Wie ich den Ferrari versägt habe…

Als Taxifahrer steht man ja ständig unter Beobachtung. Leider meist eben nicht durch potenzielle Kunden – aber natürlich auch das. Dennoch beobachten noch einige andere Leute Taxen gesondert. Zum einen wurde mir ja bereits von der Polizei versichert, sie hätten auf uns ein besonderes Augenmerk gerichtet, zum anderen stellen wir für viele Verkehrsteilnehmer nicht nur Hassobjekt, sondern auch Leitfigur dar.

Ich bemerke wirklich oft auf den nachtleeren Straßen von Berlin, wie das ein oder andere Auto im Rückspiegel herangeschossen kommt, um dann hinter mir behutsam zu bremsen, und den Fahrstil fortan meiner Wenigkeit anzupassen.

„Oh, der Taxifahrer fährt sicher so langsam, weil hier ein Blitzer steht!“

Diese Gedanken scheinen einige Autofahrer da draussen umzutreiben, wenngleich es zumindest in meinem Fall eine Fehleinschätzung ist. Ich fahre nämlich nicht nur eines Blitzers wegen überwiegend regelkonform. Natürlich würde ich nachts gerne auch mal mit 80 über die Landsberger Allee brettern, anstatt mich an die 50, bzw. 60 km/h zu halten. Aber die eigentlich gesunde Mischung aus dem Wissen, dass ich selbst und auch andere nicht unfehlbar sind, sowie die Angst um die teuer erworbenen Fahrberechtigungen von denen meine berufliche Zukunft abhängt, hindern mich daran, es zu übertreiben.

Vorgestern hatte ich jedenfalls so einen Kandidaten in einem F355. Der kam hinter mir angeschossen und drosselte seine Geschwindigkeit auf dem Tegeler Weg bis auf meine 55 km/h (50 sind erlaubt). Er fuhr nicht hinter mir, sondern neben mir, und so habe ich mir erlaubt, zu testen, wie weit er mit seiner Kiste mitgehen würde. Bis 40 km/h ist er mit mir zusammen runtergegangen. Respekt! Das ist bei so einer Kiste wahrscheinlich erster Gang, oder?

Und dann habe ich ihn an der Ampel mit Vollgas abgezogen (natürlich nur bis etwa 50 km/h), und er hat sich nicht getraut, vorbeizuziehen 🙂 Erstaunlich, wie gut das bei manchen funktioniert… schade eigentlich, dass ich abbiegen musste, und er nicht. Ich würde gerne mal wissen, was passiert, wenn ich mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Nacht rase, und dann unvermittelt scharf abbremse. Jede Wette: Selbst der dämlichste Vollproll würde wohl mitbremsen.

Naja, eigentlich sollte ich froh sein, mit vorbildlichem Verhalten wenigstens für diverse Sekunden die Sicherheit auf den Straßen erhöhen zu können – aber mich erschreckt dann doch eher, was für ein Rudelverhalten Autofahrer an den Tag legen. Wie soll das denn laufen, wenn ich versehentlich in einen Fluß stürze? Wahrscheinlich so:

„Aus bisher ungeklärter Ursache sind gestern 28 Fahrzeuge in Berlin von der Fahrbahn abgekommen und in einen naheliegenden Fluß gestürzt…“

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8 Kommentare bis “Wie ich den Ferrari versägt habe…”

  1. Seismo sagt:

    Ich mach das auch so wenn ich in fremden Städten bin. Ich überhole nie ein ortsansässiges Taxi. Schliesslich weiss der ja weit besser als ich wo man schneller fahren kann (darf) und wo nicht.

  2. Sash sagt:

    Ich finde es ja wie gesagt auch nicht schlimm. Witzig finde ich es halt insofern, als manche Fahrer sich auf der einen Seite über jeden anderen Verkehrsteilnehmer aufregen würden, wenn er unter der erlaubten Geschwindigkeit fährt, bei Taxen, die auf Kundensuche umherzuckeln aber Respekt haben 🙂

  3. Aro sagt:

    Zum Rudelverhalten gehört auch das massenweise Parken auf dem Europaplatz, das dem Berliner Senat immer viele Bußgelder beschert.
    Aber auch: Ein vorn stehendes Auto fährt an der Kreuzung los, das nabenen auch, ohne zu schauen, ob seine Sput evtl. noch Rot hat.

  4. Simon sagt:

    Ich kenn das ganze aber auch anders rum. Wenn man bei uns als Einheimischer zu schnell irgendwo hinfährt passiert es öfter, dass man nach dem überholen von Touris „verfolgt“ wird. Das Problem ist aber, dass auch Einheimische ins Radar fahren können 😉 !

  5. Sash sagt:

    @Aro:
    Insbesondere zweites Beispiel ist wohl der Klassiker. Vor ein paar Tagen erst ist ein Kollege am Rosenthaler Platz links abgebogen, obwohl nur die Geradeausspur grün hatte – wahrscheinlich ist das den meisten Autofahrern schonmal unbemerkt passiert. Das Rudelverhalten ist ja aber eher was unbewusstes, während man sich schon sehr bewusst an Geschwindigkeitsbegrenzungen hält, die einen sonst nicht interessieren…

  6. Sash sagt:

    @Simon:
    Klar gibt es sowas auch. Ich bin mir sicher, dass wesentlich mehr Leute 100 in der Innenstadt fahren würden, wenn wir Taxler das auch würden.
    Aber wie du sagst: Auch die Einheimischen/Taxler können sich irren, bzw. von einem mobilen Blitzer erwischt werden.

  7. Simon sagt:

    Kann es sein dass deine Smilies noch immer nicht funktionieren? Schon mal ein „Update“ versucht? Die Ordner wp-admin und wp-includes überschreiben und die Dateien die im root liegen, nur nicht die wp-config.php. Vielleicht hilfts ja aber ich übernehme keine Garantie, also immer brav zuerst alles sichern!

  8. Sash sagt:

    @Simon:
    Ich hab mich bisher nicht getraut 🙁

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