Dienstleistungsgedanken abseits des Gewerbes

Als Taxifahrer wird man natürlich regelmäßig mit den Verfehlungen der Kollegen konfrontiert. Das mit den schwarzen Schafen überall, ich hatte es hier bei GNIT ja auch schon oft darüber. Entsprechend interessiert bin ich ja immer bei anderen Dienstleistungen, ich kenne ja nicht nur die Kundenseite, und ich würde sagen, dass ich deswegen auch fast jeden Fehler verzeihen kann. Man kann ja vieles nachvollziehen, wenn man mal drüber nachdenkt, wie es auf der anderen Seite so läuft.

Und es gibt unsere Postfiliale.

Jedes Mal denkt man sich: Geh einfach hin, ist ja nix Großes, wird schon. Ist meist auch so, für Leute mit schwachen Nerven oder einem fragilen Selbstwertgefühl ist der Tipp trotzdem gefährlich. Nach einem schönen Besuch dort am gestrigen Abend hab ich beschlossen, das was da passiert, mal mit mir im Taxi zu vergleichen.

Dass das schwierig sein könnte, dachte ich auch – immerhin haben wir im Taxi ganz besondere Kundenvergraul-Praktiken wie das Meckern über kurze Strecken. Aber ja, unsere Postfiliale kann auch das. Da kann man reingehen, ein Paket abholen und nebenbei einen frankierten Brief abgeben und wird zurechtgewiesen: „Na, ’n Brief könnense ja auch draußen einwerfen!“

Nun war es gestern ganz schlimm: Ich sollte ein Einschreiben und eine Packstationssendung für Ozie abholen. Die war in der Filiale gelandet weil die Station voll war. Oder so. War eine von drei Lieferungen, die sie erwartete – welche, hat die DHL natürlich nicht verraten. Falls manche das nicht kennen: Man muss dann mit seiner Packstationskarte zur Post gehen. Mit mehr nicht. Was insbesondere schwierig ist, wenn man jemanden beauftragt. Zumindest in unserer Filiale kann es sowohl passieren, dass sie die Herausgabe verweigern und eine Vollmacht haben wollen, als auch dass sie bei einer handschriftlichen Vollmacht bemängeln, dass es keine ordentliche Post-Vorlage ist. PS: Post-Vorlagen für diesen Fall gibt es – bei uns in der Filiale – für sowas natürlich auch nicht.

Um es kurz zu machen: Wir machen das mit der Packstation ja hauptsächlich, um nicht in diese Filiale zu müssen.

Als erstes das Einschreiben. Schön mit Vollmacht und Ausweis. Ich wurde skeptisch angeguckt und mir wurde eine reichlich zerknüllte Rücksendung in die Hand gedrückt:

„Warum dit zurückjeht, weeß ick nich, naja, jeht jedenfalls zurück!“

Ähm, danke!? Gut, war eine internationale Sendung und UPS hat in den USA wohl keinen Grund angegeben. Aber geht sowas vielleicht in nett? Ich meine, Ozie hat für die Zustellung dieses Briefes über 5 € gezahlt und die damit beauftragte Firma sagte jetzt: „Sorry, geht doch nicht.“ Ich als Taxifahrer hätte mich z.B. beim Nichtauffinden einer Adresse entschuldigt oder ggf. den Fahrpreis erlassen oder reduziert (In Wirklichkeit checke ich das natürlich vorher ab und trete die Fahrt notfalls nicht an).

Dann die Packstationssendung.

„Wann is dit jekomm?“

„Bin ich mir gerade nicht sicher.“

Woraufhin sie sich zu einer Kollegin wandte und meinte:

„Nu will er dit abholen, Packstation, is nichmal für ihn – und wann, weeß er ooch nich …“

Ein Pendant dazu kenne ich aus dem Taxi auch. Unangenehme Kundschaft, kurze Fahrt – und der Kollege brüllt über’n Stand hinweg, dass die anderen nix verpasst haben. Find ich eklig. Zumal ich – zurück zur Post – bis dato ja auch ganz nett und kooperativ war. Die Kollegin sprang auch gleich ein und als ich die Vermutung äußerte, dass die Sendung letzte Woche schon gekommen sei, winkte sie ab:

„Ja nee, wir heben dit ja ooch nur 7 Tage auf …“

Ich musste also erklären, dass die Frist noch nicht rum ist, es also vermutlich 5 oder 6 Tage her sei und ich das Datum jetzt auch erstmal ausrechnen müsste.

„Na, dann mal Adresse!“

„Ähm, Marzahner Promenade 26?“

Sie hackte im Computer rum:

„Nö, is nix!“

Da bin ich dann auch etwas genervt gewesen und hab gesagt:

„Das hatte ich schon vermutet, schließlich wurde es ja an die Packstation geschickt. An die 220.“

Im Taxi kenne ich solche Situationen ja auch. Kunde gibt eine Adresse an, die es mehrfach gibt. Da muss ich dann auch drauf hinweisen nochmal nähere Infos (Stadtteil, Postleitzahl etc.) erbitten, aber diese Gott-sei-dank-ich-dachte-schon-ich-müsse-sie-wirklich-bedienen-Haltung … also die traue ich selbst den meisten schlechten Taxifahrern nicht zu.

Auf meine Vermutung, die Sendung sei vermutlich Donnerstag oder Freitag gekommen, fluchte sie, dass sie das Packstationszeug nicht gesondert lagern und sie jetzt alles durchsehen müsse. Ähm, und das ist jetzt wieso genau nochmal meine Schuld? Was mich als Taxifahrer an der Sache besonders fasziniert ist die Tatsache, dass die Dienstleistung ja längst bezahlt war. Ich bin durch die regelmäßig erst am Ende erbrachte Bezahlung meist mit Problemen im Vorfeld beschäftigt. Und wenn es mal anstrengend ist, dann insbesondere, weil ich dem Fahrgast einen Umweg ersparen will, bzw. am Ende auch bezahlt werden. Bei mir geht’s da schnell mal um eine halbe Stunde Zeit und mittlere zweistellige Eurobeträge. Mir ist schon klar, dass sich bei der Post der Suchaufwand bei nur einem Stapel im Vergleich zu vieren oder fünfen drastisch senkt – aber zum einen ging es um eine Aufgabe von wenigen Minuten, zum anderen erspart diese verdammte Packstation (deren allernächste überdies ohne Info abgebaut wurde und nur online weiter angzeigt wird) den Mitarbeitern schon ständige Besuche von mir und wenn es auch nur den Hauch einer Option gäbe, die Sendung bei Überfüllung irgendwo anders hin als in diese Filiale schicken zu lassen, ich würd‘ ja Luftsprünge machen und den Laden nie wieder betreten. Aber nun stand ich das eine Mal pro Halbjahr da – weil ihr Unternehmen es nicht anders hingekriegt hatte. Meine Schuld? Hallo?

Von sowas bin ich im Taxi glücklicherweise komplett frei. Ja, natürlich, manch Kunde beschwert sich über schlimme Kollegen von mir oder das Leben an sich – aber all denen mit Verstand ist klar, dass es nicht wirklich meine Schuld war, wenn jemand anders den Weg nicht gefunden hat. Genau deswegen hätte ich der Postmitarbeiterin auch nie vorgeworfen, dass die Sendung jetzt in der Filiale gelandet war – ich versuche nur bis jetzt irgendwie zu begreifen, weswegen ich daran schuld sein soll …

Aber gut:

„Na, wat isset denn? Brief? Paket?“

„Das kann ich ihnen nicht sagen, sorry.“

„Na, so wird dit nüscht!“

Bitte was? Ich hab eingangs erwähnt, dass es eine von mehreren Sendungen war und die DHL uns im Unklaren gelassen hat, welche. Zumal Ozie später auch angemerkt hat: Woher sollten wir denn wissen, ob der Versender die Lieferung als Paket oder als Maxibrief schickt? Da war ich als Kunde doch der Illusion erlegen, dass das häufige Versenden und Empfangen unterschiedlicher Sendungen von unterschiedlichen und nicht nur persönlich bekannten Leuten irgendwie zur (obendrein gewünschten) Normalität für ein Logistikunternehmen gehört.

Sicher, uns Taxifahrern wird auch schnell mal vorgeworfen, wir hätten keine Ahnung von unserem Job, wenn wir den kleinen russischen Imbiss in einem Hinterhof in Marzahn nicht kennen. Aber ist die komplette Stadt mit allen Adressen wirklich vergleichbar mit dem Posteingang einer Filiale der Post? Obwohl wir Fahrer sicher mit den Navis und Google ganz gute Hilfsinstrumente haben, Dinge in Erfahrung zu bringen: Die Hauptaufgabe der Post ist es, Sendungen zu sortieren und zu verschicken. Das mit dem Verschicken war an dem Punkt schon schiefgelaufen (die Sendung war nunmal nicht dort, wo ich sie erwartet habe) und nun war es nicht möglich, sie anhand der Parameter Name und Zustellungsart zu finden? Bedeutet das dann, dass (zumindest in dieser Filiale) auch das mit dem Sortieren einfach mal einen Nullinger funktioniert?

Aber ja, das bedeutete es wohl: Die Angestellte hat missmutig zwei oder drei der Tageseingänge durchgeschaut (5 Minuten) und kam dann zurück und hat gesagt, dass sie mir leider vorerst nicht helfen könne. Ich versuchte dann etwas genervt, das in Perspektive zu rücken:

„Also Sie meinen: Gar nicht? Immerhin wissen wir ja, dass die Sendung hier in der Filiale ist …“

„Ja, das sagt die DHL! Aber nur weil die DHL das sagt …“

OK. Ich muss als Taxifahrer auch mal den schwarzen Peter weiterreichen. Es dauert mal länger, weil die Ampeln alle rot sind, es kostet mal mehr, weil Baustellen den besten Weg versperren. Aber wir reden dabei von Zeitverzögerungen oder Preisänderungen. Was die da gemacht hat, war wie wenn ich an einer Baustelle umdrehe und sage, dass der kürzeste Weg versperrt ist und ich deshalb wieder zurück zum Bahnhof fahren müsse. Mit Abrechnung nach Tarif natürlich. WTF? Sie hat jetzt halt nur drei von sieben Haufen durchgesehen und mir dann verkündet, dass das meine Schuld sei … oder die der DHL. Problem gelöst. Und selbst wenn man mal gelten lässt, dass die Post nicht identisch mit der DHL ist: Immerhin wurde die Post (genauer: Diese Filiale mit diesen Mitarbeitern) von der DHL beauftragt, die weiterführende „Zustellung“ durchzuführen. Aber gut, ging halt nicht, weil „alles bäh“. Oder so.

Da ich nach wie vor etwas zu positiv an die Sache rangegangen war, ist mir zum Abschluss auch echt nichts gehässigeres eingefallen als zu sagen:

„Ähm, na dann viel Spaß mit der Sendung!?“

Ich glaube, ich kann bei meinem (vorab vermuteten) Fazit bleiben:

So schnell findet sich kein Taxifahrer, der auch nur annähernd so beschissen ist wie der Kundenservice in meiner Postfiliale!

PS: Ich hab den Eintrag jetzt so vor mich hingeschrieben und immer nebenher nach den Vergleichen zum Taxigewerbe gesucht. Die sind sicher nicht immer perfekt geworden. Und ich bin natürlich auch aktuell etwas aufgebracht. Deswegen ganz deutlich zum Schluss: Natürlich gibt es miese Taxifahrer und verdammt motivierte Postmitarbeiter. Selbst in unserer Filiale sind nicht alle so schlimm. Aber überwiegend: „Etwas erst nach drei Tagen abholen? Gleich mal anmaulen.“ „Wir haben hier ein wichtiges Dokument einbehalten? Kann nicht sein – und falls doch (was richtig war), dann machen wir damit halt irgendwas, lassen Sie sich überraschen!“
So läuft das tagaus tagein, wir haben schon Workarounds, um Fehler oder Missmut der Post zu umgehen. Am Ende bleibt mir nur einmal mehr, Ozie zu zitieren, die darin eine gewisse Perfektion erreicht hat:

„Post, DHL … in den meisten Fällen läuft das ja problemlos. Aber wenn irgendwas ist: Möglichst den direkten Kontakt vermeiden!“

Und so schlimm, das kann ich guten Gewissens behaupten, steht’s ums Taxigewerbe dann halt wirklich noch nicht.

Wohlbekannt nässende mathematische Kenngrößen

„Am Feuchten Winkel“ ist so eine typische Taxifahrerstraße in Berlin. Ein Haufen Menschen fährt sie täglich entlang, aber kaum einer kennt den Namen wirklich. Außer uns eben, weil wir diese blöde Straße für die Ortskundeprüfung gut brauchen können. Fest jeder, der aus Berlin-Mitte mal nach Berlin-Niederschönhausen oder Berlin-Französisch Buchholz musste, ist da schon langgefahren. Aber ja, es ist nur eine kleine Straße, die mal eben die Verbindung von der Prenzlauer Allee (bzw. der A114) zur Pasewalker Straße herstellt. Eine klassische Durchfahrtsstraße. Und die Anrainer scheinen das auch zu wissen:

„Wo darf’s hingehen?“

„Blankenburg.“

„OK.“

„Aber: Feuchter Winkel – kennste, ne?“

Und in der Tat: 90% der Blankenburger Adressen würde man eher über einen anderen Weg anfahren. Das ist dann wieder mal dieses kleine Plus in Ortskenntnis, das einen als Taxifahrer mitunter schneller entscheiden lassen kann als ein Navi. Auch fast 7 Jahre nach der Prüfung freut es mich, hier und da festzustellen, dass ich wirklich nicht alles umsonst gelernt habe. 🙂

Die letzten Winterschichten

Inzwischen wird es ja langsam sogar während meiner Schichten wieder hell, die Temperaturen gehen bis in den zweistelligen Bereich – der Winter verzieht sich. Das mit der Helligkeit dürfte meinetwegen gerne auch mal für ein Jahr anders sein, aber bei den Temperaturen wird es langsam mal wieder Zeit.

In einer der letzten kalten Nächte vor knapp über einer Woche hat’s mich aber dann fast noch erwischt.

Ich hatte einen Glückstreffer am Ostbahnhof gelandet: Eine Fahrt nach Großziethen. Bis nach außerhalb. OK, das „außerhalb“ ist etwas irreführend, tatsächlich ist die kleine Gemeinde trotz seltener Erwähnung hier im Blog die, die vom Bahnhof aus am nächsten zu erreichen ist. Nur will da halt normalerweise niemand hin. 😉

Ich wollte das jetzt auch nicht unbedingt, denn ich konnte das Auto danach in Marzahn abstellen – eine wesentlich weitere Leerfahrt als die Tour selber. Aber mit so viel Umsatz hatte ich nicht mehr gerechnet und war bereits etwas müde. So gesehen trotzdem ein schönes Schichtende. Die Kundin war zwar nicht gesprächig, aber unkompliziert. Trinkgeld gab’s auch und ich hab mich auf den Weg in den Feierabend gemacht. Ich hab mir aus einer Laune heraus den Weg über Adlershof, Köpenick und Biesdorf ausgeguckt, nicht einmal der allerkürzeste, aber ok. Und sich an Strecken gewöhnen, die man sonst eher nie fährt, gehört irgendwie auch zum Job.

In Altglienicke dann war alles optimal. Die Straßen leer, die Musik laut, die Sitzheizung angeschaltet … für einen Moment hab ich mir gewünscht, im Auto rauchen zu dürfen. Ich bin wie üblich nicht gerast, aber ja, hier und da mal 10 oder 15 km/h über erlaubt hab ich riskiert. Die Arbeit war gefühlt vorbei, und dass die Cops da unten noch stehen würden … wäre das erste Mal in bald 7 Jahren. Und so war ich wohl auch an der Brücke über den Teltowkanal nicht ganz auf 30. Was ich in dem Moment nicht erwartet hatte, war das wohl elementarste Fahrschulwissen: Gerade bei Brücken muss man aufpassen wegen Vereisung!

Der kleine Tippser auf die Bremse verpuffte wirkungslos, die Räder blockierten sofort. Kann man witzig finden, wenn direkt dahinter keine Kurve kommt – was bei der Brücke aber natürlich der Fall ist.

Ich hatte eine ähnliche Situation vor über 10 Jahren schonmal. Das war noch in Süddeutschland, besser gesagt in Fellbach direkt hinterm Kappelbergtunnel. Ich wollte die dortige Ausfahrt der B14 nehmen, war wie erlaubt auch mit ungefähr 100 km/h unterwegs und wollte auf dem Verzögerungsstreifen vorsichtig abbremsen, weil auch dort eine ziemlich scharfe Kurve folgte. Ich hatte meinen Führerschein damals noch nicht sehr lange und war gelinde gesagt ziemlich perplex, als ich das erste Mal auf die Bremse trat und das Auto nicht bremste. Und keiner will das mit über 90 auf dem Tacho und einer viel zu schnell näherkommenden Böschung erleben. Ich weiß nicht, was all die anderen Fahrer da draußen in solchen Situationen tun, in Panik. Ich hab dabei bisher glücklicherweise immer das richtige gemacht. In dem Fall hab ich den Fuß von der Bremse genommen und das Auto in höchster Konzentration in der vermutlich höchstmöglichen Geschwindigkeit um diese Kurve gebracht, die dann auch glücklicherweise nicht mehr vereist war.

Neulich in Altglienicke hatte ich diese Szene sofort vor Augen. Trotz (oder gerade wegen?) all des Adrenalins hab ich mich sofort an die Situation erinnert – obwohl das jetzt alles bei einem Drittel der Geschwindigkeit passierte und 600 km entfernt war. Und ich hab mich instinktiv dagegen entschieden, gleich zu handeln. Ich hab stattdessen die Bremse voll durchgetreten, das ABS arbeiten lassen und mich beim Lenken darauf konzentriert, ggf. gegenlenken zu müssen.

Dieses Mal wie damals hab ich nicht einmal meine Spur irgendwie verlassen, obwohl ich alleine auf der Straße war. So gesehen hat alles bestens geklappt. Der Schock hält heute auch nicht mehr so lange an, die brenzligen Situationen (meist dann doch von anderen verschuldet) sind einfach auch eine Art Routine geworden. Aber ich hab mich geärgert. Ich hab mich von einer Standardsituation erwischen lassen, am vermutlich letzten Tag mit Bodenfrost. Damn it! Diese Scheiße mit dem „IMMER achtsam sein“ stimmt halt doch.

Arg viel Zeit zum Durchschnaufen hatte ich allerdings nicht. Zum einen hatte ich ungelogen 500 Meter weiter noch einen Winker. Kurz danach sollte noch ein zweiter folgen, bis ich dann wirklich zu Hause war. Zum anderen hatte ich bereits am nächsten Tag die Gelegenheit, mich zu vergewissern, dass zumindest mit den Reflexen noch alles stimmt, denn da hat mich ein amokfahrender Sushi-Lieferant geschnitten und ausgebremst.

Der 2925 geht es immer noch gut, mir auch. Vorerst reicht es aber auch wieder mal für eine Weile an Adrenalinkicks; der Sommer kann kommen!

Supermen im Kutschergewand

Ich verfolge ja – wenn auch nicht immer für Euch erkennbar – die Diskussionen im Taxigewerbe oder z.B. über Uber meist recht genau. Deswegen bin ich zum einen natürlich immer erfreut, wenn mich Leser auf etwas hinweisen. Zum anderen aber treibt es mich manchmal in die absurdesten Abgründe des Netzes und da hab ich einen Kommentar gefunden, den ich beim besten Willen nicht verlinken will, aber den Grundgedanken aufgreifen. Der Autor ist wohl ein großer Uber-Freund und erklärte in großen Tönen, dass wir Taxifahrer – insbesondere die, die online zugegen sind, sich ganz schön was einbilden auf Selbstverständlichkeiten wie das Auskennen oder das Autofahren. Ist das so?

Keine Frage, dass ich da befangen bin … aber andererseits liegt es mir nicht, mich über andere Menschen zu stellen, ist also vielleicht doch was dran an dem Vorwurf?

In gewisser Weise und manchmal sicher. Es gibt die Taxifahrer, die sich für perfekt halten, es gibt Angeber unter uns und natürlich hab auch ich mich schon mal daran erfreut, was mir meine Ortskunde so gebracht hat. Ich glaube nicht, dass uns das auch nur irgendwie von anderen Berufsgruppen unterscheidet (denkt doch mal an den IT-ler von nebenan … 😉 ), aber außerhalb jeglichen Kontextes wollen wir das mal gelten lassen.

Dazu kommt: Keiner ist perfekt. Jeder hat schon mal einen Taxifahrer getroffen, der diese oder jene Adresse nicht kannte. Bei mir selbst sind das sogar sehr viele, denn ich bringe die Kundschaft nachts oft heim in irgendwelche Wohngebiete, gerne in die Außenbezirke. Da jeden Straßenzug – am Besten noch mit Hausnummer – auswendig zu kennen, ist hier in Berlin einfach nicht drin.

Aber, und das gilt es dann doch zu entgegnen, auf sowas lässt sich leicht rumreiten, wenn man selbst gerade mal seine 20 Lieblingsadressen kennen muss. Die Kunst ist ja nicht, den einen angesagten Elektro-Schuppen zu kennen, sondern kurz darauf eine Straße im Außenbezirk, eine kleine Rockerkneipe, das Hotel in Mitte und nebenbei den nächsten Puff, der keinen Eintritt verlangt. Und auch wenn ich die moderne Technik gerne zur Lösungsfindung nutze: Ein Hostel nur aufgrund des Anfangsbuchstabens zu finden, überfordert auch heute noch die meisten Navis. Natürlich weiß Google mehr als jeder Taxifahrer da draußen, das will ich gar nicht kleinreden, aber unsere Arbeit besteht nur zum Teil aus reinem Faktenwissen. Da sitzen nämlich immer noch Menschen an Bord, die für Maschinen schwer verständliche Wünsche haben können. Oder sogar Zuspruch oder dergleichen brauchen. Das soll nicht pathetisch klingen, ich meine es ernst, wenn ich sage, dass wir alle Fehler machen. Ob das nun ich bin, meine Kollegen Ralf und Hassan oder Google. Aber ja, ich habe mir Wissen angeeignet – und ja, das bringt den Kunden sehr oft was. Und wenn nicht: Manchmal wäre Google sicher die bessere Lösung gewesen, manchmal aber auch Ralf oder Hassan.

Und auch beim Fahren: Jaja, „jeder“ macht irgendwann den Führerschein. Ist auch kein Ding und das sei allen gegönnt, die ihn haben. Aber wer da draußen hat schon 500.000 Kilometer Fahrpraxis? Oder mehr als 1000 Kilometer mit Leuten zurückgelegt, die androhen, einem in den Nacken zu kotzen? Oder ständig den psychischen Druck in selbigem Nacken gehabt, dass man einen saftigen Preis für ein paar Minuten Fahrt verlangt bei Kunden, die erkennbar kaum Geld haben? Wo hat der Durchschnittsbürger seine Erfahrung her, mit der er immer wieder fremden Leuten das Rauchen verbietet und selbstsicher auch unangenehmen Leuten entgegentritt?

Ich will nicht sagen, dass alle Taxifahrer alles perfekt beherrschen. Auch ich bin nicht Superman. Aber verdammt nochmal, Personenbeförderung ist einfach nicht der Kinderfasching, den sich einige vorstellen, nachdem sie dreimal Onkel Heinz von der Stammkneipe heimgefahren haben. Gäbe es in dieser Welt immer nur Kunden, die mit bester Laune ein fürs Navi verständliches Ziel ansagen und dann die Klappe halten, dann kann den Job wirklich jeder mit Führerschein machen, da will ich nicht einmal widersprechen. Aber so einhornmäßig ist die Welt nicht! Und wir Taxifahrer wären sicher die ersten, die sich freuen würde, wenn es so wäre. Aber in der wirklichen Welt nuscheln Fahrgäste, sie sind schlecht gelaunt, wollen den Preis drücken, nennen haarsträubende Zielinformationen, haben Sonderwünsche und sind unfreundlich. Und wenn es ganz dumm läuft, findet das Navi gerade kein GPS-Signal.

Dass es da draußen eine Menge Taxifahrer gibt, die mit diesen Herausforderungen nicht klarkommt, bedeutet nicht nur, „dass es jeder andere genauso gut“ hätte machen können“ – es bedeutet vor allem, dass vielleicht sogar mehr Einschränkungen helfen würden, nur solche Fahrer zu finden, die die Ansprüche auch weitestgehend erfüllen. Und dementsprechend muss ich den Vorwurf zurückweisen, mir auf Selbstverständlichkeiten einen runterzuholen. Natürlich mache ich nur einen Job, den jeder erlernen kann. Aber das bedeutet nicht, dass ihn jeder einfach mal so machen können sollte.

(Das geht im Übrigen nicht nur an Uber-Fahrer, sondern auch entsprechende Taxikollegen raus!)

Auch Fleischer, IT-ler und Feuerwehrmann kann „im Prinzip“ jeder werden. Man sollte halt wenigstens grundsätzlich seine Eignung irgendwie nachweisen können. Dass dieser Gedanke beim Taxifahren sinnvoll umgesetzt wurde, will ich nicht einmal behaupten. Ich hätte da genügend Kritikpunkte. Dass aber „das sollte doch jeder machen können“ irgendwie sinnvoller wäre als die bisherige Lösung, halte ich für ziemlich substanzlos.

Uber bezahlt Fahrern den P-Schein

Unser aller Lieblingsunternehmen hat angekündigt, „bis Sommer“ einen legalen Dienst anzubieten – und das ist kein Aprilscherz. Ich frage mich manchmal, wie man sich als Pressesprecher eines Unternehmens fühlt, der Legalität als Neuigkeit verkaufen muss, aber ich schweife ab.

Im Grunde weiß man noch wenig genaues, der ominöse neue Dienst soll aber von Fahrern mit P-Schein erledigt werden, wobei ich zum Zerreissen gespannt bin, wie das neue Angebot aussehen wird, denn die beiden legalen Möglichkeiten – Taxi oder Mietwagen – hat Uber mit UberBlack und UberTaxi ja schon im Repertoire. Auch wenn die Verbote, die Uber kassiert, oft mit den P-Scheinen begründet sind, ist das ja nicht alles, was bei dem Saftladen im Argen liegt. Denn, kleine Überraschung: Ich kann trotz meines P-Scheins nicht morgen ein Auto kaufen und einfach mal Geld von Leuten nehmen, die ich irgendwie einsammle. Dass Nestmann in Aussicht stellt, auch Geld zuzuschießen für die Prüfung bei der IHK, „wenn sie sich als Taxi- und Mietwagenunternehmer lizensieren lassen WOLLEN“ (Hervorhebung von mir) spricht da Bände.

Was bei dem Rummel um die Meldung gerade auch unter den Tisch fallen gelassen wird: Uber will „die Kosten für die Dokumente zahlen, die für eine legale Dienstleistung notwendig sind“, wie der Spiegel beispielsweise schreibt. Aha. Dass es da nicht einfach um ein paar Blatt Papier geht, die gekauft werden müssen, wird nirgends erwähnt. Führungszeugnis und Punktekonto müssen erst einmal gut aussehen, zu den zwei Arztterminen muss man erst einmal hingehen, und auf die Ortskunde- oder IHK-Prüfung muss man erst einmal lernen, sonst helfen einem die 200 Euro von Uber auch nicht. Und auf die Prüfungen darf man mitunter Monate warten. In Städten wie Berlin, wo die Ortskundeprüfung happig und der Besuch einer Taxischule empfehlenswert ist, gehen die tatsächlichen Kosten schnell in den vierstelligen Bereich. Das ist einfach nix, was man mal nebenher für ein Hobby erledigt, das ist ein kompletter Ausstieg aus der Shareconomy-Idee – was aber von keinem Journalisten da draußen beim Umformulieren der dpa-Meldung bemerkt worden ist – trotz der 180°-Wende bei der Uber-PR:

War das Gewerbe vor Monaten noch ein total überregulierter Markt mit unschaffbaren Einstiegshürden, ist es plötzlich einfach eine Sache von ein paar hundert Euro, die Uber selbstverständlich übernehmen kann. Wie von Uber nicht anders zu erwarten, ist das eine wie das andere maßlos übertrieben. Fahrer ist einfach ein Job, für den es Regelungen gibt. Nicht mehr und nicht weniger. Und im Gegensatz zur Presse wird Uber wissen: Entweder wird der neue legale Dienst nämlich ganz und gar nicht legal, weil andere Gesetze immer noch nicht eingehalten werden (z.B. Ausrüstung der Autos, Anmeldung eines Gewerbes etc.) oder aber überhaupt nichts neues sein, sondern einfach ein Mietwagenunternehmen mit einer App. Und das ist so innovativ, dass es noch nicht einmal das erste Mal wäre, dass Uber das macht. In New York müssen die UberX-Fahrer nach langen Rechtsstreits alle eine Limousinenlizenz haben. Da ist es doch passend, dass darüber gemunkelt wird, dass der deutsche Ableger auch UberX heißen könnte.

Und das mit dem Munkeln klappt sogar in der deutschen Presse. Immerhin. Ansonsten hätte ich – wie schon so manches Mal bei Uber – wenigstens erwartet, dass sich einer der Berichtenden auch mit dem Thema auseinandergesetzt hätte.

Eine frohe Botschaft bleibt noch: Wenn Uber weiterhin Dokumente finanziert, wird UberGabelstapler, das ich ja schon lange erwarte, vermutlich rechtlich machbar und ein voller Erfolg sein. 😉

 

Der Taxifahrer, das unbekannte Wesen

„Warum eigentlich fahren Taxifahrer immer wie die letzten Henker?“

Ich hatte diesen Artikel etwas aufgeschoben, aber da das Thema jetzt durch einen *hüstel* an Sachlichkeit erstickenden Kommentar sowieso wieder Thema ist, bringe ich ihn jetzt.

Zunächst einmal muss ich sagen, dass es für all meine Vermutungen keinen Nachweis gibt. Sorry, ich wünschte mir, es wäre so. Ich versuche nun nur, ein paar halbwegs schlüssige Überlegungen anzustellen.

Fahren Taxifahrer anders als andere Autofahrer?

Selbstverständlich. Inwieweit sich das auswirkt, ist dann eine Detailfrage, aber natürlich fahren wir anders. Wir sind Berufskraftfahrer und unsere berufliche Existenz hängt von unserem Führerschein (also auch dessen kurzfristigen Verlustes) ab. Andererseits fahren wir nicht für uns selbst, sondern auf Wunsch uns fremder Menschen. Außerdem haben wir mehr Fahrpraxis als der Durchschnitt, kennen uns in unseren Gebieten meist gut aus und haben ein paar sehr wenige Sonderrechte. Mit anderen Worten: Es ist nicht verwunderlich, dass wir anderen Verkehrsteilnehmern auffallen.

Zudem darf man nicht vergessen, dass schon unsere meist deutliche Kennzeichnung uns in den Fokus rücken lässt. Wir kennen das alle: Schneidet uns ein Audi-Fahrer, dann vermuten wir das Problem bei der Automarke, schleicht ein älterer Fahrer vor uns her, dann liegt es wohl am Alter. Und von den Vorurteilen Frauen gegenüber will ich besser erst gar nicht ausführlich berichten. Und ganz egal, wie viele Gegenbeispiele wir kennen: Wir suchen nach Mustern, so ist unser Gehirn halt. Sprich: Wenn ein Taxifahrer wie ein Idiot fährt, sortieren wir gedanklich Taxifahrer unter Idioten ein. Hab ich selbst schon gemacht, so ironisch das auch sein mag.

Aber die Taxifahrer heizen doch alle wie Sau!

Glaubt es oder nicht: Das ist alles andere als klar. Natürlich versuchen wir, unsere Geschäfte schnell abzuschließen, wir kennen die Gegend, wir erfahren sogar oft via Funk von Kollegen, wo geblitzt wird. Natürlich verleitet das hier und da mal. Andererseits büßen wir den P-Schein schneller ein als andere ihren Führerschein und wir sind zudem weit mehr unterwegs als der Durchschnittsfahrer. Statistisch gesehen ist es reichlich unglaubwürdig, dass Taxifahrer auf lange Sicht schlechter abschneiden können im Vergleich zu Hans Mustermann.

Wo sind die tatsächlichen Unterschiede?

Wenn ich was aus meinem Alltag (jenseits der gelegentlichen 10 – 15 km/h Geschwindigkeitsübertretung) weiß, dann folgende Dinge:

Taxifahrer sind oft abgelenkt.
Die Kunden quasseln auf einen ein; man versucht nebenbei den Weg zu finden und an die neue Baustelle hat man im Gegensatz zum Berufspendler oder Anlieger auch mal wieder nicht gedacht.

Taxifahrer halten oft unerwartet.
Teil unseres Jobs ist es; Menschen, die uns ranwinken; mitzunehmen. Das erfordert manchmal recht unvorhersehbare Stopps.

Taxifahrer fahren manchmal langsamer als erlaubt.
In manchen Straßen, manchen Vierteln, rechnen wir mit Winkern. Da kann eine langsame Fahrt der Verkehrssicherheit zuträglich sein.

Taxifahrer fahren links langsamer.
Die gewerbeinterne Regel, keine freien Kollegen zu überholen, führt manchmal zu seltsamen Verhaltensweisen.

Taxifahrer blinken oft rechts und biegen dann links ab.
Wir müssen den Kunden Folge leisten und manchmal sind die gar nicht so zurechnungsfähig, wie man hofft.

Taxifahrer halten oft an ziemlich unangebrachten Stellen.
Ja, das ist wahr, aber wer selbst schon einmal bei laufender Uhr in einem Taxi saß, wird vielleicht verstehen, warum wir nicht dreimal um den Block fahren, um einen Parkplatz zu finden.

Das ist keine Entschuldigung für schlechtes Benehmen!

Natürlich entbindet uns Taxifahrer das oben gesagte nicht davon, auf der Straße achtsam zu sein und niemanden zu behindern oder gar zu gefährden. Natürlich gehört auch diese Professionalität zu unserem Job. Aber im Alltag kann das ein schwieriger Interessenausgleich sein, der mitnichten immer nur von den Fahrern aus Bequemlichkeitsgründen entschieden wird. In welcher Entfernung zu wem darf ein Taxifahrer bremsen, wenn er Kundschaft sieht? Was machen, wenn die Kunden rechts sagen und drei Sekunden später nach links zeigen? Natürlich ist eine rücksichtslose Gefährdung anderer keine Option, aber ebenso natürlich machen wir Taxifahrer auch hierbei – gerade in den größten Stresssituationen – mal Fehler. Das aber, weil wir Menschen sind, nicht Taxi- (oder Audi- oder Freizeit-)Fahrer.

Wat willste eigentlich sagen?

Ich möchte gar nichts besonderes sagen. Wenn ich mal Mist baue, bin ich bereit, dafür einzustehen. Ob das dann Absicht, Fehler oder was auch immer gewesen sein wird. Aber dann bitte, ohne dass alle da draußen Kollegen mitmeinen, die in einem anderen Auto für einen anderen Chef in oftmals einer anderen Gegend unterwegs sind! Ich bin nicht nur Taxifahrer. Ich bin auch Autofahrer, Verheirateter, Fußgänger, Blogger, Mensch, etc. … ebenso wie Audifahrer Familienväter sein können oder Blondinen Diplomphysikerinnen. Die Einsortierungen in Schubladen liegt nahe, ich weiß das, ich handhabe das leider oft selber so. Das macht es leider nicht richtiger.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Das mit den Karten

Über das „Denken in Karten“ hatte ich es ja hier und da schon mal bei GNIT. Also darüber, dass ich mir Gebiete tatsächlich über einen Stadtplan erschließe. Ich hab keine Ahnung, ob das allen Kollegen so geht – vermutlich eher nicht – aber ich vermute, dass es durchaus eine logische Nachwirkung des Lernens auf die Ortskundeprüfung ist.

Das hat im Alltag hier und da zur Folge, dass ich kürzere Wege als die Kundschaft kenne, weil ich mich nicht nur an geschwungenen Straßenverläufen orientiere, sondern auch an Himmelsrichtungen. Ein wirklich schwindelerregendes, aber auch wirklich schon vorgekommenes Beispiel aus Berlin wäre z.B. eine Fahrt von der Kulturbrauerei zum Tresor:

„Einfach die Danziger runter über die Warschauer und dann am Schlesi rechts ab!“

Ähm, nein. Besser nicht …

Ich will mich da auch nicht drüber lustig machen, denn ich brauche z.B. bis heute ewig, um bestimmte Stadtteile von Stuttgart auf einem Plan zu finden – und immerhin hab ich in der Stadt 25 Jahre gelebt, nicht erst 7 wie in Berlin. Es scheint also wirklich vor allem um die Herangehensweise zu gehen, weniger um die Menge des Wissens.

Wie jung diese Möglichkeit ist (nicht ganz so jung wie die Möglichkeit, Auto zu fahren – aber immerhin!), bringt einem wunderbar das Buch mit dem simplen Titel „Karten!“ von Simon Garfield nahe. Das anekdotenhaft geschriebene Werk mit dem Untertitel „Ein Buch über Entdecker, geniale Kartographen und Berge, die es nie gab“ begleitet mich nun schon ein paar Tage – allerdings nicht im Taxi, sondern abends vor dem Einschlafen im Bett. Es ist wirklich so toll, wie die wenigen Rezensionen bei Amazon bisher vermuten lassen, allerdings gibt es das Buch bisher nur in der gebundenen Ausgabe und ist mit 30 € fast ein wenig teuer. Ich hab’s über meine Wunschliste bekommen – in Anbetracht des Preises danke ich doppelt!
Aber ja, Simon Garfield weiß zumindest einen interessierten Laien wie mich durchaus zu begeistern. In der Unterhaltsame-Sachbücher-Liga spielt es fast auf dem Niveau von Tom Standages großartigem „Das Viktorianische Internet„, das von der Einführung der Telegraphie handelt.

Man muss sich sicher auf ein Thema einlassen können, wenn einem ein Buch wie „Karten!“ Spaß machen soll – aber wer das kann, wird den Kauf sicher nicht bereuen. Sag ich jetzt mal, obwohl ich es erst zu zwei Dritteln durch habe. Der Untertitel jedenfalls hält, was er verspricht und zumindest meine Wenigkeit hat mal wieder viel gelernt. Dass Karten vor dem Satellitenzeitalter schwieriger zu erstellen waren, das kann man sich ja noch denken – WIE ungenau sie dabei allerdings waren … man erlebt durchaus einige Überraschungen.

An der Genauigkeit des Kartenmaterials scheitert’s heutzutage allenfalls noch bei anderen Planeten – und auch ich merke bei jeder (meist privaten 😉 ) Fahrt über große Strecken, wie unterschiedlich selbst ich in der Stadt oder auf dem Land navigiere. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr scheint es ein Thema zu sein, mit dem ich mich noch weiter beschäftigen sollte …

Disclaimer:
1. Die Amazon-Links bringen mir Geld, wenn jemand über sie was kauft.
2. Ich habe selbst zwei Karten in meinem Zimmer. Einen Stadtplan von Berlin und einen von San Andreas.