Live bei der Arbeit

Angefangen hatte alles ganz harmlos. Ein junger Mann fragte mich, ob ich ein wenig englisch spräche und ob ich fünf Leute mitnehmen könnte. Der Einfachheit halber habe ich beides mit ja beantwortet. Ach, wie toll das sei – ob ich jetzt auch noch wüsste, wie man zur Simon-Dach-Straße käme?

Ich hatte schon schönere Anfragen am Ostbahnhof. Aber gut, sechs Euro sind sechs Euro – und Zuschlag gibt es ja auch noch. Und wo wollen Großgruppen dort schon hin. Die wenigsten kommen aus dem Bahnhof und fragen mal eben an, ob man auch nach Frankfurt/Oder fährt.

Dann meinte er, dass das ja super sei und wir nur noch kurz auf die Leute warten müssten. Ich hab wahrscheinlich etwas sparsam geguckt. Nichts gegen eine kurze Tour, aber darauf warten? Eine ältere Frau wollte sich schon an ihm vorbei ins Taxi schieben und hatte auf der Stirn nur für Taxifahrer sichtbar den Aufdruck „Pankow, 17 €“ stehen. Mein Fahrgast indes war einer von den leider sehr wenigen, der die Situation verstehen konnte und meinte gleich:

„O, you can start the meter – of course I’ll pay that!“

Na dann können sich die Leute auch gerne Zeit lassen! 🙂

Also Uhr angemacht und mit ihm zum InterCity-Hotel gefahren. Dort würden die anderen dann rauskommen. Ein verfrorenes Mädel fragte gleich an, ob sie sich ins Taxi setzen könne. Sicher, dafür bezahlten sie ja.

Nun folgte der Auftritt einer anderen jungen Frau, bei der ich fälschlicherweise auf der Stirn zunächst „Fernfahrt“ gelesen habe. Sie gestand jedoch, eigentlich nur meines Blogs wegen dazusein. Sie wollte mal eben rausgucken, ob ich nicht zufällig gerade … und dann kam ich ihr mit Kundschaft direkt vor die Füße gefahren …

Während der folgenden kurzen Unterhaltung kam ich natürlich schlecht umhin, meinen zwei Fahrgästen auch zu erzählen, dass ich blogge. Der Rest der Truppe ließ weiter auf sich warten. Am Ende stand bereits ein runder Zehner auf der Uhr, was damit abgetan wurde, dass das in Schweden ganz normal sei.

(Kleiner Einschub: wenn ich meinen Fahrgästen aus dem Ausland alles glauben würde, würde ich nirgends auf diesem Planeten mehr Taxi fahren. 9 € Einstiegspreis in Italien, 10 € in Schweden und in England keine fixe Summe, sondern einfach immer 1 € mehr als meine Fahrt gekostet hat)

Sehr schön waren dann die andächtigen Worte nach dem Einstieg:

„And now keep cool. He’s a taxiblogger! Really! There was a fan waiting outside!“

Andächtige Stille.

😀

Nachdem sie am Ende rekordverdächtige 15,10 € (plus Trinkgeld) für die Fahrt gezahlt hatten, musste natürlich noch das Wesentliche geklärt werden:

„And what should we do that you’re writing about us?“

Ach, eigentlich gar nicht mal so viel … 😉

Der Winter kommt …

Schnee gab es meines Wissens nach in Berlin noch nicht in dieser Saison. Meine zugegebenermaßen hauptsächlich auf Daten aus Stuttgart fußende Statistik (die ohnehin total subjektiv ist) lässt aber erwarten, dass es vor meinem Geburtstag – das wäre dann der 12. November, der Montag in einer Woche also – noch schneit. Wenn auch nicht lang.

Was es aber jetzt schon hier und da gab, waren glatte Straßen. Insbesondere dort, wo Kopfsteinpflaster liegt, sollte man aufpassen. Dass ich mich eher darüber freue, brauche ich zumindest langjährigen Stammlesern nicht mehr zu erzählen.

Warum schreibe ich das?

Sagen wir es mal so: Ich sehe es mit Freude, dass es noch Menschen gibt, die auf den Verkehr achten und registrieren, wenn irgendwas passiert. Aber wenn ein Zafira-Taxi mit B-CA 1925 auf dem Kennzeichen in der Kurve kurz die Bodenhaftung verliert und ums Eck driftet – dann ist das normal und gehört so! 😉

Also:

„Mund zu, Augen wieder auf Normalgröße! Und wo sollte es gleich nochmal hingehen?“

😀

Startschwierigkeiten

Na Prost Mahlzeit!

Als der Oktober so langsam zu Ende ging, hab ich angefangen, mich wirklich auf November zu freuen. Ich meine, ich war krank im Oktober, die 1925 hat lange Zeit in der Werkstatt verbracht – da ist so ein Monatswechsel auch ein bisschen ein symbolischer Neuanfang. Am Donnerstag Abend hab ich noch eine ruhige Kugel geschoben, nur das Autochen hab ich schon mal für einen besseren Start vor die eigene Wohnungstüre verlegt. Mein Tagfahrer ist immer noch krank, während der Tage, die ich arbeite, steht es meist vor der Türe. Auch sehr nett. 🙂

Und dann bin ich gestern aus dem Bett gefallen. Quasi. Die Fallhöhe ist nicht allzu groß, zeitlich war 13.30 Uhr aber nicht so der Bringer. Naja, ich hatte so oder so noch etwas mit Cheffe zu bequatschen und das Büro macht offiziell um 18 Uhr dicht. Also hab ich hochproduktiv zweieinhalb Stunden im Bett blödsinnig über unsere Chilipflanzen nachgedacht, um dann doch noch in Hektik zu verfallen. Duschen, einkaufen, dieses, jenes, bla, keks.

Um 17.15 Uhr hab ich mir dann das Autochen heimelig eingerichtet und noch eine Kippe geraucht. Dann hab ich meine Füßchen (Größe 50) elegant in den dafür vorgesehenen Raum geschwungen, den Zündschlüssel gedreht und die Batterie war leer.

Na klar.

Trotz des Werkstattmarathons in letzter Zeit war das Spinnen der Batterie Ende September so eine einmalige Sache gewesen, dass ich gar nicht daran gedacht hatte, das auch noch erledigen zu lassen. Und das rächte sich jetzt wohl. Jetzt, am ersten Arbeitstag im ach so neuen November! Verdammt! Nach Rücksprache mit meinem Chef und der darauf folgenden erfreulichen Erkenntnis, dass richtige Mechaniker für diese 30 Minuten so viel Geld nehmen wie ich in den nächsten 5 Stunden Umsatz haben würde, hab ich halt doch ein Taxi für die Starthilfe gerufen.

Die Kollegen aus der Firma waren alle andersweitig beschäftigt, bzw. einfach zu weit weg oder hatten wie ich keine Kabel dabei. Und im Gegensatz zum letzten Mal stand ich auch eingekeilt auf einem ebenen Parkplatz – mit anschieben war da nicht viel zu machen!

Hat aber auch so prima geklappt. Der Kollege, der keine 10 Minuten später vor der Türe stand, war zwar etwas einsilbig – dafür in Punkto Routine kaum zu überbieten. 5 Minuten nach seiner Ankunft schnurrte mein Kistchen wieder und es hat damit die nächsten 7 Stunden nicht aufgehört. Feierabend habe ich sogar erst 11 Stunden später gemacht, bis dahin jedenfalls lief alles blendend!

So, jetzt bleibt nur zu hoffen, dass das heute auch noch mal klappt – am Besten sogar gleich ohne Starthilfe. Natürlich hätte ich mir heute bereits eine neue Batterie holen können – laut Cheffe sogar mehr oder minder sollen. Die samstägliche Betriebsamkeit unseres Ersatzteilhändlers zwischen 10 und 13 Uhr lag mir aber doch ein wenig zu sehr in meinen Kernschlafzeiten. Dank von mir aus auch noch einstündiger Fahrt dorthin war es erst recht keine Option. Ich meine, normalerweise schlafe ich 8 bis 16 Uhr, wie sollte ich das bitte hinkriegen? Aber gut, ich würde auch heute Abend eine zweite Starthilfe bekommen und den Austausch erledigt dann mein derzeitiger Tagfahrer am Montag.

Alles in allem lief der Start in den November also nicht so ganz reibungslos. Ich hab ja heute morgen nicht mal mehr einen Artikel zustande bekommen …

Aber so ist das Leben. Dafür hatte ich wenigstens ein bisschen Glück mit Umsatz und vor allem Trinkgeld. Und das ist ja auch schon mal was 😀

Klaus, verzeih mir!*

Ich kann heute keinen Artikel schreiben. Sicher, ein paar Dinge hätte ich noch auf der hohen Kante – aber nix, was sich mal eben schnell machen lässt. Die lange Abstinenz von der Arbeit macht sich halt auch mal bemerkbar. Leider. 🙁

Heute Abend indes geht es wieder los. Endlich. Und so wie ich die Wochenendschichten kenne, wird sich da auch schnell wieder was zu Bloggen anbieten. Den ein oder anderen wird es vielleicht wenigstens entschädigen, dass ich heute noch zu Cheffe fahre und damit ungewöhnlich früh bereits zu stalken sein werde. 😉

Also so ab 17.30 Uhr etwa …

*Klaus hat mir mal gesagt, er könne es nicht leiden, wenn ich schreiben würde, ich hätte nichts zu schreiben. Ich hoffe, ich kann ihn mit einem Link zu seinem lesenswerten Blog besänftigen. Nicht, dass unser nächstes Treffen noch schlimmer läuft als unser letztes

Briefkästen und Ringe

Als Nachtschichtler fühlt man sich anderen Nachtschichtlern ja zu einem kleinen Teil auch verbunden. Im Gegenzug aber entwickelt man auch neue Feindbilder. Ein bisschen ironisch gesehen natürlich. Briefträger und Paketboten zum Beispiel. Deren Job ist es, ohne Rücksicht auf Verluste an allen möglichen Türen zu klingeln, bevorzugt an denen, hinter denen ich schlafe. Nach vier Jahren schaffe ich es inzwischen manchmal, unsere Türglocke zu überhören, allerdings nicht immer. Ebenso trifft das auf Ozie zu, die in Punkto Tagschlaf auch kein Kind von Traurigkeit ist.

Aber nun ist wieder November, ungefähr 10 Tage bis zu meinem Geburtstag. Da ist das Ganze dann schon wieder halbwegs ok, weil jeder zweite Lieferant wenigstens ein Geschenk mitbringt. 🙂

Da viele davon von euch Lesern kommen (ein paar waren schon wieder besonders schnell, danke!), wollte ich einfach jetzt gleich auf meine Amazon-Wunschliste hinweisen. Es wird ab jetzt jeden Tag klingeln und mich in freudiger Erwartung aus dem Bett schmeißen, da ist es natürlich umso schöner, wenn ich mich danach auch wirklich freuen kann.

(und gemein wie ich bin, gönne ich den Boten das Tragen von vielen Päckchen!)

So, arg viel subtiler kann ich heute nicht, sorry. 😀

Ich lasse mir dieses Jahr übrigens das erste Mal von Amazon verheimlichen, was ankommt und werde stilecht zum Geburtstag erst auspacken. Und wer selbst finanziell nicht auch noch die Taxiblogger von nebenan unterstützen kann, der würde mir eine Freude machen, wenn er die restlichen Weihnachtseinkäufe bei Amazon über meinen Link tätigt. Dann übernehmen die das für euch. Sozusagen. Und ich kann mir selbst ein paar Dinge von der Liste rüsseln … 😉

Und für alle Nettigkeiten, die eine Amazon-Liste nicht hergibt, steht meine Adresse im Impressum.

Passend dazu – ich hab nicht vergessen, dass das hier ein Taxiblog ist – fällt mir ein Typ ein, den ich im Auto hatte. Ist schon etwas länger her, ist aber vom Prinzip her egal. Ein ziemlich schnöseliger Jüngling, der in mir einen Verbündeten in Sachen Männergespräch vermutete. Er war auf dem Weg zu seiner Angebeteten, offenbar war das zwischen ihnen noch nicht so ganz in trockenen Tüchern. Aber dafür – wozu hat man als erbärmlicher Kerl schon Geld, wenn nicht, um sich Liebe zu erkaufen? – wollte er sorgen, indem er ihr einen Ring kauft. Als er ihn mir zeigte, war der Weg zurück leider zu weit, ansonsten hätte ich vielleicht spontan einfach umgedreht. Dieser Ring war nicht nur eine Ausgeburt der Hässlichkeit an und für sich, er war schlicht für ein Einstandsgeschenk ein kleines Bisschen zu protzig.

Lauter verschnörkelte Goldstreben, in die winzige Brillianten eingefasst waren und obenauf thronte eine Perle, die etwa den Durchmesser des kompletten Rings hatte. Also wenn sie echt war – und das hat mir der Typ stolz versichert – dann war der Ring sicher sackteuer. Trotzdem ein Grund für seine Holde, umgehend wegzurennen, wenn sie nicht das Gewicht des Schmuckstücks daran hindern sollte.

Ich habe keine Ahnung, wie das ausgegangen ist – vielleicht hatte sie ja einen ähnlich, ähm … „ausgefallenen“ Geschmack wie er.

Aber vielleicht bin ich auch einfach nur ein Kostverächter und kann mir kein Urteil erlauben. Schließlich trage ich meinen einzigen Ring, meinen Ehering, auch nur am Schlüsselbund