen musste, dass er sich echt Mühe gegeben hat, dass dem Wagen nie was passiert. Von ihm bin ich auch gebeten worden, als Zeuge noch auf die Cops zu warten – was ich selbstverständlich getan habe.

War wie gesagt nichts ernstes – aber für mich ein komisches Gefühl, direkt im Anschluss an sowas die Schicht zu beginnen. Als Zeuge konnte ich dann auch vorzeitig wieder gehen, und so hab ich den Ausgang nicht mitbekommen. Immerhin habe ich den Kollegen nachts noch auf der Straße gesehen, also war wohl alles nur halb so wild. Immerhin!

Ich hoffe nur, dass mein nächster Unfall noch ein paar Jahre auf sich warten lässt. Unendlich viele oder so… das wäre schön!

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Vergesslich

Genau genommen ist es wohl Unterschlagung oder dergleichen, wenn ich Geld behalte, dass Fahrgäste hinten im Fußraum verloren haben. Aber was soll ich bei dänischen Touristen machen, die ich als Winker eingesammelt, und am Hackeschen Markt ohne nähere Ortsangabe rausgelassen habe?

Und sie hatten noch Glück: Eine junge Dame hinten rechts hat nämlich einen Zehner liegen lassen. Darauf hat sie ein Mitfahrer aufmerksam gemacht. Der Kerl hinten links hat dann wohl den Fünfer im Fußraum verloren (was ich beim Tanken festgestellt habe).

Ganz im Ernst: Wenn ich nur solche Fahrgäste hätte, dann würden mir die derzeitigen 50€-Schichten ja noch ganz gut gefallen…