Was ich mal werden will …

Was ich mal werden will, wenn ich groß bin?

Mal ganz im Ernst: Ich messe seit nunmehr über 15 Jahren über zwei Meter. Der Zug ist abgefahren!

Aber was will ich werden, wenn ich mal erwachsen bin?

Nun, das ist schwieriger. Und weil ich nicht lügen will: Ja, „reich“ und „berühmt“ sind noch nicht ganz vom Tisch, aber mein eigentlicher Favorit ist „schlagfertig“.

Ehrlich: Ich hatte Momente, in denen ich mehr als genug Geld hatte und ebenso solche, in denen ich mir berühmt vorkam.
(Im Ernst: Nicht jeder von uns hatte schon mal eine Doppelseite im Stern, oder?)

Aber weit besser angefühlt haben sich immer die Situationen, in denen ich eine wirklich gute schlagfertige Antwort parat hatte. Und das, ohne dass es dabei immer darum ging, Leute zu brüskieren.

Nehmen wir also das letzte Wochenende. Ich hatte eine Gruppe von Partypeople im Gepäck. Mittelweite Tour, ausgehend von einem mitteldurchschnittlichen Club und ich hatte bis dahin mitteldurchschnittlichen Umsatz. Definitiv kein Ansatz für einen Moment, den man in seinem Tagebuch (oder Blog) erwähnen müsste. Dann aber die Kundschaft:

„Moni soll anfangen!“

„Nein, ich fang nicht an. Sag Julius, er soll anfangen!“

„Deine Mudder fängt an! Lass uns doch den Taxifahrer fragen!“

Ich weiß bis heute nicht, worum es ging. Also womit angefangen werden sollte.  So sehr ich meinen Blog liebe, so sehr lasse ich der Kundschaft gerne ihre Gespräche. Nun aber sollte ich entscheiden, wer – was auch immer – anfängt. Und hier war ich eben mal schlagfertig:

„Ey Leute, keine Ahnung, wer Moni und Julius sind, aber mal im Ernst: Der Trommelschlumpf fängt an!“

Für das folgende Gelächter, den Zuspruch und das Lob hab ich keine Worte. Aber ich hab  wohl die richtige Zielgruppe gehabt und das Trinkgeld war jenseits von Gut und Böse.

Mit einem dummen Spruch für gute Laune sorgen … ich will ehrlich sein: Genau DAS würde ich gerne beruflich machen! Also quasi wenn ich mal groß bin.

Aber wie man sieht: Als Taxifahrer kann man da schon nahe rankommen. 😉

Oh, ein besonderes B!

Wir Taxifahrer fahren Kunden von A nach B. Sicher, beide Punkte haben für uns eine gewisse Bedeutung. Aber so wie beim folgenden Fahrgast?

„Guten Abend, wo darf’s hingehen?“

„Ich will nach …“

„Glaubste nie, Digger!“

Ich gebe zu, die Theorie ihres Freundes hat mich da schon eher überrascht.

„Ich will nach …“

„WIR woll’n nach!“

„Also WIR wollen nach Ahrensfelde.“

Wow. Ein Dorf nordöstlich von Berlin. Von einem Umsteigebahnhof im Nordosten Berlins.

Ich will nicht meckern, ein Zwanni war das durchaus, also keine kurze Strecke. Trotzdem jetzt halt auch nix, was mir große Verzweiflungsfurchen in die Stirn schrieb.

„Und Digga, und Digga, geil, wa?“

„Was jetzt?“

„Na! Nich‘ Berlin Digga, wo Du doch Berlin machst, Digga!“

OK, mal im Ernst: Vielleicht habe ich es übertrieben damit, in all den Jahren von GNIT immer zu erzählen, wie zum Beispiel die Taxitarife im Umland andere sein können oder dass wir nur in unserer Stadt/in unserem Kreis eine Beförderungspflicht haben. Aber ganz im Ernst, lieber aufgedrehter Ahrensfelder: Von einem Außenbezirk in ein Dorf zu fahren, ist nicht ganz so besonders, wie Du glaubst. Das mit der Stadtgrenze ist keine Taxifahrer-Magie, sondern allenfalls hier und dort eine Verwaltungssache, die uns nicht per se irgendwie erstarren lässt.

Ach, und by the way: Danke für die lukrative Tour! 😀

Taktvolles Zurückschlagen

Das mit den Taxiüberfällen ist ein Ding. Immer noch. Ich erwähne  hier zwar nicht mehr jede Polizeimeldung (zumal die eh lückenhaft sind) und außerdem sind viele Überfälle heute im Vergleich zu den Jahrzehnten vor meinem Arbeitsantritt selten gewalttätig und damit für die Presse eher unspektakulär. Aber sie passieren halt. Und kein Taxifahrer weiß das nicht. Trotzdem probieren Kunden gerne mal, wie folgt uncool zu sein:

„Was würdst’n jetz‘ machen, wenn Ich dich ausrauben wollte?“

„Dich wie die anderen in den Wald fahren und dann wie üblich mein Messer benutzen.“

Furztrocken wie er, ohne eine Miene zu verziehen.

Ich bin da nicht wirklich dünnhäutig, ich kenne die Gefahren meines Jobs und ebenso die eher absurden Varianten meiner Kunden, mit ihrer eigenen Angst umzugehen. Mir war klar, dass dieser eine Knilch nur lustig sein wollte. Und dann plötzlich einen Kloß im Hals hatte. Ich hab seinen dummen Spruch nur dumm gekontert. Um ihm klarzumachen, wie unlustig das eigentlich ist. Und es hat gewirkt. Um ehrlich zu sein: Mehr als ich eigentlich erhofft hatte.

Hätte er sich nicht entschuldigt, hätte ich beim Ziehen meines Portemonnaies nochmal mit dem Zaunpfahl gewunken, aber das hat sich erübrigt. Schön, ganz ehrlich.

Und nun an alle: Mal abgesehen davon, dass wir Taxifahrer im Grunde wirklich fast bessere Möglichkeiten hätten, Kunden auszurauben als umgekehrt: Lasst diese Scheiß-Andeutungen, bitte! Obwohl uns klar ist, dass nur die Dümmsten der Dummen sowas ankündigen: Es ist halt auch nicht gerade die geistige Elite, die ausgerechnet bei uns große Gewinne erwartet …

PS: Und weil’s gerade auch Artikel des Tages ist: Hier etwas zum „räuberischen Angriff auf Kraftfahrer„.

31,5

Bei aller Freude über meinen Job und das gerade sehr ordentliche Auto: Mein innerer Monk ist dabei, mich jede Arbeitsnacht zu killen!

OK, ich weiß: Nicht alle hier sind bei Twitter und „der innere Monk“ muss erklärt werden. Der Begriff geht zurück auf die TV-Serie „Monk“, deren Hauptptotagonist neben seinen sonstigen kriminologischen Fähigkeiten psychisch nicht so recht mit verschiedenen Formen von Unordnung umgehen kann.

Normalerweise fühle ich da eine eher geringe persönliche Identifikationsmöglichkeit, aber die ein oder andere Ungereimtheit triggert dann halt doch erstaunlich zuverlässig dieses Gefühl, dass da gerade etwas unnötig inkorrekt ist. Und das ist in meinem derzeitigen Taxi definitiv der Fall und der betrifft die Lautstärkeanzeige im Radio.

Die ist schön digital und hat einen Balken mit mehreren Markierungsstrichen. Je lauter man dreht, desto voller der Balken, nix besonderes. Lustigerweise mag ich im Ohne-Kunden-Modus meine Musik gerne sehr laut und drehe dazu ungefähr bis zur Mitte des Balkens auf. Dezibelmäßig mag die Skala noch weit verwirrender sein, aber hier geht es nicht um Wissenschaft. Es geht darum, dass man den Balken nicht „bis zur Mitte“ hochdrehen kann, sondern dass die optische Anzeige entweder etwas weniger oder etwas mehr anzeigt, also nicht stufenlos ist und zudem keine der Stufen 50% repräsentiert, sondern nur ca. wahlweise 49 und 51%.

Und als ob das nicht absurd genug wäre, sind die Lautstärkestufen auch noch nummeriert. Und ja, 50% liegen zwischen Stufe 31 und 32. Bitte sagt mir, dass Ihr meinen inneren Monk versteht!