Was man sich als Taxifahrer nur wünschen kann…

Wie kommt man als Taxifahrer an 13,40 € Trinkgeld?

Es war schon sonderbar. Ich fahre gemütlich die Friedrichstr. lang. Eigentlich habe ich das nur getan, um an der Oranienburger Str. vielleicht noch ein paar Leute am Zapata einzusammeln. Da winkt pötzlich kurz nach der Brücke einer und meint:

„Would you please bring these ladies back to the swissotel?“

Swissotel… ich musste es lernen. Liegt in Charlottenburg. Aber wo genau? Nürnberger? Augsburger? Budapester? Ich wusste es nicht mehr. Ich hab das so zu verstehen gegeben, und so ging es mit der Lösungsfindung los. Eine Karte des Hotels? Fehlanzeige, da keine Adresse drauf! Aber die Nummer? Ein Telefon. Klar doch.

Der adrett gekleidete Herr war aber schon verschwunden und suchte irgendwas. Bevor ich anrufen konnte, kam er mit einem Blatt Papier zurück, auf dem stand „Augsburger Ecke Joachimstaler“ Also doch das! Verdammt, wie peinlich! Immerhin war er kein bisschen genervt wegen den Umständen. Er drückte mir erst zwanzig Euro in die Hand, dann noch einen Fünfer und meinte:

„Ist that enough? I think that is enough!“

Ich bejahte, weil mir schon klar war, dass eine Fahrt nach Charlottenburg eher um die 15 € liegt. So bin ich losgefahren mit zwei asiatischen Frauen im Gepäck, die sich auf Englisch über ihre Club-Bekanntschaften und andere nicht näher erwähnenswerte Details unterhalten haben. Ich brachte sie schnell zum Swissotel – mit laufendem Taxameter, um mit meinem Chef einfacher abrechnen zu können. Am Ende zeigte die Uhr 11,60 € an. Bei aller Begeisterung für viel Geld und Großzügigkeit konnte ich die Frage der beiden („do you have enough money?“) nur bejahen, und so kam es, dass ich 13,40 € Trinkgeld bei einer Fahrt hatte.

Mal sehen, wie lange es dauert, bis ich das wieder getoppt habe…

Simply the Best (7)

Ich hab ja gesagt, dass es ein paar neue Rekorde gibt 🙂

Hier noch einmal Sashs eigene Rekorde beim Taxifahren. Der / die Neue(n) sind fett gedruckt.

Geld:

  • Höchster Umsatz pro Schicht: 240,30 €
  • Höchster Umsatz pro Tour (ohne Trinkgeld): 55,00 €
  • Höchstes Trinkgeld pro Tour: 13,40 €
  • Originellstes Trinkgeld: 4,90 € + 2 Flaschen Prosecco
  • Höchstes Trinkgeld pro Schicht: 31,56 €
  • Höchste Einnahmen pro Tour (inkl. Trinkgeld): 65,00 €

Touren:

  • Die meisten Touren pro Schicht: 24

Strecke:

  • Die längste Strecke pro Schicht: 262,3 km
  • Die kürzeste Strecke pro Tour: ca. 300 m
  • Die längste Strecke pro Tour: ca. 52,0 km

Zeit:

  • Die längste Schicht (Pausen nicht eingerechnet): 11:45 Std.
  • Die längste Standzeit: 2:15 Std.
  • Die längste Wartezeit mit laufender Uhr (eine Tour): 0:25 Stunden

Die grünen Männchen…

Ich habe ja schon (noch im alten Blog) angekündigt, dass es ein paar Dinge zu erzählen gibt. Darunter sind einige schöne, aber eben auch dieses jenes hier, was mich gelinde gesagt… ankotzt.

Ich habe meinen Tag wie so oft am Ostbahnhof gestartet. Davor wollte mal wieder kein Winker meine Dienstleistung beanspruchen. Sodenn! Stand ich da also in Position 4 und habe gewartet. Dann traten rechts an mein Auto zwei Gestalten, und insbesondere mit dem männlichen Part des Gespanns hatte ich eine seltsame Art Blickkontakt, die ich zwar vehement nicht in die Kategorie „Flirten“ packe, aber letztlich etwas davon hatte. Er kam zum Auto, redete noch mit ihr, und dann stieg sie als erstes quasi ein mit den Worten

„Ich hab gehört, ich kann mir das Taxi aussuchen!?“

„Natürlich können sie das, ICH freue mich jedenfalls, wenn sie mit mir fahren…“

war so in etwa das, was ich gesagt habe. Er meinte dann: „Wieviel macht das denn nach Haselhorst?“ Es kam das Übliche: Ich hab gesagt, noch weiss ich das nicht so genau, er meinte daraufhin: der Kollege hätte 35 gesagt. Ich meinte: Nee, eher weniger… Dann Zieladresse ins Navi und dann war klar, dass es deutlich weniger ist, und sie sind endgültig eingestiegen.

Dass meine Kollegen das aber auch immer wieder versuchen müssen…

Also hatte ich zu Schichtbeginn eine 25-Euro-Fahrt, die auch super-locker lief. Er war selbst mal Taxifahrer, spielt jetzt nebenher in einer Country-Band (war eine Country-Messe in der Stadt) und so weiter und so fort. Einfach geil! Bis zum Jakob-Kaiser-Platz!

Dort war ich erst das zweite Mal in meinem Leben, und so habe ich mich verspätet auf die richtige Spur eingeordnet. Kein Thema, ein Kollege hat mich vorgelassen, alles easy. Ich gurke so durch den Kreisverkehr, sehe eine Ampel, sehe gelb, gebe Gas, und schon waren wir auf dem Siemensdamm. Noch knapp 4 km, der Großteil ist geschafft. Ich war gerade dabei, mich mit meinen Fahrgästen über Verhaltensweisen im Straßenverkehr zu unterhalten, eben darüber, dass ich nicht wie Henker fahren muss, nur weil ich damit Geld verdiene, da entdecke ich etwas fast schon vergessenes im Rückspiegel:

„STOP“, rot leuchtend, aus einzelnen Dioden bestehend, aber unverkennbar. Die Bullen!

Bin ich also spontan der Verkehrssituation angepasst mal kurz über zwei Spuren nach rechts gewechselt und habe angehalten. Ungeachtet der Gefahr, dass sie es als Gefährdung einstufen, wenn einer aussteigt, der sie um einen Kopf überragt, habe ich das Fahrzeug verlassen und bin mit gutem Gewissen auf die Cops zugelaufen. Sie forderten alle möglichen Papiere (das Übliche plus P-Schein) und erklärten mir mit ernster Miene, dass ich über Rot gefahren bin.

Ich kann hier nur versichern, dass mein Erstaunen nicht gespielt war!

Der Rest war Larifari, wenigstens habe ich mich mit meinen Fahrgästen erheiternd über den unerwarteten Halt (sie haben auch kein Rot gesehen) unterhalten können. Dabei sei insbesondere zu erwähnen, dass ich meinem Beifahrer den Verzehr von Flaschenbier erlaubt habe, und er nun langsam dringend für kleine Königstiger musste, aber – Problem!

„Wenn ich mich jetzt hier an den Busch stelle, dann muss ich auch gleich noch 25 € zahlen…“

Naja, er hat es noch bis zu Hause überlebt, und wenn ich nicht mit Widerspruch oder dergleichen durchkomme, dann habe ich mal eben spontan 3 Punkte gesammelt, und 3/4 der Schicht umsonst gearbeitet.

Ach ja, für alle, die immer noch an Fairness glauben:

„Da müssen sie als Taxifahrer besonders drauf achten, die Polizei hat da ein Auge drauf!“

Bevor jemand das falsch versteht: Wenn es rot war, dann: Fuck it, scheiß drauf, war ein Fehler, stehe ich für gerade! Kein Thema! ABER: ALLE Verkehrsteilnehmer müssen sich nach den Regeln richten – und ggf. entsprechend bestraft werden. Ich trage so oder so ein mehrfaches Handicap:

  1. Ich fahre wesentlich mehr als Otto Normalspritverbrenner
  2. Ein Fahrverbot kostet mich nicht nur Freizeit, sondern verdammt viel Geld
  3. Mein P-Schein (sprich: meine berufliche Existenz) ist schon ab ca. 8 Punkten in Gefahr, nicht erst ab 14

Insofern finde ich es nicht gerade angebracht, dass ich auch noch mit verschärfter Kontrolle zu rechnen habe – wenngleich mir klar ist, dass ich auch eine besondere Verantwortung trage. Aber wenn ich schon durch meine Anwesenheit etliche Besoffene vom Fahren abhalten kann, dann würde ich mir doch wünschen, wenigstens nicht härter drangenommen zu werden als der Rest. Fair ja, aber Sonder-Beobachtung von Taxlern halte ich für kontraproduktiv, ehrlich!

Wenn du cool bist, hast du 6 Freunde…

In manchen Situationen ist man als Taxifahrer dann ja doch auch ein wenig Trend-Detektor. Klar kriegt man mit, welche Clubs beliebt sind, welche Kneipen und welche Hostels. Aber das ist nicht alles. Ein neuer Trend liegt darin, immer zu siebt unterwegs zu sein. Woran ich das merke? Klar: Mein Auto hat maximal 6 Sitzplätze! Ich glaube, ich bin binnen der letzten 2 Wochen 8 mal gefragt worden, ob ich 7 Leute mitnehmen könnte. Dabei sieht das Auto von außen eigentlich nur nach normalem 5-Sitzer aus.
Irgendwann werde ich wahrscheinlich die „doofe Antwort“ von Torsten von taxi-blog.de geben: „Klar, ich hol nur grad den Dachgepäckträger aus dem Anhänger.
Das Witzige an der Geschichte ist, dass es meistens Touris sind, die eigentlich mit Taxipreisen kalkulieren, mit denen sie recht problemlos zwei Taxen zahlen könnten…

Nachtag 9.2.2009: Ohne dass ich diese Antwort gegeben hätte, hat mich heute eine Gruppe (10 Leute) spaßeshalber gefragt, ob ich dafür nicht einen Anhänger hätte. Kurios.

Wo ist Berlin?

Ist die Sonntagsschicht runtergegangen wie Butter, so hatte ich gestern das Gefühl, irgendjemand hätte Berlin kurzerhand geklaut und über Nacht durch ein brandenburgisches Dorf ersetzt. Oder zumindest die Bevölkerung. Ich bin immer an der falschen Stelle gestanden, und kann eigentlich einen Rekord vermelden, denn weniger als 46,50 € habe ich in 8 Stunden noch nie eingefahren…
Auch wenn man es nicht sollte: Ich habe das dann doch mal in einen Stundenlohn umrechnen müssen, und so komme ich auf – sitzt ihr alle gut? – 2,62 € brutto / Std. Wenn ich das vorher gewusst hätte, dann wäre ich wahrscheinlich zu Hause geblieben und hätte mir einen vergnüglichen Abend gemacht… Aber es kann ja nicht immer perfekt laufen – das sehe ich ja sogar ein. Ich glaube, ich könnte ein, zwei gedrückte Daumen für die heutige Schicht brauchen 🙂

Klassiker-Alarm!

Heute Morgen hatte ich dann das erste Mal den klassischen Fall, dass eine quasi akut entstehende Familie zum Krankenhaus wollte / musste. Die ausführliche Variante inklusive Geburt im Taxi kann ich zwar nicht bieten, aber ich hatte auch nicht das Gefühl, dass irgendeiner der anwesenden Protagonisten in irgendeiner Form davon begeistert gewesen wäre.
Mit anderen Worten: Zumindest bis zum Ausstieg ist alles gut gelaufen. Ich hab bei dieser Fahrt eigentlich erstmalig die 20 km/h über der erlaubten Geschwindigkeit (die, die noch ohne Punkte gehen) ausgenutzt, und ich kann verkünden: Es gibt zu viele Ampeln, die nachts um 4 Uhr rot sind!
Naja, wie dem auch sei: Ich hoffe, es ist noch alles glatt gelaufen im Krankenhaus!

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

Abonniert doch den RSS-Feed von GNIT. Mehr von Sash gibt es außerdem bei Facebook und bei Twitter.

Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.