„Müssen sie…?“ „Mhmm!“

Ich hab momentan das Gefühl, die Kotzer werden häufiger. Hoffentlich ist das kein Trend, der anhält.

Die noch relativ junge Dame, die ich am Ostbahnhof aufgabeln durfte, war alles andere als eine problematische Kundin. Sie war ein wenig angetrunken, aber sie konnte sich klar artikulieren und kannte ihr Ziel sehr genau. Wenn ich mal ehrlich bin: Arg viel mehr braucht es ja nicht, um eine Tour erfolgreich zu beenden. Wenn ich mal weiss, wo ich hinfahren soll, dann ist das Gröbste „scho gschwätzt“, wie man in meiner alten Heimat sagen würde.

Es ging nach Lichtenberg in eine Straße, die jedem ehemaligen Ortskundeprüfling was sagen sollte: Die Ruschestraße. Ein Fahrtziel also, das sich mit 3 mal Abbiegen erreichen lässt und somit recht unkompliziert ist. Die Hausnummer wollte sie mir noch zeigen – na bitte!

Von Beginn an litt sie unter entsetzlichem Schluckauf. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass einen selbiger zwar gerne heimsucht, wenn man betrunken ist – selten aber dann, wenn es wirklich spitz auf knapp steht, ob man sein Essen noch bei sich behalten kann. Folglich war das auch ein eher unaufgeregtes Gesprächsthema – und wenn ich nicht wüsste, dass all die „Rezepte“ dagegen sinnlos wären, dann hätte ich ihr gerne eines genannt.

Mir schwirrte die alte Weisheit meiner Eltern bezüglich eines Schluckaufs durchs Hirn:

„Nimm den Mund voller Wasser und setz dich auf den Herd. Stell ihn auf Stufe 6 und wenn das Wasser kocht, ist der Schluckauf weg!“

In Anbetracht der Situation (ihr war das sehr peinlich) ließ ich es bleiben und fuhr einfach drauf los. Aber schon sehr bald bemerkte ich aus dem Augenwinkel, dass sie sich beide Hände vors Gesicht hielt. Ich fragte vorsichtig nach:

„Sagen sie, müssen sie…?“

„Mhmm!“

Eigentlich war letzteres kein Laut, sondern nur ein zustimmendes Nicken.

Man ist ja wirklich schnell, wenn man das kennt: Blinker, Lenkrad, Tür, zack! Schon steht das Taxi am Straßenrand und jeder von Magensäften durchgeschüttelte Fahrgast kann sich mal eben ohne böse Worte des Taxifahrers auskotzen. Und das hat sie getan. Nach dem idiotischen Engländer neulich war ich heilfroh, dass die Geschichte mit ein paar Blatt von der Küchenrolle zum Mundabwischen erledigt war.  Puh!

Das Trinkgeld war gut, die Fahrt soweit in Ordnung. Schweißperlen von der Stirn wischen musste ich mir trotzdem. Aber ein guter Ausgleich sollte noch folgen…

7 Kommentare bis “„Müssen sie…?“ „Mhmm!“”

  1. Petra sagt:

    Das kenne ich von meinem Göttergatten. Ab ungefähr 15 km/h kommt der Hilferuf „Fahr nicht so rasant!“ Dann habe ich genau 2 Minuten Zeit einen passenden Platz zu suchen.
    Problematisch daran ist, dass man als alter Ehekrüppel ja weiß, wie der andere tickt. Auf Vergnügungen mit alkoholischen Getränken weiß ich meist auf den Tropfen genau, wann es das „Fass zum überlaufen“ bringt. Leider fallen Warnungen unter die Rubrik Spaßbremse.

  2. Morgis sagt:

    Das mit dem Schluckauf kenne ich wiederum von meiner Ex. Wenn wir was getrunken haben und sie bekam Schluckauf, folgte die umgedrehte Schnellverdauung. Ein ganz trügerisches Zeichen auf das ich bei meinen Fahrgästen auch immer achte. Das kam bei denen nämlich auch schon vor. Also Vorsicht bei Schluckauf!

  3. Und ich dachte immer, alkoholinduzierter Schluckauf lässt sich nur durch mehr Alkohol beheben… 😉

  4. Cliff McLane sagt:

    > ein guter Ausgleich sollte noch folgen…

    Nööö, fang du jetzt nicht auch noch mit Cliffhangern an!

    Aber lass mich raten: Außervorehelicher Geschlechtsverkehr?

  5. ednong sagt:

    Hach,
    schon wieder ein Cliffhanger …

    Aber Schluckauf bei Alkohol? Oh man, da würde ich wahrscheinlich sofort innerhalb weniger Minuten mich übergeben.

  6. Sash sagt:

    @Petra und Morgis:
    Na, so ein eindeutiger Zusammenhang besteht aber echt nicht bei allen. Manche müssen einfach nach dem zweiten Sekt rumhicksen wie blöde, völlig ohne dass es ihnen schlecht geht.

    @Der Maskierte:
    Diese Variante klappt auf Dauer wie fast alles andere auch 🙂
    (es sei denn, es ist ein chronischer Schluckauf)

    @Cliff McLane:
    Ich fange seit anderthalb Jahren mit Cliffhangern an. Und jedes Mal ist das Geschrei groß 🙂
    Hey, dafür schreibe ich auch regelmäßig! Ich weiss, manchen würden 5 Einträge am Tag lieber sein, aber dann wäre hier eine Woche tote Hose danach. Es ist gar nicht so leicht, so viel Content aus meinen paar Fahrten rauszuholen…
    Was deine Prognose angeht: Nein! 😀

    @ednong:
    Jo, wie immer 🙂
    Bei mri kommt es immer auf den Grad der Alkoholisierung an. Ab einem bestimmten Level wird es schon gefärhlich, das ist klar…

  7. […] vertan habe. Und so lief es auch bei den beiden Jungs, die mich heranwinkten, kaum dass ich die Kotzerin in Lichtenberg abgesetzt […]

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