…möchte ich gerne mal Taxi fahren!
Es war eine dieser schaurig langweiligen Ostbahnhof-Nächte. Es war kalt, matschig und ruhig. Aber nur bis zu diesem Moment. Eine bunt aus allen Klischees zusammengewürfelte Truppe aus englischsprachigen Touris von 17 bis 22 stand plötzlich an meinem Wagen und es quakte im Chor:
„Five? Five? Five? Five? Five?“
Manchmal nervt es auch mit den Großraumtaxen. Eigentlich freue ich mich ja, mal eben mit 30 Sekunden Arbeitsaufwand 1,50 € oder 3,00 € extra zu verdienen, aber es gibt auch Tage, da hab ich eigentlich keinen Bock drauf.
Ich bin zwar nicht so drauf wie mancher Kollege, der die Sitze kategorisch nie ausklappt und nur 4 Leute mitnimmt, aber ich denke gelegentlich drüber nach. Gerade bei den jugendlichen Großgruppen kann man immer nur hoffen, dass sich nicht der mit dem größten Hang zu Vandalismus und Kleptomanie nach ganz hinten setzt, wo man als Fahrer wirklich gar nichts mehr mitbekommt.
Glücklicherweise sind meine negativen Erfahrungen gering und meine Laune meist gut genug, um die Bedenken beiseite zu wischen. An den 1,50 € lag es sicher nicht, dass ich die Truppe mitgenommen habe. Ganz ehrlich: Ich hab auch überhaupt nichts schlimmes erwartet, sie sahen eigentlich von Beginn an recht nett aus.
„Tell us, what would it cost from here to the Generator Hostel?“
„Hmm, with 5 persons maybe 11 €.“
„Each?“
„Of course not!“
Keine Frage, ich würde es insbesondere bei kurzen Fahrten oft genießen, wenn ich den Fahrpreis mit der Kundenanzahl multiplizieren könnte, aber es wäre zugegebenermaßen auch eine üble Abzocke.
Dass ich am Stand Begeisterung erfahre, wenn ich den Preis nenne, kommt schon mal vor. Auch lautstark. Wie diese Jungs sich gefreut haben, war allerdings fast schon unglaubwürdig. Ich hatte schlagartig das Gefühl, der coolste Deutsche des Planeten zu sein und mir alles erlauben zu können. Stattdessen hab ich vorsorglich (bevor was zu Bruch geht) die Begeisterung gedämpft und ihnen klargemacht, dass wir hier keine Mondpreise verlangen und man sich das Taxifahren ja auch leisten können sollte. Wobei mir natürlich hätte bewusst sein müssen, dass sich bisher kein Kollege erdreistet hat, Fahrgästen derart sozialverträgliche Worte zukommen zu lassen.
Auch wenn ich die Sache mit dem Tarif klargestellt habe, waren die Jungs offenbar davon überzeugt, ich hätte ihnen irgend einen geilen Spezialpreis gemacht. Vielleicht sind sie ja auch einen Tag zuvor an einen Fahrer geraten, der leider genau das getan hat. Wer weiss?
Als ich an der Kreuzung Storkower Ecke Landsberger stand und davor schon einiges von Hunger vernommen hatte, fragte ich kurz an, ob ich sie jetzt am Hostel rauslassen soll, oder gleich beim Döner oder Burger King. Sie waren zum einen verblüfft über die Nachfrage, zum anderen darüber, dass wir schon da waren und entschieden sich für den Burger King.
Also dann. 10,30 €.
„Here is a 10er, and then take this!„
meinte einer der 5, während er mir rund 3 € in die Hand schüttete. Löbliche Geste, ich hab mich freundlichst bedankt und den hinteren Reihen verkündet, dass ich ihnen raushelfe. Zum einen ist ja hinten links so oder so die Kindersicherung drin, zum anderen ist die allerletzte Sitzreihe wirklich blöd zu verlassen, wenn man keine Hilfe hat.
Als ich die Türe geöffnet hatte, schälte sich ein hochgewachsener Schwarzafrikaner mit dicker Brille und schüchternem Blick aus dem Sitz und drückte mir noch einen Euro zusätzlich in die Hand:
„Hey Guy, that was really a nice ride!“
3,90 € gab es insgesamt Trinkgeld. Von einer dieser klischeehaften Jugendbanden. Nehmt dies, ihr Kundenberater mit den Horrorgeschichten! 😉