Sash als Kunde (1)

Ich fahre inzwischen ja recht gerne Taxi. Natürlich lieber als Fahrer – da finde ich den finanziellen Aspekt reizvoller – aber mit ein bisschen Grundkenntnissen im Gewerbe steigt man auch als Kunde lockerer ins Taxi. Vor allem kenne ich meine Rechte, kenne die Vorzüge und Widrigkeiten des Jobs und habe natürlich auch als Mensch, Fahrer und Blogger ein gesteigertes Interesse an der Dienstleistung.

Also bin ich natürlich auch in Cux Taxi gefahren. Nur zweimal, aber festhalten möchte ich es trotzdem.

Trotz der nicht eingeschalteten Fackeln am Bahnhofsvorplatz konnte ich mir die Frage „Sind sie frei?“ natürlich verkneifen. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass wir eine wirklich undankbare Fahrt von nur knapp zwei Kilometern zu bieten hatten, habe ich den Fahrer tatsächlich gefragt, ob es ok wäre, bei ihm – als ersten – einzusteigen. Ich halte zwar nichts von Ablehnungen von kurzen Fahrten, aber ich hab schließlich auch nicht vor, mit jemandem zu fahren, der sich zu fein dafür ist – da gebe ich lieber jemand anders ein gutes Trinkgeld.

Aber unser Fahrer war kein Kurzstreckenmuffel. Auf die Frage, was es etwa kosten würde, antwortete er mit

„Vier bis fünf Euro“

was mir fast die Kinnlade entgleisen ließ. Aua! In Berlin wären das mindestens 6 € gewesen. Aber gut, der Startpreis liegt in Cux bei in die falsche Richtung abenteuerlichen 1,80 € (statt 3,20 € in Berlin). Natürlich hab ich ihn unter Kollegen nach den Umsätzen gefragt, und wie erwartet war die Auskunft

„Ach, unter hundert…“

eher niederschmetternd. Er hat das durchaus auch so gesehen, aber sein Bedauern darüber war nicht wirklich eine typische Meckergeschichte, sondern einfach eine Info, die ich ja auch haben wollte. Er war ein netter Kerl, der mir bereitwillig Auskunft erteilte, beim Einladen half und mit einem ordentlichen Auto alle Ansprüche erfüllte, die ich an eine Taxifahrt habe. Dazu war die Route irgendwas zwischen gut und perfekt und der Preis war am Ende mit 4,00 € am unteren Ende dessen, was er gesagt hat. Also hab ich keinen Grund, hier irgendwas zu bemängeln, und ich hoffe, dass mir meine Kollegen zustimmen, dass hier 7 € als Bezahlung völlig in Ordnung waren. Ehrlich gesagt: Bei 5,20 € hätte ich 10 gegeben… aber da meine Finanzen gerade in den Gefilden sibirischer Winter-Temperaturen liegen, wollte ich es wirklich nicht übertreiben.

Die zweite Fahrt war ein wenig verkorkster, wobei ich dem Fahrer zugute halten musste, dass ich am Ende mit 3,50 € nochmal deutlich weniger bezahlt habe. Das war allerdings auch etwas kurios, da er den Preis beim Taxameter einmal aus irgendeinem Grund weggedrückt hat und dann nochmal neu gestartet hat, aber mit Abzug von diesem und jenem und und und. Zudem wusste er erst nicht, wo die Straße ist und war wesentlich wortkarger. Ich gestehe, hier hab ich es bei einem Fünfer belassen.

Mir war es dennoch ein Anliegen, in Cux Taxi zu fahren, da meine Familie da oben dem irrationalen Minicar-Wahn verfallen ist. Ich möchte mich da gar nicht zu sehr einseitig äußern, weil ich da natürlich vorbelastet bin, aber ich verstehe es nach wie vor nicht. Wenn die Tarifinformationen stimmen, die ich so erhalten habe, dann spare ich in Cux mit einem Minicar maximal 3,30 €. Und das auf eine echt lange Strecke von 10 km oder mehr. Klar sind sie immer billiger als ein Taxi. Das möchte ich nicht verleugnen, und wenn man mehrmals täglich damit unterwegs ist, dann läppert sich das natürlich. Ich muss allerdings anmerken, dass die Qualität der Autos sich enorm unterscheidet und ich als Gelegenheitsnutzer wirklich nicht sehe, weswegen ich auf Teufel komm raus noch Einsfünfzich sparen muss, wenn sich das eh im Trinkgeld wieder verliert, weil ich mir gerade sowieso einen Luxus gönne.

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14 Kommentare bis “Sash als Kunde (1)”

  1. Jo sagt:

    Das ist tatsächlich so, dass die Taxitarife da oben deutlich unter den Berlinern liegen. das kann aber auch damit zusammenhängen, dass man in diesen ländlicheren Gebieten zwischen Hamburg und Cuxhaven – wenn man dann schon ausnahmsweise in ein Taxi steigt – prinzipiell zwischen Dorf und Dorf auch eine etwas größere Strecke zurücklegt.

    Übrigens ist mir bei meinem letzten Besuch in der Ecke aufgefallen, dass die Taxen dort mittlerweile nur noch selten in hellelfenbein herumfahren. Meistens sind die in den üblichen Privatwagenfarben, plus Dachschild plus Werbung auf der Seite. Ist das in CUX auch so?

  2. Liest sich wie eine Bewerbung für den ADAC Taxitest 2010… 🙂 🙂

  3. blauerblubb sagt:

    3,20€ in Berlin? Wow… Das ist… viel ^.^ Wir haben hier auf dem Lande gerade mal 1,40€. Trotzdem lassen sich die Schichtumsätze am Wochenende an die 200€ und mehr bringen, unter der Woche kann ich derzeit nichts zu sagen, da hab ich andere Arbeit ^.^

  4. Matthias sagt:

    Was sind denn Minicars?

  5. Sash sagt:

    @Jo:
    Klar, die Tarife sind ja durchaus an die Gegebenheiten angepasst. Wobei die Unternehmer da oben sicher ziemlich zu kämpfen haben mit den niedrigen Kilometerpreisen. Ich weiss nicht, ob die da oben auch auf rund 1€/km kommen. Und so Pi mal Daumen sollten die Haltungskosten schon ähnlich sein.
    Und ja, in Cux sind die Hellelfenbeinfarbenen auch auf dem Rückzug…

  6. Sash sagt:

    @Altenheimblogger:
    Bewerbung von mir oder von Cuxhaven? Also wenn du mich meinst: Ich hab nicht vor, nach Checkliste Taxi zu fahren – obwohl ich natürlich Interesse habe…

  7. Sash sagt:

    @blauerblubb:
    Ja, das ist schon ordentlich. Da liegt Berlin wirklich ziemlich weit oben. Bei uns ist die durchschnittliche Strecke pro Tour allerdings unter 5 km. Ich weiss ja nicht, wie das bei euch ist.
    Außerdem haben wir ja für Winker noch den Kurzstreckentarif.

  8. Sash sagt:

    @Matthias:
    Im Grunde sind Minicars sowas ähnliches wie unsere Konkurrenz 🙂

    Es sind Mietwagen mit Fahrer. Im Grunde also fast das Gleiche wie Taxen, aber nur fast. Mietwagen sind keine öffentlichen Verkehrsmittel und dürfen ihre Aufträge nur am Betriebssitz aufnehmen. D.h. realistisch gesehen: Via Telefon über die Zentrale und dann über Funk. Die Wagen müssen also immer wieder heimfahren und du darfst sie nicht einfach anhalten, bzw. sie dürfen nicht am Bahnhof oder an anderen Taxihalten auf Kunden warten.
    Dafür entfallen z.B. Betriebs- und Beförderungspflicht. Mietwagen dürfen auch nur „als Ganzes“ gemietet werden, was z.B. Einzelplatzvermietungen (bei Taxen z.B. Großraumzuschlag von 1,50 € pro Person) ausschließt.
    Im Gegensatz zu Taxen gibt es in Minicars auch kein Taxameter, sondern nur einen Streckenmesser, der die Kilometer anzeigt. D.h., dass die Fahrer keine Wartezeit berechnen können, und man pauschale Tarife für gewisse Strecken zahlt. Z.B. 2,50 € für die ersten 2 km, dann 3,50 € für bis zu 3 km etc.
    Die Bindung an den Taxitarif entfällt also und führt dazu, dass die Preise meist unter denen von Taxen liegen – mit den Nachteilen, dass sie für Kunden schwieriger zu buchen sind und einige Pflichten der Unternehmer wegfallen.

    Die wesentlichen Infos kannst du auch bei Wikipedia finden:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Minicar

  9. Jo sagt:

    Diese Minicars kenne ich aus dem Köln-Bonner Zwischenraum, wenn auch eher unter dem Begriff Funkmietwagen. Die haben da allerdings etwas höher Preise als die Taxen, weswegen ich mich frage, wie die sich überhaupt halten können 🙂

  10. Sigrun sagt:

    Guten Morgen,
    also „Winker“ darfst Du als Mietwagenfahrer mitnehmen,halt nur nicht an Taxistände stellen und die Mehrwertsteuer ist höher. Jedenfalls ist das hier so.
    Auch wird hier oft nicht so genau hin geguckt,wenn die Mietwagen mit vor unserer einzigen Disco hier stehen,jedenfalls war es so,als ich noch gefahren bin.
    Hier ist die Elfenbeifarbe auch noch Pflicht.Mein Chef hatte mal einen Antrag gestellt,damit er seine weiße Stretch-Limo als Taxi mitlaufen lassen konnte,das wurde damals abgelehnt.
    Schön dass Du wieder da bist und paß auf Dich auf. Oft kommt die Traurigkeit später,bin da auch so ein Meister drin 😉

  11. Sash sagt:

    @Jo:
    Mit höheren Preisen? OK, das ist skuril. Aber wer weiss? Vielleicht haben die Taxen da ein Qualitätsproblem oder die Mietwagen bieten was besonderes dazu.

  12. Sash sagt:

    @Sigrun:
    Dass das nicht so genau genommen wird, glaube ich gerne. Wobei ich eigentlich vermuten würde, dass die meisten Taxifahrer sauer auf die Mietwagenfahrer sind. Bei dem was man so erlebt… 🙁
    Aber eigentlich müsste die Rückkehrpflicht bundesweit gelten, weil das im Personenbeförderungsgesetz als elementarer Punkt festgehalten ist. Aber ist ja nicht so, dass ich in Cux nicht auch gesehen hätte, wie jemand ein Minicar rangewunken hat…
    Bei der Farbe bin ich überrascht, dass ausgerechnet Stuttgart z.B. da die Pflicht aufgehoben hat. Da hätte ich etwas konservativeres erwartet. Ich bin in der Frage sowieso zwiegespalten:
    Ich kann die Unternehmer verstehen, die was besonderes machen wollen (z.B. ein original Londoner Taxi) oder eben des Wiederverkaufswertes wegen eine andere Farbe bevorzugen – aber als ich in Stuttgart am Bahnhof diese bunte Truppe gesehen hab, hab ich mir schon gedacht, dass diese hellelfenbeinfarbene Uniformität durchaus schick ist, und man manche Autos wirklich erst auf den dritten Blick als Taxe erkennt. Nachts ist das ja nicht so wild wegen der Fackel, aber Tags spielt das sicher eine Rolle…
    Und was die Traurigkeit angeht: Ich warte… ich hab eher das Gefühl, ich verdränge, ohne es zu wollen. Dafür bin ich eher allgemein etwas lustlos gerade. Irgendwie geht dann ja doch jeder anders damit um… aber das wird.

  13. Matthias sagt:

    Supi, danke für die Info.

  14. Sash sagt:

    @Matthias:
    Man hilft, wo man kann… 🙂

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