Guter Deal

Gleich zwei Freunde geleiteten meinen Fahrgast vor einem Club zum Taxi. Ich solle ihn in eine Straße nach Britz bringen. Nun gut. Sonderlich fit wirkte er zwar nicht mehr, aber sowas kommt vor. Hätte ohnehin die letzte Tour an dem Abend werden können.

Während mein Fahrgast sich mäßig motiviert angurten ließ, fragte mich Kumpel 1 aus, wie viel das kosten würde. Genauer als „20 bis 25 €) konnte ich die Frage allerdings nicht beantworten, was ihn mit seinen gesammelten 23 € etwas unsicher werden ließ. Der zweite von hinten warf aber ein, dass er ihm ja einen Fuffi mitgegeben habe, etc. pp.
Sie stritten sich also quasi, wer bezahlen dürfte, mein Fahrgast wollte nur pennen und ich endlich rausfinden, wo diese Straße liegt, von der ich nie gehört hatte. Als ob das nicht gereicht hätte, fiel Kumpel 2 dann noch ein äußerst kluger Spruch ein:

„Aber Digger: Wenn – also WENN – es knapp wird hier mit ihm, dann halt bitte an!“

Großartiger Tipp! Und ich hatte das mit dem Kotzen gerade zu verdrängen versucht.

Aber irgendwann waren wir sie los, mein Kunde hatte den Fuffi dabei und guckte leicht grünlich um sich, fiel dabei aber auch schon fast dem Schlafe anheim. Also hab ich ihm kurz vor dem Wegtritt auch nochmal die Regeln erläutert:

„Bierchen zu viel? Kein Ding. Ich halte bei Bedarf sofort an, ist versprochen. Im Gegenzug folgendes von meiner Seite aus: Du versuchst keine Stunts wie unterwegs das Fenster zu öffnen, ok?“

„O … K?“

„Also, schlaf ruhig. Ich bemüh mich, vorsichtig zu fahren. Für den Straßenbelag kann ich nicht garantieren, ansonsten geb ich mein bestes. Und Du kotzt‘ einfach nicht! Deal?“

„Deal!“

Und so haben wir’s durchgezogen. Ich bin etwas langsamer, sanft bremsender und weniger zackig lenkend als sonst gefahren und er hat gepennt. Am Ende waren das 21 €, ich hab 25 bekommen und der Fahrgast … wird in den kommenden Tagen die 0,0 Promille auch wieder erreichen. Alle zufrieden. So muss das. 🙂

2 Kommentare bis “Guter Deal”

  1. MsTaxi sagt:

    Tja, sei als Taxifahrer nett zu betrunkenen Kunden, es lohnt sich.

    Das muss ich bei Gelegenheit heute Abend einem Kollegen noch unter die Nase reiben, der am Wochenende eine 4,20 €-Tour unter einem Vorwand abgelehnt hat, weil er dem Kumpel des Suffkoppes nicht helfen wollte, selbigen aufs Hotelzimmer zu bringen. Ok, war vielleicht auch ein etwas unverschämtes Ansinnen, was ich mit dem Verweis auf „Sorry, eine Frau, zwei Männer, ein Hotelzimmer zu frühschlafenderZeit um halb vier = No go“ ebenfalls abgelehnt habe. Aaaaaber, ich hab angeboten, bis zur besetzten Hotelrezeption helfe ich gerne. Musste ich dann auch nicht, am Hoteleingang siegte der alkoholisierte Männerstolz und Mann wankte dann ungestützt alleine weiter. Mir hingegen wurde die Ehrlichkeit, warum ich das ablehne, damit vergolten, dass ich für die 4,20 € nen Zwanni ohne Wechselgeld bekam.

  2. Sash sagt:

    @MsTaxi:
    Das ist dann wohl der bestmögliche aller Ausgänge. 🙂

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