Geldsorgen

Funkauftrag an einen Imbiss. Ich halte an der Hauptstraße, der Kunde aber war bereits auf den Nebenarm gelaufen. Der lag näher und er lief an Krücken. Ich hab den Nebenarm der Straße nicht angesteuert, weil es von dort aus in die Hauptrichtungen immer 300 bis 400 Meter Umweg sind. Plattenbauviertel, so schön.

„Ich stehe da drüben, soll ich rüberfahren? Ich wusste nicht, dass sie eingeschränkt sind, sorry.“

„Ja bitte, dit wär nett. Fragst Dich sicher: WAT, WIESO GEHT WER MIT KRÜCKEN INNE KNEIPE?“

„Ähm, nö. Wieso sollten Sie bitte nicht mit Krücken in eine Kneipe gehen?“

Anderthalb Minuten später sitzt er im Auto.

„Ick wohn da hier drüben inna, Mensch wie heißt die … in dit Wohnheim, kennste?“

„Ja. Und mir fällt der Straßenname gerade auch nicht ein. Über die Brücke, am Mac links.“

„Ja, ja, ditte!“

Der Weg war alles andere als weit. Mit Anfangsumweg kamen nur 7,70 € zusammen. Obwohl er die 50 Meter zum Taxi nicht laufen konnte, erwähnte er immer wieder, dass er ja „andersrum, durch den Tunnel“ hätte gehen können, aber das wäre ihm „nüscht jewesen mit meene Kohle“. Denn deswegen hatte ich die Fahrt überhaupt nur. Er hatte seinen einen Tag im Monat  an dem er zum nächstgelegenen Kneipenersatz humpelt, um „bisschen zu trinken, zocken und mit anderen Leuten Blödsinn quatschen“. Um „nich immer in mein Zimma zu versauern, verstehste?“. Und heute hatte er gewonnen und sein Reichtum war ihm dann doch etwas unheimlich. Alleine mit Krücken durch den Tunnel, nee!

„Wat krichste jetze?“

„Sieben Euro und siebzig Cent.“

„Du has‘ ja wohl’n Aasch offen! Is dit ok, wenn ick Dir dit so jebe?“

Ein Zehner.

„Sicher.“

„Na denn nimm ma‘! Rest is‘ deins!“

Und er zog den Zehner aus einem „Haufen“ Geld, der – ich hab ja auch gelegentlich mit Bargeldsummen zu tun – vielleicht so 150 bis 200 Euro umfasste. Für uns beide jetzt nicht wirklich wenig Geld, für ihn sicher noch einmal mehr als für mich, aber wenn er am Automaten spielt, wird er auch schon mal mehr verloren als heute gewonnen haben, seien wir mal ganz ehrlich. Und dass er dann einen Zehner in seine Security investiert … ich habe mich artig bedankt.

„Ick wünsch da noch’n schön’n Ahmd!“

„Danke, gleichfalls.“

„Abba bitte: Sei zu den andern auch so nett, wie de bei mir warst, ok?“

Uff. Immer diese Hürden. 😉

Der erste Fahrgast

*Trommelwirbel*

SCHBIN WIEDER DA!

So. Zurück aus der Elternzeit. Oder besser gesagt so halb, denn seit drei Tagen bin ich offiziell nur in Teilzeit beschäftigt wegen Elterngeld+. Aber das ist hier jetzt ja auch egal. Da die Fragen kommen werden: Es geht der ganzen Familie gut und dem kleinen Spatz fehlen keine 130 cm mehr, bis er größer ist als ich. Guter Start.

Gut war der Start auch gestern Abend, zumindest wenn man etwas Vorgeplänkel mit vergessenem Portemonnaie und so abzieht. Ja, ich weiß – aber man kommt halt echt nicht oft erst nach vier Monaten wieder zurück zur Arbeit und ich bin ehrlich gesagt schon ein bisschen stolz, dass ich keine Anleitung fürs Taxameter gebraucht habe.

Ja, gleich der erste Fahrgast vom Bahnhof Friedrichsfelde Ost zur Metro war in gewisser Weise etwas speziell:

Ein „Fahrgast“. Quelle: Sash

Jepp. Ein Schlüsselbund.

Und der Typ, der mich gebeten hat, den Schlüssel zu transportieren, war sich seiner Sache deutlich unsicherer als ich. Für mich war klar, dass ich selten so eine stressfreie Fahrt haben werde. Aber ich wurde später nochmal angerufen, mein Nummernschild wurde fotografiert, das ganze Programm. Und am Ende wurde mir versprochen, dass das nächste Mal gleich ich angerufen werde. 🙂

Da der Schlüssel zu einem Lieferwagen gehörte, war das halt wohl schon alles recht wichtig, aber mal im Ernst: Das sind Menschen ja auch immer. Für mich war’s wirklich nur ein „OK, dem kann ich wohl nix von meiner Elternzeit erzählen“. Das Geld gab’s im Voraus und das mit dem Trinkgeld hat dann der glückliche Schlüsselempfänger übernommen. Und natürlich war’s schneller und günstiger als wenn der Typ mitgefahren wäre und dann wieder zurück.

Und ich finde es auch ok, wenn Leute bei so Randbereichen der Taxidienstleistung etwas unsicher sind. Ich glaube, ich bin gar nicht so schlecht darin, Dinge zu erklären. Manchmal mache ich das ja sogar schriftlich. 😉