„Schnell, schnell, schnell, es dauert noch!“

„Hey, Taxi, Taxi, TAXI!“

Wow. So dringend war meine Dienstleistung offenbar schon lange nicht mehr nötig. Also hab ich neben dem Winker angehalten.

„Hi, hi, hi, toll, dass Du da bist. Sag mal, könnteste …“

Ich war gespannt. Schnell zum Flughafen fahren? Einem Freund den Haustür-Schlüssel bringen? Einen Wagen verfolgen? Vor einem Straßenräuber flüchten? Oder gar den Cops?
Ich war auf alles eingestellt. Hell yeah, Thug Life, Action und Party, let’s roll!

“ … warten, bis meine Mutter runterkommt? Die ist nicht mehr so gut zu Fuß.“

Äh ja, selbstverständlich auch das. 😉

Gut, da Muttern noch rund zwei Minuten zum Bewältigen der Treppen brauchte und die gefühlte Taxidichte an der Frankfurter Allee am frühen Abend ungefähr 30 Autos pro Minute beträgt, war seine überaus liebenswert gemeinte Eile ein klitzekleines Bisschen unverständlich. Aber wer will sich bei einer Tour bis nach Biesdorf wegen sowas beschweren …? 😀

Die super-schnell entschlossenen Kunden

„Hi, was würdste denn bis nach KW (Slang für ‚Königs Wusterhausen‚) nehmen?“

„Also wenn ich jetzt mal alle Preissteigerungen der letzten Jahre vergesse: Einen Fuffi. Festpreis.“

„Fünfzig. OK. Na gut, dann danke schon mal …“

„Aber ich sag’s gleich: Nach außerhalb isses Verhandlungssache. Ihr müsst dann halt auch erst einmal jemanden finden, der einen Fuffi macht.“

Jaja, viel zu dramatisch. Aber so ist es eben. Die fünfzig Euro sind alles andere als die obere Grenze. Eher die untere. Zumal sie ja noch gar nicht gesagt hatten, wo sie genau hinwollen. Auch wenn es gegenüber Berlin (mit 891 km²) eher klein ist: KW hat fast 100 km² Fläche.

Tatsächlich hab ich das natürlich gesagt, weil ich mir gewünscht hätte, sie würden mich dann gleich nehmen. Aber Pustekuchen! Sie schlenderten nochmal in den Bahnhof rein, überdachten wohl ihre Optionen. Schade aber auch, wäre wirklich eine tolle Tour gewesen!

Und während ich mich anschließend mit mehreren Kollegen unterhielt (die allesamt in Frage stellten, ob 50 € denn nun wirklich genug sei), kamen sie dann wieder an. Das mit dem Fuffi nach KW wäre schon ok, aber eine Frage hätten sie noch:

„Wie lange schätzt’n, dauert dit?“

Nachtigall, ick hör Dir trapsen:

„Wieso, müsst Ihr noch einen Zug kriegen?“

„Naja, also, ja! In 34 Minuten.“

Hätten wir das nicht 5 Minuten eher klären können? 🙁

„Jungs, mal ganz ehrlich: Ja, es könnte klappen. Hier und da ein bisschen schneller als erlaubt, ich bin da flexibel. Aber ganz ehrlich: Ich werde das nicht versprechen! Aber vor allem werde ich jetzt nicht ja sagen, weil am Ende das Geschrei groß ist, weil Ihr im Zweifelsfall mitten in der Nacht in KW festhängen würdet und das sicher weitaus beschissener wäre als hier am Ostbahnhof, wo notfalls sicher noch irgendeine Kneipe in der Nähe ist …“

Natürlich ist die Tour dementsprechend nicht zustande gekommen. Aber, immerhin ein kleiner Trost:

„Ey Mann, danke! Danke, dass Du das so ehrlich gesagt hast! Hättest ja sonst was versprechen können, aber: Find ich cool, echt jetzt!“

Mehr kann man wohl kaum kriegen von Leuten, deren Hoffnungen man zerstört.

Gut, kaufen können hab ich mir davon auch nix. Aber es waren jetzt eh Osterferien, da war die Erwartung ohnehin (zurecht!) im Keller. Ab jetzt geht’s dann bergauf – und das mit hoffentlich mehr als netten Worten!

Die unschönen Eilaufträge

„Bringense uns mal in die XY-Straße. Auf dem schnellsten Weg bitte, ist ein Notfall!“

Uff. Und sowas passiert einem natürlich dann, wenn einem die XY-Straße mal so gar nix sagt. 🙁

Aber gut, eine der beiden Damen wusste Bescheid. Ging also trotzdem ganz flott ohne Naviprogrammierung; und unterwegs haben wir uns zunächst auch ganz nett übers Autofahren unterhalten. Ich hab mich natürlich trotzdem versucht, zu beeilen. Irgendwann musste ich aber einfach fragen:

„Ich hoffe, es ist kein allzu schlimmer Notfall!?“

„Naja, mein Schwager ist so einer, der meine Schwester gerne mal verdrischt … und die hat um Hilfe gerufen.“

HOLY. FUCKING. SHIT!

Das sind dann auch echt so die Momente im Leben, wo man nicht so recht weiß, was man tun soll. Also mal abgesehen vom selbstverständlichen vorsichtigen Dehnen der Verkehrsregeln. Mein Adrenalinpegel hatte sich 5 Sekunden später schon wieder eingepegelt, als sie mir sagte, dass sie die Polizei schon informiert hätte und die sicher schon da wäre. Was sie dann auch war.

Aber ich hätte da ja nicht ernsthaft wegfahren können, wenn es nicht so gewesen wäre. Ich werd doch keine zwei Kundinnen bei einem Typen abliefern, über den ich erst einmal nur weiß, dass er jahrelanges Training im Verprügeln von Frauen hat. Den Einsatzeifer der beiden in Ehren, aber trotzdem. Andererseits hab ich auch reichlich wenig Erfahrung im Verprügeln von prügelnden Typen.

Ich hoffe ehrlich, auf Dauer von derartigen Sondereinsätzen verschont zu bleiben. Eigentlich reichen mir die Kuriositäten des Alltags. Falls es trotzdem passieren sollte, werdet Ihr diejenigen sein, die erfahren, wie’s ausging …

Voll besetzt

Ganz eilig kam der Winker an der wilden Renate angerannt, um mich ja noch auf ihn aufmerksam zu machen. Dabei hatte ich ihn schon zuvor gesehen und nur auf sein Winken gewartet. Ich war etwas verwundert, weil er neben einem Taxi stand, aber gut, wird das halt im Zweifelsfall eine Kurzstrecke. Besser als nichts. Ich war eh nur dort, um ggf. Winker einzusammeln und mit etwas Glück am Sisyphos vorbeizukommen, um zu sehen, ob sie offen haben.

„To the Sisyphos, please!“,

meinte mein Fahrgast und in diesem Moment fuhr auch das andere Taxi besetzt weg. All die Leute, die sonst noch so da rumstanden, wandten sich mir zu und alles sah ein wenig nach einer Großraumtour aus. Nur dass das Zählen bei all dem Gewusel etwas schwer fiel. Aber als dann vier im Auto waren und zwei gefragt haben, ob sie auch noch mitkommen könnten, hab ich zugesagt und die anderen wieder aussteigen lassen. Eigentlich etwas umständlich – aber bis die sich von alleine organisiert hätten …

Ich hab gleich gesagt, dass ich mir nicht sicher wäre, ob der Laden offen hat, aber es ging erst einmal los. Unterwegs Gewissheit: Die anderen (im Auto des Kollegen von eben) waren schon da und es war zu. Egal, ich solle bis dort hinterherfahren, sie beraten dann. In Anbetracht dessen, dass es danach eventuell noch ins Kosmonaut gehen sollte, war das ein lohnender Umweg.

Die Beratungen ergaben dann, dass wir zum Ostkreuz müssten. Dort würde eine Freundin zusteigen. Mit Fahrrad. Ich hab etwa so geguckt:

0.o

Ja, nee, beim Kollegen. Vielleicht auch ohne Fahrrad.

Auf dem Weg zum Ostkreuz hab ich ihnen dann erklärt, dass sie besser mit ihrer Freundin ausmachen, dass sie auf der richtigen Seite – Ausgang Sonntagstraße – warten solle, da der Weg zum Kosmonaut sonst wirklich ein wenig arg verzwiebelt wäre. Alles klar, aber während ich gerade dafür sorgte, den inzwischen mir hinterherfahrenden Kollegen in unserem kleinen Konvoi nicht abzuhängen, war das Geschrei groß und ich solle doch hier, also gleich, oder wenn’s geht zumindest bald mal anhalten, da wäre gerade die Freundin gewesen!

Das alles war auf den nachtleeren Straßen völlig stressfrei. Aber reichlich verplant hat’s schon gewirkt.

Während der Kollege ebenfalls mit Warnblinker hinter mir anhielt, die halbe Besatzung beider Autos raussprang, um die Fahrradfahrerin zu begrüßen, hab ich mir das mit einem Lächeln, aber etwas skeptisch angesehen. Der Kollege hat mich auch gleich zu sich gewunken und gefragt:

„Äh, hast DU noch Platz bei Dir?“

„Nee, absolut null!“

Und als wir das so halbwegs verklickern konnten, kamen Pläne mit Hin- und Zurückfahren, einem weiteren Taxi und sonstwas auf. Ich war dann mal nicht besonders geschäftstüchtig und hab die Leute drauf hingewiesen, dass das Kosmonaut nur noch ungefähr 500 Meter entfernt sei und das mit dem Fahrrad echt kein Ding sein sollte.

Nach der Wegbeschreibung sind zwar am Ende drei Leute ausgestiegen, um die Dame zu begleiten – und das Tempo der Ankunft weiter zu verzögern – aber was machte das noch aus? Am Ende waren das 22 € für eine Route, die auf dem kürzesten Weg (und ohne Großraumzuschlag und Wartezeit natürlich) ungefähr für eine Kurzstrecke machbar gewesen wäre. Mir soll’s recht sein. Mein Kilometerschnitt war prima heute Nacht. 🙂

Reiseunlustiger Papagei

Und da stand er dann vor mir. Rote Hose, gelbes Hemd, blaue Jacke. Ein Papagei vielleicht.

„Sahsemal, brimsemimal Friessein!?“

„Ich bringe Sie gerne nach Friedrichshain, aber etwas genauer sollte es schon sein, immerhin sind wir bereits im entsprechenden Stadtteil.“

„Boah, figgdich, du Schreber!“

Und das war’s dann mit der Geschäftsbeziehung. Es hat ja niemand gesagt, dass es einfach ist …

-.-

Qualitätsmerkmal Bodenwelle

„Hier müssen Sie dann gleich links!“

„Ich weiß. Und sofort danach nochmal.“

„Ja, das stimmt. Ach, Sie kennen sich ja aus. Das hab ich schon vorher gemerkt, als sie da so abgebremst haben, als da diese Bodenwelle war. Da dachte ich gleich: Der junge Mann weiß Bescheid!“

Sash, 34. Weiß immerhin, dass er vor Bodenwellen besser bremst. 😉

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Orr, Leben – echt jetzt!

Da bin ich gestern pünktlich um 19 Uhr gestartet, hab das Auto brav gewaschen und getankt … ähm ok, schon beim Tanken lief es eigentlich schief, denn die Säule hatte nicht genug Druck. Aber egal! Da war ich also nach einer unerwartet guten Donnerstagsschicht und einer wegen Schlafmangel leider extrem kurzen Freitagsschicht für den Samstag gut gerüstet mit frisch geputztem Auto auf der Pist … WTF?

Und ja, da leuchtete es dann, das Batteriesymbol, das mir schon einmal an Silvester den Ausfall der Lichtmaschine eingeläutet hatte und laut Handbuch unter anderem zu einem Ausbleiben der Motorkühlung führen kann.

Ich bin echt nicht mehr so sensibel wie vor 6 Jahren. Ich  ignoriere dieses und jenes Geräusch, weiß, dass die Abgasleuchte ab 200.000 km immer brennt und ich lebe seit drei Monaten mit einem Kleber über der Öllampe, auf dem steht, dass sie defekt ist und man den Meßstab verwenden solle. Aber eine Warnleuchte, die das letzte Mal eine gesamte Silvesterschicht verkackt hat? Nee, ich will am Ende echt nicht in Fredersdorf im Grünen stehen und mir überlegen, wie ich nun am frühen Ostersonntag heimkomme. Am Besten noch mit Kunden.

In der Firma war – Ostern, olé olé! – auch niemand zu erreichen. Tolle Wurst. Also hab ich jetzt ein halbes Wochenende ungeplant frei. Ist für mich leider nicht so schön wie für die Angestellten mit Festgehalt, aber ich hab ja noch GTA IV.

(Ja, das war ein Amazon-Link, ich bin halt verzweifelt. 😉 )