oder: Das sonderbare Verhalten von Laufkundschaft bei Taxiknappheit
Ich mag meine Donnerstage gerade. Eine regelmäßige Lesertour mit netter Unterhaltung über 15 Kilometer zum (auch noch reichlich späten) Schichtbeginn war die letzten Wochen immer der Einstieg. Gut, ein paar Leerkilometer kommen zusammen, weil ich dafür nach Tegel rausfahre, aber so eine halbe Donnerstagsschicht versaut mir meinen Schnitt nicht ernsthaft. Bin diesen Monat z.B. immer noch bei 0,97€/km, was ziemlich nahe am 1,00-Richtwert ist, der mir von meinen Chefs mal genannt wurde.
Da das insbesondere jetzt im Winter aber immer eine schwierige Sache ist mit dem genauen Timing am Flughafen – weniger von mir, die 1925 hat noch jedes Glatteis bezwungen! –stehe ich dort auch mal eine Weile rum. Das ist aus zweierlei Gründen ein bisschen doof:
- Ich habe nur die Wahl zwischen eingeschränktem und absolutem Halteverbot, und eingeschränktes ist meist belegt.
- Man kann sich vor Kundenanfragen kaum retten.
Das mit dem Halteverbot war bislang nicht wild. Gestern ist überhaupt das erste Mal wer vom Ordnungsamt aufgetaucht und die Frau hatte Verständnis und hat mich lediglich mit der wohl nur deutschen Ordnungsamtsmitarbeitern eigenen Logik gebeten, doch bitte aus dem absoluten Halteverbot (welches dort sinnigerweise in gekennzeichneten Parkbuchten gilt) rüber auf die Straße zu fahren, um in der Folge (nach etwas stehen im absoluten Halteverbot auf der Straße) die Chance zu bekommen, (für maximal 10 Minuten!!!) ins eingeschränkte Halteverbot zu wechseln. Sei es drum, besser als ein Ticket ist das allemal.
Die Kundenanfragen hingegen …
Ich bin ja ein netter Mensch und als solcher immer bemüht, Probleme zu klären. Der Taxistand befindet sich etwa 30 bis 40 Meter entfernt und dort schicke ich die Leute dann einfach hin. Ich erkläre das völlig selbstverständlich damit, dass ich bestellt bin – und meistens wird das immerhin verstanden. Aber es gibt natürlich auch andere. Ein Ehepaar ist letzte Woche stinkwütend abgezogen, weil ich (ich nehme mal an, sie meinten mit „Depp“ mich) so unverschämt sei und „keinen Bock“ zum Arbeiten hätte.
Da muss was dran sein – ist doch allgemein bekannt, dass das Rumlungern an verschneiten Flughäfen zu den tollsten Freizeitbeschäftigungen zählt. Ich chill da so hart wie Bruce Willis in „Stirb langsam 2“, ehrlich! 😉
Viel amüsanter als die Entrüstung über 40 Meter mehr Fußweg sind aber die ganz besonderen Kunden. So gestern ein etwa 50-jähriger Schauzbartträger, zwei Köpfe kleiner als ich und in edlen Zwirn gehüllt:
„Hallo, sind Sie frei?“
„Nein. Der Taxistand ist gleich da drüben. Ich bin bestellt.“
„Ja, von mir!“
Und dann will der glatt anfangen, seine Koffer einzuladen.
Es mag ja sein, dass er bestellt hatte. Aber ich hatte nun wirklich nicht das einzige Taxi dort. Eine Nachfrage, ob ich sein Taxifahrer bin, ist ja ok. Aber mutwillig anderen Leuten die bestellte Taxe zu klauen, um ja keinen Meter zu weit zu laufen … das ist schon dreist. Für eine passende Antwort war ich dann aber doch zu sehr Dienstleister und hab ihm nur gesagt:
„Nein, Sie sind nicht meine Kundin.“
Das hat glücklicherweise gereicht. Wie gesagt: Ich mag meine Donnerstage …