Schlecht verkuppelt

Wie in jedem anderen Job kommt es auch beim Taxifahren mal dazu, dass die Dinge nicht so laufen, wie sie sollten. Eigentlich ungefähr jeden Tag, zumindest wenn man sich mal überlegt, dass ich auf die inzwischen ja wohl hochverdiente Hamburg-und-zurück-Tour bereits seit über sechs Jahren warte. 😉

Nein, im Ernst: Mit den Touren kann viel schief gehen. Ärgerlicher aber ist, wenn noch Stress mit dem Auto dazu kommt. Insbesondere in einer größeren Firma wie meiner kann das natürlich auch mal untergehen oder in Misverständnisse münden. Heute aber hab ich mich richtig geärgert.

Vor nunmehr drei Wochen hab ich gesagt, dass die Kupplung der 2925 langsam den Geist aufgibt. Langsam, wohlbemerkt. Mir ist es nur auf der Autobahn aufgefallen, dass die Kiste beim Beschleunigen manchmal ins Leere greift. Das kann man als Stadtfahrer eine Weile ignorieren. Aber wie zu erwarten war, wurde es schlimmer. Und am Montag habe ich Cheffe gesagt, dass das nicht mehr warten kann:

„Spätestens nächstes Wochenende bleibe ich mit der Kiste liegen!“

Er berichtete mir am Dienstag dann, dass einer der anderen Fahrer zur Inspektion fahren würde, „heute oder morgen“. Na also. Und heute steige ich ins Auto ein und es ist sichtbar nix gemacht worden. Ja ja, anfahren lässt sich die 2925 gut, aber in allen Gängen ab dem dritten greift sie sehr schnell ins Leere. Man kann da natürlich vorsichtig fahren und noch ein bisschen was rausholen, aber die 500 Kilometer, die ich an diesem Wochenenende so vorhabe, hält das nicht mehr. Ich hab die Kiste heute Nacht soweit runtergerockt wie irgend möglich. Zur Werkstatt sollte sie’s auch noch schaffen, aber dann ist Sense.

Für mich bedeutet das jetzt, dass ich eventuell andere Autos nehmen muss, damit mehr Anfahrtszeit etc. pp.
Sicher kein Weltuntergang. Aber es ist wesentlich stressiger, als einfach mal während einer Schicht zwei Stunden Pause an der Werkstatt zu machen – was ich nicht kann, weil ich nur außerhalb der Öffnungszeiten arbeite.

Ich weiß, ich würde die Pause auch ungern machen. Sowas nervt. Aber ich würde es tun, wenn es nötig wäre. Schließlich muss ich mit der Kiste rumfahren, da soll sie doch in Ordnung sein! Ich putze das Auto ja z.B. auch.

Scheinbar sehen das aber leider nicht alle Kollegen so. Und ich hab jetzt den Stress. 🙁

PS: Es kann natürlich sein, dass der Kollege zufällig jetzt krank war oder so. Kann sein; und dann will ich wirklich nix gesagt haben. Aber wenn trotz drei Wochen Vorwarnzeit am Ende das Auto kaputt ist … sowas sollte echt nicht sein. Ich bin gespannt auf die Lösung, die Cheffe mir vorschlägt …

Zeitmanagement auf der Warschauer

Ich weiß nicht, ob die Warschauer tagsüber gerade noch eine Straße ist, denn die Baustellen sorgen teilweise bis nach Mitternacht für Rückstaus. Das müsste zu hellen Stunden einer Komplettsperrung gleichkommen. Die zwei Jungs wollten aber undbedingt zum Bahnhof, änderten ihr Ziel dann aber zur Ecke Revaler. Und da war er nun, der Stau. Und der verbleibende Weg betrug etwa 400 Meter. Ich hab sie vorsichtig drauf hingewiesen:

„Mir soll’s zwar egal sein, aber ich glaube, ihr seid zu Fuß schneller.“

„Ach was, wir sind heute stinkfaul. Das passt schon!“

5 Minuten und 200 Meter weiter:

„Du, wir steigen doch besser aus …“

20 Sekunden später löste sich der Stau komplett auf und ich überholte die Jungs auf halber Strecke. Das ist nicht mal nur Stau, das ist auch noch vollkommen fies, was der Verkehr da macht! 🙂

Jetzt auch in Berlin: Taxifahren wird teurer!

Dass nach der Einführung des Mindestlohns die Tarife steigen würden, ist keine große Neuigkeit. Neu ist jetzt allenfalls die Höhe und zudem kann man jetzt den genauen Zeitraum benennen, den das Ganze eigentlich zu spät kommt, wenn man die Begründung mit dem Mindestlohn akzeptiert. Seit Oktober wurde daran herumverhandelt.

Erst einmal kurz im Überblick: So steigen die Tarife ab dem 30.6.2015 in Berlin (mit einer Übergangsphase bis zum 14.7.2015)*:

  • Der Einstiegspreis erhöht sich von 3,40 € auf nun 3,90 €.
  • Die ersten 7 Kilometer kosten fortan statt 1,79 € je 2,00 €.
  • Alle nachfolgenden Kilometer kosten statt 1,28 € dann je 1,50 €.
  • Der Wartezeittarif steigt von 25,00 € auf 30,00 € pro Stunde.
  • Die Kurzstrecke kostet nun statt 4,00 € 5.00 €.
  • Großraumfahrten kosten nun nicht mehr 1,50 € pro zusätzliche Person, sondern 5,00 € pauschal.

Tja, nun.

Meine Begeisterung hält sich in Grenzen, ich bin ja grundsätzlich kein großer Befürworter von Erhöhungen, so lange so viel anderes im Argen liegt.

Aber auch die Einzelpunkte. Dieses Mal wird dann wohl wirklich eine Menge Trinkgeld bei der Kurzstrecke wegfallen und der pauschale Großraumzuschlag ist eigentlich ein Witz. OK, einer der vergleichsweise oft vorkommt in Deutschland, aber gerade wegen der Existenz von Autos wie meinem Zafira, wo ich mal eben schnell auch zwei Personen extra einladen kann … ich finde das schlicht nicht fair. Da kostet eine kurze 2km-Tour fortan ohnehin fast 8 €, und dann soll man wegen einer Person mehr 13 € verlangen?

Und wie immer wird folgendes passieren: Wir vergraulen auf der einen Seite ein paar Kunden und schicken auf der anderen Seite ein paar Taxis mehr auf die Straße. Am Ende verdienen wir wieder alle das gleiche und jammern nächstes Jahr erneut.

Mir wird die Sache schon etwas Geld bringen. Ich fahr viele Touris und Leute, denen bereits alles egal ist. Gute Ideen sehen trotzdem anders aus als diese Tariferhöhung, denn die wirklichen Probleme im Gewerbe sind und bleiben struktureller Natur. Aber gut, noch anderthalb Jahre bis zum Fiskaltaxameter …


* In einer älteren Version des Textes hab ich als Datum ohne genaues Wissen den 15.6.2015 angegeben. Das war falsch, die jetzt eingefügten Daten sind korrekt.

Kontrolliertes Koma

Über den Abend des Kunden versuchte ich mir möglichst keine Gedanken zu machen. Er winkte mich hackevoll vor einem Puff ran; und zwar so voll, dass es mich gewundert hat, dass er noch Geld fürs Taxi besaß. Er war so dermaßen hinüber, ich hätte ihm wahrscheinlich am Ende der Fahrt alles erzählen können, vielleicht einen Mondumrundungsaufschlag verlangen oder so (ich notiere mir das mal gedanklich, man weiß ja nie …).

Zunächst war da natürlich die selbe Sorge wie bei allen Druffis: Hoffentlich reihert mir der nicht ins Auto!

Aber weit gefehlt. Erst nannte er mir eine Adresse, noch dazu eine nicht ganz einfache, bei der ich wegen der Schreibweise in Vertretung meines Navis nachfragen musste. JWD in Mahlsdorf, eine gute Tour von der Länge her. Kaum dass er mir die gewünschte Auskunft gegeben hatte, trat er umgehend weg, Zack – als hätte wer einen Schalter umgelegt. Er hat sich nicht einmal mehr die Mühe gemacht, sich gemütlich einzurichten. Er war eingeschlafen, wie er eben mit mir gesprochen hatte: Aufrecht und nicht angelehnt sitzend, die eine Hand am Türgriff (nicht der zum Öffnen!), den Mund offen. Nur der Kopf war leicht nach vorne genickt. Ein faszinierendes Bild.

Und sowohl den schlafenden Zustand als auch die Sitzposition hat er über 20 Minuten durchgehalten. Er ist nicht beim Beschleunigen in den Sitz gesunken und beim Lenken nicht gegen die Scheibe gedonnert. Chapeau!

Und trotzdem habe ich ihn am Ende mit einem einfachen „Hey, wir sind da …“ wecken können. Gut, seine Orientierung hat noch eine Minute zum Aufwachen gebraucht und er ist am Ende einmal gegen sein Gartentor gelaufen (Also ich hoffe zumindest mal, dass es seines war. 😉 ).

Orale Verabreichung, ausreichende

Schon die dritte Winkertruppe, die den Feierabend verzögerte. Na, sei’s drum – ich wollte ja Geld verdienen. Es ging nach Weißensee und die beiden Jungs waren für eine besoffene Männertruppe echt lustig. Einer der beiden sprach nur Russisch, der andere dolmetschte aber netterweise für mich. Wobei er das keinesfalls nur sachlich machte. Zuerst lästerten wir etwas über das immer noch doofe alte Navi in meinem Auto, dann ging es endlich ums Wesentliche: Alkohol!

Sie wären betrunken, aber das sei nicht so wild. Und der Russe, so sein Begleiter, hätte auch nur Bier zu sich genommen. Nicht Wodka, wie sonst immer. Etwas ärgerlicher sei da nur, dass ihm die Ärzte die Spritzen verboten hätten, und er sich das Bier jetzt oral verabreichen müsse.

Nachdem er das zurück ins Russische übersetzt hatte, bekam der fremdsprachliche Freund einen herzerweichenden Lachanfall, bei dem ich unweigerlich mitlachen musste.

Ja, man sollte Drogen nicht verharmlosen. Aber im Gegensatz zu dem, was manch andere unter Alkoholeinfluss von sich geben, war das dann doch einfach nur den Umständen entsprechend lustig. 🙂