Ich habe ja so meine Probleme mit Andrea Berg. Ich mag ihre Musik nicht – und das kann ich mit gutem Gewissen behaupten, denn sie hat mich vor einer Weile gezwungen, mir ihr aktuelles Album etwa fünf Mal in Folge anzuhören.
Vielen Dank an dieser Stelle an Klaus vom cablog, der ihrem Manager das wohl dereinst mal von mir ausgerichtet hat, als der zufällig bei ihm ihm Taxi saß 😉
Deswegen musste ich auch etwas schmunzeln, als mir am Samstag am Ostbahnhof ein wehleidiges Pärchen eingestiegen ist, dem das Konzert in der O2-World viel zu laut war, und die es deswegen bereits über eine Stunde vor Schluss verlassen hatten. Die Tour war soweit prima und die beiden auch ganz nett. Allerdings hat sich mit der Zeit dann doch herauskristallisiert, dass die Frau auch ziemlich eigene Vorstellungen von angenehmer Lautstärke hatte und ich ihren Kindern hiermit empfehlen würde, nie wieder Konzertkarten zu verschenken. Ehrlich! Zitat:
„Dann gehen wir lieber ins Kino. Vielleicht in den neuen Stummfilm. Obwohl, nee: Da ist ja auch Musik!“
Denn, klar: Kino ist auch immer zu laut.
Ich hab die beiden bis fast nach Buch gefahren, nicht ohne dass mir selbst hierbei erzählt wurde:
„Wenn ich da noch länger dringeblieben wäre, dann könnten sie gleich bis zum Klinikum durchfahren.“
Äh ja, abgesehen davon war es aber ok. Auf dem Rückweg hatte ich in Blankenburg einen Winker, ich kann also den Nachtfahrern im Nordosten sagen: Kommt wieder in die Stadt, den einen dieses Jahr hatte ich, der nächste ist erst wieder Silvester fällig 😉
Da ich aber offenbar vollständig schmerzbefreit bin, bin ich gleich im Anschluss nochmal zur O2-World, wo sich das Konzert inzwischen dem regulären Ende zuneigte. Im Grunde sind Volksmusikbegeisterte ältere Ehepaare ja nicht die schlechtesten Kunden, die man Nachts erwischen kann. Man sollte zwar vorsorglich behaupten, böse Jugendliche hätten just gerade eben das Radio kaputt gemacht und man könne deswegen jetzt leider nicht… Aber damit hat man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen und fortan viel Spaß mit ihnen…
Ich hatte mich jedenfalls kein Bisschen verschätzt, was die Ergiebigkeit der Touren von dort anging, denn während Kollege Carsten mit einem Betrunkenen Irren zum Ostbahnhof, keine 500 Meter weit, tingelte, stieg mir eine total nette ältere Frau mit ihrer behinderten erwachsenen Tochter zu. Im Gegensatz zu den beiden anderen waren diese im Übrigen total begeistert und mit sich und der Welt im Reinen. Die Tour ging bis weit in den Südwesten der Stadt und war damit nicht nur lukrativ, sondern allgemein sehr entspannt.
In solchen Momenten denke ich an meine Zeit beim Behindertenfahrdienst zurück, insbesondere daran, dass gerade die, denen das Leben am meisten Anstrengung abverlangt, mitunter die zufriedensten und angenehmsten Kunden sind.
Wenn ich es also überschlage: Eine wegen Schlafmangel nicht gefahrene Schicht auf der einen, 60 € Umsatz auf der anderen Seite… nein, quitt bin ich mit Andrea Berg noch nicht – aber wenn sie so weiter macht, klappt das vielleicht irgendwann mal 😀
Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung wäre ja vielleicht, wenn sie mit dem Singen ganz aufhören würde…
Ich assoziiere mit Andrea Berg lediglich, daß sie immer sehr kurze Röcke trägt. Na, wenn schon die Musik nichts taugt …
Was habt Ihr eigentlich gegen Andrea Berg?
Ihr jungen Leute seid echt intoleranter als wir alten! Wir können durchaus Ektomorph unhd Death Metal ertragen, auch mal eine Stunde lang während einer Transportfahrt von Halbwüchsigen.
PS.: Bin Fan von Queen, Phil Collins, Train, Avenged Sevenfold, Elvis Presley, Kid Rock, Bruno Mars, Mando Diao, Michel Teló………….. ;o)
@ Petra
Sie sollte nicht leichtfertig alle Leute als jung einstufen, die sich irgendwo äußern. Mancher dürfte älter als Sie sein. Hundsmiserable Musik bleibt hundsmiserable Musik – das können die einen Leute erkennen und die anderen eben nicht – ganz unabhängig von ihrem Alter.
Och, ich freu mich schon, zur Gruppe junger Menschen gezählt zu werden.
Ist objektiv zwar (leider) falsch, aber gibt mir genügend Schwung für den Rest der Woche ;-).
Ich muss etwas abschweifen, aber zu dem Thema „jung“ fällt mir was ein. Meine Großmutter hat immer gern Kittelschürzen daheim getragen, was vor 30 Jahren auch noch üblicher war. Eines Tages bringen ihre beiden Töchter vom einkaufen in der Stadt ihr (damals schon über 70) eine etwas konservativ gestaltete Schürze mit. Die prompte Antwort: „was wollt ihr denn damit, da seh ich ja aus wie ein altes Weib.“
Och, sowas hören nicht nur alte Leute. Es gibt Hinweise, dass auch der Promillegehalt eine Rolle spielt. Aus der Hüfte heraus würde ich vermuten: Wenn L(2p+1)>60, liefert diese Musik ein positives Hörerlebnis (L: Lebensalter in Jahren; p: Blutalkoholkonzentration in Promille).
Quelle dieser These sind Beobachtungen im Karnevalsfestzelt 🙂
Ich lese die ganze Zeit „Tour“ und muss überleben ob du nicht grade die Tour von Andrea Berg meinst und da drüber schreibst… 😀
@Petra:
Ertragen kann ich auch einiges. Gut finden muss ich es ja dennoch nicht. Und auf meiner CD im Taxi lauert einiges von den Beatles bis Ektomorf, von den Fantastischen Vier bis Welle:Erdball, von Across the Border bis Götz Widmann und wieder zurück. Ich würde mir einen recht breit gefächerten Musikgeschmack attestieren. Das was ich von Andrea Berg bisher gehört habe, fand ich auch jenseits der Ruhestörung einfach nur öde und käsig, das hat nichts mit Intoleranz zu tun.
@Michi:
Das ist aber definitiv die seltenere Variante 😉
@Dom:
Au ja, ich werd‘ Roadie bei Andrea Berg 😀
Sash, die Ausrede mit dem kaputten Radio wird leider leider nichts bringen, wenn Du Hardcore-Fans im Wagen hast.
Meine persönliche Andrea Berg heißt Helene Fischer, die mich gelegentlich zu verfolgen scheint, und als ich ein Rudel Mittfünfzigerinnen vom Konzert derselbigen Dame heimfuhr, wurde ich auch gefragt, ob ich zufällig eine CD von Frau Fischer bei mir hätte. „Leider gerade nicht…“ – und schwupps wurde ein Taschentelefon auf volle Lautstärke gedreht über die Köpfe der Mitreisenden gehalten und Madame Fischers Musik, die auch durch einen Kermit-der-Frosch-Lautsprecher verzerrt nicht unbedingt gewinnt, schallte mir durch den Ducato…
@Daniel:
Autsch, über Handy tut das weh. Wobei selbst singende Fahrgäste es unter Umständen noch schlimmer machen 😉
Ich frage mich auch manchmal ernsthaft, ob Andrea Berg genausoviele Fans/Konzertbesucher hätte, wenn sie etwas mehr anziehen würde. Ihre Outfits finde ich oftmals etwas nuttig.
@Bernd:
Naja, Sex sells. Das ist ja nichts neues. Aber interessant, dass es auch bei dieser Zielgruppe funktioniert 🙂
@Sash
Das passiert bis ins hohe Alter, sogar wenn Viagra nichts mehr hilft. Als ehemaliger Altenheimzivi könnte ich da Geschichten vom Stapel lassen. Alleine die Sprüche von Opa Lindemann (so sein Spitzname unter uns Zivis), als die neue Azubine kam und er meinte, er würde gerne mit mir tauschen, damit er der Azubine zeigen könnte, wie der Hammer funktioniert. Da stehst du da und dir fällt vor Sprachlosigkeit die Kippe aus dem Mundwinkel.