Ich hab heute Nacht im tiefsten, naja, wenigstens im tiefen Osten, ein paar Inder aufgegabelt. Sie waren auf Europareise, sehr nett, etwas schüchtern, hatten aber vor allem das Problem, dass ihr Hotel keinen 24h-Service geboten hat. Folglich standen sie auf der Straße. Sehr ärgerlich natürlich.
Sie fragten mich nach einem nahen Hotel, aber mir ist keines eingefallen. Also zumindest keines, das auch wirklich ganz sicher noch nachts um 2 Uhr Überraschungsgäste aufnimmt. Sie sagten mir dann in sehr verständlichem Englisch, dass ihnen jemand das XY-Hotel empfohlen habe.
Fuck, yeah! An das hatte ich nicht gedacht, aber natürlich: Ein großes Hotel, nur eine Kurzstrecke entfernt und sicher ausgestattet mit Personal für die Nachtschicht. Ich hab also proaktiv eine Kurzstrecke reingedrückt, die beiden Jungs dorthin gefahren und ihnen dann trotzdem angeboten, noch kurz mit reinzukommen, einfach um sicherzugehen, dass das jetzt klappt. Notfalls hätte ich sie natürlich gerne noch weiter in die City gefahren.
Natürlich hatte der Typ am Tresen zu dieser Zeit nicht mit Kundschaft gerechnet, ich male mir da keine Rosa-Einhorn-Welt aus. Aber als wir eintraten, schlurfte er eher missmutig zum Tresen, woraufhin ich einfach mal einwarf, dass die beiden gestrandet seien und nun nach einer Bleibe für die Nacht suchen würden.
„Jaja.“
Besser als „nein“, keine Frage. Da ich eigentlich ja extrem unbeteiligt war, fragte ich ihn, ob das dann alles ok wäre, woraufhin er schlechtgelaunt erwiderte:
„Naja, ersma guckn, ob die auch genug Geld haben!“
Zweifelsohne ein richtiger Einwand, den ich auch verstehen kann, aber ist den ein nettes „Warten Sie mal, aber ich bin guter Dinge!“ wirklich zuviel verlangt?
„Doppelzimmer?“
„We, äh, we need a room for two.“
„Doppelzimmer.“
OK, deutsche Hauptstadt, ein großes Hotel (wenn auch etwas abseits vom Schuss) und kein Englisch? Ehrlich? Verdammte Scheiße, mir als Taxifahrer ist es manchmal peinlich, nicht spanisch oder französisch zu sprechen! Aber halten wir uns damit nicht auf, ein „Sorry“ hätte ja gereicht. Aber nix da. Anzug, Halbglatze und ein zackig gesprochenes „Achtzig Euro!“, mehr war nicht drin. Erst auf Nachfrage:
„Ätih“
„Ah, thank you. That’s all? Nothing cheaper?“
Und da hat er dann aus großen Augen verständnislos in die Runde geblickt.
„Nein! Das ist, das ist, äh fix!“
„Fixed price, ok, sorry man.“
Im Ernst: Völlig ok, dass ein Doppelzimmer in Berlin mitten in der Nacht 80 € kostet! Aber kann man das vielleicht bitte in freundlich kriegen? Noch dazu, wenn man ohnehin schon ein anderes Hotel für gar nix bezahlt?
Ohne das jetzt explizit auf dieses Hotel bezogen zu haben, hab ich meine Fahrgäste mit folgendem Satz verabschiedet:
„I wish you a good night and I’m sorry for your first experiences in Berlin!“
Was will man sonst auch sagen?
