Der lange Arm der Taxi-Innung

Wenn man derzeit aus westlicher Richtung nach Stralau möchte, hat man ein kleines Problem: Die Durchfahrt von der Stralauer Allee auf Alt-Stralau ist gesperrt. Das ist seit etlichen Monaten so und wird noch ein Jahr andauern. Wenn man eher aus südwestlicher Richtung kommt, bleibt einem nur der Umweg übers Ostkreuz. Wenn man das mit dem Taxi macht, klettert die Rechnung ziemlich exakt 2 € höher als man es von eventuellen früheren Fahrten gewöhnt war.

Vom Ostbahnhof hingegen kann man noch ein paar Cent sparen, wenn man die inzwischen neu eröffnete Kynaststraße nutzt und durch den Boxhagener Kiez tingelt. Aber erstens ist das keine große Ersparnis und das will auch keiner. Zumindest Nachts nicht, wo man die Stralauer Allee zügig durchfahren kann.

Bei allen Touren ist die Sperrung irgendwann Thema. Schließlich wissen nicht einmal die Bewohner der ansonsten so idyllischen Halbinsel in Berlins Osten, weswegen diese Unterführung eigentlich genau gesperrt ist.  Ob die Brücke dort abgerissen, restauriert, neugebaut oder lustig bemalt wird: Eine Sperrung von knapp 2 Jahren scheint für jedes eventuelle Vorhaben ein bisschen überzogen zu sein.

Ergo: Es wird viel geflucht. Je nach Laune der Kundschaft hab ich rausgefunden, dass ausgerechnet das Salz-in-die-Wunde-Streuen hier für gute Laune sorgen kann. Wenn das Unverständnis seinen Höhepunkt erreicht hat, werfe ich manchmal einfach dreist ein:

„Tja, ich als Taxifahrer kann mich ja eigentlich gar nicht darüber beschweren…“

Es ist seltsam. Im Normalfall sollte man es ja eher vermeiden, den Kunden aufs Auge zu drücken, dass man sie gerade über Gebühr schröpft. Die Stralauer quittierten mir das bisher immer mit Verbesserung ihrer Laune, einem Lachen und einem guten Trinkgeld. Ein Kunde kam neulich allerdings selbst auf die Idee.
Er war gerade dabei, sich und mich zu fragen, was das denn alles soll und warum da durchgehend gesperrt sein muss und bla Rhabarber Keks! Plötzlich hielt er inne, sah mich an und meinte:

„Vielleicht ist das ja auch eine Initiative der Taxi-Innung…“

Ich würde sagen, der Preis für die bekloppteste Verschwörungstheorie des Jahres geht an meine Kundschaft! 🙂

Was sollte ich darauf antworten. Ich hab folgendes gewählt:

„Mag schon sein. Dann war es aber eine ganz geheime Kommandosache. Schließlich weiss ich auch nix davon.“

Lächeln, Trinkgeld, das Übliche. Der nächste bitte! 🙂

4 Kommentare bis “Der lange Arm der Taxi-Innung”

  1. Warum das gut ist? Weil Ehrlichkeit die meisten Leute in dieser verlogenen Zeit sehr anspricht. Ehrlichkeit gepaart mit Humor wirkt dann total entwaffnent.

  2. Unterdosis sagt:

    Den nächsten mit der Theorie ganz ernst anschauen und kontern „Das ist jetzt aber schlecht. Jetzt kann ich Sie leider nicht mehr gehen lassen…“

  3. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Ja, vielleicht. Aber viele kriegen ja andererseits genau das in den falschen Hals. Über die Stralauer Quote jedenfalls bin ich erstaunt 🙂

    @Unterdosis:
    Yeah! Der wäre echt gut gewesen 😀

  4. […] Das Auffinden des Hostels war nicht ganz problemfrei, insbesondere weil keine beleuchtete Hausnummer zu finden war. Mein Navi berechnet die Hausnummern mit einer Formel, die ganz offensichtlich nicht für solche Fälle entwickelt wurde und so schossen wir einmal übers Ziel hinaus. Die kleine Schleife, die ich drehte, wollte ich dem Kunden nicht anlasten, schaltete das Taxameter also schon kurz vor der Ankunft aus. Über 11,40 € nach Stralau kann man ohnehin schon froh sein, die gibt es ohnehin nur dank der Baustelle, die einen zu Umwegen zwingt. (Siehe hierzu: Verschwörung der Taxiinnung?) […]

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