Folgenden offenen Brief hat ein Berliner Kollege verfasst (hier das Original auf seiner Seite) und mich gebeten, ihn zu veröffentlichen. Ein paar Worte von mir dazu gibt es am Ende noch.
Berlin 22.6.2012
Die Nacht vom 21.6. auf den 22.6.2012.
Die Zentrale meldet, daß ein Fahrer mit Notruf auf der Alexanderstraße unterwegs ist und fragt, ob ein Kollege mal schauen könne, was da los sei. Keinerlei Reaktion. Erst nach dem vierten Ausruf erklärt sich jemand bereit, mal zu schauen. Der Notrufkollege ist offenbar unterwegs in Richtung Norden. Immer wieder wird der neue Standort durchgegeben, doch erstaunlicherweise schafft es niemand, den Kollegen zu sehen, zu kontaktieren. Erst etwa 10 Minuten später scheint sich die Situation zu klären, wie sie sich meist klärt, nämlich Kollege ist versehentlich an den Notrufschalter gekommen und hat es nicht gemerkt. Ich vermute das übrigens nur, daß es so war, denn die Zentrale hat lediglich gesagt, daß das jetzt „erledigt“ sei und sich darüberhinaus auch nicht bei den beteiligten Kollegen bedankt oder ähnliches. Es ist nur eine von vielen Situationen, die ich so oder so ähnlich schon beobachten konnte. Als Fahrer in (vermeintlicher) Gefahr bist du alleine.
Warum erzähle ich das hier?! Ganz einfach, weil die vermeintliche Not des Kollegen fast niemanden interessiert hat und weil es auch klar ist, daß es so ablaufen muß, weil der Würfelfunk alles daran gesetzt hat, den Sprachfunk abzuschaffen. So ist es nicht verwunderlich, daß da eigentlich niemand mehr wirklich hinhört, wenn dort normalerweise eh nur noch die Vermittlung von Randbezirksaufträgen, Großraumwagen und Spezialjobs vermittelt wird. In unserem Betrieb führt das so nach und nach sogar dazu, daß gar keine Funkgeräte mehr eingebaut werden, sich also nur noch auf den PDA beschränkt wird. Entsprechend hören die Fahrer dieser Fahrzeuge auch gar nichts mündliches mehr von der Zentrale. Die Entwicklung wird sich so fortsetzen. Damit ist das eingetreten, wovor ich den Würfelfunk vor etwa 2 Jahren gewarnt habe. Die faktische Abschaffung mündlicher und direkter Kommunikation. Das führt zur Entsolidarisierung und forciert eine zutiefst antisoziale Struktur. Und in Situationen, wie der gerade beschriebenen, bekommt der Kollege in Not eben einfach mal nicht die Hilfe, die eigentlich möglich gewesen wäre. Wir befanden uns schließlich in Mitte und es waren mit Sicherheit viele Kollegen in unmittelbarer Nähe. Es wird zwangsläufig dazu führen, daß bald Fälle auftauchen (oder schon aufgetaucht sind), die schlimm für z.B. angegriffene Fahrer enden, weil es keine Struktur mehr gibt, in der die vielen Taxen mündlich per Funk vernetzt sind. Das ist nämlich dem Scheuklappenblick nach Effizienz zum Opfer gefallen, der branchenübergreifend so modern geworden ist. Bei genauerer Betrachtung übrigens absolut lächerlich, daß für jede Auftragsnachfrage, bei jeder kleinen Servicenachfrage oder auch für Hinweise an Kollegen der „Sprachwunsch“ gedrückt werden soll. Heute ist der Kollege in Not nicht an sein Telefon gegangen, als die Zentrale wissen wollte, was los ist. Sowas aber auch.
Ich fahre mittlerweile viel lieber WBT-Funk aus 2 Gründen. Ich kann einerseits jederzeit mündlich die Fragen stellen, bei denen oft auch Kollegen helfen können und wir alle lernen dazu, ich kann Hinweise geben, von denen alle profitieren. Es ist eine Struktur der gegenseitigen Hilfe, die transparent und sozial ist. Zweitens ist es deshalb auch die bessere Variante, wenn es um meine/unsere Sicherheit geht. Es gab Notruffahrten, bei denen 10 – 15 Kollegen an dem bedrohten Fahrer dran waren, weil alle eine Sensibilität für solche Vorfälle (gelernt) haben und vor allem, weil sie es überhaupt mitbekommen konnten und entsprechend aufmerksam verfolgten. Der Würfelfunk bastelt offenbar weiter an einem System, bei dem wir als kleine Punkte auf dem Bildschirm erscheinen und auch genauso behandelt werden. Wie oft habe ich mir den gereizten und hin und wieder aggressiven Spruch „Kollege, bitte drücken sie den Sprachwunsch, sie stören hier die Vermittlung!“ anhören müssen, obwohl ich kein Mobiltelefon besaß. Ich war (und bin) von dieser Kommunikation des Nachfragens ausgeschlossen. Eine Vorsprache beim Würfelfunk war ergebnislos. Man bot mir eine Einzelfalllösung an, das wollte ich nicht. Mittlerweile verweigere ich mich diesem Schwachsinn trotz Handy.
Ich fordere ein Konzept, in dem alle Kollegen, die Hilfe brauchen und sie signalisieren, diese auch bekommen können und zwar grundsätzlich mindestens von allen dem Würfelfunk angeschlossenen Fahrzeugen. Wir sollten unsere Möglichkeiten der mündlichen Vernetzung ausschöpfen und nicht permanent beschneiden und einschränken. Das bedeutet die Zurücknahme des „Sprachwunsch-Unsinns“ und geregelte Funkkommuninaltion in beiden Richtungen.
Mit der Bitte um eine Stellungnahme. Ich bin sauer!
Wie die meisten Leser wissen, bin ich selbst quasi Nicht-Funker. Man könnte sogar sagen, dass ich leider die von Yok angesprochene Vernetzung via Funk unter den Kollegen so nie kennengelernt, bzw. immer nur als Nebenaspekt eines Nebenaspektes kennengelernt habe. Der Grund, weswegen ich diesen Aufruf dennoch unterstütze, ist folgender:
Eine Kommunikation und damit einhergehend vielleicht/hoffentlich auch wieder eine engere Solidarisierung unter den Berliner Taxifahrern würde tatsächlich Not tun. Dass ich persönlich das Dauergequatsche nervig finde und mich nicht groß für die Auftragsvermittlung via Funk interessiere, spielt dabei erstmal keine Rolle. Mir persönlich wäre ein paralleles System zum Funk (eine Notfunktion in einer App z.B. oder zumindest ein eigener Kanal im Funk) lieber als das Wiederaufleben des Sprachfunkes an sich, aber das sind im Endeffekt Kleinigkeiten. Dass ich Notrufe von Kollegen nicht mitbekomme, ist der vielleicht einzige Grund für mich, gelegentlich übers Einschalten der Quatschkiste nachzudenken. Was das Thema auf jeden Fall verdient, ist Öffentlichkeit, ist Diskussion. Deswegen habe ich den Brief hier eingestellt.
Ja, ganz einfach: Die in der Nähe befindlichen Taxen orten und per PDA – Dauer-Piepton zum Notfall -Ort beordern, bei
Nichtbefolgung wegen unterlassener Hilfeleistung Auftragssperre oder mehr.
Moin!
Fahre selber in einem Unternehmen mit reinem Sprachfunk, und bin froh darüber. Denn nicht nur die Hilfe in einem echten Notfall ist so wesentlich leichter, wenn nicht gar nur so möglich. Die Kollegen in der Nacht hatten schon diverse Vorfälle, wo Kunden agressiv wurden, etc, und schnell zwei, drei Wagen zur Hilfe geeilt sind. In all diesen Fällen hat diese schnelle Hilfe schlimmeres verhindert.
Aber auch im normalen Betrieb ist der Sprachfunk eine große Hilfe. Beispielsweise, der neue Fahrer bekommt eine Adrese genannt, die schwer zu finden ist. Da gibt es bei uns eigentlich immer gleich einen Kollegen, der freundlich über Funk hilft, wie man den Kunden „findet“. Noch bevor der Kollege suchend durch die Strassen fährt.
Oder wenn es Kunden mit besonderen Wünschen, etc sind. Zum Beispiel „Deine Kundin, da mußte eben an den Seiteneingang, und den Gehwagen rausholen, und dann die Dame an der Tür abholen, oder dergleichen“…
Auch unnötige Kilometer lassen sich verhindern, wenn ein Kollege vielleicht gerade einen Kunden in einen Vorort aufnimmt, und zeitgleich ein anderer Kollege dort zu einer Bestellung geschickt wird.
Und die Kommunikation untereinander fördert die Kollegialität. Habe es kurze Zeit mit einem Datenfunk erlebt, da haben sich dann einige Fahrer schnell aus dem System gemeldet, wenn sie wußten, das unangenehme Bestellungen anliegen. Oder schicken die Touren dann einfach ans System zurück, und der nächste „Dumme“ darf dann fahren. Ist ja alles schön anonym. Versucht ein Kollege am Sprachfunk, sich zu drücken, bekommt er gleich den Unmut der Kollegen zu spüren 🙂
Und, was stört mehr stört, das ist wohl für jeden anders. Den Sprachfunk, den kann ich „ausblenden“, höre dann nur das, was wirklich für mich interessant ist, der Rest wird überhört. Der Datenfunk, der piepte die ganze Zeit nur so vor sich hin und nervte mich damit….
Gruß, Maik
Tut mir leid das so deutlich sagen zu müssen, aber das ist Vergangenheitsromantik.
Die nachlassende „Solidarität“ hat nur ganz entfernt am Rande etwas mit Sprach- vs. Datenfunk zu tun.
Mittlerweile fahren eben (ich beziehe das natürlich nur auf Berlin) hier Leute Taxi, denen so etwas wie „Solidarität“ völlig egal ist. Die versuchen nur noch, möglichst unbehelligt von Regeln, Vorschriften oder „Kollegen“ Geld zu machen. Und dieser Klientel ist es dann auch wurscht ob irgendwo so etwas wie „Solidarität“ gefragt ist. Ihre Energie in dieser Hinsicht vergeuden sie höchstens in unsinnigen Demos gegen alles was ihnen an Regeln und Vorschriften nicht passt – siehe Flughafen.
Ich habe selbst noch die Zeiten mitgemacht, wo per Sprache und ohne jeden Computer vermittelt wurde. Nachmeldungen nur möglich wenn man mindestens 500m näher am Kunden war – was dann mit dem Lineal auf der Karte (ggfs. an der Wandkarte bei Randbezirken) nachgemessen wurde. Da war ich eben grundsätzlich „am Sasarsteig“ in Fahrt, weil den kein Mensch kennt und sich niemand getraut hat nachzumelden. So kann man heute einfach nicht mehr vermitteln, so würde nur ein Bruchteil der Aufträge bearbeitet werden können.
Nein, der Datenfunk ist viel effektiver und ökonomischer für mich. Und ruhiger, weil das Dauergequatsche auf dem Funk wegfällt. Und mal ehrlich – bei der Art von Nachfragen die da liefen habe ich mich auch nur noch aufgeregt. Tut mir leid, aber ein Funkkanal , damit „Kollegen“ nachfragen können wo die Gedächtniskirche ist (selbst gehört, ehrlich!) ist auch überflüssig.
Ach ja: Irgendwelche Sanktionen wg. „unterlassener Hilfeleistung“ oder so, sind natürlich völlig hanebüchen. Hilfe war auch früher freiwillig und es war nun bei weitem auch nicht so, dass alle „Sprachfunker“ früher vor lauter Hilfsbereitschaft jede Tout haben sausen lassen. Wie gesagt, das ist verklärende Vergangenheitsromantik. Wer mag, kann gerne noch ein „leider“ anfügen.
Ich finde diesen offenen Brief – bei allem Respekt – einfach nur schlecht.
Der Brief wie auch der verlinkte Text Deines Kollegen sind schön geschrieben, ich hab sie gerne gelesen, ich kann bei vielen Gedanken den Autor völlig verstehen … und trotzdem ist es im Endeffekt ein teilweise unsachlicher Brief, bei dem man am Ende nicht weiß, was der Autor überhaupt will – den Datenfunk abschaffen? Betonen, dass früher alles besser war? Oder einfach nur seinen Frust ablassen?
Dazu ein paar Gedanken von mir:
Also, zunächst einmal: Datenfunk und GPS zur Fahrzeugdisposition hat zahlreiche Vorteile. Es läuft schneller und typische Fehlerquellen wie „Genauen Abholort verhört/vergessen/falsch notiert“ werden ausgeschlossen. Es läuft genauer mit Vorteilen für die Fahrgäste -> statt „das erste Fahrzeug des nächstbesten Halteplatzes“ könnte auch ein zufällig viel näher befindliches freies Taxi die Fahrt vorgeschlagen bekommen (ob das gewünscht ist und dann auch so in der Dispositionssoftware so umgesetzt wird, ist eine zweite Frage). Es läuft objektiver -> kein böser Fahrer kann mehr am Funk zuhören und seinem Kollegen die Fahrt klauen (was in Paderborn ja durchaus ab und an mal passiert), und kein böser Fahrer kann sich für eine Fahrt anbieten, weil er in der Nähe sei, obwohl er in Wirklichkeit noch viel weiter entfernt ist als andere Kollegen. Und nebenbei, das sollte man nicht vergessen, ist auch in den letzten Jahres der Datenschutz mehr und mehr ein Thema geworden, und Namen, Adressdaten und Fahrziele für hunderte/tausende Fahrer und Fahrgäste hörbar per Funk zu übertragen, verbietet sich eigentlich von selbst. Und vor allen Dingen kann man per Datenfunk auch deutlich mehr Fahrer oder Fahrten disponieren.
Das Argument, Sprachfunk sei sozialer, ist dann doch etwas weit hergeholt. Dass man aus Langeweile zuhört und Kollegen hilft, oder dass mal ein „ah, wenn Du zur Frau Maier fährst, klingel am besten da und da und bestell schöne Grüße von mir“ kommt, dürfte in einer Stadt wie Berlin auch eher selten der Fall sein – im Gegenteil, ich stelle mir reinen Sprechfunk ohne Datenfunk-Unterstützung ziemlich anstrengend vor aufgrund der Anzahl an Fahrzeugen und Fahrten. Und es würde wohl auch niemand ernsthaft behaupten, Navis in Taxen wären schlecht, weil das „per Funk Kollegen nach dem Weg fragen“ früher viel sozialer war, oder?
Bleibt also noch die Frage, an welchen Stellen genau der Datenfunk in Berlin vielleicht noch verbessert werden könnte:
– Es gibt Disponenten, die in Blockwart-Mentalität einfache Fragen nicht mehr per Sprechfunk beantworten wollen, sondern auf den „Sprachwunsch“ verweisen. Das wäre sicherlich ein Thema, über das man diskutieren kann – vielleicht muss da wirklich mal aus Sicht der Fahrer klargemacht werden, dass das wirklich zu übertrieben ist und ein Disponent man nicht nur schwarz oder weiß sehen soll. Aber vielleicht gibt es ja auch Gründe, warum die Disponenten dazu angehalten wurden – weil eine einzelne Tour betreffende Informationen z.B. aus Datenschutzgründen nicht mehr über den öffentlichen Funk gehen dürfen? Weil klar ist, dass der Sprachfunk verschwinden wird (zu teuer im Unterhalt oder was auch immer) und darum die Fahrer dazu genötigt werden sollen, sich daran zu gewöhnen? Weil es zu viele Fahrer gab, die ihre gezielte Nachfrage für so wichtig halten, dass sich jetzt sofort ein Disponent darum kümmern muss (er schreibt ja selbst, dass mit der Sprachwunsch-Taste er in eine Queue eingereiht wird und erst dann zurückgerufen wird, wenn die anderen Sprachwünsche bearbeitet wurden, was ja für eine Rückfrage nach einem Namen an der Klingel völlig indiskutabel scheint, da eine Minute warten zu müssen).
– Das Notruf-Handling klappt nicht optimal. Gut, dann muss man hier diskutieren, was man besser machen kann. Alleine die Aussagen von Yok und Sash (Yok: Weil auf dem Funk nichts wichtiges läuft, hört auch keiner mehr rein. Wenn dann doch mal gefunkt wird und ein Notruf ist, bekommt das keiner mit. Sash: Weil auf dem Funk ständig gesprochen wird, höre ich nicht mehr rein. Ein reiner Notruf-Kanal, wo ansonsten Ruhe ist, wäre vielleicht besser) sind schon widersprüchlich genug, als dass Sprachfunk da keine Lösung sein kann.
Für die erste Frage (wie streng muss die Sprachwunsch-statt-Sprechfunk-Regel eingehalten werden) fehlen mir bei Yok Hintergrundinfos. Wenn die Taxizentrale Yok sogar angeboten hat, ihm ein Handy zur Verfügung zu stellen, dann werden sie ihm mit Sicherheit auch erklärt haben, warum sie scheinbar komplett vom Sprechfunk weg wollen – davon lese ich aber leider nichts.
Und für die zweite Frage mit dem Notruf ist der offene Brief nicht zielfördernd, denn dass er den Notruf auf Basis des Datenfunks verbessert sehen will, von dieser Forderung lese ich leider gar nichts. Nur davon, dass früher alles besser war und schiefgelaufene Notrufe jetzt die Spitze des Eisbergs sind.
Ich stimme hier mit den meisten überein: der Datenfunk wird das Ganze sicherlich effizienter machen. Und Vorteile für Fahrer, die die Adresse dann auf dem Display haben, bringt es sicherlich auch.
Das Problem des Notrufes läßt sich bestimmt so oder ähnlich lösen wie der elder schon gesagt hat: Taxis in der Nähe orten und anpiepen oder was auch immer dann mit der Datenfunk-Anzeige im Auto passiert (blinken, leuchten, was-auch-immer). Da findet sich eine Lösung.
Dass ein Datenfunk anonymer ist als ein Sprachfunk, das ist zwangsläufig so. Und es ist ja auch in anderen Berufen so: manche quatschen gerne während der Arbeitszeit mit Kollegen, andere haben lieber ihre Ruhe, wiederum andere quatschen – möchten die Gespräche aber selber initiieren. Bei Datenfunk fällt das Gequatsche weg – also müssen sie ihre Kollegen eben irgendwo treffen, um sich auszutauschen. Da ist sicher ein Wandel in der Arbeitskultur/-umgebung vorhanden. Den kann man akzeptieren und sind entsprechend ausrichten – oder man wechselt halt das Unternehmen (oder die Zentrale, wie auch immer das in Berlin möglich sein sollte).
So ganz sicher bin ich mir über das Ziel des Verfassers des Briefes auch irgendwie nicht, sorry. Ich bin kein Taxifahrer, möchte aber mal anmerken, dass hier in der EXPO-Weltstadt 😉 seit spätestens 2000 auch alle auf Datenfunk umgestellt wurden. Die Fahrer, mit denen ich dann im Ruftaxi gefahren bin (sind manchmal sonntags eben Taxis anstelle von Bussen) sind damit im Großen und Ganzen zufrieden, wenn ich da mal nachfragte. Klar, muß nix heißen, ist nicht Berlin, sondern eine nur ein Sechstel so übervolle Stadt. Es scheint aber auch Leute zu geben, die damit zufrieden sind.
Wie gesagt, es gibt immer unterschiedliche Typen von Menschen bzw. ein unterschiedliches Kommunikationsverhalten/-bedürfnis. Wenn man das durch unterschiedliche Zentralen abdecken kann, ist doch eigentlich alles ok, oder?
@elder taxidriver:
So nett ich die Idee mit dem Piepton an sich finde: Mit Sanktionen wäre ich vorsichtig. Denn man kann auch mal außerhalb des Autos pinkeln oder was essen sein, vielleicht gerade einen privaten Notruf (Kind kommt, Oma stirbt) haben und im Eifer des Gefechts vergessen, sich abzumelden. Aber rein vom technischen Aspekt würde mir das auch mehr liegen als Sprachfunk.
@Maik:
Das klingt ziemlich nach dem, was Yok so schreibt. Allerdings teile ich auch die Kritik von Joern, dass das in einer so großen Stadt wie Berlin nur teilweise so einfach funktioniert.
@Thorsten:
Ich verstehe deine Einwände, hab ja auch selbst klargestellt, dass ich mich nicht 100% gemein machen will mit allen Aussagen von Yok, sondern die Diskussion anfachen. Was diesbezüglich aber natürlich auch eine Frage ist: Warum sind viele Kollegen heute so unsozial, geht das nicht teilweise vielleicht genau daraus hervor, dass man eher „den Funk“ im Sinne von Technik bescheisst anstelle von realen Kollegen? Finde ich zumindest eben überdenkenswert.
@Joern:
Danke für den sehr ausführlichen Kommentar! Ich hoffe mal, Yok schreibt auch selbst noch was dazu, denn über einige seiner Gedanken zu urteilen, möchte ich mir jetzt auch nicht erlauben.
Das mit dem Sprachwunsch z.B. scheint mir eben auch – soweit ich das von Yok und anderen Kollegen gehört hab, überarbeitungswürdig. Es sieht eben danach aus, dass hier an einer Stelle gespart wird, an der es vielleicht schlecht ist. Ob man da jetzt als Ansatzpunkt sieht, den Sprachfunk wieder auszuweiten oder an der Stelle direkt was zu tun, das finde ich persönlich eine Geschmacksfrage. Viele der von Dir erwähnten Vorzüge des Datenfunks sehe ich durchaus auch, aber meine Erfahrungen sind da eben eng begrenzt.
Und im Übrigen: Ich finde, wenn einen etwas ärgert, darf man auch mal Frust rauslassen mit so einem Brief. Mache ich mit meinem Blog ja nicht anders. 😉
Also meiner Erfahrung und Empfindung nach hat das mit dem Funk bzw. der Art der Vermittlung rein gar nichts zu tun.
Es sind halt gänzlich andere Menschen als früher auf der Taxe.
@Thorsten:
Klar, aber viele eben aus unterschiedlichen Gründen anders sozialisiert. Und da gehört natürlich die Kommunikation während der Arbeit mit dazu, oder?
Ich finde, Herr Yok hält sich für den Mittelpunkt der Welt. Das kann aber nicht sein, denn der bin ich ja schon! Ansonsten ist mir das Konzept des Würfelfunks suspekt. Bei uns in Dresden erfolgt die Vermittlung komplett per Datenfunk. Sprechen ist überhaupt nicht möglich – es sei denn per Sprachwunsch! Dieser geht dann aber nicht auf´s Handy, sondern auf´s Funkgerät. Nur bei schlechter Verbindung schaltet die Zentrale auf Handy um. Das hat sich bewährt und ist gut so. Notrufe landen per Datenfunk mit Adresse auf dem Display. Wer helfen will, fährt auch hin!
Ich habe in meiner langen Karriere beides mitgemacht, Sprech- und Datenfunk. Unser Datenfunk klappt gut, auch, wenn ich immer noch Kritikpunkte habe. Aber ein Notruf läuft bei uns lautstark auf ALLEN Autos im Display auf, mit Ortung. Und jetzt kommt es – wie in jeder anderen Zentrale – natürlich auf die Kollegen an. Und daran hapert es mehr als an der Vermittlung. Auch zu Sprachfunk-Zeiten waren es immer die gleichen ca. 10 Kollegen, die kamen, auch über zwanzig km hinweg. Selbstverständlich kann eine gut geführte Datenfunk-Zentrale mehr als in dem Brief beschrieben leisten, aber um den persönlichen Kontakt muß man sich weiterhin selbst bemühen. Ich vermisse auch ein wenig den Sprachfunk, aber der Datenfunk hat – sofern vernünftig genutzt – deutlich mehr Vorteile.
Ich kann mich nur Thorsten und Joern anschließen, möchte aber speziell zur PDA-Problematik in Berlin sagen: Es ist selbstverständlich möglich, dass auch bei ausgeschaltetem Sprachfunk (den die meisten parallel noch immer im Auto haben) Notfallmeldungen an alle Taxis in einem bestimmten Umkreis auf’s Display geschickt werden. Das habe ich selber auch schon erlebt. Möglicherweise funktioniert das nur, wenn der Notruf auch über’s PDA ausgelöst wird, das weiß ich nicht. Es gibt ja i.d.R. mehrere Möglichkeiten. Anderenfalls ist es mit Sicherheit technisch einzurichten, dass die Zentrale das auslöst. Daher sehe ich das Problem tatsächlich beim Wollen der Zentrale, nicht beim Können. Damit meine ich nicht die Vermittler, sondern die Geschäftsführung.
Eine andere Sache ist das asoziale Verhalten vieler Kollegen, die selbst ohne Fahrgast nicht bereit sind, mal einem Kollegen beizustehen, der einen Kilometer weiter evtl. bedroht wird. Als ich Würfel-Vermittler war, habe ich grundsätzlich keine Aufträge in dem jeweiligen Bezirk vermittelt, bis ausreichend Kollegen vor Ort waren. Eine Kollegin hat bei einem Angriff Bad/Pank die eingeloggten Kollegen am Gesundbrunnen direkt angesprochen und sie aufgefordert, zu Hilfe zu kommen. Sowas gibt es jetzt anscheinend nicht mehr und ich bin jedesmal wütend, wenn die Zentrale wie vor ein paar Tagen in der Nürnberger Straße mehrmals betteln muss, bis endlich jemand dem bedrohten Kollegen hilft.
So dann lass ich auch mal meinen Senf hier.
Auftragsvermittlung über Datenfunk hat schon große Vorteile, in zu Beispiel einer Unternehmenseigenen Zentrale werden dadurch einige Leerkilometer gespart (einige viele eigentlich sogar). Die Kunden werden schneller bedient, da sichergestellt ist das das Taxi, welches am schnellsten am Zielort ist geschickt wird. Auch die geschichte mit dem Datenschutz sehe ich als nicht ganz unbedeutent an.
ABER ich möchte nicht auf einen zusätzlichen Sprachfunk verzichten müssen. Sollte der Kunde mir (der Zentrale) genauere Sachen noch sagen, kann ich die an den entsprechenden Fahrer weitergeben, gibt es Probleme, kann der Fahrer nachfragen, und so weiter. Natürlich spielt hier auch die Sicherheit bezogen auf Erreichbarkeit eine Rolle. Sollte ich sehen das ein Fahrer längere Zeit schon an einer Stelle steht (womöglich noch mit laufender Uhr, oder nicht beendetem Auftrag) kann ich Ihn ansprechen, ob alles ok ist. Nur wie sind den früher die Notrufe in der Zentrale aufgelaufen? die Zentrale kann doch nur sehen, das jemand Arlam gedrückt hat, durch Datenfunk!
Gut ich komme aus einer kleinen Stadt, arbeite in einer Unternehmenseigenen Zentrale, und bin daher vermutlich auch verwöhnt, da gibt es eigentlich niemanden der den Funk nicht an hat.
Naja just my 2 Cents
Sphene
Moin und ahoi denn auch noch mal von mir!
Erstmal dickes „DANKE“ für die Aufmerksamkeit. Es freut mich, daß einige Kollegen sich die Mühe gemacht haben und ihre statements abgegeben haben. Ich bin weder ein Gegner des Datenfunks, noch Sozialromantiker oder ein „früherwarallesbesser-Mensch“. Mir geht es um ein verantwortungsvolles und gutes Miteinander. Ich kann beispielsweise viel anfangen mit dem Vorschlag, allen Kollegen ein Sondersignal und einen Alarmton aufs display zu schicken, wenn irgendwo wer Stress hat. Vielleicht ginge das als Radiussignal im Umkreis von 5 Kilometern. Das wäre doch schon mal klar eine Verbesserung. Bei der Auftragsvergabe geht sowas ja auch in Form eines „wer will das mal probieren – Angebotes“. Weiterhin wäre denkbar, einen Kollegennotruf- und einen Polizeinotrufbutton auf der ersten Seite des PDA fest zu installieren. Dann kann ich mich schon mal grundsätzlich etwas differenzierter bei der Zentrale „äußern“. Angenehm wäre es trotzdem, das per Funktaste auch machen zu können und das Gefühl zu haben, gehört zu werden (noch besser, wenn ich nicht nur das Gefühl habe, gehört zu werden…;)).
Ey, und Leute. Ich habe 1989 meinen P-Schein gemacht und kenne das Geschäft also auch lange und gut. Der Sprachfunk (gerne in Kombination mit dem Datenfunk) ist eine permanente Weiterbildung gerade auch für jüngere Kollegen. „Wer hat mal schnell die Hausnummer vom Restaurant soundso in der Heerstraße“, „kennt jemand eine polnische Disco“, „wer weiß von dem neuen Motel one in Bohnsdorf?“, „schlechtes Wetter auf der Skalitzer“…etc….etc….Unsere Köpfe sind voll mit Informationen, die uns bei der Arbeit helfen, wir sind ein mündliches Taxiwikipedia, das lebt. Und wer sich so austauscht bzw. austauschen kann, wird besser und fährt irgendwann entspannter. Das kommt wiederum den Fahrgästen zugute.
Ick wünsche allen gute Schichten! Gute Kassen! Nicht blöd werden! Freundlichkeit!
Yok
@all:
Ich glaube, der neue Artikel von Yok erklärt die Sache noch wesentlich besser als unsere ganze Debatte bisher. Ich bin ja versucht, an der Stelle so ein dämliches „rofl“ einzufügen 😀
@yok:
Der aktuelle ist echt großes Kino!
So, nun heute Nacht hatte ich denn zum ersten Male das Vergnügen von einem App quasi in die Irre geschickt zu werden…., zumindestens hat es das versucht.., habe trotzdem aufgepasst… Auftrag: VIP-Taxi, Märkische Alee 19 Obwohl ich den „Bereich Ost“ ja nun erst seit einem halben Jahr richtig „beackere“ (sorry Bernd, geht ja mit meinem nach wie vor bevorzugten Heimfunk nicht), war mir von Anfang an klar, dass es diese Hausnummer in der Form als Gebäude sicher nicht gibt, fängt doch mit den Wohnhäusern glaub ich erst mit 40 an… – und zählt dann gerade… Also gleich von vornehrein auf die linke Seite (kam von der B1) geachtet, stand aber niemnd, der Taxe fahren wollte.. Also etwas höher gedreht, wieder zurück, dabei Sprachwunsch angemeldet, Zentrale rief nach 20 Sekunden an, sie ruft den Fahrgats an. In dem Moment sah ich zwei Herren aus der Märkischen Spitze in Richtung Allee traben, klar, das waren sie… Die waren ziemlich sauer…, nee, nicht auf mich, sondern darauf, dass sie auf dem Eierfon definitiv als Bestelladresse Märkische Spitze 19 stehen hatten – und ich auf dem Display genau so eindeutig Märkische Allee 19! Wie kann es eigentlich zu dieser Diskrepanz kommen? Vor drei Tagen hatte ich die Wartiner 72-76…, geht ja auch nicht, hat ja einzelne Hausnummern – und die Fahrgäste standen dann auch vor der 72, hatten aber auch gemault, weil sie ihre eigentlich Adresse, die 62, nicht „reinbekommen“ haben…., kannte die Software wohl überhaupt nicht! Also ausgereift scheint was anderes zu sein!
Offensichtlich haben diese Fahrgäste den Fehler begangen die Taxi-Funk eigene App zu nutzen?
Das ist nämlich hanebüchener Unfug. Hier werden nämlich die bei der Technik unvermeidlichen Fehler vollständig übernommen und ohne jede Möglichkeit der Überprüfung oder Kontrolle als Auftrag vermittelt. Auf dem normalen PDA / fms kommt ja nur die Adresse an, ohne Standortmarkierung und ohne direkte Kontaktmöglichkeit zum Fahrgast.
Völliger Unfug. Wenn App, dann myTaxi. Da sieht man den Standort des Fahrgastes auf der Karte und hat die Telefonnummer um ihn ggfs. direkt anzurufen wenn er denn doch nicht da sein sollte.
Du hast vollkommen recht kollege,ich habe auch kein sprachfunk sondern nur ein PDA,ab und an hatte ich auch bedenken bei befördern von fahrgästen,nicht das er nicht bezahlt sondern das ich da heil wieder rauskomme. Bei einer notsituation lässt dich doch der jenige der dich auf dem gewissen hat doch nicht telefonieren,also bleib dir nur eins übrig,dich irgend wie bemerkma machen ( stummer alarm licht hupe andaurend bremslichter betätigen usw.. ) Ich were auch da für wenn die taxen mit funk ausgestattet weden die speziel für solche notfälle sind. Ich danke dir das ich das auch mal sagen dürfte.
um es kurz zu machen: wir, d.h. die fahrer und konzessionäre, müssen auf einen separaten kanal dringen, mit dem für notfälle eine sprachverbindung möglich ist.
hatte schon vor 4 Jahren einen überfall, die zentrale sagte ich soll die polizei mit dem handy anrufen, das hatte der täter leider mitgenommen. ich bin zwar bei bärchen, ist inzwischen ja alles der selbe schrott. wenn du notruf drückst, versucht dich die zentrale anzurufen, frag den täter ob er dich rangehen läßt.