"Schweiz halt…"

Ja, manchmal wird man überrascht. Definitiv. Das Matrix ist ja nun wirklich nicht gerade der Schuppen, der dafür bekannt ist, dass dort Mensa-Debattierklubs ihren Nachwuchs rekrutieren. So waren auch heute mal wieder Polizei und Sanitäter vor Ort, als ich dort geladen habe. Offenbar, weil einer besoffen vor dem Club zusammengeklappt ist und dabei auch noch das Auto eines Türstehers in Mitleidenschaft gezogen hat. Geiler Abgang, muss man schon sagen…

Na gut. Meiner Fahrgäste:

Sie waren zu viert und entsprachen dem Aussehen nach dem gängigen Klischee von Möchtegern-Gangstas. Wenn diese Gestalten auf einen zukommen, erwartet man einiges (von der Frage „Bisch du Taxi?“ bis zu „Ey, darf isch einmal dein‘ Bart zwirbeln. Isch geb disch auch ein Euro!“ hab ich alles schon gehört). Nicht aber unbedingt, dass man mit schweizer Dialekt höflich gefragt wird, ob man sie zu ihrem Hotel bringt.

Das Hotel liegt in der Pasewalker Str., als solche ein Begriff (wenn auch das Hotel bis heute nicht), aber so konnte ich zusagen, und meine Preisvorhersage von 20 – 25 € quittierten sie mit wohlwollender Anerkennung. Wow!

Aber es ging noch besser weiter:

„Wählen sie heute die Angela Merkel?“
„Nein, die Merkel eher nicht…“
„Dann ist CDU nicht so wirklich ihr Ding, oder?“
„Das kann man so sagen.“
„Ja, wir sind jetzt ja auf Bildungsreise hier und bisher hat kein Taxifahrer gesagt, dass er die Merkel wählt…“

(Sehr brav, liebe Kollegen!)

Dann folgten ein paar Fragen dazu, ob ich zu Zeiten des Mauerfalls schon in Berlin war und ähnliches. Sie fragten nach, ob ich noch einen McDonalds oder so wüsste, um kurz was zu Essen zu holen.

Klar, gleich in der Warschauer!

Ja, und ob ich denn oft am Wochenende arbeite etc. pp.

Auf meine Aussage, dass ich am Wochenende meistens arbeite, weil das einfach am meisten Umsatz bringt, kam dann tatsächlich der Satz:

„Ichch verschdähee. Iin Zeiten der Wirtschaftskriiiise ischt es wichchtig, auchch ein bisschchen Geld zuur Seite leegen zu Chönnen!“

Ey, die Jungs haben mich echt geschickt!

Dann kam aber die Frage nach cooler Musik, Peter Fox zum Beispiel. An dieser Stelle sei Klaus gedankt, da er mir vor einiger Zeit in den Kommentaren zu der Musikstöckchen-Geschichte (zu faul zum Verlinken) Peter Fox schmackhaft gemacht hat, und so konnte ich immerhin sagen, dass ich ein paar Lieder auf CD hab.

(Übrigens, Klaus: Nach einer heftigen Schicht ist „Schwarz zu blau“ wirklich das beste Lied ever… der Dank war ernst gemeint!)

Der nächste Punkt war dann der Mac-Besuch. Nachdem sie sich schnell mal was zu futtern organisiert haben, haben sie mich gefragt, ob sie essen dürften. Da ich den Jungs schon ziemlich positiv gesinnt war, verlief der Dialog wie folgt:

„Kommt drauf an. Was denn? Kleine Burger meinetwegen. Ich hab nichts gegen Essen im Auto, aber ich hab was gegen Krümel und Fettfinger an der Scheibe!“
„Dees verschteeh ichch totaal. Mirr können auch warrten bis zum Chotel!“

Danach war erstmal laute Musik angesagt – was bedeutet, dass ich das erste Mal meine krude Mix-CD mit Fahrgästen geteilt hab. Die Stimmung war super, aber nicht mal ungezügelt. Ich hab meinen Beifahrer nochmal nach der Hausnummer des Hotels gefragt, damit ich das Navi beauftragen kann – nicht dass ich am Ende falsch abbiege. Das wiederum wurde quittiert mit einem:

„Ichch find des guut, dass du des anmachchscht! Ichch glaube, wirr sind bishäär schon öfter abgezockcht worrden!“

Fleißig kopfnickend flog die 1925 durch die Nacht gen Pankow, und auf den Rücksitzen tuschelten die Fahrgäste über mein Trinkgeld:

„Du, dem gääben wirr abbr waas extra!“
„Chlar, Schweiz halt!“

Dann noch Begeisterung ob des schnellen Ankommens und der Tatsache, dass die Preisvorhersage gestimmt hat. Das Taxameter zeigte 21,00 €. Und dann hab ich 25 € bekommen und bin sehr sehr zufrieden in Richtung Innenstadt gegurkt…

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