Einfach so mit Betteln kommt man ja nicht unbedingt zur Ehre, hier einen eigenen Blogartikel gewidmet zu bekommen. Mein Fahrgast, der nebst Begleitung vom Ostbahnhof nach Prenzlauer Berg wollte, hat es sich dennoch verdient.
Zunächst habe ich mich über die Kombination der beiden amüsiert. Etwa in meinem Alter, beide mit Alkoholika bewaffnet, er allerdings stark im Vorsprung, was deren Konsum angeht. Und das rate ich jetzt nicht einfach so, er bekannte sich dazu, „seit 24 Stunden besoffen“ zu sein. Kein Wunder, dass die beiden sich am Bahnhof eine halbe Stunde suchen mussten. Niedlich daran war, dass sie das nicht abschreckte, sondern amüsierte.
Dass die Fahrt einen Eintrag wert sein würde, war mir klar, als er meinte:
„Und die ham mich beim Kater Holzig nicht reingelassen – obwohl ich total besoffen war!“
Das wäre eine nette kleine Randnotiz geworden, mein Mitreisender erwies sich aber als äußerst gesprächig und wissbegierig, so dass ich irgendwann auch sagte, dass ich schreiben würde. Während seine Freundin offenbar von Fremdscham geschüttelt wurde, bemerkte er zielsicher, dass diese Fahrt ja wohl alles andere als besonders sei:
„Wir sind hier noch voll auf der Base-line, keine Sorge!“
Er hangelte sich von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen, erzählte seiner Begleiterin z.B. munter, dass er mit einer anderen gerade was am Laufen hätte. Höhepunkt dieser thematischen Ausschweifung war zweifelsohne:
„Ja und – was ist das jetzt mit euch beiden?“
„Weiß ich auch nicht. Sie ist heute morgen nach Bayern geflogen …“
Er erkundigte sich nach so lebenswichtigen Dingen, wie z.B. ob ich desöfteren kopulierende Pärchen im Auto hatte und unterstellte mir irgendwann, ich hätte es eigentlich eher mit Technik und Programmieren, weil ich die ungewöhnliche Vokabel „Zielangabe“ benutzt habe. Ähm ja. Die gewünschte Straße erreichten wir, während er wie wild durchs Auto gröhlte, dass ich der größte Nerd aller Zeiten wäre und er jetzt doch hoffentlich Erwähnung finden würde. Ich bestätigte das, im Kopf die Zitate sortierend, was er mir allerdings nur wenig glaubte.
Seiner Mitfahrerin öffnete ich die Tür und meinte:
„Sorry, hier ist die Kindersicherung drin – heute hätte ich es auch lieber andersrum gemacht …“
und da stand er auch schon neben mir und meinte, er „bessahle jetzn Taxi!“. Er rundete die aalglatten 12 Euro auf 14 auf, hatte dann aber sichtbar Sorge, es so doch nicht in den Blog zu schaffen – also bekam ich doch 15. 🙂
Dann wollte er gehen. Ich bin einfach mal stehengeblieben, weil mir klar war, dass noch ein kleines Detail zu der ganzen Sache fehlte. Und siehe da: Er kam wieder.
„Sachma, wenn Du dann da was schreibst und so: Wie krieg ich das dann mit? Willste mir eine Mail schreiben oder …“
„Nee Du, da musste schon selbst mal auf’m Blog nachsehen.“
„Ja, ähm, und … wie is denn die Adresse?“
Ich hab mich dann an sie gewandt und gemeint:
„Merken Sie es sich besser: gestern-nacht-im-taxi.de – oder einfach „gestern nacht taxi“ googeln. Findet man problemlos!“
Das Thema war damit geklärt. Er indes wollte nochmal ganz auf Nummer sicher gehen:
„Aber dass wir zwei hier hinten Geschlechtsverkehr hatten, haste mitgekriegt, ja?“
Herzlich willkommen bei GNIT!
Na vielleicht bestätigt auch einer der beiden die Story durch einen Kommentar. 🙂
BTW, kommt GV im Taxi tatsächlich manchmal vor?
Mir persönlich ist es ja im Auto viel zu eng, aber vielleicht geht das bei eher Kleinwüchsigen.
Und ich habe auch noch nie erlebt, dass ein Mann sich das getraut hätte.
Hinten GV, aber er saß VR, oder wie? *nach Lachanfall wieder unterm Tisch hervorkriecht*
Na herrlich 😉
Ob dem Pärchen dieser Eintrag dann so angenehm ist?
@breakpoint:
Ich fände es gut, wenn sie sich melden. Passiert nämlich so gut wie nie 🙁
Und was GV angeht: Ja, gibt es. Hab es persönlich noch nicht mitbekommen, ein Kollege (dem ich die Story auch glaube – was man ja auch nicht immer sollte 😉 ) hat es aber schon erlebt. Und bei dem, was man so an Anfragen kriegt, wundert das auch nicht sonderlich …
@MsTaxi:
Nee nee, er saß schon auch hinten. Aber so weit, wie sie auseinandersaßen, hätte die körperliche Ausstattung dazu doch recht imposant ausfallen müssen …
@Busfahrer Michael:
Wohl wahr … 😀
@Mother of Six:
Vielen wären die Einträge nicht sehr genehm – deswegen sind sie ja zumindest so geschrieben, dass niemand von irgendwem anders identifiziert werden kann. Anhand von „Prenzl’berg“ und „besoffen“ die beiden zu suchen, wird doch recht schwer … 😉
Und nur weil man sich selbst erkennt, geht die Welt ja nicht unter. Obwohl ich schon mal gespannt bin auf die ersten Beschwerden deswegen.
GV im Taxi…naja einfallsreich sind die jugendlichen von heute wohl auch nicht mehr….aber vielleicht kommt das ja mal wieder
Soso,
die hatten also GV und du verschweigst das einfach bis auf so ein Zitat und ne kleine Anmerkung im Kommentar. Also wirklich, Sash! Wie kannst du nur so lebenswichte Details unter den Teppich – äh, die Fußmatte kehren? 😉
@der Schwob:
Ach komm, ich hatte ja auch schon welche im Auto, die es im Riesenrad getrieben haben … 😉
@ednong:
Ja, so bin ich. Immer im Willen, die Kundschaft nicht zu blamieren … 😀
Hier eine Definition von Trunkenheit von Ernest Hemingway, die sich im Alltag wegen ihrer Einfachheit bewährt hat :
‚Betrunken bin ich erst dann, wenn ich lange am Boden liege und Halt suche, um nicht zu fallen‘.