Simply the Best (3)

Hier noch einmal Sashs eigene Rekorde beim Taxifahren. Der / die Neue(n) sind fett gedruckt.

Geld:

  • Höchster Umsatz pro Schicht: 211,00 €
  • Höchster Umstaz pro Tour (ohne Trinkgeld): 28,90 €
  • Höchstes Trinkgeld pro Tour: 3,90 €
  • Höchstes Trinkgeld pro Schicht: 23,80 €
  • Höchste Einnahmen pro Tour (inkl. Trinkgeld): 32,00 €

Touren:

  • Die meisten Touren pro Schicht: 23

Strecke:

  • Die längste Strecke pro Schicht: 188,0 km
  • Die längste Strecke pro Tour: ca. 18,0 km

Zeit:

  • Die längste Schicht (Pausen nicht eingerechnet): 11:26 Std.
  • Die längste Wartezeit: 0:46 Std.

Kurzer Schicht-Bericht

So, wie geplant habe ich nur eine halbe Schicht gefahren heute. Danach habe ich Ozie von der Arbeit abgeholt, und nachdem wir das Auto abgestellt haben, sind wir beide zusammen heimgefahren. Ziemlich viel Zweisamkeit im Vergleich zu den letzten Tagen. Tut definitiv gut!
Da ich nun also recht viel Zeit habe, und zudem Lust auf Schreiben, kommt hier mal wieder eine Schicht-Zusammenfassung. Für viele ist das sicher recht öde, aber die, die bei mir reinlesen, weil sie Taxifahrer werden wollen, finden es vielleicht dennoch nett.
Ich habe mein Auto pünktlichst abgeholt. Der Kollege H., mein Tagfahrer war zwar schon weg, aber immerhin war das Auto noch warm 🙂 Das war bei dieser Arscheskälte da draussen echt eine Wohltat. Bis zum Ostbahnhof hat sich wie so oft niemand gefunden, also habe ich mich dort eingereiht.

Gewartet habe ich kaum 20 Minuten, und traf dann auf eine ältere Frau, die mich mit ihrem Fahrtziel geradezu begeistern konnte: Adlershof! Das sind gleich mal beschwingte 20 € auf der Uhr. Genau genommen 19,40, aber dafür gab’s ja auch Trinkgeld: 2,60 obendrauf! Wir haben uns während der Fahrt ganz gut unterhalten über dies und das. Witzig war, dass wir auf das Thema „Neuerungen im Leben“ gekommen sind, weil sie mit dem Gurt nicht zurecht kam. So kam der schönste Ausspruch heute von ihr: „Ich bin alleine, was brauch ich Internet?“ Naja, irgendwie kann ich es verstehen…

Nach einem Zwischenstopp in Schöneweide, wo es allerdings etwas voll am Taxistand war, landete ich unbesetzt wieder im „Nahen Osten“. Noch vor dem Bahnhof allerdings hielten mich fünf junge Spanier an. Die Kommunikation gestaltete sich zwar etwas schwierig, weil sie etwa so gut Deutsch und Englisch konnten wie ich Spanisch. Eine Adresse hatten sie nicht, nur einen handgeschriebenen spanischen Zettel. Trotz krudester Schreibweise habe ich vermutet, dass sie ins „Tacheles“ wollen, seines Zeichens immerhin Inhalt des Ortskundekataloges. Nachdem sie mir auf einem U-Bahn-Plan die Haltestelle „Oranienburger Str.“ zeigten, war ich mir endgültig sicher. War eine nette Fahrt ohne viel Kommunikation, die sich als auch recht lukrativ erwies.

In der City sind mir viele Halten immer noch zu ungewiss, und so graste ich im Vorbeifahren meine Lieblingsplätze und die Weihnachtsmärkte ab. Nix. 🙁
Erst 100 Meter vor dem – Trommelwirbel! – Ostbahnhof hat mich ein Mann rausgewunken, der zum U-Bahnhof Schönleinstr. wollte. Glücklicherweise war ich da letzte Woche schon einmal, sonst wären wir wohl aufgeschmissen gewesen, denn er kam nicht aus Berlin und stand – wenn auch nichts wichtiges war – unter Zeitdruck. Ich erfuhr, dass er bei einer Veranstaltung des CCC war, was seine Sympathiewerte bei mir noch ein paar hundert Prozent ins Plus gerückt hat. War ne kurze Tour, aber immerhin ein Euro Trinkgeld.

Dann kamen zwei Kurzstrecken in sehr kurzer Folge, die mich grob vom Kotti zum Schlesischen Tor und von dort wieder zum Kotti brachten. Einmal im Kreis fahren? 7 € bitte 🙂

Einmal gings noch zum Haus der deutschen Wirtschaft (wieder Erwarten aktuell keine Ruine!) und einmal nach Kreuzkölln in die Weichselstr. Bei der letzten Tour hab ich noch einen Euro draufgelegt, weil das Navi – ich hatte die Hausnummer nicht eingegeben – einen Umweg gemacht hat. So wie ich die Kundin einschätze, wäre das nicht einmal nötig gewesen, aber ich stehe zu meinen Fehlern – und so habe ich das von meinem Trinkgeld abgezogen.

Alles in allem bin ich in nur 5 Stunden auf respektable 78 € gekommen, was ich nie erwartet hätte. Mein Ziel waren 50 €, und ich war mir nicht sicher, ob das klappt. Also insgesamt eine allzeit angenehme Nacht! Noch zwei Nächte in diesem Jahr, und ab Januar sind meine Ziele ein wenig höher als jetzt noch – allerdings weniger pro Schicht, sondern eher die Zahl der Schichten selbst 😉

Die Kurzstrecken-Geschichte

Insbesondere von Fahrgästen habe ich schon x-mal Entschuldigungen dafür gehört, dass sie ja nur so eine kurze Strecke fahren. Das kommt natürlich daher, dass sie das ein oder andere Mal von Kollegen angeschnauzt worden sind, die schon eine Stunde am Taxistand gewartet haben und dann nicht wahrhaben wollten, dass das jetzt echt nur ein paar Euro Umsatz sind.
Ich finde das (nicht das Entschuldigen!) ärgerlich. Ich habe neulich schon einmal ein wenig dazu geschrieben, ich möchte es aber gerne hier noch einmal tun.
Zunächst: Natürlich ist eine Kurzstrecke nicht übermäßig super für einen Taxifahrer. Wenn ich eine Fahrt für sechs Euro mache, dann bedeutet das, dass es mir brutto nicht einmal drei, netto gerade mal noch etwas über zwei Euro bringt. Und natürlich ist das nach einer Stunde Warten ein trauriger Gedanke – wenn man das auf einen Stundenlohn umrechnet. Das aber – auch das habe ich schon geschrieben – sollte man als Taxifahrer besser vermeiden! Oder zumdindest so fair sein, und die zwei 25-Euro-Touren in der letzten Stunde auch mal würdigen. Taxifahren hat zwar zu einem gewissen Anteil mit dem richtigen Riecher und mit dem Wissen über Veranstaltungen zu tun. Zum anderen ist es ein weit größeres Glücksspiel als Roulette. Ich weiss wirklich NIE vorher, wohin ein Fahrgast will. Der Mann, der mit Koffern aus dem Bahnhof kommt, kann mit viel Glück zu seiner Verwandtschaft aufs Land raus fahren oder wegen eines verpassten Zuges auf Bahnkosten sogar in eine entfernte Stadt. Er kann aber auch ins Hotel nur 700 Meter weiter wollen, weil er nicht weiss, wo es ist und die Koffer so schwer sind.
Und nicht nur, dass wir als Taxler eine Beförderungspflicht haben: Alle diese Möglichkeiten sind aus Sicht eines Kunden völlig legitime Beförderungswünsche!
Das Glück greift aber auch hier wieder ein: Jede einzelne Fahrt am Tag ist de facto auf den Punkt des Losfahrens zurückzuführen. Mitunter entscheidet eine einzelne Ampel im Nirgendwo zu Beginn der Schicht darüber, wie der Rest des Tages läuft. Ergo: Ohne die Kurzstrecke am Anfang hätte man wahrscheinlich nie die lukrative Umlandfahrt am Ende gehabt, weil man eventuell zu dieser Zeit am anderen Ende der Stadt gewesen wäre. Das sollte man sich als Fahrer auch vor Augen halten. Klar bin ich auch froh, wenn ich zu Beginn gleich 20 Euro in der Tasche habe – denn die nimmt mir keiner mehr. Aber allzu kurzfristiges Denken ist hier nicht immer die logischste Herangehensweise.
In gewisser Weise möchte ich meinen unwilligen Kollegen aber auch einen Dank aussprechen. Denn nur das wiederholte Abweisen bringt Fahrgäste wohl dazu, den Taxifahrer, der sie dann fährt, mit einem entsprechenden Trinkgeld zu belohnen. Und entgegen dem Restumsatz gibt es das ja brutto=netto auf die Hand, das nimmt mir also erst recht keiner mehr!
Aber gut, ich bin jung und doof, und der harte Job wird mir schon noch irgendwann den Kopf waschen, nicht wahr 😉
Ist es nicht komisch, dass ich als Fahrer Verständnis für die Kunden habe? Wo kommen wir denn da hin?

Ungewollte Anwesenheit

Viele weisen einen bei diesem Job ja auch immer wieder darauf hin, dass es auch unangenehm sein kann, so nah an den Kunden dran zu sein. Ein solchen Beispiel hatte ich heute definitiv. Als Taxifahrer habe ich es geschafft, eine junge Frau ausgerechnet in den ersten, besonders unschönen Minuten einer Trennung fragen zu müssen, wo ich genau hinfahren soll. Also genau die Zeitspanne zwischen den letzten „Hurensohn“-Rufen bis mitten in den ersten Weinkrampf, der wahrscheinlich noch immer anhält.
Memo an mich: Taschentücher erst anbieten, nachdem man sie gefunden hat, sonst schlechtes Gewissen überpräsent!

Planänderung…

Uh, ist das kompliziert mit der Zeiteinteilung! Gerade hat mein Tagfahrer H. sich gemeldet und gesagt, er macht bis Samstag frei. Ich hab mir dann die Erlaubnis eingeholt, das Auto für die betreffende Zeit nicht an der üblichen Stelle abzustellen, sondern bei mir vor der Tür. Jetzt kann ich – wenn ich will – also ganztags das Auto nutzen. Und was mache ich? Heute frei. Das ist ein wenig verwirrend – für mich am meisten – aber irgendwie konsequent, da ich ausnahmsweise auch mal weihnachtlich eingebunden bin und zudem heute so beschissen geschlafen hab, dass ich die ganze Schicht eh nicht durchgezogen hätte. Dazu kamen dann noch Organisationsfragen bezüglich Silvester, wo sich ja ein paar Kollegen gleich um mein Auto beworben haben. Nun hat Kollege U. das Glück – der hatte aber auch gleich doppelten Vorsprung, weil er mich
a) als erster gefragt hat, und
b) mich nach einer Schicht heimgefahren hat 🙂
Ja, irgendwie hab ich schon wieder ein schlechtes Gewissen, weil ich so wenig arbeite (ich will ja auch gerne fahren), aber ich tröste mich damit, dass ich nächsten Monat, will heissen: nächstes Jahr, dann so richtig durchstarte. Mein Ziel sind 3000 € Umsatz im Monat, und da hat mich mein Chef schon fast wieder gebremst, weil das der „Profi“-Durchschnitt ist 🙂 Bin isch Profi oder was? Denke schon…

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

Abonniert doch den RSS-Feed von GNIT. Mehr von Sash gibt es außerdem bei Facebook und bei Twitter.

Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Musik im Wagen…

Ich möchte einmal mehr schreiben über etwas, das wahrscheinlich viel zu wenig bekannt ist. Der Kunde ist nicht nur dem Namen nach König, sondern kann tatsächlich über einiges entscheiden. So ist die Wahl der Musik – also in aller Regel des Radiosenders – Kundensache. Natürlich kann ich aus „Sicherheitsgründen“ verlangen, dass die Musik leiser gemacht wird, bzw. sie selbst leiser stellen. Aber prinzipiell wehren kann ich mich gegen schlechte Musik im Wagen nicht. Ich finde das nicht einmal schlimm, denn es gibt so gut wie nichts, was ich nicht wenigstens ein paar Minuten oder eine halbe Stunde (länger sind wirklich nur Überlandfahrten) aushalten kann.
Allerdings machen die wenigsten Leute Gebrauch davon. Das finde ich natürlich nicht schlimm, erlaubt es mir doch immerhin in der Regel zu hören, was ich mag. Aber eigentlich schreibe ich das, um Fahrgästen die „Angst“ zu nehmen, sich das Recht zu nehmen, unangenehme Soundkulissen zu beenden. Ich hatte neulich einen Kunden im Auto, der gerne den Sender „Fritz“ hören wollte. Ich hab das umgesetzt, und mir für 10 magere Minuten ein bisschen Elektro gegeben. Ich hab es schön laut gestellt, und der Dank waren 3 € Trinkgeld mit dem Vermerk „Für die gute Musik!“
Was ich damit sagen will, ist: Der Kunde zahlt einen – vielleicht nur subjektiv – hohen Preis für die Beförderung. Es ist keine Schande, dafür auch mal den Radiosender zu wechseln. Das Klima wird in der Regel gleich viel angenehmer und das zahlt sich letzten Endes wahrscheinlich sogar aus.
Ich finde es ehrlich schade, dass manche Kollegen das nicht einmal ansatzweise begriffen haben. Ein nettes Gegenbeispiel ist mein Kollege O., der gerade eine CD mit Weihnachtsliedern mit sich führt – falls jemand das hören will. Finde ich eine gute Sache. Ehrlich!