Erste Tour, Wochenend-Schicht:
Ein Winker springt mir an der Petersburger vors Auto, bzw. winkt mir hinterher. Umständliches Anhalten war erstmal angesagt, und danach durfte ich mir noch kurz ein wenig Gemecker darüber anhören, wie schwer es doch sei, am Wochenende spät abends ein Taxi telefonisch zu bestellen.
Aber alles noch im Rahmen!
Er wolle nach Treptow, aber zwischendrin müsse er an einer Apotheke in der Warschauer noch was abholen. Abgesehen vom Halten in zweiter Reihe ist das ja mal null Problemo! Ich schmeiss ihn also an der Apotheke raus und warte gespannt, ob sich die Wartezeit wenigstens bezahlt macht – sprich, ob es länger als eine Minute dauert.
Nach einer Minute geht die Tür auf, und ein Mensch in einem blau-weiß-gestreiften Pullover lässt sich auf den Beifahrersitz fallen. Ich hab kurz rekapitulieren müssen: Nein, das ist nicht mein Fahrgast!
„Ey, du wartes auf mich, ne?“
„Nein, tut mir leid! Ich warte auf einen anderen Fahrgast.“
„Ey natürlich wartste auf mich, du Klon! Ich, aus der Kneipe!“
„Nein, tut mir leid, das ist definitiv nicht so. Ich warte auf meinen Fahrgast, der kurz in die Apotheke gegangen ist. Aber der Kollege kommt dann sicher gleich!“
Abgesehen davon, dass ich noch nie in meinem Leben mit „Du Klon“ angesprochen wurde, wäre das fast nichts erwähnenswertes. Kunden tauchen ja bekanntlich immer genau dann auf, wenn man mal beschäftigt ist. Er ist sogar artig wieder ausgestiegen.
Warum ich das aber für durchaus sehr bloggenswert halte, ist das nun folgende Verhalten meines neuen Freundes. Er hat nicht etwa nach einem Taxi Ausschau gehalten. Er hat auch nicht versucht, mich zu überreden, ihn dennoch mitzunehmen. Er ist auch nicht wieder in die Kneipe gegangen und hat gesagt, ich solle Bescheid sagen, wenn der Kollege da ist.
Nein! Er ist in die Apotheke gegangen und hat meinen Fahrgast beleidigt und gedroht, ihn fertigzumachen!
Is letztlich alles friedlich geblieben, aber das WTF aus meinem Kopf war nicht so schnell wegzukriegen. Und mein Fahrgast hatte jetzt immerhin auch andere Dinge, auf die er sauer sein konnte, nicht mehr nur die Taxi-Zentrale seiner Wahl…
„[…] lässt sich auf den Fahrersitz fallen.“ Na das wurd doch direkt gemütlich, was?
ich glaub, wenn er Berliner war, hat er wohl eher im Dialekt „Du Clown“ gesagt.
@Bob
Wollte ich gerade schreiben…
Krank.
@Ana:
Danke für den Hinweis 🙂 War natürlich nicht der Fahrersitz und ist nun korrigiert!
@Bob und Klaus:
Wenn das so ist, dann ist der Berliner Dialekt aber noch verwirrender als der aus meiner alten Heimat…
@Aro:
Wie hast du es geschafft, dass dein Kommentar nicht zu kurz ist? 🙂
Hi, hi, ich bin doch schlau!
So
@Aro:
Und ich als schlauer Sash habe dir und Klaus nun eine Lektion im inzwischen nicht mehr unbedeutenden Fach „Wie generiere ich Kommentare aus einer völlig offensichtlichen Tatsache?“ gegeben 😉
du klon ist aber echt originell, muss ich mir merken. ich hätte auch eher an den clown gedacht.
@Susanne StoHelit:
Zugegeben, das mit dem Clown ist schon das Wahrscheinlichste. Aber ich finde nach wie vor, dass das eine ziemlich derbe Variation von Dialekt ist – und wenn ich als Schwabe das schon sage…
Aber ich glaube, Berliner können einfach Worte aus anderen Sprachen nicht aussprechen. Wenn ich an das oft erwähnte Sangssussi denke, rollen sich mir ja auch die Zehennägel hoch…
Es kann schon der Dialekt sein. Ich hab als Kind auch immer Klon zu Clown gesagt. Die Frage ist nur, ob das in diesem Fall freundlicher wäre.
@Aro:
Wenngleich ich mir nicht sicher bin, was er mit „Klon“ hätte ausdrücken wollen, glaube ich, du hast da einen wunden Punkt getroffen. „Clown“ wäre sicher nicht anders gemeint gewesen, als ich es verstanden habe… nicht sehr nett!
Die Berliner sprechen „Clown“ auch so aus? Ich hätte nach dem Lesen der Story und vor dem Lesen der Kommentare an einen Rheinländer (Köln oder erweitertes Einzugsgebiet – ich als Moselaner nenne einen „Clown“ auch „Klon“) gedacht.
Keine Ahnung warum, aber in meiner Familie hat man „Du Klon du“ ziemlich häufig verwendet. Bedeutet sowas wie „Du detsch du“.