Unrühmliches Ende einer Schicht

Verflucht! Die xy-Straße! Ich hab mit meinen potenziellen Kunden und einem Kollegen am Stand rumdiskutiert wegen des Preises. Die Straße ist relativ klein, ich bin da erst einmal gewesen, und wusste sie nicht so recht einzuordnen. Ich wusste zwar ziemlich genau, dass sie von einer großen Hauptstraße in Neukölln abgeht, aber von welcher jetzt nochmal genau? 3 hatte ich in Gedanken zur Auswahl und beim Preis ging es um 3 € hin oder her.

Das sind die Momente, in denen Navis einfach praktisch sind. Klar würde hier ein halbminütiger Blick in den Stadtplan ausreichen, aber das Navi ist schnell mal an der Ampel programmiert, dann biegt man unterwegs nicht falsch ab und es kostet keine zusätzliche Zeit.

So sollte es sein.

Mein Navi hat sich dieses Wochenende aber einen besonderen Scherz erlaubt und mal kurz für ein Stündchen das GPS-Signal verloren. Seitdem kann ich immerhin sagen, dass ein Navi nur sehr bedingt einsatztauglich ist, wenn es den eigenen Standpunkt nicht mehr auf 30 Meter genau findet, sondern nur noch auf etwa 3 km…

Ich fühle mich in Berlin schon lange nicht mehr hilflos. Wo ich bin, und wie ich grob in welche Richtung komme, weiss ich meistens. Insofern hätte mir die Zielkarte eigentlich ausreichen können. Aber schon aus purer Gewohnheit bin ich auf den Gedanken natürlich gar nicht gekommen. Ein Kollege an der Ampel hat mir dann freundlicherweise kurz gesagt, wo ich hinmüsse.

Die Fahrt hat 5 Minuten länger gedauert als geplant und einen Kilometer Umweg beinhaltet. Meine Kunden haben dann letztlich doch nur den Preis zahlen müssen, den sie eigentlich gerne schon vorher fest ausgemacht hätten, und der für die Fahrt in jedem Fall zu wenig gewesen wäre. Aber eingedenk der Probleme war das ok. Ärgerliche Sache, aber von der Lösung her am Ende wohl für alle Seiten in Ordnung. Pünktlich zum Feierabend hat das Navi dann übrigens wieder getan…

Don’t try this…

„Hey, what’s that car?“

„It’s an Opel.“

„Oh, a Corsa?“

„No, a Zafira.“

„Zafira… that would be a nice Name for a Girl. I wanna fuck Zafira in the ass!“

„Please, don’t try this with my car!“

Nicht mehr normal…

Was hatten wir in Berlin schon lange nicht mehr? Richtig: Taxi-Überfälle!

Auch heute Nacht wieder zwei neue: Einmal in Steglitz und einmal in Lichterfelde.

Und als ob die Aussicht, der Tageskasse (oder dem, was ein Räuber dafür hält) beraubt zu werden, nicht zum Jubilieren ausreicht: Der in Lichterfelde hat ja wohl doppelt und dreifach den Arsch offen: Sich das Taxi bestellen, auch noch das Handy klauen und mir nichts dir nichts mit einer Gasknarre auf den Fahrer schießen…

So scheiße ein Überfall sowieso ist: Das ist ja wirklich nur noch krank!

Ein Zehner…

Ich hätte da eine heitere Geschichte von zwei jungen Männern, die zum Puff gefahren werden wollen. Aber die ist nicht heiter.

Mir sind in Friedrichshain zwei Typen ins Auto gesprungen, die vom Alter her deutlich unter mir lagen. Das Fahrtziel haben sie nur recht grob in Form einer S-Bahn-Station angegeben, und so kam es, dass ich irgendwann gefragt habe, ob sie jetzt Party machen würden.

„Wir gehen jetzt ficken, Alter! Aber egal, Party ist ja immer ficken, oder Alter?“

Ich hab das nicht vorschnell dementiert und ohne den beiden davon zu verraten ein wenig über den sicher nicht sehr philosophisch gemeinten Satz nachgedacht. Das Ergebnis ist recht simpel und lässt sich in meinem Fall wie folgt zusammenfassen: Meistens: Nein, in Gedanken: Schon , Lösung: Drogen. Aber das nur nebenbei.

Da mir die Adresse unbekannt war, hab ich sie nach ein paar Details gefragt. Preise und so. Gibt ja öfter fragende Kunden, und da schadet zusätzliches Wissen nie. Die Antwort fand ich erschütternd.

Dass man hier in Berlin für 35 € schon Sex kriegt ist hart genug, war mir aber bekannt. In diesem Laden (bei dem ich den Teufel tun werde, ihn zu empfehlen) reicht das wohl für 20 Minuten. Das wirklich miese war dann:

„…ohne Kondom 45.“

Was bitte??? Ich weiss, während meiner Jugend war der Hype um Aids sicher größer als heute – aber wie zivilisiert, wie fortschrittlich, wie gut ist denn bitte eine Gesellschaft, in der Prostituierte (und Kunden natürlich) mal eben für einen Zehner ihr Leben riskieren?

Das sind die Momente, wo es mir bitter aufstößt, wie gut es mir selbst eigentlich geht…

Is‘ egal!

Das Matrix. Unendliche Breiten…

Wie so oft ist ein junger Mann an mich herangetreten und hat mich gefragt, wie viel es zum Kolumbus-Hotel (oder wie immer es sich gerade genau nennt) kostet.

„Pi mal Daumen 15 €. Kann aber schon sein, dass es ein bisschen mehr ist.“

„Das is ok. Bringst mich hin?“

Na logo! Es gibt schon grundsätzlich schlechtere Touren als zum Kolumbus, und mein Fahrgast sah sogar noch relativ fit aus.

„Party schon vorbei?“

hab ich ihn gefragt. Ziemlich überrascht lauschte ich ihm, als er erzählte, er wisse, dass es jetzt genug sei und dass er weiss wo seine Grenzen liegen. Ja, Studienfahrt hin oder her, aber irgendwann ist es eben gut, und der Abend wird ja nicht besser, nur weil man am Abend noch kotzt oder nicht mehr heimfindet. Und er fühlt sich nicht mehr so gut, würde sich lieber ins Hotelbett schmeißen und noch ein bisschen lesen.

Wow!

Kenn ich so grob zwar auch von mir, dass ich das Bettchen den letzten Partyeskapaden vorziehe, das hat mich in dem Alter allerdings nicht davor bewahrt, davor schon zu übertreiben 😉

Es war eine angenehme Fahrt, und auch wenn der Typ sicher nicht die Partykanone war, war er mir doch sympathisch. Einer von den Leuten, bei denen man nach 3 Sätzen weiss, dass sie keine Hohlbirnen sind und das Bildung tatsächlich was bringt.

Obwohl ich ihn schön artig auf der kürzesten (und nicht der schnellsten) Route heimgebracht habe, verging die Zeit wie im Flug. Rund 100 Meter vor dem Hotel stellte er fest, dass er sich hier „ja sogar schon wieder“ auskenne, und er quittierte es mit einem ehrlichen und höflichen Danke, dass ich tatsächlich die Hotelvorfahrt genutzt habe, um ihn keine 3 Meter vor der Tür abzusetzen. Viele seiner Altersgenossen bevorzugen ja das Aussteigen 100 m vorher, um die letzten 20 Cent Ersparnis noch durch 6 zu teilen.

„Na und siehste: 14,80 €! Hat sogar noch unter 15 gereicht!“

Sowas sagt man ungern. Ist ja eine blöde Summe für Trinkgeld… aber hey, es war eine wirklich nette Fahrt und sie hat jetzt schon das Gefühl hinterlassen, dass ich jemandem mit meiner Dienstleistung wirklich helfen konnte.

„Is‘ egal!“

meinte er recht gelangweilt, in Gedanken schon im Bett.

„Der Rest ist für dich!“

5,20 € Trinkgeld. Und da will ich noch einmal was hören, dass sich Bildungsausgaben nicht lohnen!

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Immer wieder lustig…

Nun bin ich zwar Taxifahrer, noch dazu einer aus dem Internet, aber gelegentlich gibt es mich ja auch im realen Leben. Meine Freundin kann das mit am Besten bewerten.

Da wir einen gemeinsamen Haushalt führen, bzw. ihm mit gemeinschaftlicher Hingabe gelegentlich Grenzen des Zerfallsprozesses aufzeigen, kommt es schon mal vor, dass trotz erheblichen Mangels an Trauscheinen selbst während eines Bank-Gesprächs der Name des Anderen fällt. So sah sich meine geschäftstüchtigere Hälfte seitens ihres Beraters mit der Frage konfrontiert, welcher Arbeit ich, Sash, nachgehe.

Sie antwortete der Abwechslung halber just auf diese Frage wahrheitsgemäß mit:

„Der fährt Nachts Taxi.“

Die nächste Frage des Bankberaters meiner besseren Hälfte wird auch mir immer wieder in eben jenem Auto gestellt, und deswegen findet sich der Eintrag auch hier wieder und nicht im privaten Blog nebenan:

„Und was macht er tagsüber?“

Dass Nachtarbeit noch immer so wenig erforscht ist, hätte ich mir vor zwei Jahren nie träumen lassen. Das wirkliche Dilemma an der wahrheitsgemäßen Beantwortung der Frage („Schlafen.“) ist, dass einem bisweilen nicht geglaubt wird. So wich die Skepsis jenes Beraters auch erst, als meine Freundin ihn mit der Gegenfrage konfrontierte, was er denn Nachts tue.

Mir ist bewusst, dass Alltagsbewältigungsmodelle existieren, die Taxifahren zu später Stunde als Nebenerwerb möglich machen, über diesen Punkt ist man jedenfalls im Taxi stets weit raus, wenn die Frage nach der mittäglichen Lebenssituation kommt.

Also nochmal zum Mitschreiben: Wer die ganze Nacht arbeitet, schläft tagsüber! Mir ist kein Konzept bekannt, das auf Dauer ähnlich effizient funktioniert.