Freie Taxiwahl in Kaputt

Ich hab schon oft gesagt, dass ich es gut finde, dass die Kunden sich das Taxi am Stand aussuchen dürfen. Ebenfalls oft gesagt habe ich aber auch, wie sehr ich mich manchmal wundere, wie diese Wahl dann getroffen wird.

Im aktuellen Fall stand ich auf einer Nachrücke an letzter Stelle. Wie so oft kam dann eine Kundin und fragte, ob sie bis zum ersten Taxi vorlaufen muss. Da sie schon so gequält geguckt hat, habe ich mir den „Nett wäre es natürlich“-Teil gespart und ihr einfach nur gesagt, sie könne sich ein Taxi aussuchen.

Mich wollte sie offenbar nicht, aber ich war dann etwas irritiert, weil sie umgehend nach unserem Dialog am Auto direkt vor mir stoppte. Der Kollege las gerade Zeitung und fuhr die älteste Möhre am Stand. Ist alles kein Thema, aber nach einer wirklich geplanten Wahl sah das alles nicht aus. Aber vielleicht war der Wunsch auch, „so einen richtigen Taxifahrer wie früher“ zu bekommen, wer weiß es schon.

Der Kollege sprang auch sofort auf und hat freundlich das Gepäck verladen, das soll jetzt echt nicht böse klingen. Ich kannte ihn zwar nicht bewusst, aber ich hab ihm die Fahrt schon gegönnt, alles ok.

Warum ich das hier schreibe? Weil ich ab diesem Punkt noch nie eine Taxifahrt so habe starten sehen.

Zunächst rührte sich nix. Das ist normal. Kunden müssen oft erst was erklären, als Taxifahrer muss man vielleicht das Navi programmieren oder nochmal nachfragen, der problemlose Blitzstart 3 Sekunden nach Einstieg ist zweifellos das Ideal, aber im Alltag passiert oft was anderes.

Nach einer halben Minute startete der Kollege den Motor und selbst ich als Fahrer von gerne mal sehr alten Opel hab noch nie ein Auto mit so einer Geräuschkulisse erlebt. Es klang wie eine Kakophonie aus unrund laufendem Motor, fehlendem Auspuff, quietschender Lenkung und einem durchgeknallten Rudel defekter Keilriemen. WTF?

Der Kollege hat den Motor umgehend wieder ausgestellt.

Da hat er mir dann echt leidgetan, denn was ist bitte schlimmer, als sich in Erwartung einer Tour irgendwo anzustellen und bei Fahrtantritt feststellen, dass das Auto kaputt ist?

Ich erwartete nun eigentlich fast schon, dass beide wieder aussteigen. Stattdessen passierte nix. Nach einer weiteren halben Minute, bei der ich mir nicht vorstellen wollte, was die beiden im Auto besprochen haben, wiederholte das Auto das Drama von eben und der Kollege rollte drei Meter aus der Lücke auf die Straße, um dort erneut stehenzubleiben. Oder stoppte gar das Auto selbst?

Nun, in zweiter Reihe, wiederholte sich eine mir selbst endlos erscheinende Pause, ich würde schätzen, dass sie wirklich noch weit über eine Minute dort standen. Ich habe mir mehrfach überlegt, mal an die Scheibe zu klopfen und zu fragen, was los sei. Dann aber gewannen sie doch noch Land und ich muss der Vollständigkeit halber noch anmerken, dass das Auto nach wenigen Metern zumindest die Hälfte der ungewöhnlichen Geräusche ablegte.

Über die Zufriedenheit der Kundin mit ihrer Wahl kann ich leider nur spekulieren.

Sash und das Waschanlagen-Einmaleins

Da hatte ich das Auto kurz nach Schichtbeginn artgerecht in der Waschanlage geparkt, alle Spiegel eingeklappt, den Heckscheibenwischer eingehüllt, wollte die Anlage starten und stolperte beinahe über … ein Kind. Während ich mich leicht verstört umsah, ob sich irgendwo ein zu dem Kind gehöriges Elternteil befindet, erklärte es mir mit dem Finger auf die Waschanlage gerichtet:

„Ich mag das. Das riecht dann immer so gut!“

Gute Dialogeröffnung, Respekt! Und da Kinder wirklich die Geilsten sind, wenn es um kreative Gesprächsführung ging, antwortete mir dieses auf die Aussage, dass es ja dann auch frisch gewaschen sei, wie folgt:

„Guck mal, ich kann ein Rad schlagen. Viel besser als meine Schwester, dabei ist die 15! 15! Und ich bin neun und die kann das nur so und ich viel besser! Waren meine Beine gerade?“

Mit Erleichterung vernahm ich anschließend, dass das kleine Mädchen zur Frau an der Kasse gehört und „Ich und meine Mami bald Feierabend haben“. 😀

Das aber hat mich nicht von der Pflicht befreit, mit Ihr Hausaufgaben zu machen. Genau genommen sollte ich ihr Mal-Aufgaben stellen. Aber nicht mit den langweiligen Fünfern und Zehnern, die konnte sie schon!

„Und zwar bis das Auto fertig ist!“

Und nur mal so zur Einordung der Situation: Ich wasche das Auto an der langsamsten Waschanlage Berlins. Also haben wir das kleine Einmaleins durchgespielt. Schlecht war sie nicht und wenn sie daneben lag, hat sie auch kaltschnäuzig verkündet, dass das jetzt ja nur geraten war. Z.B., dass 6 x 8 am Ende 27 ergibt. 😀

Das mit der gemütlichen Zigarette konnte ich jedenfalls vergessen, denn die Kleine stand jedes Mal schmollend vor mir, wenn ich mir mal zehn Sekunden keine neue Aufgabe einfallen hab lassen. Und vor kleinen Kindern rauchen? Ich muss nicht alle Fehler meiner Eltern wiederholen.

Am Ende war das Auto fertig und ich hab mich artig für meine Unhöflichkeit entschuldigt und gesagt, dass ich jetzt leider – wie ihre Mami auch – arbeiten müsse. Und ja, auch wenn ihr deswegen langweilig sei, manchmal muss man das als Erwachsener halt.

Ist natürlich Bullshit gewesen. Ich hätte die halbe Stunde bis zum Feierabend ihrer Mutter gut entbehren können und sie hinten anhängen. Aber ich musste den Ruf von uns Erwachsenen mit dieser Schummelei retten, denn die Wahrheit war folgende: Mir sind einfach keine weiteren Rechenaufgaben eingefallen. Wir hatten das kleine Einmaleins durch. Komplett. Und davon mal abgesehen: Wozu bin ich denn erwachsen, wenn nicht, um mich vor dem Matheunterricht drücken zu können? 😉

Kurznotiz in eigener Sache

Hier bei GNIT ist gerade ein paar Tage Pause. Ich hätte das gerne vorher angekündigt, aber ich konnte leider nicht so wirklich vorhersehen, dass ein vermeintlich kleines Wehwehchen mich nach etwas Vorlaufzeit mal eben voll von den Hufen reisst und mir diese Woche im Taxi unmöglich macht.

Jetzt, wo ich das schreibe, ist erst einmal alles ok soweit und ich bin guter Dinge, nächste Woche geradezu froh und begeistert wieder im Auto zu sitzen. Vor 48 Stunden hat ungelogen das Tippen am PC noch weh getan.

Also: Ich bin derzeit krank, eine sofortige Bestellung von Grabbeilagen wäre aber etwas voreilig. Aber da mir gerade nix taxispezifisches passiert, lasse ich den Blog für die Zeit mal ruhen. Sorry für die ausgefallene Morgenlektüre, ich hab Euch nicht vergessen! Aber glaubt mir: Tauschen wollen hättet Ihr mit mir auch nicht!

Bis nächste Woche, gehabt Euch wohl und lest und kommentiert fleißig anderswo oder hier im Archiv! 🙂

Sash

Die super-schnell entschlossenen Kunden

„Hi, was würdste denn bis nach KW (Slang für ‚Königs Wusterhausen‚) nehmen?“

„Also wenn ich jetzt mal alle Preissteigerungen der letzten Jahre vergesse: Einen Fuffi. Festpreis.“

„Fünfzig. OK. Na gut, dann danke schon mal …“

„Aber ich sag’s gleich: Nach außerhalb isses Verhandlungssache. Ihr müsst dann halt auch erst einmal jemanden finden, der einen Fuffi macht.“

Jaja, viel zu dramatisch. Aber so ist es eben. Die fünfzig Euro sind alles andere als die obere Grenze. Eher die untere. Zumal sie ja noch gar nicht gesagt hatten, wo sie genau hinwollen. Auch wenn es gegenüber Berlin (mit 891 km²) eher klein ist: KW hat fast 100 km² Fläche.

Tatsächlich hab ich das natürlich gesagt, weil ich mir gewünscht hätte, sie würden mich dann gleich nehmen. Aber Pustekuchen! Sie schlenderten nochmal in den Bahnhof rein, überdachten wohl ihre Optionen. Schade aber auch, wäre wirklich eine tolle Tour gewesen!

Und während ich mich anschließend mit mehreren Kollegen unterhielt (die allesamt in Frage stellten, ob 50 € denn nun wirklich genug sei), kamen sie dann wieder an. Das mit dem Fuffi nach KW wäre schon ok, aber eine Frage hätten sie noch:

„Wie lange schätzt’n, dauert dit?“

Nachtigall, ick hör Dir trapsen:

„Wieso, müsst Ihr noch einen Zug kriegen?“

„Naja, also, ja! In 34 Minuten.“

Hätten wir das nicht 5 Minuten eher klären können? 🙁

„Jungs, mal ganz ehrlich: Ja, es könnte klappen. Hier und da ein bisschen schneller als erlaubt, ich bin da flexibel. Aber ganz ehrlich: Ich werde das nicht versprechen! Aber vor allem werde ich jetzt nicht ja sagen, weil am Ende das Geschrei groß ist, weil Ihr im Zweifelsfall mitten in der Nacht in KW festhängen würdet und das sicher weitaus beschissener wäre als hier am Ostbahnhof, wo notfalls sicher noch irgendeine Kneipe in der Nähe ist …“

Natürlich ist die Tour dementsprechend nicht zustande gekommen. Aber, immerhin ein kleiner Trost:

„Ey Mann, danke! Danke, dass Du das so ehrlich gesagt hast! Hättest ja sonst was versprechen können, aber: Find ich cool, echt jetzt!“

Mehr kann man wohl kaum kriegen von Leuten, deren Hoffnungen man zerstört.

Gut, kaufen können hab ich mir davon auch nix. Aber es waren jetzt eh Osterferien, da war die Erwartung ohnehin (zurecht!) im Keller. Ab jetzt geht’s dann bergauf – und das mit hoffentlich mehr als netten Worten!

Die unschönen Eilaufträge

„Bringense uns mal in die XY-Straße. Auf dem schnellsten Weg bitte, ist ein Notfall!“

Uff. Und sowas passiert einem natürlich dann, wenn einem die XY-Straße mal so gar nix sagt. 🙁

Aber gut, eine der beiden Damen wusste Bescheid. Ging also trotzdem ganz flott ohne Naviprogrammierung; und unterwegs haben wir uns zunächst auch ganz nett übers Autofahren unterhalten. Ich hab mich natürlich trotzdem versucht, zu beeilen. Irgendwann musste ich aber einfach fragen:

„Ich hoffe, es ist kein allzu schlimmer Notfall!?“

„Naja, mein Schwager ist so einer, der meine Schwester gerne mal verdrischt … und die hat um Hilfe gerufen.“

HOLY. FUCKING. SHIT!

Das sind dann auch echt so die Momente im Leben, wo man nicht so recht weiß, was man tun soll. Also mal abgesehen vom selbstverständlichen vorsichtigen Dehnen der Verkehrsregeln. Mein Adrenalinpegel hatte sich 5 Sekunden später schon wieder eingepegelt, als sie mir sagte, dass sie die Polizei schon informiert hätte und die sicher schon da wäre. Was sie dann auch war.

Aber ich hätte da ja nicht ernsthaft wegfahren können, wenn es nicht so gewesen wäre. Ich werd doch keine zwei Kundinnen bei einem Typen abliefern, über den ich erst einmal nur weiß, dass er jahrelanges Training im Verprügeln von Frauen hat. Den Einsatzeifer der beiden in Ehren, aber trotzdem. Andererseits hab ich auch reichlich wenig Erfahrung im Verprügeln von prügelnden Typen.

Ich hoffe ehrlich, auf Dauer von derartigen Sondereinsätzen verschont zu bleiben. Eigentlich reichen mir die Kuriositäten des Alltags. Falls es trotzdem passieren sollte, werdet Ihr diejenigen sein, die erfahren, wie’s ausging …

Taxiträume

Träume sind ja was wunderbares. Viele Leute finden Träume beängstigend, ich hingegen finde sogar Albträume grandios. Natürlich, während sie anhalten, sind sie furchtbar, aber nach dem Aufwachen stellt sich bei mir immer sehr schnell ein sehr wohliges Gefühl ein. Diese Erkenntnis, dass das Gehirn im Schlaf dazu in der Lage ist, einem den groteskesten Scheiß irgendwie als realistisch zu verkaufen, ist für mich einfach nur ein Grund für immerwährendes Staunen und Respekt vor der Natur. Ehrlich. Und man kann sich in Anbetracht dieses Phänomens auch ganz gut erden in Sachen Wahrnehmung und Sinnestäuschung. Wenn ich des Nachts hundertprozentig überzeugt bin, ich könne fliegen – dann könnte es doch vielleicht auch sein, dass ich da etwas als UFO uminterpretiert habe, das eigentlich auch ganz anders erklärbar wäre …

Aber gut, das ist ja ein Taxiblog hier.

Träume speisen sich letztlich auch aus dem Pool an Erfahrungen, die wir im Leben so machen – und da gehört der Beruf zweifelsohne dazu. So kommt es natürlich gelegentlich auch vor, dass ich vom Taxifahren träume. Ich kann mich da zugegebenermaßen an fast nix erinnern, aber letzte Woche ist mir das wieder mal passiert und das will ich niemandem vorenthalten. Erstaunlicherweise ging es nicht um Kunden.

Nein, es ging um das Auto selber. Das hatte ich – wie derzeit auch oft in Wirklichkeit – für mehrere Tage bei mir zuhause. Nicht, dass das im Traum wie mein Zuhause aussah, aber solche Dinge kommen vor. Jedenfalls hatte ich aus irgendeinem Grund – es ging wohl um den Transport von irgendwas großem – das Auto auseinandergebaut. Also so richtig. Obwohl es nur wenig Sinn ergibt, waren sämtliche äußeren Karosserieteile entfernt, mein kleiner Opel sah aus wie für ein Stock-Car-Rennen hergerichtet. Nun hatte ich aber auch im Traum Chefs und mir wurde bald klar, dass ich die Kiste, bevor ich sie bei ihnen abstelle, auch wieder halbwegs in den Normalzustand versetzen sollte. Das Problem fortan war: Ich fand viele Teile gar nicht mehr und einige waren zudem (warum auch immer!) kaputt. Eigentlich bestand der ganze Traum aus der Horror-Tortur, auf irgendwelchen Schrottplätzen verbogene Zafira-Teile zu suchen und sie behelfsmäßig am Rahmen des Autos anzubringen, was nur so mittel funktioniert hat und so eine Art Gaffa-Tape-Orgie wurde. Ich würde gerne einen Screenshot aus meinem Kopf anfügen, denn am Ende sah die Kiste ungefähr so aus wie ein Requisit, das in sämtlichen Schwarzenegger-Filmen vom Hauptdarsteller benutzt wurde.

Wie so oft gab es auch bei diesem Traum kein sinnvolles Ende, keine Pointe oder sowas. Ich hab noch nicht einmal eine Ahnung, an welches reale Ereignis das anknüpft. Daran, dass ich das Auto vorletzte Woche ungewaschen abgestellt habe? Wer weiß …

Auch wenn es jetzt wie ein billiger „Call to Action“ aussieht: Es würde mich wirklich verdammt interessieren, was Kollegen schon so alles bezüglich unseres Jobs geträumt haben!

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

„Und gerade die – ich sag jetzt mal …“

Ich hab sie schon ein paar Meter weiter weg heranhumpeln sehen. Sie hat allerdings kein Zeichen gegeben, obwohl ich darauf gewartet hab. Auch wenn ich vorsichtigt damit bin, die erste Position am Stand zu verlassen – nachher will jemand doch wieder nur wissen, wie er zu Fuß zum Berghain kommt! – bin ich da echt nicht so, wenn Leute es schwer haben mit dem Laufen. Als sie auf 50 Meter Entfernung meine Bereitschaft dann auch erkennen konnte und ein „Ja“ signalisiert hat, bin ich gleich vorgefahren.

„Ach, junger Mann, das ist ja mal nett!“

„Ist doch selbstverständlich.“

Beim Einsteigen brauchte sie nicht wirklich viel Hilfe, ich sollte nur ihre Tasche halten und entschuldigen, dass es etwas dauert. Mit andern Worten: Business as usual, wirklich kein Grund, schlechte Laune zu kriegen.

Während der Fahrt war ihre relativ frisch (aufgrund einer Operation) erworbene Behinderung weiterhin Thema. Das Leben ist scheiße, sowas passiert halt. Aber sie warf gleich ein:

„Aber ich will mich nicht beschweren. Da sind SOO viele nette Leute bei mir in der Gegend – und alle helfen sie mir!“

„Das ist schön, das freut mich für Sie!“

„Ja, und jetzt Sie ja auch …“

„Ist wirklich kein Ding. Als ob mich Freundlichkeit was kostet …“

„Naja, aber trotzdem. Und bei mir zuhause. Sie glauben’s nicht, wie oft mir da geholfen wird. Hier mal die Tasche tragen, da mal die Hand reichen … unglaublich!“

„Wie gesagt: Sehr schön! Freut mich für Sie!“

„Und glauben Sie’s oder glauben Sie’s nicht: Auch gerade die – ich sag jetzt mal – jungen Ausländer, die sind ja sowas von nett …“

Ich mag Rassisten und Xenophobe nicht. Aber ich mag es, wenn ihre Vorurteile bröckeln. 🙂

Diverse Studien zeigen: Die Ausländerfeindlichkeit ist dort am höchsten, wo die wenigsten Fremden wohnen. Begegnungen helfen ungemein. Ich selbst bin jetzt nur wenig überrascht, dass sich Leute, die einer alten Frau mit Krücken die Treppe hochhelfen, nicht vorher nochmal versichern, ob sie nicht eigentlich böse Ausländer sind und das nicht tun sollten. Aber wie man sieht: Hier und da scheint etwas Menschlichkeit ja dann doch an Weltbildern zu rütteln.

Sicher: Genau wie die Verbrechen in Köln an Silvester nicht heißen, dass alle Fremden kriminell sind, bedeutet auch die Erfahrung meiner Kundin nicht, dass alle Menschen aus anderen Ländern liebe Schnuckelhasen sind. Die Arschlocheritis hat sich seit jeher nicht an Grenzkontrollen aufspüren und ausweisen lassen, nein, die verbreitet sich gerne via Facebook und fordert utopisch dichte Grenzen.

Wir haben seit letztem Jahr ein Problem in diesem Land, das anwächst. Politik und Polizei kriegen es nur teilweise unter Kontrolle und die Zustände sind, kurz gesagt, unhaltbar: Immer mehr Menschen, die sich einen Scheißdreck um die wenigstens hierzulande geltenden Menschenrechte, unsere Gesetze und Normen scheren, finden Platz inmitten der Gesellschaft – und fühlen sich auch noch willkommen geheißen. Nazis. Das kann nicht sein!

Deswegen möchte auch ich als „Nur“-Taxiblogger unmissverständlich klarmachen, dass ich mich deutlich dagegen ausspreche, dass rechte Hetze und Nazi-Gewalttaten einen Platz im Netz und in der Gesellschaft bekommen! Ob man die Täter jetzt gleich „abschieben“ muss, oder ob ihnen nur „die ganze Härte des Rechtsstaates“ entgegengebracht werden sollte … da darf man meinetwegen drüber streiten.

PS: Nazispam wird kommentarlos gelöscht. Auch wenn’s ein Weilchen dauern kann: Gar nicht erst antworten!