Ich habe ja schon (noch im alten Blog) angekündigt, dass es ein paar Dinge zu erzählen gibt. Darunter sind einige schöne, aber eben auch dieses jenes hier, was mich gelinde gesagt… ankotzt.
Ich habe meinen Tag wie so oft am Ostbahnhof gestartet. Davor wollte mal wieder kein Winker meine Dienstleistung beanspruchen. Sodenn! Stand ich da also in Position 4 und habe gewartet. Dann traten rechts an mein Auto zwei Gestalten, und insbesondere mit dem männlichen Part des Gespanns hatte ich eine seltsame Art Blickkontakt, die ich zwar vehement nicht in die Kategorie „Flirten“ packe, aber letztlich etwas davon hatte. Er kam zum Auto, redete noch mit ihr, und dann stieg sie als erstes quasi ein mit den Worten
„Ich hab gehört, ich kann mir das Taxi aussuchen!?“
„Natürlich können sie das, ICH freue mich jedenfalls, wenn sie mit mir fahren…“
war so in etwa das, was ich gesagt habe. Er meinte dann: „Wieviel macht das denn nach Haselhorst?“ Es kam das Übliche: Ich hab gesagt, noch weiss ich das nicht so genau, er meinte daraufhin: der Kollege hätte 35 gesagt. Ich meinte: Nee, eher weniger… Dann Zieladresse ins Navi und dann war klar, dass es deutlich weniger ist, und sie sind endgültig eingestiegen.
Dass meine Kollegen das aber auch immer wieder versuchen müssen…
Also hatte ich zu Schichtbeginn eine 25-Euro-Fahrt, die auch super-locker lief. Er war selbst mal Taxifahrer, spielt jetzt nebenher in einer Country-Band (war eine Country-Messe in der Stadt) und so weiter und so fort. Einfach geil! Bis zum Jakob-Kaiser-Platz!
Dort war ich erst das zweite Mal in meinem Leben, und so habe ich mich verspätet auf die richtige Spur eingeordnet. Kein Thema, ein Kollege hat mich vorgelassen, alles easy. Ich gurke so durch den Kreisverkehr, sehe eine Ampel, sehe gelb, gebe Gas, und schon waren wir auf dem Siemensdamm. Noch knapp 4 km, der Großteil ist geschafft. Ich war gerade dabei, mich mit meinen Fahrgästen über Verhaltensweisen im Straßenverkehr zu unterhalten, eben darüber, dass ich nicht wie Henker fahren muss, nur weil ich damit Geld verdiene, da entdecke ich etwas fast schon vergessenes im Rückspiegel:
„STOP“, rot leuchtend, aus einzelnen Dioden bestehend, aber unverkennbar. Die Bullen!
Bin ich also spontan der Verkehrssituation angepasst mal kurz über zwei Spuren nach rechts gewechselt und habe angehalten. Ungeachtet der Gefahr, dass sie es als Gefährdung einstufen, wenn einer aussteigt, der sie um einen Kopf überragt, habe ich das Fahrzeug verlassen und bin mit gutem Gewissen auf die Cops zugelaufen. Sie forderten alle möglichen Papiere (das Übliche plus P-Schein) und erklärten mir mit ernster Miene, dass ich über Rot gefahren bin.
Ich kann hier nur versichern, dass mein Erstaunen nicht gespielt war!
Der Rest war Larifari, wenigstens habe ich mich mit meinen Fahrgästen erheiternd über den unerwarteten Halt (sie haben auch kein Rot gesehen) unterhalten können. Dabei sei insbesondere zu erwähnen, dass ich meinem Beifahrer den Verzehr von Flaschenbier erlaubt habe, und er nun langsam dringend für kleine Königstiger musste, aber – Problem!
„Wenn ich mich jetzt hier an den Busch stelle, dann muss ich auch gleich noch 25 € zahlen…“
Naja, er hat es noch bis zu Hause überlebt, und wenn ich nicht mit Widerspruch oder dergleichen durchkomme, dann habe ich mal eben spontan 3 Punkte gesammelt, und 3/4 der Schicht umsonst gearbeitet.
Ach ja, für alle, die immer noch an Fairness glauben:
„Da müssen sie als Taxifahrer besonders drauf achten, die Polizei hat da ein Auge drauf!“
Bevor jemand das falsch versteht: Wenn es rot war, dann: Fuck it, scheiß drauf, war ein Fehler, stehe ich für gerade! Kein Thema! ABER: ALLE Verkehrsteilnehmer müssen sich nach den Regeln richten – und ggf. entsprechend bestraft werden. Ich trage so oder so ein mehrfaches Handicap:
- Ich fahre wesentlich mehr als Otto Normalspritverbrenner
- Ein Fahrverbot kostet mich nicht nur Freizeit, sondern verdammt viel Geld
- Mein P-Schein (sprich: meine berufliche Existenz) ist schon ab ca. 8 Punkten in Gefahr, nicht erst ab 14
Insofern finde ich es nicht gerade angebracht, dass ich auch noch mit verschärfter Kontrolle zu rechnen habe – wenngleich mir klar ist, dass ich auch eine besondere Verantwortung trage. Aber wenn ich schon durch meine Anwesenheit etliche Besoffene vom Fahren abhalten kann, dann würde ich mir doch wünschen, wenigstens nicht härter drangenommen zu werden als der Rest. Fair ja, aber Sonder-Beobachtung von Taxlern halte ich für kontraproduktiv, ehrlich!
