Danke, Kollegen!

Dritter am Ostbahnhof. Mit atemberaubenden 20 Minuten Wartezeit. Also ja, nicht optimal, aber völlig im Rahmen dessen, was man sich halt mal antun muss, wenn man sich an einen Bahnhof stellt. Ebenso dritter war ich für den Kunden, denn der hatte zuvor die Kollegen vor mir abgeklappert und sie irgendwas gefragt. Ein Ire.

„Hey Man!“

„Hey, what’s up?“

„Could you bring me to my hostel? It’s not far away …“

Ach?

Ich kannte das Hostel so wenig wie angeblich die Kollegen vor mir. Das Ding war nur: Der Typ hatte ein Smartphone mit einer Online-Karte und hat den Zielpunkt somit bestens zeigen können. Aber ja, Kotti, vielleicht 7,50 €. Ich hab ihn eingeladen und wie jeder unaufmerksame Kunde hatte auch ich in dem Fall so viel zu tun und zu klären, um zu vergessen, dass ich mir die Nummer der Arschlöcher vor mir notieren sollte, um sie beim LABO anzuzeigen. Im Nachhinein wünsche ich mir immer, ich hätte es getan, aber ich bin in dem Fall ja auch erst einmal für den Kunden da, da greift leider zu oft das Dienstleistungsprogramm, das alles andere instant überschreibt.

Aber gut, ich hab den Kunden nun kurz ans Ziel gebracht. Wobei „kurz“ nicht stimmt, denn er wollte mir den Weg mit seinem Navi zeigen, und das war herzergreifend blöd. Also hatte ich statt 7,50 € ganze 8,70 € auf der Uhr. Dann hatte ich 20 Meter weiter (!) Winker nach Neukölln. Warthestraße, nix wildes, aber immerhin fast 12 €. Ab da wollte ich schnellestens zum Bahnhof zurück, denn soweit ich mich erinnern konnte, sollte da noch ein Zug ankommen. In 20 Minuten oder so. Stattdessen winkte es noch in Neukölln und ich hatte eine nette und sehr stressfreie Fahrt bis nach Alt-Hohenschönhausen.

Alles in allem 43 € mit bestem Kilometerschnitt, ein Traum für 45 Minuten Sonntagsschicht!

Pädagogisch sinnvoll wäre nun der Hinweis an die Kollegen, dass sie das auch hätten haben können.
(Und ja, keiner von denen hat in der Zeit mehr verdient, darauf wette ich!)
In der Tat ist es aber so, dass auch ich (vermutlich) wesentlich mehr Pech gehabt hätte, hätten die „Kollegen“ nicht so lange herumgedruckst, warum sie die Tour nicht machen können. Ich lege das entsprechend willkürlich so aus, dass das schlechte Gewissen von zwei Arschlöchern mir die Schicht gerettet hat. Und das ist noch viel lustiger als die paar Euro, das könnt Ihr mir glauben. 😉

9 Kommentare bis “Danke, Kollegen!”

  1. Börni sagt:

    Handy raus, jeweils ein Foto von den Kollegenautos machen, wo die Konzessionsnummer drauf zu sehen und losfahren. Dauert keine 10 Sekunden. Beim nächsten Mal!

  2. Die Frage ist wahrlich, in wie weit sich der Aufwand und der Ärger mit der Anzeige der Kollegen lohnt. Insbesondere unter Berücksichtigung, dass die Anzeige eventuell nicht anonymisiert wird, und dann da steht „der und der Kollege hat die Anzeige gestellt“.

    Lohnt es echt, sich im Zweifelsfall den Ruf den Denunzinaten zu erwerben, damit im Anschluss und als Effekt die Kolleg(oid)en Dir die guten Touren wegschnappen, die sich lieber am Bahnhof den Motor kalt stehen möchten?

  3. Mic ha sagt:

    Und was, wenn er die Kollegen auf Englisch fragte, ob sie das Hostel kennen würden und nach ihrer Verneinung weiterging?

  4. Ärgere dich nicht über die „Kollegen“, den das war halt immer so und wird halt immer so bleiben. Etwas sehr ähnliches passierte mir neulich auch. Ich stand als vierter am Marktplatz, als Touristen in ein Hotel wollten, was nur 6€ gekostet hätte. Die ersten 3 Taxen haben verneint, ich habe Sie mitgenommen. Ich nehme jede Tour an, genau wie aus dem oben geschriebenen Grund: Man weiß halt nie was danach kommt! Ich glaube an das Taxi-Karma und daran, dass der große Taxi-Gott mich dafür halt irgendwann belohnt 😉

  5. Holz sagt:

    überall nur Arschlöscher!, Das sehe ich genauso, wie Du.

  6. Sash sagt:

    @Börni:
    Ja, wenn ich dran denken würde, wäre das ja noch die komplizierteste Methode. Ich hab ja Stift und Zettel griffbereit. Aber wenn ich erst einmal im Gespräch mit einem Kunden bin, schalte ich da echt ab.

    @gedankenknick:
    Ach, da sehe ich nicht so das Problem. Es wird auch so schon genügend Kollegen geben, die mich hassen, weil ich sowas überhaupt schreibe oder wegen anderen Dingen. Auf den Aufwand hab ich zwar eigentlich auch keinen Bock, aber irgendwann mal durchziehen wollte ich sowas schon.

    @Mic ha:
    Dafür hat’s zu lange gedauert. Ich schreib in so Situationen ja nicht immer alles, aber der war gut zwei Minuten mit den Kollegen beschäftigt. Ich versuche da schon, nicht immer gleich als erstes irgendwas fieses zu vermuten und blogge sowas in der Regel nur, wenn ich mir ziemlich sicher bin.

    @Taxiblog Bremen:
    Finde ich gut! Andererseits ist gelegentliches Luftmachen schon ok, finde ich. Zum einen bedeutet das ja nicht, dass mir sowas deswegen lange nachgeht, zum anderen ist es wie du schreibst eben eine Tatsache im Gewerbe. Das gibt es und ich finde es im Sinne der ehrlichen Kollegen wie der Kunden sinnvoll, das auch mal bei Bedarf anzusprechen.

    @Holz:
    Ich wäre vorsicht mit den verallgemeinernden Aussagen. „Überall nur Arschlöcher“? Das hat für mich immer ein bisschen was von „Ein Geisterfahrer? Hunderte!“ …

  7. Mic ha sagt:

    Das hab ich mir gedacht bzw. die Meinung von dir. Es ging mir nur darum, dass falls du es wirklich mal zu Papier bringst und die 2 Kollegen die Geschichte so erzählen, du wohl an der Halte ziemlich schnell der Arsch bist, der aus faulen Gründen Kollegen anscheisst. Klingt feige, aber ich würde darauf warten, dass der Kunde das ganz explizit erwähnt und dann handeln. Ist ja nicht ganz ungefährlich.
    Steht halt noch die Frage im Raum: Scheisst man Kollegen bei der nächst höheren Stelle an? Ich hab das auf Arbeit immer so gehalten, dass ich es bei Problemen erst schluckte, dann direkt mit Kollegen ansprach. Die nächst höhere hab ich immer konsequent ausgelassen, aber absolut nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen, ob das richtig ist. Ich schätze mal, du hats Schritt 1 und 2 schon hinter dir.

  8. Sash sagt:

    @Mic ha:
    Die Kollegen, um die’s da geht, kenne ich nicht. Wenn Bekannte eine Fahrt abgelehnt haben, hab ich schon hier und da gesagt, was ich davon halte – im Wesentlichen sehe ich aber auch zu, dass ich mich nicht unbedingt mit solchen einlasse. Und ich schätze die Gefahr gering ein, dass ich da versehentlichen einen „eigentlich korrekten“ Typen erwischen würde, der heute nur einmal ausnahmsweise und weil was ganz besonderes war … nee, echt nicht. Entweder man lehnt Fahrten ab oder nicht. Und im ersten Fall isses neben der Taxiordnung ja auch noch mein persönliches Anliegen, dass sie damit eventuell mir die bessere Tour „geklaut“ haben. Und wegen einmal anschwärzen wird auch keiner gefeuert. Vom LABO gibt’s vielleicht eine Strafe, die einem Schichtumsatz entspricht und von der Zentrale werden sie ein paar Stunden gesperrt und müssen so ein bisschen Umsatz einbüßen. Nix, was irgendwen direkt ins Verderben führt.
    Andererseits ist auch klar: Ich bin nicht vom Ordnungsamt und ich hab auch keinen Bock, deren Arbeit zu machen. Da geht’s dann durchaus auch eher darum, ob jemand besonders dreist ist oder mir persönlich extrem auf die Nerven geht. Obwohl ich zweifelsohne für Solidarität innerhalb des Gewerbes zu haben bin: Es gibt tausende Firmen und Fahrer da draußen und nur weil ein Arschloch Taxi fährt, muss ich es nicht nett finden. Vermutlich treffen wir uns ohnehin kaum wieder.

  9. Mic ha sagt:

    Hatte vergessen, wie anonym das mitunter bei euch abläuft und da draußen auch viele Ein-Mann-Unternehmen unterwegs sind. Dann ergibt das schon Sinn.
    Es sind ja schon einige dementsprechend negativ aufgefallen. Wobei mir persönlich in Berlin bisher noch keine Tour verwehrt wurde, nur, ohne sie gewollt zu haben, eine fast kostenlose angeboten 🙂

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