So sehr mir an einer guten Unterhaltung im Taxi liegt: Der Einstieg in die Unterhaltung gelingt doch am Besten mit Standard-Phrasen. Es mag den ein oder anderen schockieren, das ausgerechnet von mir zu hören – aber wozu sollte ich mir jedes Mal was neues ausdenken? Klar, bei ganz besonderen Fahrzielen oder außergewöhnlicher Kundschaft finden sich auch mal besondere Worte.
Ansonsten… da viele Gespräche nicht über Smalltalk herausgehen, verlaufen sie auch oft ähnlich. Sehr gerne sage ich bei Fahrgästen mit Gepäck beim Ausstieg
„So, jetzt befreien wir noch das Gepäck. Das gibt immer so einen Ärger, wenn ich das mitnehme…“
Kleiner Witz zum Schluß, wirkt originell und lustig. Ich würde schätzen, ich hab den Satz jetzt bereits 500 mal gesagt. Sonderlich individuell ist das nicht, aber das merkt ja auch keiner.
Also jetzt natürlich schon. Ich warte jetzt darauf, dass mich jemand ertappt 🙂
Und beim Einstieg? Unterschiedlich – aber bei Fahrten vom Ostbahnhof klappt als Einstieg eigentlich immer wieder
„Na, dem Gepäck nach war das aber auch (k)eine lange Reise!?“
Das ist fantastisch. Das klappt sogar, wenn die Leute kein Gepäck haben 😀
Und schon hat man ein Thema zum Reden, die Reise. War sie privat, beruflich, schön, scheiße, wie war das Wetter und was ist in Berlin seit der Abfahrt alles passiert?
Damit bin ich jetzt seit 2 Jahren echt gut gefahren (<-Wortspiel!), und ich hätte nicht gedacht, dass ich mit dem Spruch mal irgendwas falsch machen könnte. Ist ja auch herrlich unverfänglich, unterstellt nichts böses…
Hab ich gedacht.
Und dann, neulich, pack ich den Spruch wieder aus der Mottenkiste und als Antwort kam nur so ein eher verstohlenes
„Naja…“
Und dann gleich die Erklärung dazu:
„Wie man es nimmt. Wir waren bei der Beerdigung unseres Vaters…“
Wenig Gepäck und trotzdem die längste aller denkbaren Reisen, irgendwie… ich blamier mich nicht oft in meinem Auto, aber da hab ich mich mal echt ganz aufrichtig entschuldigt.
Sie haben es mir im Übrigen nicht übel genommen.
Naja, kann doch mal passieren. Auch ich habe schon mit meinen Standardsprüchen ins Klo gegriffen: Die Station hatte eine Fahrt als ganz normale Entlassung nach Hause bestellt und ich Idiot hatte nicht weiter auf den Transportschein geachtet….
„Na, Frau Schulz jetzt geht’s endlich nach Hause, wa?“
„Nein, ins Hospiz“
Das war der Moment, in dem ich mich in Luft auflösen wollte. 🙁
Autsch. Taxifahrers Fettnäpfchen 🙂
Ich bin ja auch ein kommunikativer Mensch, aber Standardfloskeln gehören nun mal dazu.
Ich sag z.B. gerne: „Sie haben ja Trinkgeld gegeben, dann bekommen Sie auch Ihr Gepäck zurück.“
Falls die Fahrt über’n Hermannplatz geht, warne ich gerne: „Vorsicht jetzt, wir fahren nach Neukölln. Schauen Sie draußen niemandem in die Augen“
Gerne noch gewürzt mit „Im Notfall liegt unter’m Sitz eine Pistole.“
Aber da sollte man schon sicher sein, dass der Fahrgast das alles nicht ernst nimmt.
Und im Winter freuen sich die Geschäftsleute mit Köfferchen auf dem Weg nach Tegel gerne über den Spruch „Ach, auf die Malediven. Da würde ich jetzt gerne mit Ihnen mitkommen.“
Mein Standardspruch (Samstags zwischen 11 und 13 Uhr, sofern bei den Fahrgästen min. eine Frau dabei ist und die Fahrt in Mitte los geht.)
„Lassen sie mich raten. KDW?“
90%ige Trefferquote.
„KDW“? Aaaargh…
Ansonsten gilt das vor allem bei extrem blondierten Damen mit russischem Akzent, oder?
Siehe oben genannte Kriterien. Bei schwäbischem Publikum steigt die Trefferquote auf über 99%.
@Ingmar:
Autsch, der ist ja noch fieser…
@Aro:
Hmm, so ganz ironieresistente Kunden sind echt schwierig. Wenn man da mal was im normalen Umgangston sagt…
@Klaus:
So eine Quote hätte ich nicht erwartet. Naja, ist eben nicht alles unberechenbar 🙂
So etwas ist mir neulich auch passiert.
Ich hatte drei Personen mitten in der Woche zu einer Gaststätte chauffiert – so etwas kommt in meinem Fahrgebiet sehr selten vor.
Zwei waren schon ausgestiegen, die dritte zahlte, ich wünschte ein „schönes Mittagessen“.
Die Person druckste ein wenig herum, naja, es ist halt der Leichenschmaus zur Beerdigung eines Verwandten.
Hätte ich zu meinen offenen Augen das Gehirn eingeschaltet, hätte ich aus der schwarzen Kleidung Rückschlüsse ziehen können…
Tja, Fettnäpfchen sind die Würze des Lebens, die den Moment etwas übel schmecken lassen.
@Klaus:
Entschuldige die Berufskrankheit, aber es heißt KaDeWe! 😉
@nadar:
Autsch, der ist ja wirklich vergleichbar 🙂
@Will Sagen:
Ja, so kann man es ausdrücken. Ändert nichts daran, dass man im konkreten Moment wirklich gerne drumrum gelaufen wäre 😀
Im Februar 2001 auf dem Flughafen in München:
Ich: „Bitte ein Ticket für die nächste Maschine nach Hamburg.“
LH-Mitarbeiter: „Das wird aber sehr teuer, die günstigen Buchungsklassen sind alle voll. Nehmen sie doch die Maschine in vier Stunden, da ist es günstiger.“
Ich: „Geld spielt keine Rolle.“
LH-Mitarbeiter: „Ah ja. _Das_ möchte ich auch gern mal sagen können!“
Ich: „Mein Vater liegt im Krankenhaus in Hamburg im Sterben.“
LH-Mitarbeiter möchte am liebsten im Boden versinken und entschuldigt sich.
Ich kam an den Tresen, sah eine Kundin im Diskretionsbereich herumstehen, aber keinen bedienenden Kollegen, also sprach ich sie fröhlich an:
„Guten Morgen! Sie sind schon bedient?“
„Ja, ich *bin*bedient.“ kam es von der Kundin – allerdings mit dem falschen Unterton. Aua.
@Der Banker:
Manchmal erwischt man die Leute aber auch auf dem falschen Fuß 🙁
[…] ich Fahrgästen auf die Füße trete, passiert selten. Und selbst dann nur metaphorisch, trotz Schuhgröße […]