Gemütlich plaudernd gurke ich mit meiner Kundin die Roedernallee stadtauswärts entlang. Draußen ist es naßkalt, im Auto warm und trocken. Die Zeit verstreicht inzwischen recht schnell, die Fahrt dauert schon eine Weile. Seit Friedrichshain reden wir über dies und das und ich freue mich neben der angenehmen Begleitung durchaus auch darüber, dass die Tour mit bald 25 € finanziell recht gut ausfällt.
Das stete Wechselspiel aus Licht und Schatten unter den Bäumen wird jäh unterbrochen, als hundert Meter vor mir im gelegentlich auf- und abtauchenden Schein der Fahrzeugbeleuchtung etwas grellgelb aufblitzt. Das grellgelbe Etwas identifiziere ich recht schnell als das Letzte, was ich gerade sehen will:
Polizist mit Kelle.
„Ist hier Nachts nur dreißig erlaubt?“ denke ich still und sage laut:
„Fuck, war ich zu schnell?“
Prima, kaum tauchen die Cops auf, komme ich mit den beiden Sprachmodi (Kunden und Rest des Lebens) durcheinander! Meine charmante Mitfahrerin zeigt sich interessiert, beantwortet aber meine Frage nicht. Gut, wie auch?
Ich bremse behutsam ab, denn kaum etwas ist verdächtiger als quietschende Reifen. Abgesehen von der logischsten Konsequenz, umzudrehen und Vollgas zu geben. Ach ja: Der Trick mit dem Licht ausmachen und in eine Parklücke fahren funktioniert auch nicht. Alles schon ausprobiert. Also ab in die Höhle der Löwen! Wie gefährlich soll ein Verein schon sein, der seinem Wappentier zu Weihnachten eine Pudelmütze* verpasst?
OK, ich lasse den Wagen ausrollen und überlege mir Ausreden. Schwangere Frau ist dieses Mal nicht, und 15 € Strafe sind nichts gegen das, was mir zuhause blühen würde, wenn ich meine Kundin noch kurz schwängere. Ich muss da wohl durch… Fuck! (Hey, immerhin dieses Mal leise)
Der Polizist, ein freundlich aber bestimmt guckender Schnauzbartträger im Einzugsgebiet meiner Elterngeneration, winkt mich auf einen Parkplatz, wo gut versteckt vor potenziellen Opfern die Wanne wartet. Ich versuche mich mit einem Blick, den ich bisher noch nicht im Spiegel betrachtet habe, der aber zu funktionieren scheint: Eine Mischung aus kritischer Situationsverachtung gepaart mit einem Hauch grenzdebiler Unschuldigkeit. Wahrscheinlich sieht es so ähnlich aus wie ein Kind, wenn man ihm den Lolli klaut in dem Moment bevor es anfängt zu heulen. Aber wie gesagt, es funktioniert.
Der Cop grinst mich an, deutet mit seinem Ellenbogen vage in Richtung meines natürlich erloschenen Dachschildes und meint:
„So schnell hab ich ja gar nicht gucken können. Sie können natürlich weiterfahren!“
OK, es ist also wie im Behindertenfahrdienst auch: Drogen im Straßenverkehr sind in Ordnung, so lange man das richtige Auto fährt. Wieder was gelernt!*
* siehe hier
** Ganz im Ernst: Ich bin froh, dass nicht alle Cops uns auf der natürlich inexistenten Abschussliste haben!
Bei Mausefallen gibt es mittlerweile eine Vereinbarung zwischen der Polizei und den Taxiverbänden. Wenn ein besetztes Taxi mit angeschalteter Uhr (!) kommt, kann es weiterfahren. Das ist aber erst seit ein paar Jahren so.
Also ein Taxi allein reicht nicht 😀
@Aro:
Dann nemmsch misch’n annern Suffkopp ausse Gneibbe mid unn lasse Schild aus… *hicks*
So in der Art hatte ich das mal mit den netten Herren (da noch in Grün) am Nürburgring. Hab mit nem Sprinter ein paar Leute abgeholt und musste natürlich durch die Polizeikontrolle am Dorint Hotel durch. Dumm, dass man bei unserem Sprinter erst wenn man daneben steht, erkennt, dass es sich um einen Mietwagen handelt.
Also hat mich der „überaus freundliche“ Pozilist erst noch genau zu sich gewunken (weil ich ja dreisterweise ungefähr 30cm vor ihm zum stehen kam), ein paar Sekunden auf die Tür gestarrt (Dort, wo sich Firmenname und Wagennummer befinden) und mich dann mit einem „Ach, Mietwagen. Weiterfahren.“ weiter geschickt.
Anders sahs aus, als ich mit dem Taxi unterwegs war. Fahrgast ausgeladen und geholfen, Sachen zur Tür zu bringen, wieder ins Auto, losgefahren… Ich hatte gerade die Hand Richtung Gurt bewegt (jaja, ich weiß, das soll man vorher machen ^.^), als ich die Kelle gesehen habe. Fazit: eine mündliche Verwarnung, dass ich doch beim nächsten mal drauf achten sollte…
@Sash
Ne, das genügt nicht. Meistens schauen sie schon rein, ob jemand hinten sitzt. Doppelt sehen reicht übrigens nicht (*hicks*).
@blauerblubb
Über die Polizeikontrollen im Behindertenfahrdienst könnte ich ein halbes Buch schreiben… also es ist schon eine sehr verwegene Theorie, jemanden im Fahrdienst beispielsweise um 17 Uhr unter Drogen zu erwischen. Abgesehen davon, dass ich bei vielleicht 8 Drogenkontrollen nur einmal pinkeln und null mal blasen musste. Insbesondere eingedenk der Tatsache, dass Alkohol die einzige verkehrsrelevante Droge ist, die ich nehme, eine seltsame Statistik…
@Aro:
Wo ich den dann hinsetze, kann ich mir ja aussuchen, wenn er genauso hacke ist 🙂