Wenn der Wochenendmodus Berufskraftfahrer trifft

Als er vor mir den Blinker links setzte, hab ich schon ein wenig die Augen verdreht. Immerhin ist von der Eberswalder Straße aus das Linksabbiegen in die Schönhauser Allee nicht erlaubt. Wobei mir jetzt nicht nach Prinzipienreiten war, ich ärgerte mich einfach, hinter ihm so lange festzusitzen, bis er durchgelassen wird.
Als er dann das Lenkrad einschlug, war er viel zu früh, ich war mir sicher, er würde wenden. Stattdessen hatte er aber gleich einfach alle Verkehrsschilder übersehen und wollte auf die Fahrspur der Schönhauser, die westlich der U-Bahn liegt – also entgegen der Einbahnstraße.

So langsam bedauerte ich es nicht mehr, erneut vor der roten Ampel zu stehen, das hab ich mir doch gerne noch angeguckt. Als er seinen Fehler bemerkt hat, hat er beim Zurücksetzen noch beinahe eine Ampel umgefahren, was ich in Anbetracht der inzwischen wirklich unübersichtlichen Lage fast noch hätte verstehen können.

Gut, er kam nicht aus Berlin, nicht einmal aus Deutschland, jeder macht mal Fehler. Ich hätte allerdings in dem Moment ungern so viele Fahrgäste gehabt wie der Kollege, er fuhr nämlich einen vollbesetzten Reisebus …

Bahnstreik, Besuch und so.

So, die Bahn wird seit 5 Stunden wieder bestreikt. Der letzte Bahnstreik hat sich zumindest in Berlin nur so mittel auf die Taxiumsätze ausgewirkt, der letzte davor jedoch massiv. Ich hab also keine Ahnung, wie es so werden wird, wenn ich mich am Donnerstag wieder auf die Straße werfe. Aber bis dahin werden wir noch eine Menge Artikel zum Streik lesen „dürfen“, jedoch eher nicht von mir. Ich hab derweil Besuch von Svü und lasse mich heute insbesondere vom Wetter überraschen. Seht es mir nach, wenn ich in den Kommentaren eher selten anzutreffen bin.

Ich wollte eigentlich noch ein paar Worte zur 50%-Aktion von myTaxi verlieren, weiß aber nicht, ob ich dazu komme, bis sie ohnehin vorbei sein wird. Außerdem hab ich auch noch ein paar Geschichten vom letzten und rekordverdächtigen Wochenende rumliegen, die werden sicher auch die Tage noch ihren Weg hier zu GNIT finden. Ausnahmsweise also eher mal zu viel zu schreiben und zu wenig Zeit. Umgekehrt ist es ja öfter mal.

Was ich eigentlich sagen wollte: Ich bin selbst gespannt, wie es hier die nächsten Tage weitergeht. 🙂

„Wenn ick hier ’ne Straßensperrung hätte, wüsste ick dit ja wohl …“

Ich bin am Abend des ersten Mais extra einen Umweg gefahren. Dass ich durch Neukölln nicht komme, wusste ich. Aber ein kleiner Schlenker über Treptow … zurück nach Friedrichshain? Nein, denn nicht nur die Sonnenallee war gesperrt, auch die Ziegrastraße, durch die man sonst vor allem des Estrel-Hotels wegen kennen muss. Von dort über die Teupitzer, Treptower … da ist die Demo doch nie im Leben unterwegs!

Ich wagte also den Versuch, fuhr an die Absperrung heran und fragte die diensthabende Beamtin, ob denn wirklich auch die Treptower Straße dicht sei. Die Antwort hat mich etwas überrascht. Denn trotz quer über der Straße geparketem und Blaulicht aussendendem Wagen, meinte sie mit tiefstem Desinteresse völlig emotionslos:

„Wüsst‘ ick nüscht von. Ick bin da ooch nich‘ so …“

Und winkte mich durch.

Noch lustiger wurde es eine halbe Stunde später, denn da erfuhr ich dann aus dem Radio, dass ein Teil der Treptower Straße eines Feuers wegen komplett gesperrt wäre. War mir aber egal. Ick bin da ooch nich‘ so … 😉

Fahrten, die nur einmal pro Jahrzehnt kommen

Ich bleibe bei dem Artikel kurz und pointenlos, weil es keine meiner Fahrten war und ich etwas verfremden muss. Ein Kollege kam am Stand angerannt und rief:

„Sascha, Sascha, ich hab mal wieder eine Story für Dich!“

Und was für eine! Der Kollege wurde zu einem guten Restaurant bestellt, wo der angetrunkene Kunde ihm mitteilte, die Fahrt würde nicht im Taxi stattfinden, sondern in seinem Auto. Das kann man machen, kostet halt doppelt, weil man als Taxifahrer nach der Tour selbstverständlich mit einem Kollegen wieder zum eigenen Taxi zurückfährt. Ohne etwas derartiges zu erwarten, stand der Kollege plötzlich vor einer Kiste sondersgleichen:

„Ich hab nochmal gegoogelt: 500 PS hatte der!“

Die Fahrt war kurz, beinhaltete aber zwei Stopps an Bordellen. Der Kollege tat sich an 20€-Getränken ohne Alkohol gütlich, während der „Fahrgast“ … nun ja, etwas mehr Geld ausgab. Daraufhin folgten noch etwas seltsame auf Lautsprecher durchgeführte Telefonate mit der Freundin des Kerls, der selbiger vorwarf, ihn zu betrügen (!) und am Ende eine unkomplizierte Überreichung dreier grüner Scheine, wovon sich nach zwei Stunden Zeitaufwand immer noch bequem die 20€-Tour zurück zum Taxi bezahlen ließ …

Ich jammere ja gerne mal über meine Finanzen. Aber SO locker will ich das Geld eigentlich nie sitzen haben. Wie man sieht, macht man ja doch nur Blödsinn damit!

Uber und der Skandal, der keinen interessiert

„Arm an Skandalen“ wäre jetzt zugegebenermaßen nicht die Formulierung, die ich für Uber wählen würde. Jetzt aber bin ich dann doch etwas verwundert, dass das neueste Problem gar nicht so richtig in der Welt angekommen ist. Jetzt, bei einer Geschichte, wo man einmal zugeben muss, dass Uber nicht einmal das Grundproblem war – sondern nur wie üblich am Ende den Vogel abschießt. Aber gut, bislang betrifft es Deutschland nicht, vielleicht ist das der Grund.

Es geht um Nutzerdaten. Dass diese versehentlich öffentlich werden, wäre nicht das erste Mal. Um auch diese Form von Ärger mal mitzumachen, ließen sie 2014 schon mal einen Sicherheitsschlüssel auf einer offen zugänglichen Website liegen. Was gefühlt irgendwie nicht arg viel dämlicher war als dass sie selbst bei einer Presseveranstaltung Prominente live trackten und das auch noch lustig finden.
Dieses Mal geht es um Kundendaten. Und zwar scheinbar nicht die der harmlosen Sorte. Vor einem Monat hat das Online-Magazin Motherboard berichtet, dass diese Daten im Netz verkauft werden. Sie sollten später noch eine Schritt-für-Schritt-Anleitung finden, wie man sich damit Fahrten auf Kosten der gehackten Accountinhaber erschleicht. Und, was geschah wohl? Richtig: Es wurde genutzt!

Der BusinessInsider berichtet von tausenden Beschwerden wegen Fahrten, die Kunden in Rechnung gestellt wurden, die sie nicht bestellt hatten. Teils auf anderen Kontinenten. Was genau passiert ist, scheint unklar zu sein. Ob Uber gehackt wurde oder nur „einzelne“ Kunden. Uber sagt schlicht, sie hätten keinen Angriff bemerkt und die Fälle an die Behörden weitergeleitet. Großzügigerweise verzichten sie wohl zumindest manchmal auf das Geld und stornieren die Fahrten. Was aus keinem der Berichte zu erfahren war, war ob Uber wenigstens irgendwie die User gewarnt hat oder wenigstens einen Passwortwechsel empfohlen. Andererseits könnte das Thema dann ja vielleicht noch größere Wellen schlagen – und das will offenbar ja auch keiner …

Eiskeller, Berlin

Es ist schon eine Weile her, damals war es sogar noch richtig kalt in Berlin. Da traf ich mit Kollegen am Taxistand zusammen, wir unterhielten uns übers Wetter. Und uns beschäftigte alle das gleiche Thema:

Wo zur Hölle soll Berlin-Eiskeller sein?

Berlin-Eiskeller. Von dort wurde in den Tagen öfter die Temperatur durchgegeben, aber keiner der Kollegen konnte sich darauf einen Reim machen. Und wenn Taxifahrer als professionelle Auskenner an den Wettermeldungen scheitern, dann ist das doch etwas seltsam.

Nun gut, ich selbst bin noch „halbwegs neu“ in der Stadt, ich kenne natürlich nicht alles. Aber dass es den anderen auch so ging … WTF?
Ob es nun eine Siedlung, ein S-Bahnhof oder ein Spitzname für irgendwas wäre – einer hätte es doch kennen müssen! Aber: Fehlanzeige!

In dem Fall – wie überhaupt sehr oft – hilft Wikipedia. Eiskeller ist ein Landschaftsschutzgebiet im äußersten Westen der Stadt, was erklärt, wieso es zum einen Ostberliner, zum anderen sogar (Nacht-)Taxifahrer nicht kennen. Wer lässt sich schon in ein Landschaftsschutzgebiet bringen?

Dabei ist die Geschichte von Eiskeller laut Wikipedia sogar sehr interessant. Als Fast-Exklave von Berlin, später sogar der BRD während der Teilung, lag es im Zentrum gleich mehrerer Gebietsaustäusche. Und dann noch die Anekdote mit dem Jungen, der 1961 behauptete, auf dem Schulweg von Volkspolizisten der DDR auf dem Schulweg aufgehalten worden zu sein, deswegen künftig von einem britischen Panzerwagen eskortiert wurde, und der erst drei Jahrzehnte später zugab, damals gelogen und nur die Schule geschwänzt zu haben – herrlich!

Es ist wirklich immer wieder eine geile Sache, mehr über Berlin herauszufinden. Und falls doch mal wer nach Eiskeller will, weiß ich ja jetzt Bescheid … 😀

PS:

Inzwischen ist mein Buch seit zwei Monaten draußen. Wer noch ein signiertes Exemplar haben will, kann nach wie vor unter buch@gestern-nacht-im-taxi.de eines bestellen. Wollte ich nur nochmal erwähnen, bevor ich in den nächsten Tagen den großen Banner oben wieder deaktiviere.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

Abonniert doch den RSS-Feed von GNIT. Mehr von Sash gibt es außerdem bei Facebook und bei Twitter.

Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Uber wird weiter ausgebremst – TaxiDeutschland hinterlegt 400.000 €

Nun hat Uber auch in Frankfurt und München die Preise für UberPop-Fahrten auf 35 Cent pro Kilometer gesenkt, um den Dienst legal als Mitfahrzentrale anbieten zu können. Das tun sie mit einem wie immer bemerkenswerten Spagat aus folgenden Gründen:

1. Weil sie das deutsche Rechtssystem „selbstverständlich respektieren“.

2. Weil genau jetzt TaxiDeutschland die 400.000 € Sicherheitsleistung hinterlegt hat, die nötig waren für die Vollstreckbarkeit des eigentlich schon bestehenden Verbotes.

Nun ja.

Verblüffend ehrlich kommunizieren sie dieses Mal in ihrem Blog, was das bedeutet: Das Angebot wird für Kunden nun natürlich deutlich attraktiver, aber es wird schwerer, Fahrer zu finden. Ich vermute, dass das auf eine nahezu flächendeckende Nichtverfügbarkeit rauslaufen wird. Und das aus einem einfachen Grund, den Uber sich immer noch nicht so wirklich auszusprechen traut: Weil Uber-Fahrer mit dem, was sie tun, Geld verdienen wollen, nicht weil sie vom knuffigen Kennenlernen von Fremden im eigenen Auto träumen. Na sowas aber auch!

PS: Einen sehr schönen und deutlichen Text über Uber hat Stefan Müller fürs gewerkschaftliche Magazin gegenblende.de geschrieben, bei dem ich ein paarmal zitiert werde. Sollte man mal lesen.