Öfter mal was Neues: Planänderung

Aus dem Bette geschmissen hat mich mein Tagfahrer mehr oder weniger als er mir um 16 Uhr Bescheid sagte, dass das Auto jetzt abholbereit sei, und er sich bis Montag verabschiede. Inklusive gutem Rutsch und allem…

Ich war mir jetzt nicht mehr so ganz sicher, ob das Auto an Silvester belegt ist, weil ich das derletzt erfahren hab, als mein Chef mich aus dem Bette geschmissen hat und ich ähnlich fit war wie nachts um 4 Uhr ein normaler Mensch. Sicherheitshalber – wäre ja blöd, das Auto für einen Tag abzustellen – hab ich im Büro angerufen und nachgefragt. Dabei hat sich dann ergeben, dass tatsächlich ein Auto freigeworden ist und nach einer zweiminütigen Nachfrage verkündete mein Chef mir, dass ich dann schon „mein“ Auto durchgehend nehmen könnte. Und:

„Wenn sich alles so einfach regeln lassen würde, hätte ich keine Probleme mehr.“

Aber was mache ich nun? Eigentlich wollte ich Silvester ja frei machen. Aber ich hatte so oder so nicht vor, zu feiern. Ich wollte nur mit Ozie völlig harmlos was essen, gemütlich Filmchen schauen und/oder das Internet unsicher machen. Explizit mal nicht feiern. Aus dem Besuch in Cuxhaven ist dank dem Tod meiner Mutter ja nichts geworden…

Also hole ich mir nachher das Auto, stelle es hier ab und dann fahre ich eben doch an Silvester. Erst nach 0 Uhr irgendwann und sicher nur ein paar Stündchen. Aber es lohnt sicher mehr als heute. Und heute? Tja, ich würde sagen, dass sich 2009 für mich erledigt hat! Keine Arbeit mehr!

Tja, keine Taxigeschichten mehr bis nächstes Jahr… traurig aber wahr!

Dafür gibt es heute ab 0.00 Uhr den Jahresrückblick und dann hoffentlich im neuen Jahr einen Silvesterbericht.

Schadenfreude

Ich bin wirklich umgänglich! Ganz ehrlich! Aber irgendwie hab ich mir am Wochenende doch ein Grinsen nicht verkneifen können, als ein Kollege am Watergate seinen Fahrgast aufgenommen hat, und ihn dann – immer noch vor meiner Nase – am U-Bahnhof Warschauer Str. wieder rausgelassen hat… ich bin böse, ich weiss 🙁

Also Kollege…

Ein Winker, juhu! Bin gerade auf dem Rückweg in belebte Gebiete und da kommt sowas immer gut. Was haben wir denn da? Aha, ein einsamer Mann, irgendwas Anfang bis Mitte dreißig, gepflegt, ziemlich normal.

„Hi, könnteste… ist nicht weit. Nur in die Blakeksstr.?“

„Kein Problem!“

„Ist nur ein Kilometer, aber meine Freundin ist echt durch…“

Freundin? Freundin? Oh ja, da hinten im Eck liegt ja was am Boden…
Naja, sie kauerte da, immer noch halbwegs aufrecht, aber durch war sie – das hat der werte Freund gut erkannt.

„Ist echt nur ein Kilometer! Ich geb dir nen Fünfer, ist das ok?“

„Wenn es nur so kurz ist – mir sagt die Straße gerade nichts – dann ist das ja kein Problem.“

Er und seine Freundin gelangen alleine durch seine Kraft ins Auto, aber nach Kotzen sieht die Dame nicht aus. Immerhin. Und ist ja nur ein Kilometer…

„Ich mach die Uhr trotzdem an. Schon wegen der Versicherung…“

„Ich war selber Taxifahrer, ich kenn das, ist schon ok!“

Und so sind wir mit zweimal Abbiegen auch problemlos zum Ziel gekommen. Die Uhr zeigte 4,60 € an und alles war ok.

„Na sehen sie, hat ja prima gereicht für 5 €.“

„Was, was macht das jetzt?“

„Ja, 4,60 €.“

Er reicht mir etwas skeptisch einen Fünfer und erwartet immerhin kein Rückgeld. Aber irgendwas hat er auf dem Herzen… dann platzt es aus ihm heraus:

„Ähm, sag mal: Kurzstrecke gibt es aber schon noch, oder?

Ja, allerdings. Es ist aber sicher nicht zu viel verlangt, von einem Ex-Taxifahrer auch entsprechend der Tarifordnung darauf angesprochen zu werden. Nein, eigentlich könnte man sogar erwarten, dass er nicht versucht, einen Festpreis zu machen. Am Ende der Fahrt wegen 60 Cent nach einer Kurzstrecke zu fragen ist eigentlich auch schon per se etwas frech und und und…

Gesagt hab ich nur:

„Ja, aber das kann ich jetzt leider nicht mehr umstellen.“

Ich bin fest davon überzeugt, dass einige Leute da draussen rumrennen und behaupten, sie sind mal Taxi gefahren, ohne dass das stimmt…

Wert

Ich stehe gerade seit ein paar Minuten am Ostbahnhof. Ohne dass ich damit gerechnet hätte, springen mir plötzlich vier Jugendliche ins Auto.

„Bringst uns zum Maria?“

war die Frage, und so langsam wissen wahrscheinlich auch ortsunkundige Mitleser, dass das keine 400 Meter sind. Ich hab nach wie vor nichts gegen kurze Strecken – auch wenn es im Einzelfall enervierend sein kann.

„Ähm… klar. Mach ich gerne, aber ihr wisst schon, dass das nur da vorne 300 Meter ums Eck ist!?“

„Nö!“

„Also wirklich, ich fahr euch gerne dahin, aber ob sich das lohnt?“

Und diese Frage stelle ich nicht im Bezug auf mein Portemonnaie. Meine Chefs jubilieren natürlich bei so kurzen Fahrten, weil das bedeutet, dass ich pro Kilometer dank des Startpreises einen Mörder-Umsatz einfahre. Für mich selbst ist es ok, solange ich nicht gerade 2 Stunden dafür angestanden habe. Aber da der Preis pro Kilometer ja für die Kunden aberwitzig ist – hier ca. 1 € pro 100 Meter – könnte es ja sein, dass sie es sich noch einmal überlegen. Aber nix da:

„Weisst du, das bist du uns wert!“

4,00 € hat die Fahrt gekostet und gezahlt haben sie mit 5,00 €. Da ich sowieso keine drei Stellplätze weiter hinten als vorher war, als ich wieder am Bahnhof war, kann ich die Sache sogar wirklich als lohnend bezeichnen. Die Wertschätzung allerdings hat ungleich mehr gut getan. Ich weiss, dass Taxifahren eine Dienstleistung ist, die unterschiedlichst bewertet wird. Mitunter sogar von ein und der selben Person je nach Situation. Und da viele nicht einmal einsehen wollen, dass zumindest das Auto was kostet, wenn auch ich als Fahrer nur ein paar Minuten investiert habe, finde ich das (leider) schon fast wieder beachtenswert. War nett mit euch, Jungs!

So schnell…

Gemütlich plaudernd gurke ich mit meiner Kundin die Roedernallee stadtauswärts entlang. Draußen ist es naßkalt, im Auto warm und trocken. Die Zeit verstreicht inzwischen recht schnell, die Fahrt dauert schon eine Weile. Seit Friedrichshain reden wir über dies und das und ich freue mich neben der angenehmen Begleitung durchaus auch darüber, dass die Tour mit bald 25 € finanziell recht gut ausfällt.

Das stete Wechselspiel aus Licht und Schatten unter den Bäumen wird jäh unterbrochen, als hundert Meter vor mir im gelegentlich auf- und abtauchenden Schein der Fahrzeugbeleuchtung etwas grellgelb aufblitzt. Das grellgelbe Etwas identifiziere ich recht schnell als das Letzte, was ich gerade sehen will:

Polizist mit Kelle.

„Ist hier Nachts nur dreißig erlaubt?“ denke ich still und sage laut:

„Fuck, war ich zu schnell?“

Prima, kaum tauchen die Cops auf, komme ich mit den beiden Sprachmodi (Kunden und Rest des Lebens) durcheinander! Meine charmante Mitfahrerin zeigt sich interessiert, beantwortet aber meine Frage nicht. Gut, wie auch?

Ich bremse behutsam ab, denn kaum etwas ist verdächtiger als quietschende Reifen. Abgesehen von der logischsten Konsequenz, umzudrehen und Vollgas zu geben. Ach ja: Der Trick mit dem Licht ausmachen und in eine Parklücke fahren funktioniert auch nicht. Alles schon ausprobiert. Also ab in die Höhle der Löwen! Wie gefährlich soll ein Verein schon sein, der seinem Wappentier zu Weihnachten eine Pudelmütze* verpasst?

OK, ich lasse den Wagen ausrollen und überlege mir Ausreden. Schwangere Frau ist dieses Mal nicht, und 15 € Strafe sind nichts gegen das, was mir zuhause blühen würde, wenn ich meine Kundin noch kurz schwängere. Ich muss da wohl durch… Fuck! (Hey, immerhin dieses Mal leise)

Der Polizist, ein freundlich aber bestimmt guckender Schnauzbartträger im Einzugsgebiet meiner Elterngeneration, winkt mich auf einen Parkplatz, wo gut versteckt vor potenziellen Opfern die Wanne wartet. Ich versuche mich mit einem Blick, den ich bisher noch nicht im Spiegel betrachtet habe, der aber zu funktionieren scheint: Eine Mischung aus kritischer Situationsverachtung gepaart mit einem Hauch grenzdebiler Unschuldigkeit. Wahrscheinlich sieht es so ähnlich aus wie ein Kind, wenn man ihm den Lolli klaut in dem Moment bevor es anfängt zu heulen. Aber wie gesagt, es funktioniert.

Der Cop grinst mich an, deutet mit seinem Ellenbogen vage in Richtung meines natürlich erloschenen Dachschildes und meint:

„So schnell hab ich ja gar nicht gucken können. Sie können natürlich weiterfahren!“

OK, es ist also wie im Behindertenfahrdienst auch: Drogen im Straßenverkehr sind in Ordnung, so lange man das richtige Auto fährt. Wieder was gelernt!*

* siehe hier

** Ganz im Ernst: Ich bin froh, dass nicht alle Cops uns auf der natürlich inexistenten Abschussliste haben!

Blitz-(Schw)eis(s)

Ist übrigens echt ein fieses Wetter. Es ist warm genug, damit die weißen Weihnachten auch ganz sicher wieder nicht klappen. Auf der anderen Seite ist der Boden gefroren, und die Stadt verwandelte sich in dieser Nacht in vielen Ecken in eine unvorhersehbare Rutschbahn. Was ich als Fußgänger hasse, weiss ich im Auto durchaus zu schätzen. Mich kann man mit Sommerreifen in die Antarktis schicken und ich komm mit ’nem Grinsen zurück. Ich bin zwar kein übermütiger Rennfahrer mit besonderer Begeisterung für verfrühtes Ableben, aber ich hab Spaß an der Sache, das kann ich nicht verleugnen.

Im Gegensatz zu einem sicher zu bedauernden Kollegen habe ich allerdings auch nicht einen so waghalsigen Fahrstil, dass ich gegen den Kärcher an meiner Lieblingstanke donner, um mir anschließend Sorgen machen zu müssen, wie ich das jetzt meinem Chef abstotter (sowas gibt es bei uns eh nicht!) oder gar anfange, auf die Tankstelle zu schimpfen, die offenbar nicht genug tut, um dafür zu sorgen, dass man auch bei 0°C noch mit 40 beschwingt einparken kann.

Nein, meine Coolness bezüglich Schnee und Eis hab ich definitiv auch meinem besonnenen Fahrstil zu verdanken. Obwohl ich am Montag früh auch mit der Handbremse eingeparkt hab 🙂

Naja, heute Nacht hat es mich am Alex dann doch kurz überrascht, das Blitzeis. Ich fahr für die Straßenverhältnisse recht zügig (ich rede hier von Tempo 40 oder so) von der Otto-Braun-Str. in die Karl-Marx-Allee, als eine kleine Bodenwelle während des Abbiegens die Haftreibung der Heckbereifung spontan auf Null reduziert. Auch wenn kein sonstiger Verkehr auf der Kreuzung war, hab ich – um keinen allzu schlechten Eindruck zu hinterlassen – doch noch verhindert, dass mein Heck zuerst in die Karl-Marx-Allee fährt. Sah sicher geil aus 😀

Bin ich froh, dass ich keinen Job hab, wo ich mir jeden Tag Gedanken machen muss, mit dem Auto schnell ans Ziel zu kommen. Als Taxifahrer am Tag zum Beispiel. Gut, dass dieser Kelch an mir vorübergegangen ist…

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Absurd sauber

Im Winter ist Taxifahren ja in mehrerlei Hinsicht etwas mühsamer. Zugegeben, man kommt nicht mehr so leicht ins Schwitzen, aber der ganze Matsch im und ums Fahrzeug nötigt einem ja doch die ein oder andere Minute extra ab. Wenn es die ganze Zeit regnet oder schneit und die Straßen matschig oder nass sind, ist mein Zafira ja die reinste Dreckschleuder. Naja, den meisten anderen geht es ja nicht besser.

Was ich eigentlich sagen wollte: Die Waschanlagen sind plötzlich ein Ort, an dem man überraschenderweise anstehen muss. Die Dramatik dieser Geschichte hält sich in sehr engen Grenzen, und ich bin im Allgemeinen kein Mensch, der durch galoppierende Ungeduld negativ auffällt. Die Waschanlage selbst hat mich heute nicht groß interessiert, denn warum sollte ich mein Auto trockenföhnen lassen, wenn es ohnehin regnet?

Leider teilten diese Ansicht nicht nur sämtliche Kollegen, sondern auch ein ganzer Pulk Nobelkarossenbesitzer mit mir. Die Gründe, weswegen ich das bloße Abspritzen zu dieser Zeit besonders praktisch finde, sind schnell aufgezählt:

Es kostet weniger Geld als die Waschanlage.

Es geht schneller, und auf Gründlichkeit kommt es nicht an, wenn das Auto 10 Kilometer später wieder aussieht wie vorher.

Ich kann die Gummimatten aus dem Fußraum gleich mitabspritzen.

Der größte Nachteil ist, dass sich insbesondere an den Scheiben hässliche Kalkflecken vom Wasser bilden, wenn man es nicht abwischt. Aber sind wir ehrlich: Durch die Rückscheibe kann man sowieso nichts mehr sehen, sobald die Kiste einmal auf Tempo 50 beschleunigt hat!

Was sich meinem Verstand irgendwie entzieht, sind die Gründe, weswegen jemand bei diesem Sauwetter 15 Minuten mit seinem Auto beschäftigt ist bei dieser Anlage. Einmal mit Klarspüler abspritzen, danach etliche Euro mit der Bürste alles fein säuberlich wegschrubben. Dann nochmal Klarspüler und nochmal hier und da mit der Bürste…

Ich will nicht behaupten, dass mein Auto nach einmal Abspritzen perfekt aussieht. Um Himmels Willen, nein! Es ist allerdings schon ein wenig kurios, mindestens 7 € in diese Form der Wäsche zu investieren, wenn man es in der Waschanlage für den selben Preis schneller und einfacher haben kann. Also ich brauch da exakt 75 Sekunden und dann sind 50 Cent weg. Nach 300 Metern sieht mein Auto genauso aus wie das meines Vorgängers. Bin ich nicht dekadent genug?