Ich äußere mich ja gerne positiv über meine Fahrgäste und die Touren mit ihnen. Das ist nicht einmal blödes Rumgeschleime. Die Fahrten bringen mir Geld und was meinen persönlichen Alltag angeht, bin ich nunmal Optimist. Wenn jemand mir Geld bringt und auch noch nett ist, dann freue ich mich eben drüber.
Der ein oder andere Kollege sieht lieber die Kleinigkeiten, die ihm einen erhöhten Blutdruck bescheren. Ich esse halt etwas mehr, um meinen Arzt zu beschäftigen. Jeder so, wie er will und kann… 😉
Aber manche Touren sind eben einfach schön. Das müssen gar nicht die ausgefallensten Fahrten sein. Meist sind es eher die normaleren Touren, auf denen man sich einfach nett unterhält. So hatte ich neulich eine Junge Frau aus meiner alten Heimat, die mir am Ostbahnhof ins Auto hüpfte und quasi ans Ende Kreuzbergs wollte. Während der Fahrt hat sie dann erzählt, dass sie nun mit Freunden, die sie besucht, im Fritz-Club wäre. Ursprünglich wollten sie wohl woanders hin, und nun ärgerten sie ihre Klamotten. Sie hatte sich extra schick und ausgehfertig gemacht und nun sind sie in einen Club gegangen, in dem auch HipHop gespielt wird.
„Ey bitte, wie soll ich zu meiner Musik abgehen in den hohen Schuhen?“
Meine Sympathie hatte sie da eigentlich schon längst, aber das war ein weiterer Punkt. Ich meine: Fritz-Club? Naja. Aber wenigstens nicht bescheuert. Jetzt jedenfalls wollte sie kurz zu ihrer Unterkunft, um dort die Klamotten zu wechseln.
„Es is einfach bekloppt und anstrengend, da immer zu versuchen, die schärfste Schnitte im Raum zu sein…“
Zunächst war die angegebene Hausnummer nicht richtig, sodass wir einen mittelprächtigen Umweg zu meinen Gunsten fuhren. Als Pfand ließ sie völlig gechillt ihre letzten mitgenommenen 50 Euro im Wagen liegen („Reicht des?“). Nach 5 Minuten bezahlter Wartezeit kam sie dann wieder und mir wären ja fast die Augen rausgefallen. Aus der aufgebrezelten Tussi ist ein echt nettes Mädel geworden. High-Heels gegen Sneakers getauscht, enge Jeans gegen Cargo-Shorts und das figurbetonende Top wich einem T-Shirt. Meine Erinnerung mag mich trügen, aber ich glaube, selbst die Frisur war nun zumindest von einem Haargummi befreit.
Ich mag eine selten geteilte Vorstellung von Attraktivität haben, aber für mich zumindest sah sie doppelt so gut aus wie zuvor. Zumindest authentischer.
Wie schon die Hinfahrt verlief auch die Fahrt zum Club zurück mit einem angeregten Gespräch über dies und das. Sicher, die Tour war auch schön, weil sie mich für 22 € direkt von meinem Lieblingsbahnhof direkt zu meinem Lieblingsbahnhof geführt hat. Aber das, was den Job manchmal so angenehm macht, ist das Treffen mit interessanten Leuten und genau das Gefühl hatte ich nach Ende der Fahrt. Es gab nicht mal Trinkgeld, aber das einzige Problem war für mich daran, dass ich den anwesenden Kollegen irgendwie schlecht erklären konnte, was an der Fahrt nun so toll war.
Aber klar, die Kollegen stehen auch eher auf enge Tops…
Ich bleibe bei: Weniger ist mehr, nichts ist perfekt.
Und damit hat der maskierte völlig recht! Grüße, der Peter
-lach-
Kalenderspruch zum Thema: „Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die schönen Stunden nur.“
(Mit die Fizzelche von die Wahrheit…)
Pic or it didn’t happen 😉
@Der Maskierte und Peter:
Immer noch Ansichtssache!
@Big Al:
Vielleicht wird daraus nie ein korrekter Kalender, aber immer ein angenehmes Gefühl. Ich mag den Spruch. Wenngleich ich die andere Tageszeit bevorzuge 😉
@mad:
Wo ist deine Fantasie geblieben?
„Authentisch“ oder „natürlich“ sind aber tatsächlich zwei der ausschlaggebendsten Aspekte, die die Attraktivität eines Menschen ausmacht. Und ich meine damit Attraktivität, nicht „Die’s geil!“
Ist es vermessen, sich Sorte Mensch, die Letzteres als ausschlaggebend dafür ansieht, sich für andere Menschen zu interessieren, überlegen zu fühlen? 🙂
@Nico:
Danke! Und: ein bisschen, aber ich verstehe es 🙂