Irgendwas doppelt?

Ende der Fahrt. Dreizehn irgendwas.

„Sorry, is’n bisschen zerknittert. Sind 15, passt so.“

Und er reicht mir einen zerknüllten Zehner und einen ebensolchen Fünfer. Passiert oft, mir egal.

„Nur kurz: Irgendwas doppelt?“

Hey, einer der nachdenkt! Denn ja: Ich hab schon zwei- oder dreimal bei schnell flüchtenden Fahrgästen am Ende doch noch einen Fünfer mehr in so einem Geknülle gefunden und ihn am Ende dann halt doch als Trinkgeld eingesteckt. Also wenn jemand nicht die drei Sekunden warten kann …

„Aber wenn’s so ist, sei’s Dir gegönnt. Is aber nicht zufällig ein Fuffi drin oder so?“

Ich will nicht lügen: Nette Einstellung! 😀

Aber ebenso ungelogen war meine Antwort:

„Nein, sind 15, passt alles!“

 

Nasser Sitz

Die Kundin zahlte, gab Trinkgeld, verabschiedete sich nett und stieg aus. Eine weitere Fahrt absolviert, dazu eine unerwartete Winkertour, die prima lief, obwohl es Sprachprobleme gab und die Kundin die Adresse ganz woanders vermutet hatte. Ich war ob all dieser Dinge froh, doch dann sah ich, dass mir ein nasser Beifahrersitz hinterlassen wurde.

Bitte nicht!

Weder Kundin noch Auto haben unangenehm gerochen, aber wir hatten den schönsten Herbsttag, den man sich denken konnte, all das Laub auf der Straße knisterte vor Trockenheit … und so nett die Kundin auch war: Aus nachvollziehbaren Gründen meldet niemand seine Inkontinenz während des Einstiegs an, was sollte sonst passiert sein?

Und während ich kurz davor war, mich wirklich zu ärgern, hab ich – schon alleine aus Psychohygienegründen – nach Ideen gesucht, was denn sonst noch ein Grund sein könnte.

Glücklicherweise wurde ich sehr schnell fündig: Die gute Frau war während der Fahrt die meiste Zeit damit beschäftigt gewesen, einen frischen Blumenstrauß zu bändigen!

Und ja: Ich wäre auch gerne schneller drauf gekommen! 😉

Schlechtestes Argument ever!

Ein sehr ungleiches Paar. Er vielleicht Mitte 40, ruhig und gelassen, sie dagegen eher 30 und aufbrausend. Sie hatten eine überhaupt nicht tolle Bahnfahrt hinter sich und waren dementsprechend unterschiedlich drauf. Sie wollten beide in ein Hotel, das nur einen Kilometer entfernt lag. Sie beide fragten mich, ob ich es kennen würde und wo das wäre. Ich hab kurz den Weg zu Fuß erklärt und auf die Nachfrage nach dem Taxipreis dorthin gleich angefügt, dass es für die Strecke wegen des Einstiegspreises halt doch vergleichsweise teure 6€ wären. Aber natürlich auch, dass ich sie gerne fahren würde.

Er hat sofort eingewilligt und sich ans Verladen der Koffer machen wollen, während sie ziemlich giftig in den Raum warf, dass sie ja wohl hoffentlich im Auto aufrauchen dürfe. Normalerweise hab ich da ein schnelles und deutliches Nein parat, aber ich hab kurz nach versöhnlichen Worten gesucht. Ich hab ja gemerkt, wie sehr sie der bisherige Reiseverlauf gestresst hat. Und dann keifte sie tatsächlich:

„ALTER, jetzt mach mal bitte ’ne Ausnahme! Bei DER kurzen Strecke!“

Ich meine: Ich hatte weder Bock, für eine 6€-Tour zu warten, bis sie aufraucht, noch sie mit Kippe einsteigen zu lassen (und EIGENTLICH ja auch nicht, sie zu verärgern, wäre das noch möglich gewesen). Und am Ende hatte sie schon aufgeraucht, als die Koffer verladen waren.

Aber im Ernst: Ausnahmen machen, weil es doch so eine kurze Strecke ist? Ich will mich da jetzt echt nicht aufführen wie eines der Arschlöcher, die kurze Strecken per se ablehnen, aber das ist so dreist wie vom Wirt einen Schnaps aufs Haus zu wollen, weil man ja auch nur ein Bier getrunken hat. Da bin ich vermutlich das erste Mal seit langem wortwörtlich sprachlos gewesen.

PS: Hätte ich von Anfang an gewusst, dass ich 3,90€ Trinkgeld kriegen würde, hätte die Sache vielleicht anders ausgesehen. 😉

Wenn ich mal nur halb richtig liege

„Noch drei Kilometer bis zum Oktoberfest, ich sollte mal nach … oh, ein Winker!“

Noch besser war, dass ihn dort auf der linken Seite im Dunkeln die zwei ebenfalls freien Kollegen vor mir nicht gesehen haben! Also drehen und einsacken. Hat zwar Lederhosen an, schwankt aber noch nicht bedrohlich. Prima!

„Brimsa Nfeld Cherstraß?“

Au Backe!

„Sorry, könnten Sie das wiederholen?“

„Na Felde, Icherstas!“

„Entschuldigung, das hab ich immer noch nicht richtig verstanden.“

„Is ok. Ich Schlaanfall habt …“

Ui. Und ich hatte schon gedacht …

„… und bsoffn au bin!“

Puh, immerhin zu 50% reicht die Erfahrung noch aus. 😉

War dann nach zwei drei weiteren Versuchen mit der Aussprache übrigens eine supernette Fahrt ohne weitere Komplikationen.

Musik macht fröhlich

Ich bin einmal mehr an den Ostbahnhof gerollt. Das hat leider an den Tagen nach dem Sturm Xavier keine lukrativen Coupons gebracht. Oder zumindest mir nicht. Stattdessen hörte ich sofort irgendwas lautes links auf der anderen Straßenseite. Fahrgast?

Hmm, eher nicht. Eine zierliche und vielleicht 50-jährige Frau mit dunklen Locken, die sich mit einer Hand an einem Verkehrsschild festhielt, mit der anderen ihren Sekt und außerdem dabei war, irgendwelche mir nicht näher bekannten Schlager zu intonieren. Na gut, was einem halt so passiert mit einem „Oktoberfest“ ums Eck.

Dann aber torkelte sie über die Straße, umrundete mein Taxi von hinten und hielt neben dem Beifahrerfenster. So wirklich Lust hatte ich auf eine Tour mit ihr nicht … aber es sollte auch keine werden:

„Hey Du, ick wünsch‘ Dir’n juten Abend!“

„Danke. Gleichfalls!“

„Werd ick ham, weil: ICH SINGE HEUTE!“

„Na dann viel Spaß!“

„Dir auch, Junge, Dir auch …“

Und dann ist sie schon wieder verschwunden.

Es sind halt wirklich nicht alle Begegnungen mit Betrunkenen schlimm. 😉

„Was erlaube Zentraaal?“

Ein guter Start ins Arbeitswochenende sieht anders aus. Dass das Auto seit meiner letzten Schicht unbenutzt rumstand und ich somit auch beim guten Sturm-Donnerstag hätte mitmischen können, war das eine. Das wirkliche Problem war, dass die Batterie leer war. Einfach so. Und die ist sogar noch relativ neu.

Aber gut, sowas passiert. Was die Sache wirklich ärgerlich gemacht hat, war, dass mich die Aktion am Ende anderthalb Stunden gekostet hat. Mein erster Gedanke war natürlich auch, einen Kollegen zu rufen, das Ganze schnell für einen Zwanni gefixt kriegen und dann nix wie los. Aus irgendeinem Grund hat mein Handy sich aber lange geweigert, die Zentrale anzurufen. Warum auch immer, schließlich sollte es später noch klappen.

Aber gut, da hab ich als zunächstmal in der Firma angerufen. Ob vielleicht einer von uns ein Starterkabel dabei hat. Nein, aber das war wenig überraschend. Also hat Cheffe die Zentrale angerufen und ein Taxi mit Kabeln bestellt. Ich konnte das live mithören.

Und dann verging eine halbe Stunde.

Das hat mich auch nicht überrascht, denn obwohl irgendein Taxi in Berlin meist in wenigen Minuten vor Ort ist: Dass an einem Tag mit recht hoher Auslastung ein Kollege, der Starthilfe geben kann, gerade in Marzahn nicht verfügbar ist, verstehe ich. Dann aber hab ich mal nachgefragt. Erst bei Cheffe und als der nix gehört hatte, hab ich (dieses Mal erfolgreich) selbst beim Taxi-Funk angerufen. Und dann kam was, was ich schon von einigen Kunden gehört hatte, aber immer ein bisschen skeptisch war:

Sie haben mir gesagt, dass kein Taxi verfügbar ist.

Das an sich: Traurig, aber es passiert mal. Nur wieso zur Hölle melden die einem das nicht noch einmal? Ich meine, auch wenn so etwas natürlich eine unschöne Kontaktaufnahme ist – der Frust der Kunden wird nicht gerade kleiner dadurch, dass sie die ganze Zeit glauben, ihre Bestellung hätte geklappt!

Ich weiß, dass das gar nicht so leicht ist. Denn die eigentliche Vermittlung findet erst nach dem Telefonat statt. Und wenn sich kein Kollege findet, kann die Zentrale daran nichts ändern. Und vielfach haben sie vielleicht gar keine Telefonnummer vorliegen, könnte ich mir vorstellen. Aber dann muss man doch die Abläufe ändern! Das ist ja kein Randproblem wie vielleicht eine ungenaue Angabe, wann das Taxi genau kommt. Gerade wenn man ein Taxi ruft, sind die paar Minuten, die man gewinnt, wenn man schnell weiß, dass es nicht klappt, doch wertvoll, weil man dann schneller umplanen kann. Und Hell yeah, auch wenn das heißt, dass der Auftrag an die Konkurrenz verloren geht, ist das doch wohl essentieller Bestandteil so einer Dienstleistung, ein Nichtzustandekommen auch zu kommunizieren!

Ich stell mir gerade vor, irgendwo Schuhe zu bestellen, nach zwei Wochen mal nachzufragen und die sagen mir unironisch und ohne Entschuldigung: „Ja nee, hatten wir nicht da.“ Das geht doch nicht!

Für mich war’s nur ein bisschen Zeitverlust. Am Ende hat sich doch unser Hausschrauber Jürgen auf den Weg gemacht und mir mit seinem Privatwagen Starthilfe gegeben. Hat halt nochmal eine Dreiviertelstunde gedauert.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Party-Metropole Berlin

Sie haben mich an einer Baustelle rangewunken. An einer Baustelle, die von dieser Seite aus dafür sorgte, dass ich einen riesigemn Umweg fahren musste. Obwohl es sogar noch vor null Uhr war, ließen sie  mich wissen, dass die Lust auf Party gerade eher so mittel wäre. Der Abend  zuvor war heftig, eigentlich reiche es ihnen allen schon jetzt. Passiert halt mal, schon klar. Dann  aber  dieser goldwerte Dialog:

„Uh, ein Seniorendomizil! Da wäre ich jetzt gerne!“

„Ehrlich? Nix zu tun und …“

„Ich will jetzt da hin!“

„Wieso das, Alter?“

„Optimaler Abendverlauf! Ich lauf da rein und lass mich waschen!“

„Boah, geil Alter! Waschen lassen! Ich bin dabei!“

Ich will echt nicht diese Ich-werde-alt-Schiene fahren, aber mit so einer Jugend ist doch echt keine Revolution mehr machbar, oder? 😉