Wurst?

„Wennu mall soirosst wie ick biss…“

„Ich bin vielleicht jünger als sie, aber ich denke, so groß bin ich durchaus…“

„Ich meinte: Wenn du so eine WURST bist wie ich!“

Manche Dialoge gewinnen auch nach mehrmaligem Durchspielen nicht viel an Sinn. War eine hart an der Grenze verlaufende Tour am Freitag. Der Fahrgast war irgendwo zwischen 40 und 50, und der Promillepegel ziemlich genau um den Faktor 10 drunter. Aber nicht weiter! Er kam aus dem Berghain und musste nach Mitte. Die Fahrt verlief zwar friedlich, mitunter war es allerdings ein wenig anstrengend, dem Verlauf des Gesprächs zu folgen. Da wechselten sich Sätze wie „das Leben ist schön!“ mit „Kotzt mich das alles an!“ ab, und irgendwie waren sie beide gleich ernst gemeint… Wenn man seinen Ausführungen glauben darf (sehr großes Fragezeichen), dann war er Freigänger, und im Knast weil er mal im Großen Stil Kokain geschmuggelt hat (war das wohl ein Geschäftstreffen im Berghain 🙂 ). Naja, spannend wurde das dann beim Geld. Er hat rumlamentiert, er müsse erstmal schauen, ob er soviel Geld hätte, wieviel das koste etc. Natürlich erst auf halbem Weg. Kein Thema.

„12 € etwa! Und keine Panik: Sie wären nicht der erste, mit dem ich einen Zwischenstopp an der Bank einlege…“

„Nee nee, ich hab des. Scheiße. Wie mich das ankotzt. Das Leben ist schön. So eine Scheiße! Was kost’n das?“

Als wir dann ankamen stand die Uhr bei 11,50 €. Erstaunlich, wie gut ich das inzwischen schätzen kann. Es hat etwa 2 Minuten gedauert, dann konnte er nach einigen ungelenken Bewegungen immerhin verkünden: „Hier is’n Zehner…“

An dem Punkt war ich beruhigt. Denn egal, ob er die Einsfünfzich auftreiben kann oder nicht: Der Großteil ist erledigt, und zudem ist die Chance, dass er noch Kleingeld hat, nicht die schlechteste. Das Kleingeld hat er allerdings erst eine gefühlte Viertelstunde später gefunden, nach zahlreichen „Scheiße“, „Ich hab des“ und „Das Leben ist schön“. Er reichte mir zu meinem Erstaunen 3 € und fragte, ob das ok sei.

„Mehr als ok“, sagte ich daraufhin.

Er kramte noch eine Münze hervor und meinte: „Kriegst noch’n Fünfer“. Dann purzelte ein Euro in meine Hand. Und noch einer.

…und als er dann ausgestiegen war, habe ich den Euro, den er hinten verloren hat, auch noch eingesammelt. Damit hat er ziemlich genau ein Viertel des Trinkgeldes an dem Abend beigesteuert, und zur Abwechslung kam ich mir damit auch einfach nur fair bezahlt vor…

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6 Kommentare bis “Wurst?”

  1. Sica sagt:

    Kann es sein, dass je benebelter die Leute sind, umso spendabler werden sie?

  2. Sash sagt:

    Jein, da spielen noch andere Faktoren mit. Touris aus dem Ausland geben beispielsweise meist wenig bis nichts, ebenso spielt das Alter eine Rolle. Eigentlich kann man das gar nicht sagen.
    Aber klar sitzt das Geld bei 2 Promille lockerer, da ist einem schonmal „alles egal“

  3. Marcus sagt:

    Zitat:
    “12 € etwa! Und keine Panik: Sie wären nicht der erste, mit dem ich einen Zwischenstopp an der Bank einlege…”

    Behalten die meisten Fahrgäste trotz des überhöhten Promilewertes noch ihren Pincode bei der Bank?

  4. Sash sagt:

    Da gab es bisher keine Probleme. Einer hat sich mal von einer zufällig anwesenden Prostituierten erklären lassen müssen, wo die Tür ist und wie man sie aufmacht, aber er kam mit Kohle wieder raus 🙂

  5. Tasha sagt:

    sachma… hat dir schonmal einer die karre so richtig vollgereihert?
    ich trinke ja nicht, oder so gut wie nicht, die flasche wein aufs jahr aufgeteilt zählt nicht aber ich kann mich erinnert, das mir früher dann beim auto fahren schlecht wurde 😮

  6. Sash sagt:

    Noch nicht!
    Aber wenn ich den Kollegen so glauben darf, dann kommt das ca. einmal im Jahr vor. Ich hoffe, es lässt noch eine Weile auf sich warten. Immerhin bin ich diesbezüglich hart im Nehmen und muss nicht gleich selbst davon reihern…
    Aber spaßig ist das dann für keine Seite, das weiss ich jetzt schon!

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