Volltreffer

Ich weiss noch nicht, was ganz genau mein Tagfahrer angerichtet hat. Die Spuren am Auto deuten jedoch darauf hin, dass der Versuch, unter einem LKW durchzutauchen, schief gegangen ist:

Das tut richtig weh... armer Chef! Quelle: Sash

Das tut richtig weh... mein armer Chef! Quelle: Sash

Ich nehme alles zurück! OK, nicht alles, aber immerhin!

Jetzt habe ich die negativen Seiten des neuen Dachschildes ja oft genug hier durchgekaut. Aber jetzt muss ich der Fairness halber erwähnen, dass ich derletzt offensichtlich wegen der Werbung eine Tour hatte. Ich vermute zwar stark, dass es ein Einzelfall bleiben wird, aber ich will ja ehrlich bleiben hier 😉

Ich stehe als 15. in der Schlange am Bahnhof. Die Zeit schlage ich mit Lesen tot und ein Brötchen hab ich auch ausgepackt, um nebenher ein bisschen was in den Magen zu bekommen. Plötzlich grinst es neben mir am Fenster. Äußerst kundenunfreundlich muss ich gewirkt haben, mit einem Haufen halbzersetzten Teigs im Mund. Immerhin ist mir beim Lächeln nichts davon rausgefallen.

Und die nette Dame sagte in gebrochenem Deutsch mit einem permanent unterdrückten Lachen:

„Ich gesehen „Taxi macht Appetit“ und du essen…“ *grins*

Naja, ich hab ja auch lieber Kunden als dass ich Pause mache:

„Tja, sehen sie: Es muss also stimmen!“

Und eine Tour für 8 € ist weitaus besser als noch eine halbe Stunde warten 🙂

Wenn es sein muss…

Juhu! Ich hab Dachwerbung!

Äh… naja. Offensichtlich vor allem einen Dachschaden, so lange ich das so beschreibe. Ja, nach dem letzten Desaster gab es einen zweiten Anlauf für ein Dachschild, und dieser scheint erfolgreich gewesen zu sein. Nun ist das Auto also verschandelt:

Einladung zum (Rückwärts-?)Essen, Quelle: Sash

Einladung zum (Rückwärts-?)Essen, Quelle: Sash

OK, ich gebe es ja zu: Meine Empörung hält sich in Grenzen. Ich finde das Schild hässlich, bedauere es, dass ich fortan keine schönen Bilder übers Taxidach hinweg machen kann und fühle mein ästhetisches Empfinden neben der Tatsache, dass das Auto nun höher als breit ist auch in anderen Punkten massiv gestört. Aber die weisen Worte meines Tagfahrers hallen noch in meinem Ohr:

„Ick meene, ick sitz ja drin un nich draussen!“

Ein Kollege hat seine fristlose Kündigung gleich im Gepäck gehabt, als er meinen Chef darauf angesprochen hat, ein anderer hat angedroht, sie alsbald zu schreiben. Das finde ich nun auch übertrieben.

Ob die Geschichte allerdings ein so fantastischer Deal war, wage ich auch zu bezweifeln. Also die vordere Fackel hat schon mal einen Wackelkontakt. Sehr praktisch Nachts, wenn die Kunden einen übersehen. Und das hatte ich schon dieses Wochenende, ist also keine hypothetische Geschichte 🙁
Ob die Elektrik lange hält, entzieht sich auch meiner Kenntnis, ich finde allerdings die Montage mehr als nur bedenklich:

Fuß des Schildes mit Kabel, Quelle: Sash

Fuß des Schildes mit Kabel, Quelle: Sash

Über die Verarbeitungsqualität will ich also besser mal keine allzu euphorischen Sätze in den Raum werfen. Dann bleibt noch der finanzielle Aspekt. Irgendwoher zwitscherte es mir, dass das Schild nun 30€/Monat einbringen soll. OK. Ein wirtschaflicher Vorteil, der ziemlich exakt im Allerwertesten wäre, wenn die Kiste dadurch 0,60 € mehr an Sprit auf 100 km verbrauchen sollte. Das ist vielleicht auch nicht der Fall, aber dass diese Konstruktion sich nicht auf den Luftwiderstand oder das Gewicht auswirkt, kann mir auch keiner erzählen. Einen Kunden, der jetzt noch schneller einen Daimler meinem Opel vorzieht pro Monat bräuchte es dann, um die Rechnung endgültig zu nullen… ich weiss ja nicht.

Kommen wir nun aber zur positiven Seite:

Werbung für meine Zielgruppe, Quelle: Sash

Werbung für meine Zielgruppe, Quelle: Sash

Es ist ein Bier drauf.

Die unschöne Seite des Winters: Das Heck

Klaus hat es ja schon beschrieben:

Der Zafira: Einziges selbstverschmutzendes Auto der Welt, Quelle: Sash

Der Zafira: Einziges selbstverschmutzendes Auto der Welt, Quelle: Sash

Wenn sich Autowaschen wirklich lohnt…

Dumm nur, dass die Kiste nach etwa 10 Kilometern hinten wieder so aussehen wird. Aber an den anderen Seiten hält es ein wenig vor. Immerhin…

Ich tanke Erdgas!

… und ich bin „not amused“.

Aber gut. Ich hab ja jetzt dank baulicher Besonderheiten meines Autos kein Dachschild mit Werbung bekommen. Das hat mich gefreut, da bin ich ja ehrlich. Ich denke jetzt zwar nicht, dass Kunden deswegen nicht einsteigen oder ich mir noch kuriosere Dinge über mein Auto anhören muss als bisher – aber es ist ja auch eine gefühlsmäßige Sache. Zumal ich es echt nicht leiden kann, wenn auf dem Dach noch ein knapper Meter irgendwas dazu kommt und ich im Auto kein Gefühl dafür habe.

Da mein Chef natürlich trotzdem gerne ein paar Euro verdienen möchte, habe ich nun also neue Seitenwerbung. Da hab ich jetzt grundsätzlich auch mal gar kein Problem mit, denn letztlich hab ich auch was davon, wenn mein Chef finanziell gut dasteht. Und wenn es nur ist, dass er deswegen weniger gestresst ist 🙂

Ich kann mir allerdings zwei Anmerkungen nicht verkneifen:

1)
Warum gerade für die B.Z.? Da bin ich einer von den wenigen Fahrern, die nie auf die Idee kommen würden, dieses Schundblatt zu lesen, und dann fahr ich mit Werbung dafür rum. Ich find’s unangemessen. Andere würden das sicher gerne machen, ich nicht!

2)
Ist eigentlich irgendjemand da draussen in den Sinn gekommen, dass die Werbung ein wenig kurios wirkt, weil die alte darunter nicht abgemacht wurde? Kann es sein, dass da mal wieder die rechte Hand nicht wusste, was die linke tut?

Also, was tanke ich jetzt?

Klar:

Ich tanke Banknoten-Konfetti, Quelle: Sash

Ich tanke Banknoten-Konfetti, Quelle: Sash

Wer sich fragt, was es mit der Werbung auf sich hat: Die B.Z. wirbt gerade irgendwie mit ihrer langen Geschichte und fährt als Anzeigentexte irgendwelche Überschriften zu wichtigen geschichtlichen Ereignissen – ohne weiteren Inhalt. Wahrscheinlich kann ich mit der Währungsreform noch zufrieden sein. Ich würde der B.Z. ja auch zutrauen, eine Meldung zu Hitler’s Machtergreifung geschrieben zu haben. Und da wär dann echt Sense bei mir. So gesehen ist das hier ja schon fast wieder niedlich 😉

Dicke Hupen!

Ich bin kein Autofahrer, der sonderlich impulsiv reagiert. OK, als Ausnahme sei genannt, dass ich zu Metal sicher 5% schneller unterwegs bin als zu HipHop-Musik. Aber das war es schon!

Ich vermeide es, in psychischen Extremsituationen zu fahren, und so albern das klingt, so gut finde ich das auch prinzipiell. Aber nun das…

Die Schicht hat bescheiden angefangen, nach der zweiten 5€-Tour zuckelte ich durch den Boxhagener Kiez und kam an eine Ampel. Sie zeigte Grün, und bei dieser Ampel habe ich das Gefühl, sie zeigt immer Grün, wenn ich komme – obwohl es eine Nebenstraße ist. Nun stand an der – grünen – Ampel ein BMW. Und er blieb stehen. Die Insassen starrten soweit ich sehen konnte nach vorne, und so standen sie da. Friedlich, unspektakulär und dem Sash im Weg.

Ich näherte mich langsam – so wie es sich für eine 30er-Zone gehört und wartete auf ein Losfahren des Autos. Nix. In aller Regel hab ich höchstes Verständnis dafür, wenn Leute gerade dringend was suchen oder nach hastigen Annäherungen noch Körperteile sortieren müssen. Diese Gelassenheit ist wohl Nachtfahrern zu Eigen, da eine Ampelphase hier in der Regel auch nur für ein Auto reichen muss. Nachdem ich aber inzwischen hinter dem Wagen zum Stehen gekommen bin, und die Insassen allen Anscheins nach immer noch das übersichtlichste Nichts aller Zeiten zelebrierten, wollte ich nur noch eins:

Sie daran erinnern, dass das ein Fahrt- und kein Standweg ist: Dicke Hupen!

Und jetzt tut das Ding nicht! Ich will einmal im Jahr hupen, und dann tut die Hupe nicht! Wie beschissen kann eine Schicht denn bitte anfangen? 😉

Ich meine, ich kann offensichtlich mit dem Verlust der Hupe besser leben als mit dem der Bremsen – aber mir war nicht einmal bewusst, dass sowas wie eine Hupe tatsächlich kaputtgehen kann…

Ich hab dann – was irgendwie peinlich wirkt, aber sehr sozial ist – die Lichthupe genommen. So hat er es noch bei Gelb rübergeschafft, und ich… naja, immerhin hatte ich freie Sicht auf die Kreuzung.

Nachtrag:
Als ich diesen Eintrag geschrieben habe, ist mir aufgefallen, dass ich meinem Tagfahrer gar nicht Bescheid gesagt habe deswegen und hab ihn angerufen. Und das Fazit: Irgendwie ist unser Auto wie Windows…

„Det hat der öfter. Det is nach’n Neustart, da jeht det wieder!“

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Russen-Disco!

Steigen am Berghain drei Leute ein. Schon von der Besetzung her hätte mir klar sein sollen, dass das nicht gerade eine normale Fahrt wird. Die Protagonisten neben mir:

Dame 1, im Folgenden D1 genannt: Ende 20, blond, unauffällig

Dame 2, im Folgenden D2 genannt: Mitte 30, etwas verlebtes Gesicht, auffallend alkoholisiert, eher freizügig bekleidet

Herr 3, im Folgenden H3 genannt: Mindestens 50, ebenso alkoholisiert und Anzugträger

Gut gelaunt sind sie eingestiegen und haben als Fahrtziel „die Russen-Disco“ genannt. Sagte mir erstmal nichts. Auch als sie dann sagten, sie meinten das „CCCP“ am Rosenthaler Platz, wusste ich es nicht so recht, aber wie ich zum Rosenthaler komme, weiss ich ja. Nach ungefähr dreieinhalb Sekunden habe ich mich davon überzeugen können, dass die Manieren der drei nicht… sagen wir mal: der Norm entsprechen.

„Schmeiß mal die Scheiß-Sitzheizung an!“, tönte H3.

„Heh, des heisst „Muschi-Heizung“!“, korrigierte D2 ihn brüllend.

Sie fing dann auch gleich an zu reden:

„Geil, du hast’n CD-Player! Kannste des mal reinmachen!? Jetzt gibt’s hier mal echt geile Mucke! Mach mal lauter. Noch lauter. Nee, noch’n bisschen. Noch mehr. Dreh doch mal voll auf…“

Und ich hab tatsächlich nach jeder Bitte lauter gemacht. Hab ja nichts gegen Musik. Nicht mal gegen Elektro. Wie ich irgendwo schon einmal erwähnte: Für fünf Minuten kann ich mir alles antun!

Nun aber ging es los: Die ganze Fahrt über diskutierten sie nur darüber, wo sie nicht stattdessen hingehen könnten. Das Fahrtziel wurde mehrmals verschoben, aber immer wieder gleich korrigiert. Dank der Musik funktionierte das natürlich auch nur brüllenderweise. Irgendwann sprang dann die CD, wofür angeblich auch nur der Player was konnte, und selbst nach der Entnahme der Digitalscheibe und deren Begutachtung war klar, dass die natürlich vorher nicht so verkratzt war. Immerhin forderte niemand Schadensersatz, und wir stiegen um auf Radio in Lautstärke 10,5 (von 10). Der verstörendste Moment war dann zweifelsohne der, als es darum ging, ob sie jetzt in das Café oder die Disco wollen, und H3 sich lautstark für die Disco aussprach.

Daraufhin sprach D1 nämlich relativ leise jene Worte, die kein Mann jemals nicht verstanden hat – selbst wenn es sich um ein Flüstergespräch im Innern einer Flugzeugturbine bei Höchstlast handelt:

„Schade, ich wollte heute eigentlich noch ficken…“

Ob ihr’s glaubt oder nicht: Sowas ist nicht einmal sonderlich ungewöhnlich im Taxi. Verstörend wurde es in dem Moment, als ich daraufhin in den Rückspiegel gesehen habe, und in zwei schmachtende Augen blickte, die MICH fixierten. Warum passiert einem sowas eigentlich nur, wenn man gerade eine Beziehung führt, die man für nichts aufgeben würde? Hätte die nicht 4 Jahre vorher kommen können?

Ich hab dann total männlich darauf reagiert, und für den Rest der Fahrt nicht mehr in den Rückspiegel geschaut…

Sie sind dann schließlich an der „Russen-Disco“ ausgestiegen, und ich bekam immerhin über zwei Euro Trinkgeld. Aber von ihm – nicht, dass ihr jetzt denkt…