Laune von null auf hundert auf null

Eine 10€-Tour nach Friedrichshain rein. Nun ja, so mittel halt. Aber dann erwies sich die Kundin als äußerst nett, gesprächig, es war einfach schön. Einfach eine nette Unterhaltung, das kann nach einer Stunde Wartezeit selbst bei einer durchschnittlichen Fahrt schnell mal die Laune heben.

Dann, wir waren noch 300 Meter vom Ziel entfernt, winkte es. Deutlich, penetrant, ich hab in Gedanken die Augen verdreht und mir gedacht:

„Hallo, so langsam müsste doch auch der letzte begriffen haben, dass eine ausgeschaltete Fackel bedeutet, dass das Taxi besetzt ist!“

Andererseits hoffte ich doch auch irgendwie, die beiden noch einsacken zu können. Die Aussicht war gering, wir waren auf einer Hauptstraße, durch die gerade an jenem Abend mehr als genug Taxis fuhren. Aber während ich meine Kundin und ihr Gepäck auslud, passierte nichts. Kein Taxi, Totenstille. Also hab ich sofort Vollgas gegeben und bin zurückgeschossen. Und sie standen noch da, puh!

Mit Höflichkeiten haben wir uns dann nicht lange aufgehalten.

„Alt-Biesdorf, zur Tierklinik. Kennste?“

„Ja, schon mal gesehen.“

„Schön.“

„Und, ist das dann jetzt ein Notfall?“

„Ja.“

Und da war die gute Laune wieder hin. Sicher, die Fahrt war gut für mich, aber die Fahrgäste waren deprimiert, telefonierten die ganze Zeit, so eine Tour halt.

Was passiert ist, weiß ich nicht. Das Tier war wohl schon in der Klinik. Aber der Laune nach wurde der altehrwürdige Familienhund eingeschläfert. 🙁

Schön, dass ich helfen konnte. Aber irgendwie ging’s mir 15 € vorher noch deutlich besser.

12 Kommentare bis “Laune von null auf hundert auf null”

  1. Cliff McLane sagt:

    > der Laune nach wurde der altehrwürdige Familienhund eingeschläfert.

    Ach herrjeh! Warum nur können Menschen nicht rational denken und sich mal bewusst machen, dass Hunde und Katzen nun einmal keine Lebenserwartung von 80 Jahren haben? Wenn ich ein Tier haben möchte, das älter wird als ich, würde ich über eine Schildkröte oder einen Alligator nachdenken.

  2. SaltyCat sagt:

    Cliff McLane … Was geht?! Nur weil das Tier von vornherein eine geringere Lebenserwartung hat als ich, darf es mich jetzt nicht treffen, wenn ein treuer Begleiter nach eineinhalb Jahrzehnten von mir geht?

  3. Summer sagt:

    Genau, und wenn die Omma stirbt braucht man auch nicht traurig sein, das machen alte Leute halt nunmal so, das weiß man schließlich vorher… *Augenverdreh*

    Ich habe viele unserer Tiere auf dem letzten Weg begleitet und bin jedesmal ein Stück weit traurig. Ja, auch bei der Ente, die ich konkret zum Schlachten gezüchtet habe und die keinen Namen hat. Wem diese Art von Mitgefühl fremd ist, dem rate ich nicht zu Alligator oder Schildkröte, sondern zu einem BILD-Abo…

  4. Bernd K. sagt:

    @Summer: Danke! Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

    Zur ausgeschalteten Fackel: Sash, ich glaube, du setzt da echt zu viel bei deinen Kunden voraus. Bevor ich hier mitgelesen habe, hatte ich nie darauf geachtet. Und die wenigen Male, wo ich versuchte, durch Winken ein Taxi zu ergattern, hatte ich auch die naive Hoffnung, wenn ich sah, dass der Wagen besetzt war, dass der Fahrer evtl. an die Zentrale meldet, dass es an der Stelle einen potentiellen Kunden gibt…
    Und es soll auch Berliner geben, die deinen Taxiaufklärungsblog noch nicht lesen 😉

  5. Cliff McLane sagt:

    @Salty, na SO war das jetzt auch nicht gemeint von mir. Natürlich darf und soll und kann man auch traurig sein, und es berührt mich auch, wenn eine meiner treuen Lebensbegleiterinnen (ich habe und hatte immer schon mehrere Katzen) von mir geht, aber es ist mir eben auch klar, dass zwischen 15 und 50 Jahren ein sehr großer Unterschied besteht. Und ob mir das gefällt oder nicht, ich habe schon totgeborene junge Kätzchen erlebt, und letztes Jahr erst wieder zwei Katzen von der Straße geschleppt und beerdigt, die meinten, dass sie schneller seien als ein Motorrad.

    Und wenn da jemand meint die Augen verdrehen zu müssen, @Summer: Ja, von mir aus. Aber wenn man mit Tieren aufgewachsen ist, lernt man auch den Tod kennen, und reagiert da nicht mehr sehr emotional.

  6. Summer sagt:

    @Cliff: Ja und nein. Ich breche auch nciht bei jedem unserer Tiere in Tränen aus, bei manchen aber sehr wohl und das obwohl ich mit Tieren aufgewachsen bin und auf einem Bauernhof mit Viehhaltung lebe 😉
    Aber gut, lassen wir das, das ist wohl etwas Offtiopic 😉

  7. Cliff McLane sagt:

    @Summer, okay, ich denke wir verstehen uns. Und off topic hin oder her, ich meine, unser sehr verehrter Forenmeister und Taxifahrer ist es inzwischen gewohnt, dass eine Diskussion manchmal etwas aus den Fugen gerät. Gell, Sash?

  8. Sash sagt:

    @Cliff McLane:
    Ich sehe mir das Ganze immer erst einmal belustigt an. Und insbesondere Dir möchte ich in dem Zusammenhang danken, dass Du die (zugegeben nicht ganz sachliche) Kritik so schön aufgenommen hast und nicht in den Troll-Modus verfallen bist. So lange Ihr die Sachen miteinander klären könnt, finde ich es sogar ausgesprochen schön, wenn die Diskussion mal abschweift. Ist ja nicht so, dass ich nicht auch noch neues lernen könnte – ob jetzt Themen an sich oder Argumente pro und contra. Selbst wenn ich mich mal nicht sofort einmische.

  9. Uwe A. sagt:

    Fackel an = frei, das war mal. Früher hat man vom Chef als Anfänger noch ’ne Einweisung bekommen: Fackel aus bei Anfahrt, wie funktioniert der/das Taxameter, wie aktiviert man den Taxialarm und wo schaltet man ihn wieder aus, freie Taxen überholt man nicht, etc. Heute bekommen die wohl alle nur noch ’nen Schlüssel in die Hand und haben von nichts ’ne Ahnung. Da darfst Du Dich nicht wundern, wenn’s die Fahrgäste mit der Fackel auch nicht mehr kapieren. 3x nach ’ner leuchtenden Fackel gewunken und alle fahren vorbei, dann sind wohl die unbeleuchteten die freien? Also winkt man nach allem, was ein gelbes Schild auf dem Dach hat. Wenn mir einer winkt und plötzlich kommt ein Taxi aufgeregt mit Hupe und Lichthupe, dann frage ich in der Regel meinen Fahrgast, ob er evtl. bestellt hat und wenn ja, überlasse ich die Tour natürlich dem bestellten Taxi. Kommt dieser Kollege allerdings mit Freifackel angedüst und behauptet, er hätte einen Funkauftrag, so antworte ich: „Nö, haste nicht, dann wäre ja die Fackel aus…“ und düse davon mit dem Fahrgast. Vielleicht lernen die das auf die Art leichter…

  10. Stephan sagt:

    Tiere und Menschen sterben immer. Da gibt es so ein schönes Lied von Knorkator. Guggse Jutuhp.

    Sterben ist natürlich immer doof, selbst wenn der Blogbetreiber eine potentielle Tötungsmaschine (deshalb pflichtversichert) mit mehr als 10 m/s durch Berlin treibt.. Meine beiden fellbewehrten Lieblinge werden auch schneller als ich verenden, woran ich gar nicht denken mag. Beim Gedanken daran muss ich weinen. Aber das ist bei denen und meinen Verwandten halt leider nun mal so. Kaputt geht jeder irgendwann. Ganz sicher, kannste drauf wetten. Bei den Landschildkröten werde ich das eher nicht, erleben. Was mit dem grünen Leguan ist, bin ich mir nicht sicher – bin ja selber auch nicht mehr der jüngste. 😉

    Schade, dass Lebewesen das gleiche lassen müssen. Ich find‘ ja schon die vielen Bilder an der Wand beim Tierarzt schlimm und kann nicht hingucken ohne zu heulen. /*weicheimodus aus*/

  11. asd sagt:

    Ich wollte mal Taxi fahren, als mir zwei Taxis entgegenkamen. Das vordere hatte die Fackel aus, der hintendran die Fackel an. Ich hab also gewunken – und angehalten haben beide. Der vordere hatte vergessen seine Fackel wieder anzuschalten, deshalb war dann auch der Hintermann verwirrt, weil er dachte, dass er die Tour abbekommt… und ich natürlich auch.

    Und ansonsten hab ich schon öfters versucht ein leuchtendes Taxi ranzuwinken, das einfach vorbeigefahren ist. Besonders oft passiert das an der Blücherstraße Ecke Zossener Straße. Die Erklärung hat dann ein Fahrer abgeliefert, der doch mal zumindest angehalten hat, um mir zu sagen, dass er mich nicht mitnehmen kann: Da ist wohl eine Taxischule und die machen dort wohl ihren Schichtwechsel und der andere Fahrer hat schon gewartet…

    Dass ein Taxifahrer einen Winker an die Zentrale meldet habe ich genau einmal erlebt. Das war ein sehr alter Fahrer mit einem alten Taxi, das noch ein Mikrofon mit einem langen Hals hatte (wie die, die der Busfahrer früher hatte). Greifswalder Straße Ecke Marienburger.

  12. Sash sagt:

    @asd:
    Ja, solche Sachen sorgen dann immer für Missverständnisse. Hab ich von der anderen Seite aus so auch schon erlebt. Als „Vergesser“ und als Hintermann. Ist immer irgendwie doof. Und das mit dem Melden: Wie gesagt, das lohnt meistens nicht. Ich wäre da auch gerne netter, aber wenn Kundschaft eben selbst unbesetzte Taxen ranwinkt … was soll ein Kollege deswegen anrücken?

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