Dann schreibe ich doch hier gleich mal die Geschichte nieder, wie ich als allererste Bewertung bei MyTaxi einen Stern bekam. Zumindest vermutlich, ich hab erst nach 3 Fahrten das erste Mal in mein Profil geschaut. Aber es wäre nur logisch.
Der Auftrag überraschte mich kurz vor Feierabend und da ich noch ein paar Eurolein gebrauchen konnte, nahm ich ihn fix an. Die angegebene Adresse des Kunden war ein Lichtenberger Wohngebiet, das übliche verschachtelte Tralala zwischen all den Plattenbauten. Eine der Gegenden, von denen ich gerne sage, dass der Straßenname dort etwa so hilfreich ist wie die Postleitzahl: Zwischen Parkplätzen verästeln sich die Straßen, zweigen mehrfach unter gleichem Namen voneinander ab und die Hausnummern wurden noch zu DDR-Zeiten vom Zentralkommitee vergeben, ungefähr in der Reihenfolge der Stasiaktendicke der zukünftigen Bewohner. Zumindest wäre das ein Erklärungsansatz für das Chaos, das dort mancherorten herrscht und uns Taxifahrern das Leben schwer macht.
Ich hoffte also guter Dinge darauf, dass mein Navi schon weiß, was es tut. Leider scheint das die Hausnummern auch gelegentlich von Tarot-Karten abzulesen. Es kam also, wie es kommen musste: Ich gab die Nummer 56 ein und das Navi schickte mich ans Ende einer ziemlich verwinkelten Straße. Letzte Hausnummer vor der Wendefläche: 55. Und die Nummer 56 hätte nach der dort vorherrschenden Logik in alle vier Himmelsrichtungen liegen können. Wobei aber nur zwei halbwegs direkt durch Straßen zu erreichen waren. Ich schaute mir die Position des Kunden auf meinem Handy an, die lag irgendwo hinter dem vorletzten Block, an dem ich vorbeigefahren war. Also bin ich da mal hin. Da hieß die Straße zwar plötzlich anders, aber das war nicht das Problem – vielmehr war die Durchfahrt bis direkt zum Auftraggeber nicht möglich.
Also hab ich die Technik mal genutzt, den Fahrgast angerufen und gesagt, dass ich das mit der Nummer 56 irgendwie wohl ein bisschen verpeilt hätte.
„Ich seh’s, ich seh’s.“
argwöhnte er,
„…aber das ist auch egal, ich steh ja eigentlich auch vor der 73.“
DAS ist in diesem Wohngebiet natürlich besonders hilfreich gewesen. Die 73 erkannte mein Navi sogar und schickte mich nur ein einziges Mal durch eine Einfahrt, die inzwischen eine Einbahnstraße in die andere Richtung geworden war. Immerhin. Außerdem war es ja halb sechs in der Frühe, da störte das ja nur auf dem Papier …
Folglich kam ich also nach einem Gespräch und insgesamt sicher später als erwartet an und erweckte zu Recht einen reichlich verpeilten Eindruck. Da kann man schon mal eine schlechte Bewertung geben, wenngleich mir das unbeabsichtigt jeder Zeit wieder passieren könnte. Was wirklich gemein war, war der eine Stern für die 1925.
Ich meine, ok, ich bin nur Taxifahrer. Aber mein Auto hat vielleicht Gefühle … 🙁

