Die super-schnell entschlossenen Kunden

„Hi, was würdste denn bis nach KW (Slang für ‚Königs Wusterhausen‚) nehmen?“

„Also wenn ich jetzt mal alle Preissteigerungen der letzten Jahre vergesse: Einen Fuffi. Festpreis.“

„Fünfzig. OK. Na gut, dann danke schon mal …“

„Aber ich sag’s gleich: Nach außerhalb isses Verhandlungssache. Ihr müsst dann halt auch erst einmal jemanden finden, der einen Fuffi macht.“

Jaja, viel zu dramatisch. Aber so ist es eben. Die fünfzig Euro sind alles andere als die obere Grenze. Eher die untere. Zumal sie ja noch gar nicht gesagt hatten, wo sie genau hinwollen. Auch wenn es gegenüber Berlin (mit 891 km²) eher klein ist: KW hat fast 100 km² Fläche.

Tatsächlich hab ich das natürlich gesagt, weil ich mir gewünscht hätte, sie würden mich dann gleich nehmen. Aber Pustekuchen! Sie schlenderten nochmal in den Bahnhof rein, überdachten wohl ihre Optionen. Schade aber auch, wäre wirklich eine tolle Tour gewesen!

Und während ich mich anschließend mit mehreren Kollegen unterhielt (die allesamt in Frage stellten, ob 50 € denn nun wirklich genug sei), kamen sie dann wieder an. Das mit dem Fuffi nach KW wäre schon ok, aber eine Frage hätten sie noch:

„Wie lange schätzt’n, dauert dit?“

Nachtigall, ick hör Dir trapsen:

„Wieso, müsst Ihr noch einen Zug kriegen?“

„Naja, also, ja! In 34 Minuten.“

Hätten wir das nicht 5 Minuten eher klären können? 🙁

„Jungs, mal ganz ehrlich: Ja, es könnte klappen. Hier und da ein bisschen schneller als erlaubt, ich bin da flexibel. Aber ganz ehrlich: Ich werde das nicht versprechen! Aber vor allem werde ich jetzt nicht ja sagen, weil am Ende das Geschrei groß ist, weil Ihr im Zweifelsfall mitten in der Nacht in KW festhängen würdet und das sicher weitaus beschissener wäre als hier am Ostbahnhof, wo notfalls sicher noch irgendeine Kneipe in der Nähe ist …“

Natürlich ist die Tour dementsprechend nicht zustande gekommen. Aber, immerhin ein kleiner Trost:

„Ey Mann, danke! Danke, dass Du das so ehrlich gesagt hast! Hättest ja sonst was versprechen können, aber: Find ich cool, echt jetzt!“

Mehr kann man wohl kaum kriegen von Leuten, deren Hoffnungen man zerstört.

Gut, kaufen können hab ich mir davon auch nix. Aber es waren jetzt eh Osterferien, da war die Erwartung ohnehin (zurecht!) im Keller. Ab jetzt geht’s dann bergauf – und das mit hoffentlich mehr als netten Worten!

21 Kommentare bis “Die super-schnell entschlossenen Kunden”

  1. Cliff McLane sagt:

    Was würd’s denn im Notfall von Berlin-Ostbahnhof nach Jüterbog kosten? Oder, nee, eher die andere Richtung, aber in Jüterbog bekommste nachts ja kein Taxi. Ich weiß das, ich saß da mal fest. Gut, war August, schläfste in der Prärie. Dezember wäre unangenehmer gewesen.

  2. Halber Wurstkessel sagt:

    Sau die arabische

  3. Sash sagt:

    @Cliff McLane:
    Naja, ich würde 120€ ansagen … aber vermutlich durchaus auch bei 110 € einschlagen. 😉

    @Halber Wurstkessel:
    Und das hat jetzt wie genau mit irgendwas zu tun?

  4. Mickey sagt:

    CliffMcLane: Sage mal nichts gegen Jüterbog, meine alte Heimat.

    Sash, mich wundert es, dass du nicht gefragt hast, wohin der Zug fährt. Vielleicht wäre eine 300er Tour draus geworden? Na gut unwahrscheinlich. Aber zumindest hättest du es auf die Tour versuchen können:

    „Jungs, ich habe eine Idee. Bevor ihr nachts irgendwo stecken bleibt, fahre ich euch doch gleich direkt nach Hause.“

  5. Sash sagt:

    @Mickey:
    Ich hab daran gedacht, ganz automatisch. Aber das Verhalten der Kunden stand dem letztlich im Weg. Sie haben bei dem Fuffi schon überlegt, sind zwischendrin wieder weggegangen … in diesem Fall hat sich’s nicht angeboten.

  6. Mickey sagt:

    Unentschlossenheit schreckt dich ab?

    Autohändler sind gewiefter, frecher. Da sucht man sich ein Auto aus, überlegt stundenlang, ob das der richtige ist und was macht er? Bietet dir mindestens 5 Alternativen an. Peng, das zieht, denn du ziehst die Alternativen in Erwägung, entscheidest dich aber spontan für dein Auto, weil es dich irgendwie magisch anzieht. Ziel erreicht. Woran du nicht mehr denkst: Das es auch andere Autohändler gibt.

    Wenn man diese Verkaufsmasche kennt und darauf achtet, kann man durchaus darüber schmunzeln.

    Tja und als Taxifahrer einem Kunden auch nur 3 Alternativen anzubieten, sichert dir eine Fahrt. Egal, wen du vor dir hast. Du musst eben lernen, dass du deine Dienstleistung verkaufst.

  7. Sash sagt:

    @Mickey:
    Hach, ich bin nicht perfekt als Geschäftsmann! Na danke, großer Gott, dass die Welt Dich gesandt hat, um mir das endlich mal zu erklären! Ich bin ja so begierig drauf, vom perfekten Taxifahrer zu lernen, der sogar so perfekt ist, dass er den Job hinschmeißt. Danke, danke, danke! Und falls Ironie zufällig nicht zu deinen „Stärken“ gehören sollte: Zisch ab, Du Vollspaten!

  8. mirs sagt:

    @Sash

    Dein letzter Kommentar ist aber hart

  9. Hans Olo sagt:

    Ich kann mir gerade gar nicht vorstellen, dass in KW Züge fahren, die man per Bahn von Berlin aus nicht erreichen kann.

  10. Mickey sagt:

    Mirs: Hart aber fair, wenn man bedenkt, dass nicht jeder meine Botschaft versteht.

    Ich habe vergessen, mit wem ich es zu tun habe. Sash neigt eher zu Wutausbrüche als dazu zwischen den Zeilen zu lesen. Ironie ist gut, wenn man sie selbst versteht. Der Satz: „Du musst eben lernen deine Dienstleistung zu verkaufen.“ war sowohl ein guter Ratschlag als auch Ironie.

    Höre ich eine Entschuldigung? Nein, wie kann ich das auch nur erwarten?

    Den Job zu schmeißen ist immer so ein Ausdruck von versagen. Das trifft es nicht. Versagen ist für mich arbeitslos zu sein und nicht mehr rein zu kommen. Versagen ist im Suff zu leben und nur noch vor sich hinzuvegetieren.

    Davon bin ich ganz weit entfernt. Ich wechsele, weil mir der Job besser zusagt, deutlich mehr Geld bringt und ich völlig ohne Risiko lebe, dass mir jemand die Kehle aufschlitzt. Der neue Job ist körperlich anstrengender. Aber wenn man kräftig gebaut ist und keine Beschwerden hat, ist das ein sehr guter Job.

  11. Cliff McLane sagt:

    @Mickey,
    > Den Job zu schmeißen ist immer so ein Ausdruck von versagen.

    Du hast nicht zufällig BWL studiert? Hört sich an wie eine Aussage von McKinsey.

    Jedenfalls, etwas nicht zu machen weil es nicht funktionieren kann, das ist kein Ausdruck von Versagen, sondern eher das Ergebnis einer logischen Schlussfolgerung, dass etwas nicht geht. Ja, Mathematik gehört auch dazu.

    It’s science, bitches. It works.

    @Sash, damals in Jüterbog, ich hätte direkt bei 130 eingeschlagen. Da kannte ich aber deine Telefonnummer noch nicht.

  12. Sash sagt:

    @mirs:
    Ja. Ich hab’s im Kommentar in Mickey weiter unten nochmal erläutert.

    @Hans Olo:
    Ich werde jetzt nicht den Fahrplan durchwälzen, aber sowas gibt es wirklich. Sind sicher nicht viele, aber zum Tagesende gibt es sowas wohl.

    @Mickey:
    Du hast schon Recht, als Ironie funktioniert dein Kommentar durchaus auch. Wenn das so gemeint ist, dann von meiner Seite aus eine ehrliche Entschuldigung. Aber mal ehrlich: Zu „Wutausbrüchen“ neige ich eigentlich nur, weil es bei einer Gruppe von nervigen Leuten ganz gut funktioniert: Bei „Kollegen“, die hier reinplatzen und nach ein paar Einträgen einfach mal anfangen, mir doofem Typen mal zu erklären, was ich nicht alles falsch mache – und das, obwohl ich immer wieder mal drauf hinweise, dass das tolle an dem Job ist, dass man vieles auf seine eigene Art machen kann, ich nicht für „die Taxifahrer“ spreche.
    Klar, das passiert öfter, wenn man auch mal ehrlich über Fehler bloggt und es ist auch ziemlich toll, hier und da mal einen ehrlichen Tipp zu bekommen. Aber lies unter dem Gesichtspunkt, dass es für mich und das Kommentarfeld sehr hilfreich ist, die Leute auszusortieren, die mir wegen dreier Blogeinträge die Welt erklären wollen, nochmal deine letzten 3 Kommentare – die erwecken deutlich den obigen Eindruck.
    Aber ich möchte in Anbetracht deines letzten Kommentars tatsächlich eine Entschuldigung aussprechen, ich hatte nicht erwartet, nach dem Aufstehen so etwas sachliches vorzufinden. Danke dafür!
    Und im Übrigen: Dass Du einen anderen Job angenommen hast, finde ich in der Tat auch gar nicht schlimm und ich gratuliere Dir ganz ehrlich dazu, wenn er Dir besser gefällt. Aber wie hätte ich den zynischen Haken in Anbetracht der Problematik auslassen können? 😉
    Also *handreich*.

    @Cliff McLane:
    Eine derart lange Umlandabholung würde ich aber auch vermutlich heute nur bei Leuten machen, die ich zumindest schon eine Weile als Leser kenne. Wir hätten uns u.U. also auch so nicht getroffen. In deinem Fall hätte ich heute natürlich keine Bedenken mehr. 🙂

  13. Mickey sagt:

    Du liest alle Beiträge oberflächlich. Den Satz: „Nach dem Aufstehen hätte ich nicht mit einem sachlichen Post gerechnet.“ hast du mir gegenüber schon mal gebracht. Ich kann deine Entschuldigung nicht annehmen, weil du nicht glaubhaft bist.

    Ich bin vielleicht verrückt, aber nicht blöde.

    Deine Berliner Schnauze hat dir den Schlamassel mit diesen Fahrgästen eingebrockt. Aber da bist du nicht der Einzige.

    Mit dem Satz: „Jungs, ihr müsst erstmal jemanden finden, der euch das für 50 Euro anbietet.“ warst du dem Fahrgast gegenüber herabwertend, was dieser unweigerlich als unhöflich wahrnimmt.

    Das ist Kritik.

  14. Sash sagt:

    @Mickey:
    Ich bin sogar so oberflächlich, dass ich nicht alle alten Kommentare durchgehe und gucke, wem gegenüber ich welchen Satz schonmal gebracht habe, ich schreibe die einfach immer spontan. Wenn das nicht glaubwürdig ist, werde ich’s wohl nicht mehr werden …
    Bezüglich des Umgangstones: Das „unweigerlich“ kann ich so nicht hinnehmen, denn das Absurde an der Anpassung an die Kundschaft ist ja eben, dass es oft genau nicht zu der Verletzung führt, die man oberflächlich erwarten würde, wenn man gemeinhin eine höflichere Ausdrucksform verwendet. Ich geb zu, ich hab mich neulich dabei erwischt, Kundschaft zu duzen, bei der ich’s eigentlich nicht vorhatte. Aber das waren nicht die obigen. Und nur mal so: Wie glaubst Du, kam der letzte zitierte Satz oben zustande? Wenn Leute so reagieren, weil ich unhöflich bin, dann sollte ich’s wohl öfter sein. 😉

  15. Harald sagt:

    Man muss sich von Fahrgästen auch nicht alles bieten lassen. Ich habe mal eine Dame an die frische Luft gesetzt, weil sie meinte, dass ich Fußpilz habe. Das war aber schon in den 80ern.

  16. Sash sagt:

    @Harald:
    Das steht ja außer Frage. Wobei ich ehrlich sein muss: So richtig unverschämte Kundschaft hab ich auch selten. Also ja, das ganze Verhandlungsgedöns driftet manchmal in so eine Richtung ab, aber da ist „Platte mit Sprung“ inzwischen bewährt, sonst sind die meisten schon ok.

  17. Halber Wurstkessel sagt:

    Wahrscheinlich haben deine Käsefüße die ganze Fahrgastzelle verpesstet, Harald.

  18. Sash sagt:

    @Halber Wurstkessel:
    Für einen neuen Kommentator hast Du ’ne ziemlich große Klappe anderen gegenüber. Schalt mal einen Gang zurück, so wie hier soll das nicht unter allen Artikeln werden!

  19. Harald sagt:

    Nein Wurstkessel, war weil ich mich dauernd am Huf gekratzt habe!

  20. Halber Wurstkessel sagt:

    Obacht !

  21. Dr.Ogen sagt:

    Geil schon zwanzig Kommentare, da darf ich nicht fehlen…

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