Blitz-Dinowissen

Man sollte meinen, dass es in einer großen Stadt wie Berlin selten vorkommt, dass man Dinge neu kennenlernt und dieses Wissen kurz darauf auch tatsächlich anwenden kann. Heute kann ich mit ungefähr 10 Minuten zwischen den Ereignissen wohl einen für länger bestehenden Rekord vermelden.

Die Fahrgäste vom Ostbahnhof nach Lichtenberg waren extrem maulfaul, weswegen ich mich ohne Not während der Fahrt im eigentlich vertrauten Boxhagener Kiez umgesehen habe. Und dann fiel mir erstmals die Dinobar auf. Obwohl ich da jeden Arbeitstag sicher einmal vorbei fahre, dort im Umfeld schon oft weggegangen bin. Ich wusste nicht sicher, ob ich mich nicht doch verlesen hatte, ob ich den Namen lustig oder doof finden sollte. Am Ende hab ich die Kunden einfach heimgebracht und mir keinen Kopf mehr gemacht.

Und auf dem Rückweg winken mich zwei Jungs an der Frankfurter Allee ran und fragen, ob ich wisse, wo die Dinobar sei. 0.o

Ob ich das jemals toppen kann?

Eine eigentlich auch zu stellende Gegenfrage wäre: Wie lange werde ich mich jetzt an diese Bar erinnern?

Vom Dürfen und Müssen

„Wo darf’s hingehen?“

„Darf? Darf? Muss, Junge, muss! Arbeit!“

„Na gut. Also: Wo muss es hingehen?“

„Warte, warte, das war nicht nett: Du arbeitest ja auch gerade und andere wären sicher froh, überhaupt Arbeit zu haben. Also Du, äh Sie, dürfen mich nach Tempelhof bringen.“

Ironie der Geschichte: Ich hab eine Beförderungspflicht. Also „musste“ ich eigentlich sogar. 😉

Aber wir wollen ehrlich bleiben: Es war ein netter Kerl, die Tour hat mir von der Länge her gut gepasst, also hab ich es eigentlich auch gerne gemacht.

Alltagsdusel (2)

Ob ich wüsste, wie weit es zum Watergate wäre und was das kosten würde, fragte er mich. Anderthalb Kilometer, sechs bis sieben Euro vom Ostbahnhof aus; ich blieb freundlich bei der Wahrheit. Die Nacht lief bis dahin gut, aber inzwischen war ich eine halbe Stunde wartend vor Ort. Begeistert war ich entsprechend nur bedingt.

Aber gut, nachdem das mit dem Preis geklärt war und der englischsprachige Jüngling anerkennend einem Teil seiner Kumpels zugerufen hatte, dass das ja mal „fucking cheap“ wäre, hat nicht etwa umgehend das Einsteigen begonnen. Nein, einer wollte noch zum McDonald’s um einen Burger zu holen, ein anderer wollte mal eben zum Pinkeln auf die andere Straßenseite. Tja, nun.

Ich hätte natürlich die Uhr anmachen können – aber dann wäre es halt nicht beim angesagten Preis geblieben. Also hab ich das nicht gemacht, sondern bin in Anbetracht der Tatsache, dass von den vier Jungs inzwischen drei pinkeln und einer beim Mac war, einfach frei wie alle anderen Taxis stehengeblieben und hab mich sehr über die junge Dame gefreut, die mich fragte, ob ich sie in den Wedding fahren will. Ungefähr zwei- bis dreifacher Umsatz verglichen mit den umtriebigen Strullern.

Ein wenig Herzrasen hab ich dann bekommen, als die Dame sich noch umfangreich von ihrer Begleitung verabschieden musste, aber nach einigen Bussis und Floskeln stieg sie gerade noch ein, bevor von links der erste der Jungs – mit den Händen noch am Hosenladen – angetorkelt kam.

Ich fahre nach wie vor kurze Touren und meckere deswegen nicht, keine Sorge! Aber ja, es ist doch verdammt schön, ein paar besoffene Touris im Rückspiegel zu sehen, während man gerade nett plaudernd eine wesentlich weitere Tour antritt. Aber hey, ich bin käuflich und die Preise sind öffentlich einsehbar. Eine Minute ist umsonst, danach sind es 30€/Std., gezählt in 20ct-Schritten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Alltagsdusel (1)

Manchmal entgeht man den nervigen Sachen ja durch pures Glück. Ich hatte dieses Wochenende zwei solche Fälle hintereinander. Der erste war dieser.

Auf dem Rückweg einer Tour nach JWD noch Winker zu finden, ist erst einmal Glück. So auch bei diesen beiden. Der hinten war auch ruhig und friedlich, der neben mir war in seinem ganz eigenen Universum unterwegs. Sogar abgesehen davon, dass er erträgliches Deutsch konnte, mich aber permanent mit grottenschlechtem Englisch zugelabert hat.

Er wollte nach Schöneberg, musste vorher aber in Kreuzberg noch Drogen kaufen. Mutmaße ich mal. Er hat nix genaues zum bevorstehenden Deal erwähnt, allerdings hat er pseudomysteriös von „was besorgen“ besprochen und hat sonst nicht mit Erzählungen gegeizt, wie viele Kilogramm (!) Gras er in seinem ersten Jahr in Berlin so verraucht hat. Oder seine Kumpels. Oder die Brüder der Mütter der Freundinnen seiner Kumpels.

Da ich die beiden fast noch in Schöneweide aufgegabelt hatte, war klar, dass da locker 25 bis 30 € Umsatz bei rausspringen. Je näher wir jedoch an Kreuzberg ranfuhren, desto mehr hat er erwähnt, dass die Fahrt nicht mehr als 23 € kosten dürfe. Mehr hätte er nicht. Orrr!

Da sein Kumpel aber auch noch einen Zwanni hatte, verschob ich die Diskussion. Dann allerdings sprang er am Kotti raus und blieb erst einmal weg. Hmmm.

Auf der Uhr standen 18 €, für 23 nach Schöneberg war natürlich gestorben. Aber um ihm das zu verklickern, hätte er ja erst einmal wieder auftauchen müssen. Und auch wenn er grundsätzlich nett zu mir war: Dass er zuvor wie ein Teenie kichernd erzählt hat, wen er schon wie abgezockt und übers Ohr gehauen hat, war Grund genug, ihm nicht sonderlich viel Vertrauen entgegenzubringen.

Und was war am Ende? Sein Kumpel ist nervös geworden und hat mir für die am Ende 18,90 € seinen Zwanni vermacht, mich fortgeschickt und gesagt, er ergründe nun selbst den Verbleib des Spaßvogels. Ich hab ehrlich gesagt die bittere Befürchtung, dass dieser am Ende der Gelackmeierte war, der ohne Kohle und Kumpel irgendwo in der Prärie rumgestanden ist – aber ich war an der Stelle einfach nur froh, dass ich es definitiv nicht mehr sein konnte.

Puh!

Glück beim Waschen

Als ich etwas später als geplant an die Waschanlage kam, war ich froh zu sehen, dass sie noch offen war. Die Tankstelle selbst hatte zwar noch 30 Minuten auf, aber die Angestellten schalten die Wäsche gerne irgendwann während der letzten Stunde ab. Ohne fixen Zeitplan.

„Natürlich ist die offen!“

„Naja, manche Kollegen schließen die auch mal früher.“

„Kann sein. ICH mache das jedenfalls nicht!“

Das Ganze garniert mit einem ehrlichen Lächeln der Bediensteten.

„Also einmal Taxiwäsche bitte!“

Sie tippte herum, verzog das Gesicht, meinte dann aber:

„Naja, hab ich das falsche Programm gewählt. Bekommen Sie jetzt halt die UltraDrölfzig2000-Wäsche.“

Und ich sah auf der Kassenanzeige den üblichen Sparpreis*. So denn, schadet ja nicht. 🙂

„Da wird das Auto aber glänzen, sage ich Ihnen!“

„Ich freu mich, aber ehrlich: Ob sich das bei der alten Kiste wirklich lohnt …“

„Na ja, dann sieht sie danach aus wie ein Neuwagen!“

Oder wie ein Kollege später am Stand zu dieser Anekdote anmerkte:

„Da stellt sich der Tacho dann von alleine zurück!“

Aber ich will nicht meckern: Mal eben 7 statt 2 € gespart! \o/

*Alle Waschanlagen, die ich kenne, bieten Rabatte für Taxis an. Das ist in der Regel die günstigste Standardwäsche für irgendwas zwischen 6 und 8 €, die ich dann für 5 bis 6 € kriege. Wir sind ja auch oft Stammkunden. Für ganz Gewitzte möchte ich allerdings anmerken: In der Regel schielen die Tankstellenbediensteten durchaus aus dem Fenster und sehen nach, ob man wirklich mit einem Taxi gekommen ist. 😉