Verwechslungsgefahr, braune

Ich hab heute auf dem Gehweg einen Typen gesehen, bei dem ich – insbesondere in Kombination mit seinem Outfit – einfach nicht sicher sagen konnte, ob er mich ranwinken will oder mir den Hitlergruß zeigt.

War eine belebte Straße. Wenn er ein Taxi haben wollte, hat er bestimmt noch eines gefunden …

Neuer Kindersitz

Wir haben mal wieder einen neuen Kindersitz im Auto. War recht dringend nötig, die billigen Teile zerbrechen einfach alle irgendwann. Mal klatscht ein Fahrgast seinen Koffer drauf, mal zerstört man die Teile selbst versehentlich beim Umklappen der hinteren Sitze – irgendwie haben wir Pech mit den Teilen.

Die bisherigen waren immer einfarbig, so dass mich der erste Blick auf den neuen gleich irritiert hat. Der ist nämlich gemustert. Etwas komisches Motiv, wenn man mich fragt. Aber gut, ich kenne die Figuren nicht, daran wird es wohl liegen.

Der Bezug des neuen Kindersitzes

Zombielein und Teufelchen? Quelle: Sash

PS: Drüben im Taxihaus-Berlin sinniere ich noch ein wenig über lange Fahrten.

Knapp geplant …

„Was kost’n das dann?“

„Pi mal Daumen 10 €, vielleicht ein bisschen weniger.“

„OK, passt.“

Vor seiner Haustüre angekommen stoppte ich die Uhr bei 9,80 €. Er nahm es gelassen zur Kenntnis und kramte in seinem Portemonnaie. Er kramte immer hektischer und irgendwann drehte er es ganz um. Dann zählte er neben dem  einen Fünfer einen Haufen Kleingeld ab und gab mir letzten Endes alles, was er hatte:

„Na siehste, hat sogar noch für ein klitzekleines Trinkgeld gereicht!“

Er strahlte mich an und stieg aus. Ich zählte das Geld noch mal durch. Auf den Cent genau 9,90 €. Mutige Planung. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass das Taxameter in 20ct-Schritten zählt …

Blogeintrag gesucht

Um Ideen für Artikel muss ich mir selten Sorgen machen. Irgendwas gibt die Kundschaft immer her. Irgendeine Dummheit beispielsweise macht jeder mal, und so wie es aussieht am liebsten in meinem Taxi. Und zusätzlich verblogge ich ja auch noch schöne und andersweitig besondere Erlebnisse und Ereignisse – wenn ich nicht gerade mal einen Monat Urlaub mache, dann findet sich immer was.

Und im Notfall mache ich mir ja Notizen.

Gelegentlich aber gerate ich da an Grenzen. Ob der Hektik geschuldet oder dem Unwillen – hier und da schreibe ich auch mal ein wenig unleserlich. Und denke mir dann, dass das ja kein Problem ist. Schließlich verblogge ich das meiste relativ zeitnah. Wenn so eine Notiz dann aber mal einen Monat rumliegt …

Naja, seht selbst. Und wenn ihr es entziffern könnt, dann fällt mir vermutlich auch wieder ein, was ich schreiben wollte.

Wirklich unglaublich unleserliches Geschreibsel

Vielleicht ist es auch nur ein Rezept meines klingonischen Arztes … Quelle: Sash

Taxifahrer, Spätis und das Gesetz

Nun soll es also keine Veränderung des Ladenschlussgesetzes geben, den Berliner Spätis soll es nicht erlaubt werden, Sonntags zu öffnen. Wie man an der gestrigen Reaktion in den Medien gemerkt hat, bietet das durchaus Stoff für Diskussionen – und diese werden auch geführt. Ich hab das Thema öfter mal nebenbei angeschnitten, gerade neulich wieder in den Kommentaren, aber ich möchte jetzt auch mal hier mit dem Klöppel vor der großen Glocke stehend dazu etwas sagen.

Ich finde die Einschränkung des Ladenschlusses schon seit jeher bescheuert, wirklich auf die Palme aber bringen mich regelmäßig die Argumente der Gegner. Wer sich nicht gleich als geistgläubiger Religionsanhänger outet, wuselt mit Argumenten zur Ausbeutung der armen Beschäftigten durch die Diskussion. Beidem fehlt ein wichtiger Bezug: Der zur Realität. Zumindest zu einem Teil davon.

Die christliche Tradition der Sonntagsruhe hat es zu Verfassungsrang gebracht, ein Artefakt der Menschheitsgeschichte, das einmal mehr klarmacht, dass man mit Formulierungen vorsichtig sein sollte, da sie sich von Nachgeborenen mitunter idiotisch auslegen lassen. Der Traum eines arbeitsfreien Sonntags ist seit über 100 Jahren ausgeträumt und das mit gutem Grund: Es nützt der Gesellschaft und dem einzelnen. Sicher brauchen wir alle mal eine Auszeit, de facto sichert uns die allerdings schon das Arbeitnehmerschutzgesetz – über dessen Einhaltung man sich mal eher Gedanken machen sollte als über eher dogmatische als sinnvolle Öffnungszeiten.

Man kann von der Schnelllebigkeit der Welt halten was man will, gewisse Vorteile der schrittweisen Aufweichung des arbeitsfreien Sonntags wissen wir alle zu schätzen. Ob es die wirklich lebensrettenden Einsätze von Ärzten, Polizisten oder Feuerwehrleuten sind oder doch nur die Möglichkeit, abends bei Bedarf an der Tanke noch Knabberzeug zu kaufen. Und ich als Taxifahrer in der Nachtschicht sehe mich bei der Frage durchaus auch auf dem Prüfstand:

Ist meine Arbeit unnötig?

Im Grunde ja, zumindest hier in Berlin. Das ÖPNV-Netz ist gut erschlossen und mit ein paar Abstrichen auch nachts absolut brauchbar. Jeder kommt überall hin um jede Uhrzeit. Klar, man muss warten, Zeit einplanen und am Ende ein bisschen laufen – aber für die, die das nicht können, gibt es ja noch Rettungswagen und Behindertentransporte.

Aber ich bin nicht der einzige. Clubs haben am Wochenende auf, Restaurants, Bars – die ganze Gastronomie. Fiele das weg, würde Berlin ebenso belächelt, wie wenn es keine Hotels mit 24-Stunden-Rezeption bieten würde. Darüber hinaus werden tatsächlich auch Busse und Bahnen von Menschen gelenkt. Sogar nachts. Auch am Sonntag.

Mir liegt nicht viel an Schwarz-Weiß-Denken – es ist also ok, darüber nachzudenken, ob es nicht Ausnahmen geben könnte. Aber warum ausgerechnet der Einzelhandel? Während Schichtarbeit in Fabriken erlaubt ist, jede Menge Dienstleistungen rund um die Uhr, ja 24/7, angeboten werden, muss ausgerechnet der Einzelhandel gezähmt werden? Wieso? Beziehungsweise: Wieso sollen Sonntags Bäckereien geöffnet bleiben, nicht aber wenn sie nebenbei Zigaretten verkaufen? Wieso darf ich Sonntag früh nach der Arbeit zwar Blumen kaufen, nicht jedoch Zwiebeln? Und was ist eigentlich mit eingepflanzten Zwiebeln?

Dass ich morgens um 5 Uhr Menschen in den Puff fahre, ist gesellschaftlich akzeptiert – aber dass ich mir um 7 Uhr ein Feierabendbier bei einem Späti hole, widerspricht den christlichen Traditionen? Hier im atheistisch geprägten Ost-Berlin? Hat dieses Land noch alle Latten am Zaun?

Und nein: Ich vergesse und übersehe die armen Beschäftigten in den Supermärkten und Spätis nicht. Die müssen laut Gesetz zum einen einen finanziellen Ausgleich bekommen, zum anderen sind für eine ausbeuterische Unterdrückung noch ganz andere Faktoren entscheidend als nur die Arbeitszeit. Dass die Bezahlung auch Mittags um 12 Uhr scheiße ist, wird gekonnt ignoriert und dagegen scheint auch die Kirche nichts zu haben (was kein Wunder ist, schließlich speisen eine Menge kirchlicher und kirchennaher Vereine und Organisationen ihre Mitarbeiter ebenso mit Hungerlöhnen ab).

Das Problem – so es überhaupt eines gibt – liegt wirklich nicht an der Tageszeit. Ich arbeite nachts und ich liebe es. Ich arbeite auch gerne am Sonntag und an Weihnachten und ich bin da sicher nicht alleine. Es gibt allenfalls kleine Mankos. Zum einen bin ich eingeschränkter in meinen Einkaufszeiten, zum anderen läuten diese verschissenen Kirchenglocken immer während meiner Schlafenszeit. Wenn es nach mir geht, sollte man daran was ändern …

Lustiges Detail

Was noch zu sagen bleibt. Die gestrige Schicht hab ich natürlich nur für die eine Tour gemacht. Da ich aber zufällig beim Abholen des Autos noch ein paar Winker zu einer Kurzstrecke hatte, ist der Gegensatz der beiden Fahrten natürlich lustig in der Statistik anzusehen. Gekrönt allerdings wird das Ganze dadurch, dass die Tour nach Sachsen natürlich pauschal abgerechnet wurde und sie somit auf dem Taxameter nicht auftaucht.

Sollte einer meiner Chefs ein wenig unbedarft diesen Tag ansehen, kriege ich wahrscheinlich recht bald einen Anruf – über 400 Kilometer für 4 € Umsatz lesen sich wahrscheinlich schon etwas verdächtig … 😀

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Neuer Rekord!

Ich muss noch einmal kurz auf gestern zurückkommen, denn es war ja alles andere als ein normaler Tag für mich. In keinerlei Hinsicht. Ich hab mit meinem Schlafrhythmus gekämpft (und mich mit ihm auf eine Art Waffenstillstand geeinigt) und nebenbei ein wenig gebangt, ob das alles so funktionieren würde – diese eine Tour, meine längste bislang im Taxi. Noch dazu die einzige, die man mit Fug und Recht eine Tag-Tour nennen könnte.

Ich werde entgegen meiner Gewohnheiten nicht viel über meine Fahrgäste sagen, denn obwohl wir die ganze ausgiebige Tour miteinander geredet haben, habe ich genau das nicht angesprochen: Was darf, kann oder soll ich schreiben?

Nur so viel: Ich habe selten Fahrten, bei denen ich so sehr vergessen konnte, dass das Arbeit ist. Bisweilen war es einfach nur ein netter Ausflug, eines der vielen Erlebnisse, die mich an meinem Job so viel Spaß haben lassen. Auch der kleinste mitreisende Fahrgast hat dazu in erheblichem Maße beigetragen und es fällt mir fast schon schwer, jetzt wieder aufs Geschäftliche zurückzukommen.

Aber gut: Mit Fernfahrten bin ich ja nicht gerade verwöhnt gewesen in den letzten Jahren, deswegen ist dieses nun die mit Abstand längste Fahrt gewesen. Bis kurz hinter Dresden, insgesamt knapp über 200 km. Bei einer Gesamtarbeitszeit (mit Auto holen usw. usf.) von knapp 7 Stunden können sich die 320 € für diese Tour doch sehen lassen.

Und so fern mir das Angeben auch liegt, so sehr hab ich es auch genossen, wie sehr einem ortsansässigen Kollegen in der sächsischen Schweiz der Blick entgleist ist, als er realisiert hatte, woher ich komme … 😉

Als Taxifahrer würde ich mich freuen, die Rücktour auch fahren zu können – aber ich habe auch Gründe, mir zu wünschen, ich bekäme sie nicht. Aber das müssen jetzt nicht alle Leser verstehen, Hauptsache die Fahrgäste wissen, wie das gemeint ist.

PS: So extrem lange Touren kann ich schon auch mal tagsüber machen. Da lohnt sich der Aufwand natürlich. Allerdings bedeitet das nicht nur den oben erwähnten Kampf mit meinem Schlafrhythmus. Nein, auch meine Chefs mussten erst mal ein freies Auto finden, ich musste dafür im Vorfeld bereits durch die Gegend fahren … sowas klappt natürlich nicht immer. Aber wenn ihr lange Touren habt, dann kenne ich natürlich ggf. auch ein paar nette tagsüber fahrende Kollegen, die sich darüber freuen würden 😉