Ich muss mal kurz zwischenreinschieben, dass es wirklich kein Fehler war, gestern nach dem Finale noch rausgefahren zu sein. Denn sobald es einen halbwegs in die innere City verschlagen hatte, war das das reinste Silvester. Feuerwerk, Party und unzählige Taxikunden. Ich bin hochzufrieden mit den 137 €, die ich in unter 5 Stunden eingefahren habe. Wobei der Schnitt der Kollegen wesentlich besser gewesen sein muss, denn ich hatte zum einen eine Fahrt ziemlich weit raus – und zum anderen stand ich letztlich für eine Fehlfahrt eine halbe Stunde im Stau. Das werde ich noch einmal extra bloggen. Hätte ich also alle Fahrten bezahlt bekommen, wäre ich bei ca. 160 € gelandet, da reden wir von 35 € Stundenumsatz, das ist über mehr als eine Stunde Zeitraum einfach der Hammer.
Vor allem aber muss ich sagen, dass es einfach schön war, mitten durchs Fest zu rauschen. Ich bin kein überragender Fußballfan und habe auch gute Gründe, immer wieder den Buhmann beim Thema Patriotismus zu spielen. Aber ebenso wie die deutsche Mannschaft meiner Meinung nach verdient Weltmeister geworden ist, waren meine Fahrgäste unglaublich angenehme Leute quer durch die Bank. Die unschönen Szenen wird es sicher gegeben haben – aber nicht bei mir. Und mein Lieblingseindruck von der Schicht ist ein kleiner, aber feiner:
An einer Hauptstraße in Lichtenberg stand eine Gruppe Deutschlandfans am Straßenrand. Klassisch mit Bier und Fahne in der Hand. Einer hat hin und wieder Feuerwerksraketen gezündet. Während ich an der Ampel stand und sie linker Hand beobachtete, brachen sie plötzlich in Jubel aus, was offenbar etwas mit der anderen Straßenseite zu tun hatte. Ich drehte mich um und sah einen einsamen argentinischen Fan, der nun auch mit seiner Freundin ansetzte, die Straße zu überqueren. Er grinste die schwarz-rot-goldenen Partyleute an und erhob die Hand mit nach oben gerecktem Daumen. Ein leicht trauriger und doch ehrlicher Gruß. Drüben wurde den beiden – bevor sie weitergehen durften – erst einmal ein Bier aus dem natürlich rumstehenden Kasten in die Hand gedrückt. So lange die Fußball-Parties SO aussehen, bin sogar ich für den Spaß zu haben. 🙂
Ich konnte nicht (ein)schlafen, nach dem WM-Sieg, deshalb hier schon die Frühkontrolle.. Gute Nacht allerseits.
@elder taxidriver:
Das Einschlafen zu früher Stunde wurde einem heute aber auch schwer gemacht durch all die Pyrotechnik …
Bei aller Freude für die Aktiven, sind die *Kraftausdruck* *Kraftausdruck* *Kraftausdruck* Fans, die mich heute nacht bis vier Uhr mit ihrem hirnlosen Rumgegurkte und Gehupe wachgehalten haben leider nur das Allerletzte und haben mir bei allen Spielen der Endrunde die durchaus vorhandene Freude an der Sportart Fussball für längere Zeit versaut…
Hmnaja, solang diese Anlässe alle zwei Jahre vorkommen, geht das. Ich nerke aber auch gerade, dass mein Umzug von „neben der ICE-Strecke“ an eine Hauptstraße in der Hinsicht eine Verschlechterung mit sich bringt. Der Zug hupte irgendwie nicht so ausdauernd. ..
Senfgnu: warum dürfen Fußballfans das und sonst keiner? Fahr mal einem x-beliebigen Tag morgens um drei hupend und schreiend durch die Stadt. Dann stopp die Zeit, bis die Rennleitung dich fragt, was bei dir denn nicht richtig tickt… Ich finde das asozial und intolerant, wenn im Namen des Fußballs andere belästigt werden. Ich hab auch geguckt, ich hab auch gefiebert und mich auch gefreut. Aber niemand musste dafür auf mich Rücksicht nehmen, weil ich halt bis in die Puppen Fußi gucken wollte. Und erst recht nicht bin ich danach hupend nach Hause gefahren, auch nicht als die Besoffenen mir Dellen in die Motorhaube gehauen haben mit ihren verfickten Bierflaschen. Die haben mich definitiv nicht erkannt, ich sie schon und das wird ihnen auch gewahr werden, wenn sie Post kriegen. Das geht einfach mal gar nicht. Auch bis um kurz nach drei den ganzen Ort zusammenschreien(Urlaubsort mit Kurgästen wohlgemerkt, ich bin zur Zeit mal nicht in HH, wo ich rund ums Heiligengeistfeld auch eher wenig Mitleid habe, weil da häufig lange laute Veranstaltungen sind und man das vorher weiß, wenn man da hin zieht) und lufthornhupen ist einfach nur asozial.
Eine Freundin hat ihrem Kerl, der das im Suff auch noch lustig fand, nach vier Stunden Schlaf so ne Tröte ins Schlafzimmer gepustet. Der ist jetzt nicht nur n bisschen angefressen. Hoffentlich lernt er was draus
hrurur: Gaaanz ruhig 😉
Ich sehe das deswegen so entspannt, weil mein Auto nicht als Trampolin missbraucht wurde und ich auch zwei Tage ohne Schlaf halbwegs verkraften kann.
Und ja, natürlich ist es nicht zu empfehlen, außerhalb der WM wild hupend und fahnenschwenkend um drei Uhr früh durch die Gegend zu fahren. Aber was willst dagegen machen – Menschen sind halt Menschen. Muss man nicht gut finden, is halt so. Ich kanns verkraften.
@hrururur:
Das sind soziale/kulturelle Vereinbarungen, die man gut oder schlecht finden kann, die aber erstmal da sind.
Ich erinnere in solchem Zusammenhang immer an ein Urteil eines Kölner Gerichts – da hatte jemand auf Nachtruhe während Karneval geklagt, und die Richter hatten der Klage nicht stattgegeben mit der Begründung, dass stark anzuzweifeln sei, dass es zu Karneval in Köln überhaupt jemals Nachtruhe gegeben habe. Und das ist erstmal wirklich starker Tobak, aber eben auch realistisch.
Auf anderen Gebieten als der zweijährlichen Huperei für ein paar Stunden lohnt die Aufregung über schlechte Manieren eher, finde ich – ich zum Beispiel finde Raucher sch…., die ihre Kippen rund ums Jahr auf die Straße werfen.
@ Hrururur:
Klar dürfen das auch andere, wenn die Anlässe entsprechend ist, oder was machen viele an Silvester?
Meine Güte, das ist jetzt seit 24 Jahren das erste Mal!
Und auch der generelle Fußballjubel mit Autocorsos, das ist alle 2 Jahre für wenige Wochen höchstens! Zudem sind die Tage und Zeiten, wo das passieren kann, auch nicht total überraschend, sondern lange vorher bekannt.
Ich kann zB auch nix mit Schützenausmarschen früh morgens anfangen, mit dem Schlagerkonzert vor der Tür, was Sash mal beschrieb, hätte ich auch meine Probleme gehabt, obwohl das bei mir nicht in die Schlafenszeit gefallen wär …
Sachbeschädigung ist daneben, auch in besoffenem Zustand, da stimme ich dir zu – genauso was manche beschrieben haben mit Böllern in die Menge oder in offene Fenster. Aber lautstarkes Feiern verbieten wenn ein Ereignis passiert, was man maximal alle 4 Jahre haben kann und dann auch meist nicht eintritt?
Und auch der generelle Fußballjubel mit Autocorsos, das ist alle 2 Jahre für wenige Wochen höchstens!
Ein paar Wochen alle zwei Jahre nur für die EM/WM… Bei wichtigen Pokalspielen ist das jetzt hier auch schon fast die Regel und bei Bundesligaspielen habe ich es auch schon (wenn auch in deutlich geringerem Maße) hören dürfen. Nur finden die wenigstens meist zu „lärmkompatibleren“ Zeiten statt…
Ich finde, gesunder Nachschlaf ist auch irgendwie eine kulturelle Übereinkuft, die auch nicht unwichtiger ist, als Sportveranstaltungen…
Ok, das kenn ich hier nicht so, aber Pokalspiele gibts hier auch normal nicht, und Hannover spielt auch meist nicht so, daß man es mit Autocorsos feiern müßt 🙂
Aber sind die auch dann die Nacht hindurch? Die meisten Fußballspiele in Europa liegen doch eher zu zum typischen Tag-Nacht-Rythmus passenden Zeiten.
Ich kann auch nichts mit grölenden Fußballfans anfangen. Aber ich kann auch nichts mit besoffenen Oktoberfestbesuchern anfangen und auch nichts mit einem Frohnleichnamsumzug mit Blaskapelle morgens um 8 am Feiertag (ich weiss, dass ich den ohne den Frohnleichnamsumzug vielleicht auch nicht hätte). Ich denke, mit solchen Dingen muss man sich abfinden.
Anders sieht das bei Sachbeschädigung und Gewalt aus.
Und: obwohl durch die Zeitverschiebung die Spiele mehr in der Nacht waren als vor 4 Jahren in Südafrika, hatte ich weniger Nachtschlafstörungen, weil es dieses mal nicht so laut war wie die Vuzuelas.
Feiern und wie man das macht, das müsste Unterrichtsfach in der Schule werden: Fünf Lieder , Songs vom Anfang bis zum Ende gesungen, ohne das gibt’s keinen Hauptschulabschluss. Dann drei Trampeltänze und, gaanz wichtig:
Es müsste ein Gerät erfunden werden, das man leicht an die Hupen anklemmen kann, damit die einen anderen , einen Feier-Ton abstrahlen.
Einstweilen ist man in Berlin – ich jedenfalls- froh, dass in endspielfreien Zeiten nur bei Hochzeiten Autokorsos hupend durch die City fahren und nicht auch noch bei Trennungen und Scheidungen.
Wenn man sich das hier so alles durchliest…
Die Grundlage eines vernünftigen gesellschaftlichen Zusammenlebens begründet sich zu einen großen Teil aus aus Toleranz. Wenn ich hier aufzählen müsste, was für Verhaltensauffälligkeiten meiner Mitmenschen mich alle so nerven, würde ich morgen noch schreiben. Aber so lange sich diese Dinge nicht in einem antidemokratischen oder gewalttätigen Rahmen abspielen, kann ich darüber stehen. Damit sichere ich mir ja erst die Freiheit, die selber gerne hätte. Nämlich, indem ich sie anderen auch zugestehe.
Also Leute, entspannt Euch mal und in zwei Jahren packt Ihr Euch dann einfach Oropax in die Ohren oder fahrt aufs Land.
„Damit sichere ich mir ja erst die Freiheit, die selber gerne hätte. Nämlich, indem ich sie anderen auch zugestehe. “
Das sehen nur einige nicht so, wenn ich mir anschaue, daß auf FB sogar Toleranz für die Intoleranz gegenüber den Feiernden gefordert wurde 😀
Naja, ich finde das hat mit Toleranz nicht viel zu tun.
Es gibt nun mal eindeutig ’ne handvoll Gesetze, die das, was da gestern Abend abgegangen ist, eindeutig verbieten.
Und nur weil die Polizei das warscheinlich zum Großteil selber toll findet, wird nicht eingeschritten, und das Gesetz nicht beachtet. Das ist doch die Definition von Willkür – Wieso werden solche Gesetze nicht auch ignoriert, wenn „Deutschland“ Tennis-Weltmeister wird? (Anführungszeichen deshalb, weil 99,999% von Deutschland nun mal einen Scheißdreck mit diesem Sieg zu tun hatten, und auch keinen Grund sich zu feiern) – Warum nur bei der Männer-Fußball-WM? Warum bei der Frauen-Fußball-WM nicht? Warum nicht an meinem Geburtstag?
@ S2B2: Wie miesepetrig und übelwollend Du bist.
@elder taxidriver: Naja, Ich beurteile zumindest keine Menschen, ohne sie zu kennen.
Toleranz fürs feiern: ja
Toleranz für die, die da keinen Bock drauf haben: nein
Sieht so die „kulturelle Übereinkunft“ aus?
Finde ich intolerant, sorry.
Selbst das Finale hat laut Hochrechnungen deutlich weniger als die Hälfte der Deutschen geguckt. Und selbst die, die geguckt haben, sind ja nicht alle laut geworden. Es geht also darum, dass die Mehrheit damit leben muss, dass eine Minderheit die Welt auseinander nimmt, egal zu welcher Uhrzeit? Im Karneval mag das anders sein, da ist meines Wissens dort, wo das gefeiert wird, das Partyvolk deutlich in der Überzahl. Aber selbst in einem Urlaubsort, in den viele vor dem ganzen Scheiss flüchten, und wo es deswegen auch kein Public Viewing gibt und so, bist zum Morgengrauen den ganzen Ort wach halten, dass ist asozial, fertig aus!
Mit diesem Schwarz-rot-geil kann ich ja auch nichts anfangen, da gehts mir vermutlich wie Dir, Sash.
Das hat sich aber ab 2006 etwas geändert, weil ich doch eben den Unterschied zwischen Nationalismus und einfach der Freude am Erfolg der „eigenen“ Mannschaft gespürt habe.
Meine Erlebnisse gestern haben das noch bestärkt: Gruppen von Türken, Arabern, Asiaten mit dem schwarz-rot-gelben Lappen – das ist kein stumpfer Rassistennationalimus, sondern echte Freude. Und das ist doch cool.
Taxi fahren wahr hoch im Kurs, da wir ja leider relativ kurz nach Spielende so langsam in die Betriebspause übergingen und somit die neuralgischen Punkte U Potsdamer und U Eberswalder komplett aus allen Nähten platzten. Ich habe in der Nacht knapp 2 Stunden Überleistung nach meinem eigentlichen Dienst noch gemacht um Sonderzüge zwischen Deutsche Oper und Alexanderplatz hin und her zu kutschieren, aber da ich dank grottigem Sozialverhalten vieler Reisewilliger für die Fahrt ca. 45min gebraucht habe sind viele Richtung Straße und Taxi geflüchtet 🙂
Meine Sicht der Dinge… Nur wer im eigenen Leben keine Erfolge zu verbuchen hat kann (bzw. Muss) sich derartig exzessiv über Siege anderer freuen.
Ja, der König Fußball. Ich versteh den Frust hier wegen des Feierns ja bei aller Toleranz durchaus. Mich nervt ja noch nicht einmal der Krawall nach dem gewonnen WM-Finale. Was micht nervt ist die Ansammlung davnn während der letzten Wochen. Nach _jedem_ WM Spiel (selbst nach der Krücke um Platz 3) nehmen irgendwelche Mitmenschen das Gekicke zum Anlass um hupend durch die Stadt zu eiern. Dass nach sämtlichen Spielen mit deutscher Beteiligung die Straßen dicht sind ist ja ohnehin klar…
Warum nicht einen toleranten Kompromiss: wenn die deutsche Nationalmannschaft einen Titel gewinnt (das ist ja dann maximal alle zwei Jahre genau einmal) dann sollen sie feiern – von mir aus die ganze Nacht durch. Bei allen anderen Spielen is dann Ruhe…
Das wär doch mal ein Ansatz zum „Leben und Leben lassen“…
[…] aber bei der geringen Quote an Ärgernissen, die mir unterkommen, könnte das schon stimmen. Im Artikel zur Finalnacht hatte ich schon angekündigt, dass ich eine Fehlfahrt hatte. Und sie zwischen den Zeilen sogar […]
Fussballwm/EM ist nunmal eine ausnamesituation.
Aber wie weiter oben schon geschrieben, Autocorsos zu einem finalsieg sind maximal alle Zwei Jahre, in wirklichkeit aber eher alle 15 bis 25 jahre.
Zum Thema Schland:
Schland ist nicht Ddutschland oder die Bundesrepublik Deutschland.
Schland ist die Auswahl des DFB der an einer WM /EM teilnimmt. Das ist kein Nationalismus das toll zu finden, das ist Fantum, vergleichbar mit Fantum zu bestimmten Lokalen Fussballvereinen.
Interessannt ust auch das vor 2006 die dummbatztruppe aus der rechten Ecke den aufkommenden Nationalismus begrüsste.
Um während 2006 festzustellen oh mist da feiern die falschen in Schlandfarben.
Mittlerweile ist aus der Dummbatz ecke nur noch zu lesen Fussball auf WM /EM ebene ist dumm, und ausserdem ist s hwarz rot gold höchstens die Farbe der Flagge Belgiens.
Zum Thema Umgang mit Fans anderer Mannschafften:
Ich kenne leute in berlin die sind absolute HERTHA fans, und in den letzten Zweitligazeiten musste man ja sogar in einem Kuhdorf Namens Aue spielen. hertha gewann, und trotzdem gings hinterher friedlich zu. Mit biertrinken hinterher zusammen, usw.
@jan
„ausserdem ist s hwarz rot gold höchstens die Farbe der Flagge Belgiens.“
Oh, Belgien hat eine neue Fahne?
@jan:
Schön, das zu hören. 🙂