Gestern Abend

…sind bei weitem nicht alle Cops durch meine alte Heimatstadt Stuttgart gezogen und haben Kinder verdroschen. Ein Teil der Berliner musste hier bleiben, um am Ostkreuz eine Bombe zu entschärfen.

Das scheint auch ganz gut gelungen zu sein, immerhin existierten bis zu meinem Feierabend die üblichen Straßenzüge noch soweit, dass ich nicht über die Anschaffung eines neuen Stadtplanes nachdenken muss. Die Zeit der Verkehrssperrungen war wohl ziemlich anstrengend, für uns Taxifahrer gab es im Gegenzug recht viele Fahrten, weil etliche Bahnen und Busse ausgefallen sind.

So fiel auch mein Schichtbeginn nicht schlecht aus. Einer meiner Fahrgäste erzählte eine nette Anekdote von einer Absperrung, bei der sich Autofahrer bei der Polizei beschwert haben. Zitat eines genervten Polizisten:

„Da müssen sie sich bei den Amerikanern bedanken!“

Respekt…

…übrigens an den Fahrer oder die Fahrerin des Autos, das in der Heckscheibe folgende fröhliche Botschaft verkündet:

„SCHEIDUNG 2010“

Die Sache mit der Zeit

Hier zeigt sich mal wieder, dass ich nicht schreiben sollte, wenn nicht wirklich Lust drauf habe. Der gestrige Eintrag Best Zeit war ehrlich gesagt ziemlich mies und vor allem unverständlich. Ist mir kurz vor dem Schlafengehen leider ein bisschen entgangen.

Was ich eigentlich feststellen wollte, war, dass die Zeit zwischen 19 und 22 Uhr zumindest hier in Berlin die ist, bei der man am schnellsten durch die Stadt fahren darf. Berlin hat inzwischen wahnsinnig viele 30er-Zonen, die nur zu bestimmten Uhrzeiten gelten. Und zwar fast immer entweder von 7 bis 19 Uhr oder von 22 bis 6 Uhr. Manche gelten noch kürzer, aber zwischen 19 und 22 Uhr gilt soweit ich es gesehen habe, keine dieser Einschränkungen. Das trifft zwar auch auf die Zeit zwischen 6 und 7 Uhr zu, aber ich denke, dass der Berufsverkehr die Vorteile dann außer an Sams- und Sonntagen locker wieder wegfrisst.

Und natürlich ist das Fahren spät nachts um 3 wesentlich gechillter. Man muss allerdings auch viel mehr aufpassen, wenn man dabei nicht auf Punktesuche gehen will… 😉

Best Zeit

Keine Sorge, ich bin nicht unter die absoluten Grammatik-Opfer gegangen – wenngleich ich die Fehlerquote aufgrund unnötig langer, dazu völlig – und ich meine: völlig – unausgegorener Texte, die ich meist ohne große Korrektur runterschreibe, eigentlich für vernachlässig.

Gibt es eine die eine, beste Zeit fürs Autofahren in Berlin?

Ich persönlich bin für 19 – 22 Uhr.

Gegenvorschläge? Und vor allem: Begründungen?

Etwas übertrieben

Gehen wir mal davon aus, es gibt irgendwo im Norden Berlins – vielleicht auch schon jenseits der Stadtgrenze – eine Art Landstraße, bei der eine ärgerliche Baustelle das Tempo von 70 auf schleichende 50 km/h begrenzt.

Auf dieser Straße sind nun unterwegs: Vorneweg der Sash als Taxifahrer nach einer guten Tour mit leuchtender Dachfackel mit exakt 50 km/h. Dahinter der Fahrer eines weißen Kleinbusses, der etwas genervt von der Geschwindigkeitsbegrenzung relativ dicht auf Sash auffährt. Etwa 20 Meter dahinter reiht sich ein 40-Tonner ein, der die lustige Truppe auf ihrem Weg nach Berlin auf etwa 60 bis 70 Meter verlängert. Eine spaßige, in der Geschwindigkeit leicht begrenzte Polonaise gen Hauptstadt.

Es ist düstere Nacht, der Straßenverlauf ist nicht gerade besonders kurvig – aber durch den umgebenden Wald sind die vorhandenen Kurven nicht einzusehen.

Ist es da nicht vielleicht etwas übertrieben, wenn ein Kollege – ebenfalls leer – hinter dem LKW ausschert und ordentlich Stoff gibt, um die gesamte Truppe auf einmal zu überholen? So dass es gerade noch reicht vor der nächsten uneinsehbaren Kurve? Ganz davon abgesehen, dass der Sash als freies Taxi wenigstens des Ehrenkodex wegen nicht überholt werden sollte…

OK, das ist alles nicht übertrieben schlimm. Also ja, es ist ungeduldig, lebensmüde und unkollegial, aber soweit Alltag.

Stellt euch die Situation vor. Den fragenden Blick des LKW-Lenkers. Die Wut des Kleinbusfahrers, der gerne als erster überholt hätte. Meinen Unmut, weil ich bremsen musste, damit er vor der Kurve reinkommt – obwohl ich besseres zu tun hatte, als diesen Spinner auch noch vor mich zu lassen.

Na, Situation vor Augen?

Dann stellt euch jetzt mal – natürlich rein hypothetisch!!! – vor, dass auch der Sash kein Heiliger ist, und die Kolonne mit knapp über 70 km/h angeführt hat, selbst also rund 20 km/h über der erlaubten Geschwindigkeit…

Ich bin ja kein Kind von Traurigkeit, und ich gerate nicht so schnell in Panik, auch wenn sich Leute bekloppt verhalten und es eine Reaktion von mir erfordert. Aber manchmal ist man auf der Straße echt von Vollidioten umgeben. Aber wahrscheinlich fahre ich einfach zu langsam. Ich bin neulich auch bei 55 km/h in der Mühlenstr. rechts über den Radweg überholt worden…

Mal drüber reden…

„Sagen sie, was halten sie eigentlich von Fahrradfahrern, die die Fußgängerüberwege benutzen? Also an der Ampel? Und nicht absteigen?“

„Wenn ich ehrlich sein soll, hab ich mir da bisher gar nicht so viele…“

„Naja, sie sind ja professioneller Taxifahrer, sie haben sicher mit ganz anderen Dingen zu tun. Mich ärgert das immer maßlos. Und ich rege mich da total schnell auf!“

Das war nun wirklich ein ungewöhnlicher Gesprächseinstieg für einen Fahrgast. Die Fahrtstrecke war noch dazu überaus kurz. Eine dieser 6€-Touren vom Ostbahnhof in den Boxhagener Kiez, eine dieser Touren, weswegen ich die Halte sicher nicht als häufigen Anlaufpunkt nutze. Trotz des Einstiegs ist es übrigens nicht in eine Schlammschlacht ausgeartet, und ich hab mit ihm ein kurzes und dennoch inhaltlich brauchbares Gespräch über den Verkehr und die Umgangsformen untereinander geführt.

Mich nerven diese Autofahrer-gegen-Fahrradfahrer-Geschichten nach wie vor ziemlich. Und das, obwohl ich mich auch weit öfter über Fahrradfahrer ärgere als andere Vierrädler. Das Auftauchen von Idioten in der persönlichen Umgebung lässt sich leider nicht am fahrbaren Untersatz erkennen. Genauso wenig wie an der Nationalität oder den Klamotten. Auch ich denke mir zwar oft:

„Na, das passt ja!“

aber glücklicherweise kommt meist schnell genug ein anderer Idiot vorbei, der das Bild wieder gerade rückt. Dank dieser Idioten haben Lobbyvereine wie ADAC und ADFC streitlustiges Publikum, und eine wahrscheinlich zweistellige Millionenanzahl von Menschen in Deutschland verbringt einen guten Teil seines Lebens damit, sich im Straßenverkehr benachteiligt zu fühlen, dagegen anzugehen, und das auch noch für einen relevanten Part des eigenen Lebens zu halten.

So konnte ich dem Fahrgast auch nur sagen, dass es mich eigentlich nicht tangiert, wenn Radfahrer an Ampeln nicht absteigen, um die Fußgängerampeln zu benutzen. Sofern das irgendwie im Einklang mit dem sie umgebenden Verkehr (also auch dem der Fußgänger) steht, bin ich da sicher kein Prinzipienreiter. Allerdings bietet es den Einstieg in die Debatte über einen einzigen, wirklich sehr Radler-typischen Verhaltenspunkt, der auch mir persönlich bitter aufstößt:

Das Rosinenpicken

Radfahren ist in einer Stadt wie Berlin ja eine großartige Alternative im Verkehr. Man steht nicht so im Stau wie mit dem Auto, man ist dennoch zu 100% flexibel und nicht so langsam wie ein Fußgänger. Kein Wunder also, dass wir zum zugegeben ziemlich nervigen Autoverkehr auch wahnsinnig viele Radfahrer haben. Inzwischen beginnt ja selbst die grundsätzlich viel zu lahme Verwaltung, das zu erkennen und sich auf Fahrradfahrer als eigenständige Verkehrsteilnehmergruppe einzustellen. Es gibt immerhin an einigen Stellen schon ein recht gut ausgebautes Radwegenetz, es kommt immer mehr dazu – und inzwischen wird auch schon intensiv diskutiert, es zu verbessern. Ab nächsten Winter muss die BSR auch Radwege räumen und es wird allerorten eine Verlegung der Radwege auf die Straße diskutiert, da das wohl einige Unfallschwerpunkte entschärfen soll. Im Übrigen etwas, dem ich zustimmen kann. Wer gelegentlich von der Warschauer Str. in die Mühlenstr. abbiegt, wird wissen, wie unübersichtlich eine Kreuzung durch einen gesonderten Radweg werden kann, obwohl sie prinzipiell gut einsehbar ist.

Das Problem ist, dass manche Radler die Vorteile ihres Gefährts etwas überbewerten und der Meinung sind, alles was geht, müsse auch erlaubt sein. Je nachdem, ob es dem eigenen Vorankommen dienlich ist, verwenden einige nämlich sowohl Rad-, als auch Fußgänger- und Auto-Verkehrsräume. Zum Teil ist das verständlich, schließlich werden sie tatsächlich von der StVO mal hierhin und mal dorthin abgeschoben, und so kommt wahrscheinlich das Verhalten zustande, dass den meisten Fahrradhassern im Auto bitter aufstösst (obwohl sie es nicht benennen könnten): Diese Radfahrer sind unberechenbar.

Dazu gehört das Rasen über Fußgängerampeln genauso wie etwas, das mich vor ein paar Tagen fast den letzten Rest Nervenkostüm gekostet hätte: Das spontane Wechseln vom Radweg auf die Autospur ohne Notwendigkeit, Umsicht oder Gefahrenbewusstsein. Ich denke ja auch, dass man nicht bei jedem Quatsch pingelig sein sollte, aber bei Gefährdungen hört der Spaß auf. Und bei aller Sympathie für die Einstellung, das Selbsttötung auch zur freien Lebensgestaltung gehört, bin ich auch ein Freund davon, keine zufälligen Verkehrsteilnehmer in diesen manchmal für Außenstehende etwas traumatischen und durchaus auch ekligen Plan miteinzubeziehen.

Ich verstehe die brachliegenden Nerven von Radlern, die auf Hauptverkehrsstraßen nur ganz knapp überholt werden, und ebenso das Angepisstsein, wenn ein Auto auf einem Radweg parkt oder Fußgänger denselben als Flaniermeile missinterpretieren. Woraus sich für einige allerdings das Recht ergibt, betrunken mit einer Bierflasche in der Hand ohne sich umzusehen bei Rot über die Ampel zu fahren und trotz parallel verlaufenden Radwegen den Autofahrern ihre Geschwindigkeit aufzuzwingen, das ist mir indes unverständlich.

Ich hab schon mal irgendwo erwähnt, dass ich gerne auch Regeln hinterfrage und nicht übermäßig obrigkeitshörig bin. Aber ausgerechnet in der wahrscheinlich meistdiskutierten Blattsammlung Deutschlands, der StVO, stehen tatsächlich ein paar Paragraphen, die den Sinn haben, den Schutz der einen Verkehrsteilnehmer vor den anderen zu regeln. In einem dicht bevölkerten Gebiet wie der Berliner Innenstadt ist es eine Meisterleistung, es hinzubekommen, dass sich in die gleiche Richtung Menschen zu Fuß mit 5 km/h, welche auf dem Fahrrad mit 20 km/h und Autofahrer mit 50 km/h bewegen können. Dass auch irgendwer mal entschleunigen oder anhalten muss, um die Kreuzung und Überschneidung dieser Wege zu ermöglichen, das sollte doch jedem klar sein.

Und so etwas in der Art habe ich meinem Kunden auch erzählt. Mit dem dringenden Hinweis, dass ich nichts von pauschalen Vorverurteilungen halte, aber dass es natürlich kritisches Verhalten gibt, an dem ich vor allem diese ständige Egoisten-Perspektive und dieses „Ich will alles sofort und es ist mir doch egal, ob es die anderen stört“ hasse.

Seinen Nerv habe ich damit offenbar getroffen, das Trinkgeld betrug gute 50% vom Fahrpreis. Und trotzdem ist es immer wieder ein nerviges Thema und tagein tagaus ein Kampf mit meiner rechten Hand, die hier und da ausholt, um auf die Hupe zu drücken. Ich hab es bisher dennoch bei etwa 5 mal belassen in den letzten anderthalb Jahren. Ich hab ja auch nix davon, wenn ein erschreckter Radfahrer plötzlich umfällt und meine Spur blockiert 😉

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Velotaxen?

Hangerhuken hat sich mittels des Formulars rechts unten in der Seitenleiste bei mir nach Folgendem erkundigt:

Moin!

Was hältst du von Velotaxen? Gibt es die häufig in Berlin? Könntest du dir vorstellen mal eins zu fahren? Glaubst du, die nehmen euch die Kunden weg, oder bist du der Meinung die Velotaxen sind sowieso nur für eine Stadtrundfahrt gut?

Was halte ich von Velotaxen? Mir tun vor allem die Fahrer leid 🙂
Also selber fahren will ich eher keines…

Über die Anzahl von Fahrrad-Taxen in Berlin bin ich nicht informiert, vor allem denke ich, dass die meisten eher tagsüber unterwegs sind. Von einigen touristischen Schwerpunkten und besonderen Großveranstaltungen abgesehen, schätze ich ihre Anzahl allerdings als sehr niedrig ein. Also auf jeden Fall deutlich weniger als die derzeit zugelassenen über 7.000 Taxen.

Ich denke nicht wirklich, dass sie uns merklich Kunden wegnehmen. Berlin ist eine riesige Stadt, über ein bestimmtes Gebiet kommt man mit dem Fahrrad in einer erträglichen Zeit kaum heraus. Für eine kurze Rundfahrt zwischen dem Alexanderplatz und dem Brandenburger Tor sind sie sicher keine schlechte Alternative zum Taxi, und wahrscheinlich wenn man was sehen will sogar besser. Ich glaube aber nicht, dass ein Velotaxi noch von Interesse ist, wenn es stattdessen zum Zoo gehen soll. Insofern schätze ich sogar ihren Wert für Stadtrundfahrten nur sehr niedrig ein. Einzelfälle mag es geben, aber in der Regel sind es doch eher sehr kurze Touren. Als Nachtfahrer kenne ich vor allem die, die z.B. nach Großveranstaltungen in der O2-World die Leute zum Ostbahnhof fahren. Weder vermute ich, dass viele als Alternative ein „normales“ Taxi genommen hätten, noch glaube ich, dass sich irgendein Fahrer um diese 500m-Tour gerissen hätte.

Insofern halte ich sie nicht für eine Konkurrenz und mir wäre das auch von keinem anderen Fahrer bekannt. Ich halte sie für kurze Wege ehrlich gesagt für eine gute und vor allem auch umweltfreundliche Alternative. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass sie in kleineren, aber dennoch touristisch geprägten Städten einen anderen Stellenwert haben. Berlin ist wahrscheinlich wirklich einfach zu groß.