Von mir!

oder: Das sonderbare Verhalten von Laufkundschaft bei Taxiknappheit

Ich mag meine Donnerstage gerade. Eine regelmäßige Lesertour mit netter Unterhaltung über 15 Kilometer zum (auch noch reichlich späten) Schichtbeginn war die letzten Wochen immer der Einstieg. Gut, ein paar Leerkilometer kommen zusammen, weil ich dafür nach Tegel rausfahre, aber so eine halbe Donnerstagsschicht versaut mir meinen Schnitt nicht ernsthaft. Bin diesen Monat z.B. immer noch bei 0,97€/km, was ziemlich nahe am 1,00-Richtwert ist, der mir von meinen Chefs mal genannt wurde.

Da das insbesondere jetzt im Winter aber immer eine schwierige Sache ist mit dem genauen Timing am Flughafen – weniger von mir, die 1925 hat noch jedes Glatteis bezwungen! –stehe ich dort auch mal eine Weile rum. Das ist aus zweierlei Gründen ein bisschen doof:

  1. Ich habe nur die Wahl zwischen eingeschränktem und absolutem Halteverbot, und eingeschränktes ist meist belegt.
  2. Man kann sich vor Kundenanfragen kaum retten.

Das mit dem Halteverbot war bislang nicht wild. Gestern ist überhaupt das erste Mal wer vom Ordnungsamt aufgetaucht und die Frau hatte Verständnis und hat mich lediglich mit der wohl nur deutschen Ordnungsamtsmitarbeitern eigenen Logik gebeten, doch bitte aus dem absoluten Halteverbot (welches dort sinnigerweise in gekennzeichneten Parkbuchten gilt) rüber auf die Straße zu fahren, um in der Folge (nach etwas stehen im absoluten Halteverbot auf der Straße) die Chance zu bekommen, (für maximal 10 Minuten!!!) ins eingeschränkte Halteverbot zu wechseln. Sei es drum, besser als ein Ticket ist das allemal.

Die Kundenanfragen hingegen …
Ich bin ja ein netter Mensch und als solcher immer bemüht, Probleme zu klären. Der Taxistand befindet sich etwa 30 bis 40 Meter entfernt und dort schicke ich die Leute dann einfach hin. Ich erkläre das völlig selbstverständlich damit, dass ich bestellt bin – und meistens wird das immerhin verstanden. Aber es gibt natürlich auch andere. Ein Ehepaar ist letzte Woche stinkwütend abgezogen, weil ich (ich nehme mal an, sie meinten mit „Depp“ mich) so unverschämt sei und „keinen Bock“ zum Arbeiten hätte.

Da muss was dran sein – ist doch allgemein bekannt, dass das Rumlungern an verschneiten Flughäfen zu den tollsten Freizeitbeschäftigungen zählt. Ich chill da so hart wie Bruce Willis in „Stirb langsam 2“, ehrlich! 😉

Viel amüsanter als die Entrüstung über 40 Meter mehr Fußweg sind aber die ganz besonderen Kunden. So gestern ein etwa 50-jähriger Schauzbartträger, zwei Köpfe kleiner als ich und in edlen Zwirn gehüllt:

„Hallo, sind Sie frei?“

„Nein. Der Taxistand ist gleich da drüben. Ich bin bestellt.“

„Ja, von mir!“

Und dann will der glatt anfangen, seine Koffer einzuladen.

Es mag ja sein, dass er bestellt hatte. Aber ich hatte nun wirklich nicht das einzige Taxi dort. Eine Nachfrage, ob ich sein Taxifahrer bin, ist ja ok. Aber mutwillig anderen Leuten die bestellte Taxe zu klauen, um ja keinen Meter zu weit zu laufen … das ist schon dreist. Für eine passende Antwort war ich dann aber doch zu sehr Dienstleister und hab ihm nur gesagt:

„Nein, Sie sind nicht meine Kundin.“

Das hat glücklicherweise gereicht. Wie gesagt: Ich mag meine Donnerstage …

Antirutschmatten-Test

Direkt aus dem GNIT-Labor zu euch nach Hause!

Ich hab ja vor einiger Zeit mal meine Antirutschmatte fürs Handy im Auto begeistert gelobt und bin dabei nicht nur auf Gegenliebe gestoßen. Das ist schlecht, den Gegenliebe ist fast so toll wie richtige Liebe. Insbesondere wurde angemerkt, dass die Teile im Sommer vielleicht doch nicht so empfehlenswert sind, weil sie ja eventuell schmelzen könnten und dabei im schlimmsten Fall Auto und Handy versauen.

Die Theorie fand ich interessant und wollte das natürlich mal rausfinden. Auf der Suche nach einem handelsüblichen Sommer bin ich in Berlin dieses Jahr bislang noch nicht fündig geworden, da wir jedoch gestern nur rund 5 Zentimeter Neuschnee hatten, könnte es bald soweit sein. Aber immer noch viel zu lange für richtige Forschung. So stand zunächst die Frage im Raum, wie man einen Sommer vernünftig imitieren könnte und da hab ich mich für die naheliegendste Lösung entschieden: mit Wärme.

Und wie erzeugt man Wärme? Klar, durch Reibung, Blitzeinschläge und Einpinkeln. Weiß ja jeder. Am Ende haben Ozie und ich uns für den Backofen entschieden:

Braten sie das Handy währenddessen mit ein paar Zwiebeln … Quelle: Sash

Ursprünglich war ein Vergleichstest mit Aros Alternativvorschlag geplant, leider hielt keiner unserer Sekundenkleber die Frösche sicher am Backpapier fest.

Auf der Suche nach den sommerlichen Temperaturen in Autos sind wir nur auf mäßig aussagekräftige Artikel gestoßen, es war jedoch schnell klar, dass man mit irgendwas zwischen 50 und 100°C rechnen kann – also auf der Oberfläche von Armaturenbrettern und im Hirn von Eltern, die ihre Kinder im Sommer im Auto lassen.
Also haben wir den Backofen zunächst auf 50°C erhitzt und gewartet. Nach einer halben Stunde haben wir nachgesehen und festgestellt, dass nix passiert war. Außer dass es mindestens 50°C im Backofen hatte. Andere Quellen sprechen von über 320 Kelvin und die Amerikaner rechnen immer noch in Fahrenheit um.
Deswegen haben wir die Ofentüre wieder geschlossen und den Regler auf 100°C gestellt. Die Beobachtungen haben wir zeitweilig unterbrochen, da ich noch einkaufen musste und Ozie dringend einen Film schauen. Am Ende haben wir doch nach rund 45 Minuten abermals nachgesehen und es war immer noch nix passiert. Die Matte haftete gut, war nicht geschmolzen, es war total langweilig.

Da echte Forschung aber bekanntlich irgendwas kaputtmachen muss, haben wir das Spielchen bei 150 Sachen weitergespielt. Und hier dann – endlich, so viel Recherche ist echt langweilig – hat das Testobjekt begonnen, sich auf molekularer Ebene umzuorganisieren und ein wenig zu riechen:

Ab 200°C als Brotaufstrich verwendbar. Quelle: Sash

Wir haben das Experiment an dieser Stelle abgebrochen, denn die Backkartoffeln (hier nicht im Bild) waren langsam fertig und wir hatten Hunger. 😉

Interessanterweise ist die Transformation in ein Schleimpad offenbar irreversibel. Auch nach dem Abkühlen hinterlässt unser Back-Gummi nun schwarze Spuren. Vermutlich wären die – eben weil sie nicht aushärten – aber sogar recht gut mit einer Bürste entfernbar. So bekloppt, das auszuprobieren, waren wir dann aber nicht auch noch.

Fazit

Ja, wir haben es letzten Endes kaputt gekriegt – allerdings nur, weil wir von irrationaler Zerstörungswut befallen waren. Diese Temperaturen dürften so im Auto nicht auftreten, auch im Sommer nicht. An meinem Fazit bezüglich der Matte ändert sich nichts, das Teil ist spitze!

Wer sich nach dieser hochwissenschaftlichen Untersuchung noch umentschieden hat: Hier kann man die Antirutschmatte ungetoastet kaufen. Wer noch unsicher ist, jetzt aber trotzdem was kaufen will, der sollte es mal mit meinem Buch versuchen. Das klebt auch nicht.

Der Brüller

Wahrscheinlich wird das wieder so was, bei dem ich Gegenwind von Kollegen kriege. Egal.

Man hat als Taxifahrer ja eine Menge Freiheiten. Deswegen mache ich den Job ja beispielsweise so gerne. Das tolle an Freiheiten ist, dass man sich aussuchen kann, ob man sie nutzt. Sonst – kluge Köpfe werden schon drauf gekommen sein – haben sie mit Freiheit nicht mehr viel zu tun.

Eine dieser Freiheiten besteht darin, sich seine Beschäftigung am Taxistand weitgehend auszusuchen. Ganz ohne Einschränkungen geht nichts, so sagt die Berliner Taxiordnung in §4 Abs. 1 folgendes:

Auf einem Taxenstandplatz oder einem als „Nachrückbereich“ ausgewiesenen Taxenstandplatz dürfen nur dienstbereite Taxen stehen. Taxen sind in der Reihenfolge ihrer Ankunft aufzustellen. Jede Lücke ist durch unverzügliches Nachrücken der nachfolgenden Taxen aufzufüllen. Die Taxen müssen fahrbereit und so aufgestellt sein, dass Fahrgäste ungehindert ein- und aussteigen können.

Dienstbereit müssen wir also sein. Das ist natürlich mal wieder ein Begriff, den man als Jurist sicher unterschiedlich bewerten kann. Ich für meinen Teil lege das recht eng aus: ich muss als Taxifahrer in der Lage sein, binnen Sekunden eine Fahrt antreten zu können. Darüber hinaus ist es aber in meinen Augen recht irrelevant, ob ich gerade lese, twittere, dem Funk zuhöre, esse, schreibe, mich mit Kollegen unterhalte oder Origami-Kraniche falte.
Das sollte jetzt nicht unbedingt so laufen, dass man erst einmal sein siebengängiges Menü wieder in Tupperdosen packt, um es anschließend unter Einhaltung aller Sicherheitsvorschläge im Kofferraum mühselig anzugurten und anschließend das Auto noch einer Grundreinigung zu unterziehen, bis der Fahrgast einsteigen kann.
Aber die Tür entriegeln, einen Sitz umklappen oder ins Auto einsteigen ist meines Erachtens nach völlig normal. Meist muss man ja ohnehin irgendwas für die Kunden tun: Sitz verschieben, Kofferraum aufmachen, erst einmal klären, was sein Anliegen ist … wir fahren ja letztlich keine Fluchtwagen.

Und so stand ich neulich mit zwei Kollegen am Ostbahnhof. Wir waren die drei Fahrer auf den Top-Plätzen. Ralf auf der eins, Udo auf der zwei, ich selbst war dritter. Wir standen vor Udos Mercedes, damit hatte Ralf als erster beispielsweise seine Heckklappe in Reichweite. Wir haben ein bisschen gequatscht, wie immer mit einem Auge auf den Gehweg schielend. Keiner will eine Fahrt verpassen oder unnahbar wirken, ist ja klar.
Aber am Ostbahnhof ist stets viel Publikumsverkehr. Die Leute laufen in alle Richtungen um einen herum und steigen auch am Taxistand gerne auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein. Das Aussortieren von Kundschaft unter den ganzen Passanten kann auch mal schiefgehen. Ist es in dem Fall gar nicht, aber ein Typ ist ohne uns Beachtung zu schenken am Stand vorbeigelaufen und hat dann – durchaus zu unserem Erstaunen direkt hinter mir an der Ecke ein fahrendes Taxi rangewunken. Ich hab etwas die Augen verdreht, weil man jetzt am Stand ja nicht unbedingt Kunden einladen muss, wo andere Kollegen warten – letztlich hab ich dann aber auch gedacht:

„Scheiß drauf. Der wollte wahrscheinlich eine Kurzstrecke, und jetzt isses eh schon passiert.“

Ein Abend wie tausend andere.

Bis dann plötzlich ein „Kollege“ auf der anderen Seite seine Tür geöffnet und Ralf ohne irgendwelche einleitenden Worte angebrüllt hat:

„SAMMAL! WIE WÄR’S VIELLEICHT MAL MIT ARBEITEN, DU VOGEL! DIE SCHEISS-KUNDEN STEIGEN HIER SCHON IN FAHRENDE TAXEN, WEIL DU HIER BLÖD RUMSTEHST! SO EINE SCHEISSE, DU DEPP! DER ERSTE FAHRER MUSS IM TAXI SITZEN!“

Reichlich panne, vor allem in Hinblick darauf, dass der Kerl in rund einem Kilometer Umkreis alle potenziellen Taxikunden abgeschreckt hat. Mal ganz davon abgesehen, dass – selbst wenn man sich über was nicht einig ist – das einfach kein adäquater Gesprächsanfang ist. Ich will hier jetzt nicht mit Knigge und Manieren anfangen, aber das geht einfach nicht. Ich hab in der Situation ein bisschen bewundert, wie locker und schlagfertig Ralf war. Er hat den Kollegen einfach im Satz unterbrochen und gemeint:

„Mach die Tür zu, is kalt hier draußen!“

Hat er dann glücklicherweise auch gemacht. Ich hab den „Kollegen“ zuvor nie gesehen, seitdem auch nicht mehr. Was sehr schön ist.

Und? Eure Meinung?

Wasen-Wetter

Die Samstagsschicht lief in vielerlei Hinsicht gut, besser als erwartet, bla keks. Sie hatte natürlich Höhen und Tiefen, hat Spaß gemacht und Nerven gekostet. Auf’s ein oder andere gehe ich in eigenen Blogeinträgen auf jeden Fall noch ein, das Wetter möchte ich allerdings gleich zu Beginn und ganz gesondert loben – insbesondere, da natürlich nicht jeder Kollege meine Meinung dazu teilt.

Klar, der abermalige Wintereinbruch in Berlin kam nach den ersten Sonnenstrahlen trotz Vorhersage unerwartet und ein bisschen fies daher. Ich hab auch gefroren und ich freue mich jetzt auch langsam auf den Frühling – aber das war doch wenigstens richtiger Winter, wie er Spaß macht. Nicht einfach -10°C und dicke Jacken, sondern fettestes Schneegestöber, zudem mit Flocken, die sich umgehend bis weit auf die Hauptverkehrsstraßen liegenderweise ausgebreitet haben.

„Wasen-Wetter“ hab ich das in Stuttgart schon immer genannt, denn schon damals war es mir ein Bedürfnis, die Schneeglätte im Auto wenigstens so zu nutzen, dass sie Spaß macht. Da die Stuttgarter Polizei im Gegensatz zu der in Berlin aber auch die Kapazitäten hat, kleinere Verstöße zu ahnden, hat man sich halt auf dem Wasen getroffen und dort das Auto ein bisschen durch die Gegend schleudern lassen. Das war zwar auch verboten, aber die Cops sind meist nur pro Forma eine Runde um den Platz gefahren und waren nach Minuten ohne großen Unmut zu streuen wieder weg.

Hier in Berlin bin ich so oft zu unmöglichen Uhrzeiten an ziemlich unmöglichen Orten unterwegs, da lässt sich mein Hang zum Driften auch mal in Arbeit verpacken. Kunden bringe ich zwar meist ohne Handbremse ans Ziel, kleinere Ausnahmen bestätigen nur die Regel. Und nicht jeder Kollege kann folgendes im Kundenlob-Portfolio vorweisen:

„Ha, geiler Slide, Alter!“

Ganz von der Hand weisen kann ich die Aussage, dass der Winter im Alltag nervt, aber auch nicht. Immerhin wird jetzt gerade vor meinem Fenster der Schnee geräumt. Das vierte Mal in 24 Stunden. Einen Schlafrhytmus hält hier bei geöffnetem Fenster und einer gewissen Empfindlichkeit keiner durch. Und vor der Haustür wird nie geräumt. Da ist kein offizieller Gehweg, das ist wahrscheinlich so eine Zuständigkeitsgeschichte. Mit anderen Worten: auch ich muss aufpassen, dass ich nicht müde auf die Schnauze fliege, wenn es schneit.

Im Gegenzug hatte ich jetzt halt mein bisschen Spaß und hab schätzungsweise einen meiner 250 Kilometer in der Nacht auf Sonntag quer zur Fahrtrichtung zurückgelegt.

Nächste Woche lese ich dann bei euch, was am Frühling so toll ist. Deal?

Rätsel

Finde das Auto, das nicht die ganze Nacht faul auf dem Parkplatz stand, sondern zum Zwecke der Arbeit mitgeführt wurde … 🙂

Unter den Blinden … Quelle: Sash

Und ja: Ich hab das Bild durch eine Scheibe aufgenommen. Außerhalb des Haltestellenhäuschens wäre die Kamera unweigerlich sofort explodiert und so.

Ein Stern

Dann schreibe ich doch hier gleich mal die Geschichte nieder, wie ich als allererste Bewertung bei MyTaxi einen Stern bekam. Zumindest vermutlich, ich hab erst nach 3 Fahrten das erste Mal in mein Profil geschaut. Aber es wäre nur logisch.

Der Auftrag überraschte mich kurz vor Feierabend und da ich noch ein paar Eurolein gebrauchen konnte, nahm ich ihn fix an. Die angegebene Adresse des Kunden war ein Lichtenberger Wohngebiet, das übliche verschachtelte Tralala zwischen all den Plattenbauten. Eine der Gegenden, von denen ich gerne sage, dass der Straßenname dort etwa so hilfreich ist wie die Postleitzahl: Zwischen Parkplätzen verästeln sich die Straßen, zweigen mehrfach unter gleichem Namen voneinander ab und die Hausnummern wurden noch zu DDR-Zeiten vom Zentralkommitee vergeben, ungefähr in der Reihenfolge der Stasiaktendicke der zukünftigen Bewohner. Zumindest wäre das ein Erklärungsansatz für das Chaos, das dort mancherorten herrscht und uns Taxifahrern das Leben schwer macht.

Ich hoffte also guter Dinge darauf, dass mein Navi schon weiß, was es tut. Leider scheint das die Hausnummern auch gelegentlich von Tarot-Karten abzulesen. Es kam also, wie es kommen musste: Ich gab die Nummer 56 ein und das Navi schickte mich ans Ende einer ziemlich verwinkelten Straße. Letzte Hausnummer vor der Wendefläche: 55. Und die Nummer 56 hätte nach der dort vorherrschenden Logik in alle vier Himmelsrichtungen liegen können. Wobei aber nur zwei halbwegs direkt durch Straßen zu erreichen waren. Ich schaute mir die Position des Kunden auf meinem Handy an, die lag irgendwo hinter dem vorletzten Block, an dem ich vorbeigefahren war. Also bin ich da mal hin. Da hieß die Straße zwar plötzlich anders, aber das war nicht das Problem – vielmehr war die Durchfahrt bis direkt zum Auftraggeber nicht möglich.

Also hab ich die Technik mal genutzt, den Fahrgast angerufen und gesagt, dass ich das mit der Nummer 56 irgendwie wohl ein bisschen verpeilt hätte.

„Ich seh’s, ich seh’s.“

argwöhnte er,

„…aber das ist auch egal, ich steh ja eigentlich auch vor der 73.“

DAS ist in diesem Wohngebiet natürlich besonders hilfreich gewesen. Die 73 erkannte mein Navi sogar und schickte mich nur ein einziges Mal durch eine Einfahrt, die inzwischen eine Einbahnstraße in die andere Richtung geworden war. Immerhin. Außerdem war es ja halb sechs in der Frühe, da störte das ja nur auf dem Papier …

Folglich kam ich also nach einem Gespräch und insgesamt sicher später als erwartet an und erweckte zu Recht einen reichlich verpeilten Eindruck. Da kann man schon mal eine schlechte Bewertung geben, wenngleich mir das unbeabsichtigt jeder Zeit wieder passieren könnte. Was wirklich gemein war, war der eine Stern für die 1925.

Ich meine, ok, ich bin nur Taxifahrer. Aber mein Auto hat vielleicht Gefühle … 🙁

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Sash bei MyTaxi

Also gut, jetzt mal offiziell:

Ich bin auch bei MyTaxi!

Einige Leute dürften das schon wissen, ich hab ja kein Geheimnis draus gemacht. Ich hab’s bei Twitter geschrieben, auf der Seite meiner Chefs – nur hier noch nicht. Das hatte durchaus Gründe, denn ich wollte hier natürlich eigentlich ein großes Fass aufmachen, mindestens die ganze App-vs.-Funkzenrale-Geschichte ausbreiten und mit halbwegs fundierten Erfahrungen glänzen. Das ist nach recht kurzer Eingewöhnungsphase allerdings schwierig.

Für mich ist es eine ziemlich heftige Umstellung, denn eigentlich bin ich nicht ohne Grund Nicht-Funker: ich steh nicht sonderlich auf Hektik im Taxi, bediene ungerne mehrere Geräte gleichzeitig, während ich fahre, hab die Musik laut und sehe die Leute gerne, bevor sie einsteigen.

Auf der anderen Seite finde ich die Entwicklung mit den Apps schon für sich spannend, finde das Konzept von MyTaxi allen Unkenrufen aus dem Gewerbe zum Trotz eine fantastische Bereicherung und bin ja sowieso gelegentlich „im Internet“ unterwegs. Außerdem gehöre ich zu den glücklichen Fahrern, die der ganze Spaß nichts kostet, weil meine Chefs die Vermittlung über die App genauso bezahlen wie sie ja auch die Funkgebühren übernehmen.

Ich hab erst sechs Touren – verteilt über mehrere Wochen – via MyTaxi gefahren, da sollte klar sein, dass ich jetzt nicht groß über durchschnittliche Kunden und dergleichen reden kann. Außerdem hab ich ein altes Handy mit einer alten Android-Version, auf der nur eine alte Version von MyTaxi läuft. Und ich hab nur die Fahrer-App. Arg viel sinnvolles über die Bedienung kann ich also kaum von mir geben – nur, dass ich den Eindruck hab, dass alles schön übersichtlich gestaltet wurde und die Leute echt Ahnung davon zu haben scheinen, was so eine App können muss. Und das ist heutzutage ja schon einmal viel wert.

Nichtsdestotrotz hab ich manchmal Probleme, was vermutlich aber gar nicht mal an MyTaxi liegt, sondern daran, dass auf meiner alten Smartphone-Gurke neben MT quasi zwingend noch mein GPS-Tracker und TweetDeck laufen muss. Da kann es schon mal vorkommen, dass das Gerät streikt und spontan neu startet. Was erstaunlicherweise nicht einmal Probleme macht, wenn es während einer Fahrt passiert – sie kann danach ganz regulär beendet werden. Und wenn ich irgendwann mal Zeit, Muße und vor allem Geld habe, mir ein vernünftiges Handy auf dem aktuellen Stand der Technik zuzulegen, dann ist das vermutlich alles Vergangenheit.

Was mir bei der ganzen Sache allerdings wirklich gefällt, das ist der persönliche Ansatz der ganzen Geschichte. MyTaxi ist eben nicht einfach ein Funkzentralenabklatsch, sondern sorgt für eine Vermittlung direkt zwischen Fahrern und Kunden. Das sorgt insgesamt am meisten für Kritik, ich finde das grundsätzlich eine gute Entwicklung. Ich will und brauche keine dritte Partei im Bunde, die über mich wacht – ich finde, es steht einzig den Fahrgästen zu, mich zu kritisieren, zu bewerten etc.
Denn die sind es, mit denen ich meine eigentliche Geschäftsbeziehung haben will und die müssen mich als Fahrer auch ertragen. Und dann ist es auch ok, wenn ich meine Statistik mit einer 1-Sterne-Bewertung starten muss – was im Übrigen wirklich der Fall war. Lustiger Funfact, wenn ihr mich fragt. 🙂

(Die Geschichte dazu gibt es nachher noch!)

Für mich bietet MyTaxi folgende Vorteile: Eventuell den ein oder anderen Stammkunden, zumindest ansatzweise sowas wie Feedback, hier und da mal eine Fahrt mehr. Nachteile: Es kostet mich ein bisschen Aufmerksamkeit, zwingt mich hier und da mal zu einer Entscheidung und hält mir vor Augen, wie antik mein Handy ist. Insgesamt ein fairer Deal.

Und ihr könnt mich selbstverständlich als Stammfahrer adden, vielleicht klappt’s ja auch auf diesem Weg, mal bei mir im Taxi zu landen.

Meine ID bei MyTaxi ist 7249SB.

(Bislang ist nur Jörn Stammkunde, das kann nicht angehen! 😉 )

Fragen, Hinweise, Diskussionen rund ums Thema in den Kommentaren freuen mich dieses Mal besonders. Davor aber wollte ich noch kurz eine Umfrage machen, wie ihr das als Fahrgäste (!) mit den Apps haltet:

Nutzt ihr MyTaxi oder andere Apps, wenn ihr ein Taxi bestellt?

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