Ich stand gemütlich an der Ampel, immerhin zeigte sie mir ihr schönstes Rot. Im CD-Player rotierte „Großes Kino“ von Blumentopf, meine linke Hand am Lenkrad deutete die zu „Block und Bleistift“ passenden Scratches an, ich war auf dem weg zum Sisyphos, ich war mit mir im Reinen.
Offenbar auch mit sich im Reinen, wenn auch mit mehr chemischer Nachhilfe, war dann der Typ, der vor mir über den Zebrastreifen torkelte. Bedächtig setzte er einen Schritt neben den anderen, vorwärts kam er nur sehr langsam. Das Hemd hing ihm einseitig aus der Hose, er grinste grenzdebil und nahm hin und wieder zur Sicherheit noch einen weiteren Schluck. Die inzwischen wohl beendete Party hing im sichtbar nach, er hatte zweifelsohne ein paar Drinks zu viel gehabt, aber er schien sich über seinen Zustand sehr zu freuen.
Weniger erfreut war die Staatsmacht, denn die wollte – von links kommend und in Zweierbesetzung in einen Opel Corsa gepfercht – nur schnell rechts abbiegen und musste deswegen diesen Zebrastreifen passieren. Was sich da hinter seinem Rücken abspielte, bekam der Betrunkene nicht mehr wirklich mit. Er hatte fast die Hälfte des Zebrastreifens geschafft und die Ampel war noch grün für ihn. So gut lief’s vermutlich die letzten drei Blocks nicht für ihn. Dass das Warten für die Polizisten unangenehm war, konnte ich mir vorstellen. Und ja, auch als Fußgänger sollte man halbwegs einen Blick auf seine Verkehrstauglichkeit haben.
Dass der Streifenwagen dann allerdings wirklich neben ihm nochmal gebremst hat, und der steuerführende Beamte den Partyhirbel angepöbelt oder mit irgendwas gedroht hat, das hat mich dann doch etwas überrascht. Und mich natürlich noch am wenigsten, denn während der blau-silberne Kleinwagen mit aufheulendem Motor verschwand, stand der Zebrastreifenflaneur ziemlich ratlos in der Gegend herum und versuchte, sich dieses Ereignis zu erklären.
Da stand er dann, zuckte die Schultern und nahm lieber noch einen Schluck. Ich hab ihn dann schnell umkurvt, inzwischen hatte ich ja selbst schon lange grün …
ein betrunkener ist grundsätzlich eine hilfsbedürftige person.punkt.
die funkwagenbesatzung hat also gegen ihren Arbeitscodex grob verstoßen. das ist das eigentliche übel in unserem land, das wir gesetze und (sinnvolle) regeln und (sinnvolle) vorschriften haben, und sich kaum noch jemand wirklich darum schert.
Sind in Berlin die Zebrastreifen jetzt auch schon ampelgeregelt oder ist das metaphorisch zu verstehen? 😉
Zum „Arbeitscodex“ und Hirninhalt mancher Beamter (unterstellt, der Bericht gibt die Realität ansatzweise wieder):
http://www.nordbayern.de/panorama/fluchtlinge-misshandelt-ermittlungen-gegen-bundespolizisten-1.4391026
Kleine Opel Corsa gehören zum zentralen Objektschutz der Berliner Polizei. Es fahren keine Beamten sondern “ nur“ Angestellte der Polizei darin herum. Zu erkennen an den schwarzen Schulterklappen. Also bei den Menschen …..nicht am Corsa. Sie haben keine hoheitlichen Rechte wie z.B. Polizeibeamte,dürfen also nur das unternehmen was jeder normale Bürger auch darf. Deshalb warscheinlich auch das frustrierte hinterherpöbeln. Also ,keine Angst vor den kleinen Corsas. Ruhig mal mit Vollgas überholen.
@ Tk
Merkwürdig aber, dass die dann zu zweit da drin saßen. Aber egal ob Beamter oder nicht, bei den
GrünenBlauen gibts leider genauso viele Löcher wie bei anderen Menschen auch.@ Aro
Wird dann sicher die Ablöse für irgendein Objekt gewesen sein. Die schützenswerten Örtlichkeiten sind ja weit übers Stadtgebiet verstreut.
Oder er fährt nebenbei für Uber und hatte einen Fahrgast dabei 🙂
Nicht in jedem Corsa sitzen „nur Angestellte der Polizei“. Diese werden sehr häufig auch von „richtigen Vollzugsbeamten“ gefahren. Die Schulterklappen erkennt man vielleicht auch nicht immer auf Anhieb…