Da bin ich extra einen Umweg durch eine unbedeutende Nebenstraße gefahren, um mal kurz am Bahnhof zu gucken. Nicht dass ich da wirklich jemanden erwartet hätte um die Zeit, aber ob der Weg in die City nun 10 oder 11 Kilometer lang ist …
Dann allerdings winkte es nicht etwa am Bahnhof, sondern noch vorher in der kleinen Nebenstraße. Zwei Typen, die sich verabschiedeten, einer stieg dann ein. Vielleicht etwas älter als ich, ein beachtlicher Vollbart und eher so mittelmäßig gepflegt. Wäre es etwas später gewesen, hätte er aufgrund schlechterer Lichtverhältnisse auch als Obdachloser durchgehen können. Er wollte zum NH-Hotel in der Landsberger. Gute Tour, insbesondere für den Kilometerschnitt.
Er sprach offenbar kein Deutsch und begann das Gespräch wie folgt:
„I want to show you what I am into!“
Und dann stellte er sein Handy auf laut und es erklang Klaviermusik.
„That is my music!“
„Oh, so you’re a musician?“
„No, no, no, not really! I am a programmer!“
Ich bin immer noch nicht so ganz sicher, ob er nicht vielleicht nur ein Spinner war, aber wenn ich unser halbenglisches Kauderwelsch richtig interpretiert habe, soll die Musik eine Vertonung von Quadratwurzeln von Primzahlen gewesen sein. Meine Skepsis rührt daher, dass ich die Methodik nicht wirklich verstanden hab und mir das Ganze dann doch ein wenig zu harmonisch für eine rein mathematisch basierte Tonfolge erschien. Aber hey, ich bin nicht vom Fach und manchmal ist Mathematik dann ja doch erstaunlich musikalisch. Falls das alles gestimmt hat, war es auf jeden Fall geil! 🙂
Er war laut eigener Aussage eigentlich weniger Künstler oder Mathematiker, sondern wirklich mehr Programmierer. Aus Argentinien. Eigentlich spezialisiert auf die Visualisierung von Musik. Das mit den Primzahlen wäre nur ein Nebenprojekt gewesen.
Wie dem auch sei: Es war mal eine herzerfrischend andere Unterhaltung. Über sowas ist man ja insbesondere an Wahlabenden recht froh.
Ich hab mich gestern nach 18 Uhr auch bewusst von aktuellen Medienangeboten ferngehalten. Die Analysen, Meinungen und Bilder können einem schon gewaltig auf den Zeiger gehen.
Daran das mir jeder Hinz und Kunz seine persönliche Ansicht reindrückt ganz zu schweigen…
„Manchmal ist Mathematik dann ja doch erstaunlich musikalisch“ – ich würde sogar umgekehrt sagen „In der Regel ist Musik erstaunlich mathematisch“ – wenn man sich musikalische Strukturen anschaut, sind die meistens durch Mathematik sehr gut zu beschreiben. Nicht umsonst unterrichten viele Mathelehrer auch Musik.
Und über den Wahlabend würde ich am liebsten den Mantel des Vergessens breiten, wenn uns das Ergebnis nicht die nächsten Jahre beschäftigen würde.
Ich habe schon in den späten 90ern von einem Projekt gehört, wobei Computer nach mathematischen Gesetzmäßigkeiten Musik komponiert haben, und es kamen Stücke von einer musikalischen Qualität, wie Mozart, Beethoven & Co. dabei heraus.
Und ja, heutzutage gibt es bereits KIs, die Musik komponieren, das zählt sogar zu den leichtesten Aufgaben, für die man eine KI entwickeln kann, denn es folgt alles in erster Linie den Regeln der Mathematik, wofür Computer ja bestens geeignet sind.
Klingt auf jeden Fall nach einer Interessanten Fahrt. Wer weiß schon inwiefern das wahr ist was er behauptet hat, andererseits warum auch nicht? nachts trifft man so manchen unkonventionellen Menschen. Beste Grüße, Michael
Meine persönliche Vermeidungstaktik: Wahlhelfer sein!
Wir waren von 7:30 (Wahllokal vorbereiten) bis 21:30 (alles gezählt, einschließlich Suche nach einem Stimmzettel zu viel bei 612 abgegebenen Zetteln) vollauf beschäftigt – ohne Möglichkeit über Politik zu reden oder zu hören! Im Wahllokal ist ja kein Wahlkampf erlaubt…
Buch zu diesem Thema: Die Musik der Primzahlen
Musik, auch der Primzahlen: Die Musiker werden es bestimmt nicht gern hören, doch mit Primzahlen ist, wenn man die richtigen Regeln verwendet, Musik aus Naturtönen möglich, die aus Prinzip ganz besonders rein klingt.
Mir gehen die Leute auf den Zeiger, die aus Musik eine „Geheimkunst“ zu machen versuchen, indem sie einen übertriebenen Wert auf die „professionelle“ Ausbildung legen.
Die Leute, die eine solche Ausbildung wirklich erfolgreich genossen haben, wissen mit dem, was sie da gelernt haben, zu überzeugen, und müssen sich ihren Grad an einer Musikhochschule nicht erst extra raushängen lassen.