Taxistand Kulturbrauerei

Zu meinen regelmäßigen Standplätzen gehört auch die Kulturbrauerei. Dort ist leider wunderbar zu beobachten, wie Interessen von Stadt und Taxigewerbe auseinandergehen können und was das im Alltag für Stress bedeuten kann.
Da selbst Google Maps noch nicht ganz auf dem aktuellen Stand ist an dieser Kreuzung, müsst ihr eine meiner seltenen Zeichnungen ertragen. Bitteschön:

 

Die Kulturbrauerei-Haltesituation (+Elch) Quelle: Sash

An der Ecke Knaack-/Danziger Straße befindet sich ein Ausgang der Kulturbrauerei, hier durch das X links markiert. Da die Knaackstraße eine Einbahnstraße ist, bietet es sich für die Taxifahrer an, in zweiter Reihe vom Eingang bis weiter unten in der Straße auf der linken Seite zu halten. Die gewohnheitsmäßigen Halteplätze sind hier mit den Buchstaben A bis E gekennzeichnet, am Wochenende kann es schon mal bis zum Buchstaben R gehen 😉

Die Halte ist natürlich nicht legal, das hat sie mit vielen anderen gemein. Es ist auch tatsächlich relativ eng in der Knaackstraße, wenn dort eine Stange Taxen wartet. Nun hat man uns dort vor einiger Zeit etwas fantastisches geschenkt: Eine Taxihalte in legal. Diese findet sich auf dem Bild dort, wo TAXI geschrieben steht, und etwas ungelenk dazuwischengekritzelt sind die Halteplätze 1 bis 3. Abgesehen von meinem unklaren Verhältnis zur maßstabsgetreuen Zeichnung kann man sich jetzt wahrscheinlich bildlich vorstellen, wie es da aussieht, oder?

Sowohl die Macht der Gewohnheit, als auch Platzmangel und rationale Erwägungen sorgen nun dafür, dass die Halte eigentlich kaum genutzt wird. Zumindest Nachts. Zum einen eignet sie sich viel besser als einfache Ausfahrt von Position A. Auf A kann man quer zur Fahrtrichtung halb in den Eingang der Kulturbrauerei hineinstehen und dann über den eigentlichen Taxistand auf die Danziger fahren (das hat im Übrigen auch den Vorteil, dass man sich die oft rote Ampel am hier nur angedeuteten Fußgängerüberweg an der Danziger spart).

Die Kunden fallen einem quasi direkt ins Auto, und gut ist. Der Nachteil ist natürlich: Wenn die Cops das doch mal mitbekommen, ist man dank Halten auf der Straße, dem Gehweg und in einer Feuerwehreinfahrt wahrscheinlich ziemlich viel Geld los…
Ein guter Grund, die legale Halte zu verwenden, oder? Unter der Woche sicher, denn solange nur maximal 3 Taxen vor Ort sind, funktioniert das ganz gut. Sobald aber Taxi 4 dann entweder auf Position A oder B wartet, steigen alle (!) Kunden aus der Kulturbrauerei (und das sind die meisten) in dieses Auto ein, weil es näher ist. Mal ganz abgesehen davon, dass die Kunden wegen dieser Entfernungsphobie auch grundsätzlich eher Taxi 3 wählen – was zwar die Abfahrt schwieriger macht, aber so ist es eben…

Da ich dennoch nicht viel Lust auf Ärger mit den Cops hab, und mich gerne unter der Woche spät dort ans Eck stelle, wo man auch mal ein Weilchen warten kann, versuche ich tatsächlich, mitten auf der Halte, also eher in Position 2 zu warten. Sollte ein Kollege kommen, rücke ich kurz vor.
Dummerweise inspiriert das einige Kollegen, zu denken:

„Haha, ein Idiot! Der stellt sich soweit vom Eingang weg, da stelle ich mich doch auf Position A und räume die Kunden ab!“

Das ist weder ein Einzelfall, noch erfolglos. Man hat also die Wahl zwischen Pest und Cholera: Riskiere ich ein Bußgeld oder riskiere ich, dass mir eine Fahrt  – durchaus auch mehrmals 🙁 – weggeschnappt wird?

Kleiner Witz am Rande: Als ich mich mal ausnahmsweise als einziges Taxi auf Position A gestellt hab, kam prompt ein Kollege an, positionierte sich auf der 3 und beschuldigte mich, ein widerlicher Aasgeier zu sein…
Aber normalerweise entscheide ich mich gegen die rauhen Sitten und nehme es in Kauf, dass mir ein oder zwei Touren durch die Lappen gehen. So auch neulich. Es kam auch, wie es kommen musste: Ich stand 10 Minuten da, dann kam ein Kollege ohne mich eines Blickes zu würdigen zur Position A gefahren, lud binnen zweier Minuten Kundschaft ein und brauste (noch dazu über die rote Ampel hinweg) davon. Man gewöhnt sich dran, aber an dem Abend hat es mich echt gefuchst. Also hab ich mein Buch zugeschlagen und zu mir selbst gesagt, dass ich auf die Kundschaft hier scheiße und eine Runde durch die Stadt fahren werde. An der nächsten Ecke würde ich sicher eine gute Tour bekommen! So!

Danziger Ecke Prenzlauer (also 400 Meter weiter) sprang mir dann ein kleiner Mann ins Auto und wollte zur Deutschen Oper. Die Tour hat etwa 20 € gebracht, die Genugtuung war unbezahlbar 😀

Göbeln und pöbeln

Komisch wird es, wenn wunderliche Kollegen sich mit ihrem enormen Fachwissen und ihrer sozialen Kompetenz versuchen, bei kleinen Problemchen einzumischen. Der folgende Fall ist ein zweischneidiges Schwert, der Kollege wollte mir zweifelsohne bloß helfen. Das ist auch ohne Frage sehr nett, am Ende wirkte es irgendwie ziemlich skurril.

Zunächst hielt er sich in seinem Auto hinter mir versteckt. Ein Fahrgast landet bei mir und spricht mich an. Es entwickelt sich folgender Dialog:

„Kanns mich zur Göbelstraße bringen? Nach Friedrichshain?“

„Göbelstraße? Sicher?“

„Nee, die Göllellstraße! In Friedrichshain!“

„Gö-Lel-Straße?“

„Nein, die Görlellstraße. Ist nicht weit!“

„Sagt mir erst mal nix. Wo in Friedrichshain soll sie denn genau liegen?“

„Na sach mal: Die Gördelstraße! Am Ostkreuz!“

„Ach, sie meinen die Gürtelstraße!?“

„Ja, Görlstraße! Hab ich doch gesagt. In Friedrichshain!“

Schwere Geburt. Aber man kriegt ja alles hin. Von dem recht lautstarken Dialog fühlte sich nun der Kollege angesprochen und kraxelte aus seinem Wagen.

„Kollege! Zweimal!“

baffte er mich von der Seite an, während ich das Gepäck einlud.

„Zweimal?“

„Jaha! Musste doch wissen! Jibbet zweimal!“

„Was jetzt?“

„Na die Gürtelstraße!“

„Äh ja, aber nicht zweimal in Friedrichshain, oder?“

„Aber doppelt jibbet se trotzdem!“

„Der Herr hier möchte nach Friedrichshain in die Gürtelstraße. Die gibt es meines Wissens nach nur einmal. Das stimmt doch, oder?“

Man kann in Berlin ja echt nie wissen…

„Nee Mann! Aber in Weissensee!!!“

Dass mein Fahrgast uns inzwischen anstarrte, als seien wir zwei aus dem Zoo entlaufene Affen, konnte ich ihm nicht verübeln.

„Kollege, der Fahrgast hat mir doch schon mitgeteilt, in welchen Stadtteil er möchte. Und da es keine zwei Gürtelstraßen in Friedrichshain gibt, ist die Aussage doch eindeutig.“

„Pfff, kann ich doch nicht wissen, wo der hinwill!“

maulte der Kollege und stieg wieder in seinen Wagen.

Kollegiale Hilfe ist wirklich was tolles. Die hat mich schon oft gerettet, und auch ich hab schon dem ein oder anderen Kollegen mal aus der Patsche helfen können. So sollte es ja auch sein. Aber irgendwann gab es mal dieses bekannte Zitat, was man besser machen sollte, wenn man einfach keine Ahnung hat…

Genau.

Blöde Kollegen…

Ich hab ja echt nicht vor, mich dauernd über Kollegen zu beschweren. Zum einen ist es ja nicht so, dass die Straßen wirklich voll von Arschlöchern im Taxifahrergewand sind, zum anderen bin ich ja beileibe nicht perfekt und will mich gar nicht als oberster Moralapostel gerieren.

Aber manchmal geht es einfach nicht anders.

Am Wochenende stand ich zum Beispiel mal wieder in Erwartung einer hoffentlich langen Tour zu einem der Flughäfen morgens am Ostbahnhof. Vier Kollegen standen bereits auf Rücke 1, ich hielt tapfer die Abstauberposition auf der anderen Straßenseite. Das ist kein schlechter Standpunkt, es gibt immer noch viele Menschen, die dort das erste Taxi nehmen, weil sie vermuten, es wären zwei getrennte Schlangen. Am niedlichsten sind dabei übrigens die, die tatsächlich glauben, man müsste je nach Fahrtrichtung entweder auf der einen oder der anderen Seite einsteigen. Ich kläre sie dann manchmal über dieses lustige Ding vor meinem Bauch auf, mit dem man den Wagen wenden kann 😉

Aber gut. Irgendwann hat der vierte Kollege auf der anderen Seite wohl einen Funkauftrag bekommen und der Platz war frei für mich. Ich hab also gewendet, mich in die Lücke eingefädelt und mir zu Unterhaltungszwecken mein Handy geschnappt.

Aus dem Augenwinkel hab ich auf dem Gehweg eine Bewegung realisiert und mich umgedreht. Auf einer Stufe am Bordstein, etwa 4 Meter von meinem Auto entfernt saß eine junge Frau. Rote Haare, ein nicht mehr ganz taufrisches Kleid am Leib, barfuß und mit Tränen in den Augen. Sie hat mich kurz angesehen, sich dann aber wieder abgewandt, und so ließ ich es dabei bewenden. Ich wäre zwar durchaus interessiert daran gewesen, was ihr so den Abend versaut hat, aber ich war ja auch zum Arbeiten da.
Kurz darauf kam dann auch ein Freund von ihr vorbei, sie unterhielten sich kurz, hab ich alles nur so nebenbei mitbekommen. Das Fenster war zu, sie wollten nix von mir – wayne?

Irgendwann kam dann der Freund allerdings doch angelatscht und bat mich, die Scheibe herunterzulassen:

„Ja bitte?“

„Entschuldigung, würden sie uns fahren?“

„Na selbstverständlich!“

„Ist aber nicht weit…“

„Das ist doch egal.“

Also hat er seine Holde aufgesammelt und sie sind beide in mein Taxi gekrabbelt. Er hinten, sie vorne. Ihr Ziel lag jetzt wirklich nicht weit weg, aber passable 7 € sind nebst einem Trinkgeld dann auch ein Zehner gewesen. Die beiden sind echt nett gewesen, und auch über die Tatsache, dass sie ein wenig betrunken war, konnte man gut hinwegsehen. Der Grund für ihre Taxifahrt war, dass die werten Dame eine Fußverletzung hatte. Ich vermute mal eine eingtretene Glasscherbe oder ähnliches.
Der Grund, warum sie bei mir im Taxi saßen, war indes der, dass alle vier Kollegen am Stand ihr offensichtlich eine Abfuhr erteilt hatten. Ob jetzt wegen der Strecke oder des Fußes oder trotz des Fußes aber wegen der Strecke: Keine Ahnung!

Aber echt: ‚Ne verletzte junge Frau abweisen und dann weiter eine halbe Stunde Zeitung lesen… prima! Kunden müssen ja was wahnsinnig enervierendes sein, wenn man so lange am Kreuzworträtsel der Bild verzweifelt…

Lange Taxifahrt, hoher Preis?

Peter hat in den Kommentaren von einer ziemlich mies verlaufenen Taxifahrt erzählt. Also erstmal ist es natürlich schade, dass man sowas immer wieder hören muss!
Dann hat er aber folgende Frage gestellt:

Was ich aber nicht ganz verstehe: Warum ist es üblich für Fahrten nach “weit außerhalb” mehr zu nehmen, als nach Taxameter? Der Tarif ist für mich die Obergrenze was ich zahlen möchte, egal wie weit es geht. Aber gerade für weite Strecken (die dann irgendwann zwangsläufig außerhalb des Pflichtfahrgebietes liegen) hatte ich eigentlich einen Rabatt erwartet. Deswegen bin ich verwundert, dass es sogar anders herum sein soll!?

Ja, das ist auch eine der unverständlichsten Problematiken im Taxigewerbe: Warum sind lange Fahrten besonders teuer?

Dazu muss man zwei Dinge betrachten: Zum einen die umsatzbasierte Bezahlung von uns Fahrern und zum anderen die Existenz des Pflichtfahrgebietes und seine Bedeutung.

Zur Bezahlung: In irgendeiner Form sind die Fahrer im Taxigewerbe meist am Umsatz beteiligt. Im Extremfall wie bei mir besteht der ganze Lohn ausschließlich aus einer Umsatzbeteiligung. Sollte man also nicht selbständig sein (dann kann man seinen Lohn ja quasi frei bestimmen) kostet man einen guten Teil des Umsatzes. Ich selbst kriege 45% des Umsatzes als Bruttolohn laut Arbeitsvertrag – in der Rechnung meiner Chefs dürften das mit Lohnnebenkosten über 50% sein.
Bei einer weiten und damit schnellen Fahrt (Autobahn, Landstraße) verdiene ich als Fahrer also ziemlich viel. Während ein Fahrer mit Stundenlohn vielleicht für die 100 km Wegstrecke nur die Stunde hin und eine zurück à 10 € gezahlt bekommt, würde ich in der Stunde Hinfahrt mal eben 60 € verdienen. Das Rechenbeispiel ist nur grob und orientiert sich am Berliner Tarif, der für alle Kilometer ab dem achten 1,28 € beträgt.

Jetzt betrachten wir zwischenrein mal das Pflichtfahrgebiet. Das Pflichtfahrgebiet ist die Stadt (oder der Landkreis) in dem wir mit dem Taxi unterwegs sind und eine Beförderungspflicht haben. Sprich: Dort müssen wir hinfahren und dort dürfen wir auch Kunden aufnehmen. Verlassen wir dieses Pflichtfahrgebiet für eine weite Strecke, dann müssen wir zwangsläufig leer wieder zurückfahren, da wir außerhalb (bzw. im Pflichtfahrgebiet der anderen Stadt) nicht berechtigt sind, Kunden aufzunehmen – außer wenn wir direkt bestellt sind. Auch das hat seinen Sinn, schließlich gelten dort andere Taxitarife, auf die unsere Taxameter nicht eingestellt sind – und die Kollegen dort wollen ja auch von etwas leben. Um es kurz zu machen: Für eine Fahrt weit außerhalb des Pflichtfahrgebietes entstehen uns (also unseren Chefs) Kosten für die leere Fahrt zurück.

Die Kombination dieser Dinge sorgt dann für den höheren Preis:
Wenn ich für 128 € 100 km weit weg fahre, dann muss mein Chef bereits für den Fahrer rund 60 bis 70 € einplanen. Wenn wir dann von den üblichen Betriebskosten eines Autos von 25 bis 35 Cent pro Kilometer ausgehen, kommen wir schnell an den Punkt, wo der Chef rechnerisch ein Minus macht, weil diese Kosten für 200 km (Hin- und Rückfahrt) anfallen – also 50 bis 70 € betragen.
Auch hier: Die Werte sind sehr grob, sie dienen nur der Veranschaulichung.

Dass das bei Peters doch noch recht kurzer Strecke bereits viel ausgemacht hat, glaube ich nicht, mein Chef sagt mir auch, dass ich bis zum Berliner Ring ohne weiteres nach Taxameter fahren kann. Aber grundsätzlich ist es eben so, dass bei einer weiten Fahrt der Rückweg mit eingepreist werden muss. Denn die Tarife sind im Hinblick auf die Gegebenheiten des Pflichtfahrgebietes ausgehandelt. Dort decken sie auch die üblichen Leerkilometer bis zur nächsten Halte etc. ab, bei allem was darüber hinausgeht, kann die Sache eben anders aussehen.

Ich möchte im Übrigen klarstellen, dass das in anderen Kreisen gleich ganz anders sein kann, wenn dort die Entlohnung der Fahrer oder die Tarife besonders von Berlin abweichen!
Grundsätzlich – also auch ohne die Fahrerlöhne zu betrachten – lässt es sich darauf herunterbrechen, dass man bei weiten Strecken die Rückfahrt auch bezahlen muss, weil das Taxi diese Strecke zwingend leer zurücklegen muss.

Ich hoffe, ich konnte ein wenig zur Klärung beitragen.

Ich wäre übrigens froh, wenn ihr mir solche Fragen per Mail zukommen lasst. Ich hab zwar das Formular „Frage an Sash“ gelöscht, aber meine Mailadresse findet sich unter Kontakt und Impressum immer noch. Per Mail kann ich sie persönlicher beantworten (wenn ich keinen Artikel daraus mache) und dann gehen sie nicht verloren unter einem Artikel oder einer Seite, wo sie thematisch nicht so wirklich passen 🙂

Kunden verloren

Es gibt eine Menge Kollegen, die ich nicht verstehe. Ein besonders anschauliches Beispiel hatte ich neulich am Ostbahnhof direkt vor mir.  Er stand an erster Position, ich an zweiter. Eine kleine Truppe von drei Mädels stand neben unseren Autos, und versuchte offensichtlich herauszufinden, ob sie ein Taxi bräuchten. Aber noch standen sie etwas abseits.

Sie wollten gerade auf den Kollegen zugehen, da traten plötzlich zwei Jungs auf der Bildfläche auf. Sie gingen zu eben jenem Fahrer und standen ein paar Sekunden an dessen Türe. Die Mädels drehten ab. Zunächst in meine Richtung, dann komplett.

Man könnte sagen: Eine typische Bahnhofsszene mit verplanten Leuten.

Dann kamen die beiden Jungs zu mir. Ich hab mich innerlich gerüstet gegen Festpreisangebote oder sonstige Unwägbarkeiten. Ich hab die Scheibe runtergelassen, was allerdings weniger kommunikationsfreundlich gemeint war, als es scheint: Ich hab damit nur verhindert, dass sie gleich die Tür öffnen. Man kennt so seine Tricks 🙂

„Entschuldigung, kannst du mir sagen, wo das Yaam ist?“

„Äh klar, das ist direkt hier gegenüber. Da wo das weiße Licht leuchtet.“

„Boah danke ey! Weil dein Kollege hat uns gerade echt angebrüllt und sich beschwert.“

„Wie bitte?“

Nun erklärte mir der junge Kerl, dass er dem Kollegen die gleiche Frage gestellt hat. Seine Antwort war indes nicht wie meine einfach kurz und informativ, denn er soll folgendes gesagt gebrüllt haben:

„Was? Scheiße! Wegen euch Arschlöchern hab ich jetzt Kunden verloren!!!“

Das war offensichtlich auf die beiden Mädels gemünzt – die in dem Moment scheinbar ein Taxi benötigten. Mal abgesehen davon, dass dem Kollegen gar nicht wirklich eine Tour entgangen ist: Geht’s noch?

Die beiden Jungs waren jedenfalls schwer verdattert und verunsichert, und einer von denen hat dann – was wahrscheinlich eher ein Öl-ins-Feuer-Gießen war – gemeint, dass sie ja auch dorthin fahren könnten. Ich könnte den beiden echt einen Orden verleihen für diese – aus ihrer Sicht ja total verständliche – Aussage! 😀
Was hätte sich der Choleriker besseres wünschen können, als eine 200m-Fahrt…

Aber gut, das war noch nicht der ganze Witz.

Während ihre erste Erfahrung mit Berliner Taxifahrern also eher suboptimal verlief, waren die beiden offensichtlich recht froh, an mich geraten zu sein. Der zweite der beiden trat nämlich nun auch ans Auto heran und reichte mir eine Münze:

„Weisst du, ich will dir jetzt zwei Euro geben!“

„Hey, ist echt nicht nötig. Sorry für den Spinner da vorne.“

„Nein Mann, ehrlich! Wir kennen uns nur nicht aus, und dann brüllt der Wichser uns so an. Hey, aber du bist korrekt. Nimm es einfach, weil du nicht so ein Arschloch bist!“

So, das waren dann anderthalb Minuten. Späteren potenziellen Kunden geholfen, den Ruf der Taxifahrer wieder gradegerückt und mal eben schnell zwei Euro verdient. Eigentlich müsste ich mich bei dem Kollegen sogar bedanken…

Unmenschliche Strecke

Daniel hat mir eine Mail geschrieben, und deren Inhalt hat mich, kurz gesagt, fassungslos gemacht. Dass eine Menge Fahrer mal ausfällig werden, wenn Kunden eine kurze Strecke fahren, das ist leider hinlänglich bekannt.

So eine „kurze“ Fahrt hatte Daniel auch. Er musste vom Flughafen Schönefeld nach Rudow. Alle Fahrer da draussen wissen, dass das eine Tour für 10 € ist, natürlich nicht gerade das, was man sich unbedingt wünscht, wenn man 2 Stunden gewartet hat. Aber so ist das Geschäft nunmal. Es kommt vor und keiner von uns hat ein Abonnement auf die 50€-Touren.

Der Fahrer hat ihn immerhin mitgenommen und „nur kurz gegrummelt“, wie Daniel schreibt. Der Rest der Fahrt verlief schweigend. Die Fahrt wurde mit einem kleinen Trinkgeld beendet, und daraufhin meinte der Fahrer, Daniel solle das nächste Mal mit einem Kollegen fahren, nicht mehr mit ihm, das sei nämlich „unmenschlich“.

Das ist dreist und spricht auch deutlich für die Einstellung gegenüber den Kollegen. Sollen die anderen doch die kurzen Touren machen!

Soweit hätte mich das aber (leider) nicht weiter gewundert. Daniel war nun aber clever genug und hat eine Quittung verlangt. Er hat sogar die Konzessionsnummer kurz abgeglichen. Die wirkliche Frechheit hat er dann aber erst später bemerkt. Der Fahrer hat es offenbar für nötig erachtet, seinen Unmut auch nochmal schriftlich zu formulieren:

Unmenschlich! Quelle: Daniel

Unmenschlich! Quelle: Daniel

Anstatt sich der korrekten Ausfüllung bei der Mehrwertsteuer zu widmen, hat der Kollege lieber seine Meinung mal eben schnell oben hingekritzelt. Meines Wissens nach ist das zum einen nicht erlaubt – zum anderen aber vor allem der Gipfel der Frechheit!

Ich gehe einfach mal davon aus, dass sich die Sache so zugetragen hat, wie Daniel geschildert hat – den Fahrer und die Konzessionsnummer habe ich dennoch besser mal entfernt. Auch wenn die Sache schon eine Weile her ist, wird Daniel sich jetzt an den WBT wenden, um eine Beschwerde bei der Funkaufsicht loszuwerden. Ich hoffe mal, ich erfahre, wie es weitergeht.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Interessante Untersuchung

Zum Teil zumindest 😉

Also: Die Wellen des www und die der ihm innewohnenden Social-Media-Dienste haben mir einen Link zum finblog zugespült. Dort verweist der Autor auf diesen Text von pressetext.com.

Relativ unspektakulär geht es um einen Test, bei dem ermittelt wurde, dass offensichtlich Ortsunkundige gerne etwas länger umherkutschiert werden als nötig. Am Rande erwähnt der Beitrag dann noch, dass man das selbe Problem als Person ohne Fachkenntnisse bei Ärzten und Mechanikern hätte. Soweit recht belanglos und locker in der Kategorie „Wussten wir schon immer“ einzuordnen. Ob es jetzt schön ist oder nicht.

Man darf bei pressetext lesen, dass es sich bei Taxifahrten, ebenso wie bei Operationen und Reparaturen um „Vertrauensgüter“ handele, bei denen man im Nachhinein nicht feststellen könne, ob sie korrekt waren.

Das stimmt natürlich – wobei man in Berlin dank der Wartezeitregelungen im Taxi eigentlich hinterher sehr klar sagen kann, ob man betrogen wurde. Routenplaner raus, Kilometer ermitteln und das ganze mittels des öffentlich (auch online) einsehbaren Taxitarifs ausrechnen. So schwer ist es eigentlich nicht.

Aber gut, es ist natürlich illusorisch zu glauben, das wäre für Touristen eine Option.

Herr Kunze vom finblog geht allerdings noch ein bisschen weiter. Dabei meine ich gar nicht die nicht so nette zynische Spitze am Textende – sondern vielmehr den Einstieg: Dass ihn Fahrer öfter fragen würden, ob sie über Straße A oder Straße B fahren sollen.

Nun gehöre ich selbst zu denen, die ziemlich oft diese Frage stellen. Und dass jemand sie mal so interpretieren könnte, habe ich schon vermutet. Dass es die Kollegen gibt, die gerne mit Touristen eine Extra-Runde drehen, weiss ich auch. Aber meine Motivationen will ich gerne mal schildern.

In manchen Fällen geht es tatsächlich darum, mehr Geld zu verdienen. Das muss ich zugeben. Ich stelle diese Frage grundsätzlich bei den Fahrten vom Ostbahnhof zum Flughafen. Mir ist die kürzeste Strecke bekannt, allerdings bevorzuge ich persönlich die schnellste. Meist geht es den Fahrgästen genauso, und natürlich stelle ich die Frage so, dass die schnellste Route besser klingt. Aber ich bin von dem Mehrwert überzeugt. Zumal ich den Kunden den Preisunterschied nenne. Zur Statistik:
Nur einer wollte jemals die kürzeste Strecke fahren – und selbst der hat sich unterwegs noch umentschieden.

Nein, ich stelle die Frage aber ziemlich vielen Kunden aus anderen Gründen. Da wäre zum Beispiel die Hausnummer. Manchmal ist es von Interesse, wo eine Nummer (und nein, die Hausnummern kenne ich nicht auswendig) genau liegt, weil man ansonsten besser von einer anderen Seite heranfährt.
Meine Straße ist das beste Beispiel: Von Biesdorf kommend, könnte es zur Marzahner Promenade entweder über die Landsberger Allee oder die Raoul-Wallenberg-Str. kürzer sein. Von der Stadt aus entfällt die Raoul Wallenberg, dafür könnte es sich lohnen, über die Märkische Allee statt über die Landsberger zu fahren. Hausnummernabhängige Ortskenntnis hat am Ende meist nur der Kunde oder das Navi – und da frag ich doch lieber gleich nach.

Noch ein Grund: Ich war vielleicht wirklich noch nie in dem Viertel, und wenn das recht symmetrisch ist, ist es oft völlig beliebig, welche Straße man abbiegt. Da ist es dann doch nett, wenn der Fahrgast einem die Route ohne Kopfsteinpflaster zeigen kann.

Und von all den oben genannten Punkten abgesehen: Oftmals haben Fahrgäste ja durchaus eine eigene Routenvorstellung und manche davon reagieren sogar pampig, wenn man ihren „tollen“ Weg nicht fährt. Da frage ich auch lieber vorher. Ob ich dann erwähne, dass es eine kürze Route gäbe, hängt dann allerdings auch vom Kunden ab 😉

Also ich würde bei der Frage nicht gleich böses vermuten. Das halten sicher viele Kollegen so wie ich oder ähnlich.  Aber genau deswegen eignet sie sich für die schwarzen Schafe auch besonders gut…