Diese Scheiss…

Fahrradfahrer! So könnte ich den Artikel übertiteln, wenn ich daran interessiert wäre, Zwietracht zu säen. Bin ich aber nicht!

Ich will nicht leugnen, dass mir in meinem Beruf Fahrradfahrer oftmals auf die Nerven gehen. Aber das ist zu kurz gegriffen! Denn ebenso wenig, wie ich als Taxifahrer unter „die Taxifahrer“ subsummiert werden möchte, nur weil Kollegen mal wieder Privatrennen fahren oder sich assig verhalten, so wenig werden das die meisten Führer von unmotorisierten Zweirädern wollen.

Insofern möchte ich klarstellen, dass ich Fahrradfahrer nicht grundsätzlich als dämlich einstufe, sie hasse oder ihnen die Pest an den Arsch wünsche. Manche allerdings legen es echt darauf an.

Ich bin kein aggressiver Autofahrer. Ich habe seit ich Taxi fahre (immerhin inzwischen ein halbes Jahr) meine Hupe noch nicht einmal verwendet. Na gut, ich bin mal versehentlich draufgekommen. Ich reagiere zu 99% sehr sehr gelassen, wenn irgendwer eine gefährliche Situation im Straßenverkehr verursacht. Ich mache selbst gelegentlich Fehler – und davon gehe ich zuallererst auch bei anderen aus. Sowas kommt vor, und so lange nichts passiert, ist doch alles in Ordnung!

Ob statistisch gesehen mehr Radfahrer oder Autofahrer sich danebenbenehmen, weiss ich ebenfalls nicht. Ich denke eigentlich, dass die Autofahrer beim Misachten der Verkehrsregeln vorne liegen – wie viele Vergehen davon allerdings geringfügige Geschwindigkeitsübertretungen einnehmen, ist vielleicht die andere Frage.

Was mich stets nervt, das sind die vorsätzlichen Vergehen. Ich bin zwar ein kritischer Mensch im Bezug auf Gesetze und Rechtssprechung – aber bei den wenigsten Regelungen lassen sich so konkret Sicherheitsgewinne benennen wie bei der StVO. Ich kann allen kritischen Lesern garantieren: Wenn sich die Menschen im Verkehr benehmen würden wie meine Wenigkeit, dann bräuchten wir 90% der Regeln nicht. Ist mir ehrlich gesagt egal, ob ihr das glaubt – aber ich schreibe das nicht, um mich zu profilieren. Nur zur Erklärung. Ja, ich habe in meinem Leben auch im Verkehr schon Scheisse gebaut. Ich bin schon besoffen Auto gefahren und ich bin schon gerast. Ich habe schon einmal das Rotlicht misachtet und habe schon Leuten die Vorfahrt genommen. Ich bin kein Engel. Und ich bin sehr froh, dass ich damals nicht erwischt worden bin, und mir damit heute vergönnt ist, den geilsten Job der Welt zu machen.

Möglich, dass es sich bei den von mir so verfluchten Idioten auch ausschliesslich um Menschen in ihrer Selbstfindungsphase handelt. Aber es ist unwahrscheinlich.

Radfahrer sind im Vergleich zu anderen Verkehrsteilnehmern die verletzlichsten. Das gebietet natürlich bei den anderen zu besonderer Vorsicht. Diesem Grundsatz stimme ich uneingeschränkt zu, und ich tue mein bestes, um diesem Anspruch gerecht zu werden. Aber es ist unglaublich enervierend, ständig Radfahrer zu sehen, die ohne Licht unterwegs sind, achtlos über rote Ampeln fahren oder einen mal spontan rechts überholen, während man gerade anfährt. Zudem habe ich – bei allem Respekt – kein Verständnis dafür, dass manche unbedingt auf der Straße fahren müssen, während 20 cm entfernt ein Radweg existiert. Denn natürlich dürfen Radfahrer auf der Straße fahren und natürlich müssen sich Autofahrer darauf einstellen, dass auch langsamere Verkehrsteilnehmer unterwegs sind. Aber warum muss man auch noch künstliche Konfliktsituationen schaffen?
Was würde wohl passieren, wenn ich plötzlich der Meinung wäre, mein Taxi würde auf dem Gehsteig doch ebenso gut fahren?

Ich bin mit Sicherheit nicht einer von denen, der Radfahrer in Gefahr bringt – aber ich frage mich manches Mal, ob den Radlern selbst der Blick für die Gefahr völlig verloren geht. Und ob sie sich bewusst sind, dass sie damit – wie Autofahrer auch – nicht nur sich selbst gefährden. Wenn ich irgendwann eine radfahrende Nachteule ohne Licht übersehe und über den Haufen fahre, dann ist mein Auto im Arsch, mein Schein – und damit meine berufliche Zukunft  – dahin. Das ist nicht viel im Vergleich zur Lebensgefahr auf der anderen Seite, aber doch auch nicht zu verachten. Außerdem könnte das ein oder andere gewagte Ausweichmanöver meinerseits auch unter den motorisierten Verkehrsteilnehmern für Tote sorgen.

Mobilität ist was wunderbares, und ich als Autofahrer kenne natürlich auch die Faszination, die mitunter damit einhergeht. Ich kenne den Adrenalinkick vom schnellen Fahren, und ganz abgesehen davon habe auch ich es schon eilig gehabt, und war der Meinung, mein Anliegen sei jetzt nunmal wichtiger als der Rest der Welt. Aber eigentlich kann Verkehr so nicht funktionieren! Meistens klappt es, weil der überwiegende Teil der Fahrer durchaus wach ist und schnell reagieren kann, wenn mal was schief läuft. Ich selbst habe im Laufe der vergangenen 7 Jahre (so lange habe ich den Führerschein) mindestens 20 mal alleine durch mein Verhalten einen Unfall verhindert. Da waren harmlose Dinge dabei, aber auch Situationen, in denen die Wahrscheinlichkeit, dass jemand stirbt, enorm waren. Als Berufskraftfahrer bin ich mir dessen bewusst – so wie auch ein Bombenentschärfer weiss, was ein Fehler bedeuten kann. Nur: In meinem Umfeld sperrt niemand sicherheitshalber alle Unbeteiligten weg.

Deswegen, liebe Radfahrer:

Achtet bitte auch darauf, verkehrsgerecht zu fahren! Unfälle nur nach der Schuldlage zu bewerten, ist unsinnig! So wie ihr Rücksicht seitens der Autofahrer fordert, kann ich sie auch von euch fordern! Und da spielt es keine Rolle, ob man schon einmal von der „Gegenseite“ mies in Bedrängnis gebracht wurde. Im Verkehr gilt doch eigentlich – ebenso wie in der Gesellschaft an sich – dass man es nicht allen anderen mal zeigen muss, nur weil man selbst von einem einzelnen mal scheisse behandelt wurde. Wir wollen alle nur möglichst schnell und sicher ans Ziel kommen – Kämpfe können wir woanders ausfechten!

Aro hat übrigens vor einiger Zeit auch was dazu geschrieben.

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8 Kommentare bis “Diese Scheiss…”

  1. Klaus sagt:

    Vor kurzem an einer roten Ampel: Ampel wird grün und ich bin langsam angefahren. Ich habe aus den Augenwinkeln noch gesehen, wie ein Radfahrer noch vor mir über den Radweg flitzt. Ich habe gleichzeitig Bremse und Hupe bedient. Anstatt sich zu bedanken, dass ich ihm soeben das Leben gerettet habe, habe ich einen Stinkefinger gesehen.
    Kurz darauf beim Einbiegen in eine Hauptstraße, bei gleichzeitiger roter Ampel, bin ich ungefähr 20 cm mit dem Heck auf dem Radweg zu stehen gekommen. Was ein Radfahrer, der vielleicht um 30 cm um mich herum fahren musste, mir mit einem Tritt in den Kotflügel quittiert hat.
    Radfahrer halten sich anscheinend für die besseren Menschen und vor allem für unverwundbar. Natürlich ohne das verallgemeinern zu wollen. Aber das Thema könnte man zur Kategorie machen. Und hier muss ich aufhören, mein Arzt sagt, ich solle an meinen Blutdruck denken.
    [bin selber sehr oft auf dem Rad, auch im Großstadtverkehr]

  2. Sash sagt:

    @Klaus:
    Genau sowas meine ich. Wenn man vernünftig fährt, auf den Fehler von anderen mit einer Vollbremsung reagieren muss, und dann dafür angeschissen wird, wie rüpelhaft man unterwegs ist.
    Aber was schreibe ich das, ich bin ja nur ein assiger Taxifahrer. Weiss ja jeder, wie die so drauf sind…

  3. Ly sagt:

    zuallererstmal: toller Beitrag!

    wollte mal eine stelle zeigen, die mir regelmässig den adrenalin hochjagt.
    aus zweierlei gründen, guckt mal hier:

    http://www.bing.com/maps/default.aspx?v=2&FORM=LMLTCP&cp=scvs7vhn12bv&style=b&lvl=2&tilt=-90&dir=0&alt=-1000&phx=0&phy=0&phscl=1&scene=27682332&where1=koblenz%20hofstr&encType=1

    da sieht man schön die busspur, und die ist auch taxispur, das ist eine straße, die von führt von kleinem-Ort nach Koblenz, ca. 3 km, da wird 100 gefahren.

    neben der buspur, als etwas hellere linie zu erkennen, ist ein radweg, erhoben mit Bordstein.

    Da ist gerne entweder Stau, morgens, oder es wird etwas gebummelt bei schönen Wetter, deshalb die Bus- und Taxispur.

    Und wie soll es anders sein? Statt den Radweg zu nutzen, wird öfter mal die Taxispur benutzt. Ich mein, da steht fett alle paar Meter, BUS, und ein weiteres Schild weist alle paar Meter auf Taxi hin. Da ist auch ein Schild das klar macht, verboten für alle anderen.

    Da kommst du dann mit 100 angefahren, und da bummelt dann ein Radler rum.. oder da bummeln drei, so nebeneinander, unterhalten sich nett.
    Wobei man die Straße wegen leichter Kurve nicht bis Koblenz einsehen kann.
    Je nach Verkehr komm ich auch nicht mehr nach links rüber auch die normale Spur, dann muss ich voll ausbremsen, und toll sind dann auch manche Autofahrer die rübergrinsen weil sie dann am MIR vorbeifahren.

    Aber davon ab, es ist Lebensgefährlich!
    hab mal sowas zu welchen gesagt, als ich langsam vorbei bin.. Stinkefinger und Beschimpfungen.

    So und jetzt stelle man sich das ganze im dunkeln vor, und Radfahrer ohne Licht.

    DAS ist Adrenalin Pur.

    wobei, es gibt auch Fußgänger, die mal da spazieren gehen…

    Ich wäre wirklich bei manchen Stellen für die Einführung eines Totenkopfes, der auf den Boden gemalt wird.

    übrigens: ich fahre auch rad, ich habe gar kein auto privat.

  4. Sash sagt:

    @Ly:
    Ich hab zwar die Map nicht korrekt öffnen können – woran immer es liegt – aber ich kann es mir ja halbwegs vorstellen. Sowas ist jedenfalls bitter. Viel Glück an der Stelle für die Zukunft!

  5. Ly sagt:

    hm, ich bekomme die map von hier aus auf. merkwürdig. ok, ab und an sind im bild schwarze flecken, aber mit ein bissel hin und her schieben gehen die weg.

    ja, danke, toi toi toi für die stelle. bisher ist noch nix passiert.

  6. Sash sagt:

    Absurd, jetzt tut sie bei mir auch… OK, danke!

  7. Faxin sagt:

    Neben den Menschen, die derartige Fehler machen, nerven mich eher Menschen, die das kommentieren müssen. Wenn da großes Gehupe losgeht – bevorzugt in der Stadt oder einem Tunnel – weil der Vordermann nicht losfähren will. Wenn nach einem kurzen Huper der Typ nicht losfährt, wird er vermutlich einen Grund haben, zum Beispiel weil ein Fussgänger es nicht über die Straße geschafft hat und vor dem Auto liegen geblieben ist, das Auto gerade kaputt gegangen ist, oder ein nervöser Fahranfänger das Auto abgewürgt hat.
    Man kann meiner Erfahrung nach davon auszugehen, dass der andere einen guten Grund hat, Dich aufzuhalten und sich nicht bösartig in Deinen Weg stellt.

    Ich bin über ein Jahr auf Kreta Auto gefahren. Da hupt jeder. Daher interessiert es auch keinen. Da nimmt auch keiner auf keinen Rücksicht, was gerade für deutsche Touristen das Ende von Mobilität bedeutet, wenn sie im Berufsverkehr links abbiegen wollen. Die Querstraße (zweispurig in beide Richtungen, keine Ampel) lässt keine Lücke, die fahren Stoßstange an Stoßstange und irgendwann fahren die Leute, die in Griechenland Autofahren können einfach links und rechts am Touri vorbei. Inkl. mir. Der Typ will links abbiegen, links von ihm drängen Griechen in die Kreuzung, Rechts von ihm drängen Griechen in die Kreuzung ein Grieche steht dazwischen direkt vor ihm, der eigentlich gerade dabei ist, die Kreuzung von links nach rechts zu überqueren.
    Er ist also komplett eingeparkt, wird von jedem angehupt und bekommt entsprechende Gesten, die ihm freundlich suggerieren, dass er da nicht überwintern soll, sondern gefälligst mal weiterfahren. Er weiß es ja nicht besser, er ist Deutsch, er fährt nach Regeln und da steht in Deutschland was von Rücksichtnahme.
    Man fährt einfach in den Verkehr rein, die weichen schon aus, die wollen ja an Dir vorbei. Irgendwann ist ein Auto zu dick, um auzuweichen und muss anhalten, damit blockiert man die erste rechte Spur und bleibt stehen, man kommt ja nicht weiter. Der Querverkehr aber auch nicht: Hupkonzert – egal. Das gleiche nochmal mit der zweiten Spur – mehr Gehupe und mehr Gezeter. Man blockiert also den kompletten linkskommenden Verkehr, weil man auf der Kreuzung parkt. Und als nächstes drängt man in die Spur auf die man nach links abbiegen kann. Da aber Stau ist, blockiert man weiterhin drei Spuren auf der Kreuzung, alle hupen – alles völlig normal, alles im grünen Bereich. Alle hinter einem ziehen Stoßstange an Stoßstange hinterher, damit die Fahrer von Links nicht nach vorne setzen können. Sie probieren es aber trotzdem. Wer zuerst bremst, gibt dem anderen die Vorfahrt – wer Angst hat, verliert (die Vorfahrt). Als ich 20 Minuten später wieder zurückkam, stand der Tourist immernoch an der Kreuzung. Seit Automobil war zur Immobilie mitten im Berufsverkehr geworden.
    Was aber erstaunlich ist – das Chaos funktioniert super, ohne Ampel, ohne Linien auf der Fahrbahn. Eine rote Ampel wird auch gerne als Hinweis verstanden, dass man beim Überfahren der Kreuzung auf querenden Verkehr zu achten hat. Umgekehrt heißt Grün nicht zwangsläufig, dass keine Autos von links oder rechts kämen. Bei einem Unfall ist der Tourist schuld, ganz einfach, weil der Wagen des Touris versichert ist. Wäre der Touri nicht schuld, wären die Autos trotzdem kaputt und keiner könnte ein Neues kaufen. Also eine eher pragmatische Lösung.
    Auf der Auffahrt zur National Road (teilweise wie eine Autobahn ausgebaut), kommen einem regelmäßig Autos entgegen, die die Abfahrt verpasst haben und dann bei der Auffahrt wenden. Fährt man dort auf der linken Spur, muss man auf die Mittelleitplanke achten, ob dort die Nachbarn links und rechts der National Road zu einem Plausch beisammenstehen, jeweils auf ihrer linken Spur und sich über die Mittelleitplanke hinweg unterhalten. Gleichzeitig ist die Straße bei Regen rutschiger als eine vereiste Fahrbahn hier. Die Straße ist so glatt, dass man in den Spiegelungen teils klare Konturen erkennen kann. Nachts ist es absolut dunkel und alle fahren ausnahmslos mit Fernlicht. Das ist tatsächlich praktisch, man kann zwar nichts erkennen, weil man geblendet ist, aber wenn man nicht geblendet ist, sind gerade Hunde oder Menschen auf der Straße – oder hat eine Kurve verpasst.

    Da ich die Hände am Steuer brauche, um Schlaglöchern auszuweichen, kann ich dabei nicht wild gestikulieren. Schlaglöcher bis 20cm Tiefe sind normal – das ist Training für die Stoßdämpfer – bei 30-40cm stellt man eine Pylone rein, bei >50cm Tiefe ein in Warnfarbe angemaltes 200l Fass. Sieht man auch kein Fass, vorsichtshalber mal bremsen, es gibt auch keine Garantie, dass hinter der Kurve noch eine Straße ist. Ist mir auch schon passiert, das ich mit Mühe und Not noch vor einem Loch halten konnte, in dem mein Auto 10m vor dem auf der Straße stehend(!) nicht mehr zu sehen gewesen wäre. Hier würde man von Bombentrichter sprechen. Jedenfalls fehlten halt rund 8-10 Meter Straße und dazwischen war halt ein tiefes Loch.

    Normale Autos sind viel geländegängiger als man in Deutschland oftmals so annimmt, wo man hier mi’m Geländewagen zum Lidl fährt, tut’s da auch ein kleiner Renault im Gelände.

    Seitdem fahre ich recht entspannt Auto. Egal wo. Passt schon alles irgendwie.

  8. Sash sagt:

    @Faxin:
    Ein wunderbarer Kommentar, der sich ja schon richtiggehend als eigener Eintrag angeboten hätte. 🙂

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