UberTAXI
Ein paar Tage haben wir auf die Reaktion von Uber auf die Bestätigung der Verbote in Hamburg und Berlin warten müssen … ich dachte für einen Moment, dieses Innovations-Dingsbums, dass sie bei Uber überall eingebaut haben, schläft am Wochenende. Tatsächlich haben sie sich aber sehr wohl was überlegt und das ist auf die verquerste Art neu, die ich mir vorstellen konnte:
Uber vermittelt jetzt auch Taxis.
Durchaus neu ist das, weil Uber, vorsichtig ausgedrückt, ja eigentlich immer den Eindruck erwecken wollte, besser als das Taxigewerbe zu sein. Da ist der Schritt dort mitzumischen schon originell. Und als Uber-Fan würde ich jetzt gucken wie ein Auto.
Insgesamt ist das nicht unlogisch. Ein Taxifahrer bringt Uber das gleiche Geld wie ein Hobbyfahrer, es sei denn, es herrscht gerade Surge-Pricing. Und die Konkurrenz der Fahrer untereinander ist dem Unternehmen auch egal, denn so lange nur alle für Uber fahren, stimmt die Kasse am Ende halt trotzdem. Tatsächlich gab es UberTaxi zuvor schon in einigen US-Städten.
Aber gut, wenn Taxifahrer wollen, können sie jetzt auch für Uber arbeiten. Da die überhöhte Vermittlungs-Provision (und ja, die wird kommen, egal was für Einführungsspecials sie jetzt bringen. Das machen sie immer!) für Uber das ganze unwirtschaftlich macht und es demnach keinen vernünftigen Grund dafür gibt, wird sich da sicher auf Dauer die Crème de la Crème des Gewerbes zusammenfinden, da bin ich sicher. Aber gut, dafür könnten die entsprechenden Fahrer vielleicht ihr Rückgrat verkaufen …
Natürlich wird es ein paar Kollegen geben, die verzweifelt genug nach Kohle suchen, um auch für Uber zu fahren, da mache ich mir nichts vor. Ich halte sie halt für bescheuert. Aber ein paar Taxifahrer braucht Uber durchaus – und wenn’s bloß ist, um ihre komische Vorstellung von der Größe Berlins zu korrigieren. 😉
Mal im Ernst: unsere Gewerbevertretungen, die Zentralen und die einzelnen Unternehmer täten gut daran, jetzt den Mund aufzumachen und sich gegen UberTaxi auszusprechen!
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Zu den Urteilen
Die Ankündigung, UberTaxi in Berlin und Hamburg anzubieten, ist natürlich nicht das einzige, was Uber verkündet. Sie wollen
„UberBlack in den nächsten Wochen an die Anforderungen der Berliner Gerichtsentscheidung anpassen“,
die Entscheidung in Berlin anfechten und darüber hinaus eventuell eine Verfassungsklage gegen die Hamburger Entscheidung formulieren, weil sie die Einschränkung des Rechts auf die freie Berufswahl monieren. Äh, nun ja.
Der Rest des Postings ist Blabla plus „außerdem ist die Rückkehrpflicht für Mietwagen umweltschädlich“.
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Was offen bleibt
Fangen wir gleich mit der Rückkehrpflicht an. Die ist der Grund, weswegen UberBlack – der an sich legale Limousinenservice – in Berlin gleich mitverboten wurde. Die Kontroverse um dieses Thema kann ich aus Mietwagensicht verstehen. Die Rückkehr zum Betriebssitz ist vielleicht überholt.
(Wobei ich zu bedenken gebe, dass man das Thema wirklich nicht nur aus Sicht der Mietwagenfahrer und -unternehmer sehen sollte. Die Frage muss gerade in Großstädten auch tatsächlich lauten: Wohin mit den Fahrzeugen, wenn sie nicht fahren? Parkplätze sind vielerorts Mangelware und gerade in den auftragsreichsten Gebieten sind schon die Stände für die Taxis oft viel zu klein. Wenn das Ergebnis ist, dass die Autos die ganze Zeit leer herumfahren, bleibt vom Umweltschutzgedanken nämlich auch nix mehr übrig.)
Die Frage ist aber: Uber will UberBlack „anpassen“. Was heißt das? Mieten sie ein Parkhaus als „Betriebssitz“ an oder schreiben sie einfach nur in die AGB, dass die Fahrer sich verpflichten, nach einer Fahrt heimzufahren?
Dann UberTaxi: Bei allen anderen Unternehmen würde man keinen Gedanken daran verschwenden, bei Uber stellt sich aber trotzdem die Frage: Läuft das dann auch alles legal? Insbesondere frage ich mich noch, ob bei der Fahrpreisermittlung alles mit rechten Dingen zugehen wird oder ob Uber auch da wieder gewohnheitsgemäß alles ignoriert, was dem Unternehmen nicht in den Kram passt.
Zuletzt: Was passiert eigentlich mit UberPop? UberPop war der Stein des Anstoßes und Grund für die Verbote. Uber lässt völlig offen, ob sie das Angebot einstellen, weiterführen, ändern oder was auch immer. Dient der ganze UberTaxi-Coup bloß dazu, das hinter den Tisch fallen zu lassen?