Zufriedenheit

Dass die 5 Jungs nicht ganz zufrieden mit den Preisverhandlungen waren, ist mir nicht entgangen. Die Strecke vom Club zu ihrem Hostel kostet entweder 10 € bis direkt vor die Tür, oder aber etwa 9,40 € bis gegenüber – was einmal um den Block fahren gegen einmal über die Straße laufen bedeutet.

Plus die 1,50 € Zuschlag für die 5. Person.

Insofern lagen sie mit ihrem Wunsch, einen Zehner bis zum Ziel zu zahlen, nicht arg daneben. Ich denke aber, dass 5 Partygänger die 20 bis 30 Cent pro Person für eine Heimfahrt durchaus eher entbehren können, als ich auf meiner Lohnabrechnung. Und für den Zuschlag klappe ich ja immerhin auch die Sitze um, akzeptiere dass alles, was im Kofferraum liegt, für 5 Minuten zum Spielzeug wird, riskiere, dass einer kotzen muss, der nicht schnell aus dem Auto kommt und verbrauche mehr Sprit.

Um mal die Gründe zu nennen, die mir auf Anhieb einfallen.

Naja, gänzlich zufrieden waren sie also nicht, aber in Ermangelung an Alternativen, bzw. an Lust, diese zu suchen, haben sie dann doch beschlossen, dass 11 € auch noch ok wären.

Unterhalten haben sie sich teilweise auf Englisch, teilweise in einer mir unbekannten Sprache – obwohl es auch Englisch gewesen sein könnte. Wie dem auch sei: Es fielen einige unschöne Worte, die sicher nicht alle mit mir zu tun hatten, aber da sie sich weiterhin darüber aufregten, dass sie am Vortag (wahrscheinlich zu viert) nur 10 € bezahlt haben, gehe ich stark davon aus, dass es immer noch Stein des Anstoßes war.

Irgendwann zwischendrin fiel dann ausgerechnet dem Lautesten von allen noch auf, dass er sein Portemonnaie verloren hat, bzw. es ihm sicher geklaut wurde. Eine panische Suche im Taxi entbrannte, und seine Wut auf dieses beschissene Land mit den Schlampen, die ihm den Geldbeutel klauen und den nervigen Taxifahrern wuchs permanent an.

Als wir am Ziel waren, zahlte bis auf ihn jeder seinen Obolus, und insgesamt kamen die 10,90 € dann auch zusammen. Kein Cent Trinkgeld natürlich, aber das war zu erwarten. Der Meister tobte und schimpfte wie ein Rohrspatz, als seine Freunde sich über ihn lustig machten, weil er so blöd sei, im Ausland sein Portemonnaie zu verlieren.

Ich hab noch gewartet, bis er gerade dabei war, sich loszureissen und wutentbrannt Richtung Hostel zu verschwinden, bis ich relativ siegessicher in die Seitentasche der rechten Tür gegriffen, seinen Geldbeutel rausgezogen und ihn ihm hingehalten hab.

Die letzten paar Meter verliefen um einiges ruhiger. Hatte wahrscheinlich damit zu tun, dass ich ihm mit auf den Weg gegeben habe, er solle sich nochmal Gedanken über meinen Service und die Schlampen in der Disco machen…

18 Kommentare bis “Zufriedenheit”

  1. Marcus sagt:

    Hat der Trottel zum Schluss, wenigstens Danke gesagt?

  2. Mattse sagt:

    hm, manchmal bist du einfach eindeutig zu nett !

  3. N sagt:

    Ich kann mir nicht helfen, aber nach so einer Fahrt hätte ich den Geldbeutel wahrscheinlich behalten, auch wenn es scheiße ist.

  4. Sash sagt:

    @Marcus:
    Wozu Danke? 🙁

    @Mattse:
    Ich weiss. Aber mich strafbar machen wegen so einem Töffel? Nee, lass mal…

    @N:
    Ich gestehe zu meiner Schande, dass ich für einen Moment daran gedacht habe. Aber was weiss ich, was da wichtiges drin war. Pass im Ausland zu verlieren ist dann doch ein bisschen hart für 10 Minuten besoffen Scheiße labern.

  5. Aro sagt:

    Wie schön, dass ich nur vier Leute transportieren darf. Da ist die prozentuale Wahrscheinlichkeit etwas kleiner, solche Honks zu erwischen.

  6. Sash sagt:

    @Aro:
    Auch eine Einstellung 🙂

  7. Boh was für Assis.
    Feiern, faul sein und dann nicht mal Trinkgeld. Tztztz

  8. Sash sagt:

    @Teilzeitberlinerin:
    So sehr ich es mir manchmal anders wünschen würde: Viele Touris im Alter von 20 haben davon schlicht keine Ahnung und wissen nicht, dass es üblich ist. Und ich gehöre nicht zu der Fraktion, die dann böse schaut und aufs Wechselgeld deutet. Das ist nämlich definitiv unverschämt.
    Wenn es ums Trinkgeld geht, dann sind in meinen Augen diejenigen die nervigsten, die mich für mein ach so niedriges Gehalt bedauern, mir viele spendable Kunden wünschen und sich dann die 5,80 € passend rausgeben lassen.

  9. Mattse sagt:

    @Sash:

    Halb OT:

    In deinem Faq steht:

    „Muss der Fahrer den Funk immer anhaben?
    Wir müssen, wenn wir die Fahrt über Funk angenommen haben. …, weil er in dem Fall via Funk erreichbar sein muss.“

    Wieso weshalb warum?

    thx

  10. Sash sagt:

    @Mattse:
    Im Falle einer gut verlaufenden Fahrt ist es wahrscheinlich egal. Interessant wird es beispielsweise, wenn am vereinbarten Punkt jemand einsteigt, der behauptet, das Taxi bestellt zu haben, und sich ein paar Minuten später der wirkliche Fahrgast bei der Zentrale beschwert, dass das Taxi nicht kommt.
    Aber die Frage ist vielleicht besser bei den Mitlesern aufgehoben, die den Funk wirklich nutzen. Mir wurde nur bei der Schulung zum Funkschein gesagt, dass das eben so gemacht wird…

  11. Ja da haste recht.!!!
    Ich habe im Service gearbeitet, war natürlich froh Trinkgeld zu bekommen, habe mich aber auch gefreut wenn der Gast einfach total nett war. Ein lächeln ist eben manchmal auch unbezahlbar und wirkt mehr nach 😉
    Der Job muss eben Spass machen und sein Gehalt bekommt man ja auch.
    Ich wünsche sowas auch ( viele Gäste mit Trinkgeld) aber nicht aus Bedauern oder Berechnung, sondern weils ja nen angenehmer Nebeneffekt ist wenn man arbeitet.
    Am wichtigsten ist jedoch nette Kundschaft find ich. Schliesslich muss man die ja mal paar Minuten ertragen ( im positiven Sinne )…

  12. Sash sagt:

    @Teilzeitberlinerin:
    Nette Kundschaft ist definitiv das A und O! Klar schiele ich auch ständig nach meinem Umsatz und dem Trinkgeld. Logisch! Warum auch nicht? Ich verdiene nunmal mein – auch für mich – lebenswichtiges Geld mit der Geschichte. Und da zählt das Trinkgeld nunmal auch dazu. Aber wenn die angenehme Kundschaft mich (ohne es zu wissen) ermutigt, noch eine Stunde länger unterwegs zu sein, und ich dann nochmal 10 € einnehme, dann ist das doch letztlich auch wie 4 € Trinkgeld.
    Lieber 5 nette Fahrgäste mit 2 € Trinkgeld, als 5 Arschgeigen mit 10 €. Ganz ehrlich!

  13. Hahaha, da braucht man nichts mehr hinzu fügen ;-)))

  14. Der Maskierte sagt:

    Sowas ist eine Geste wahrer Größe. Nämlich über solchen Deppen zu stehen, auch wenn man seine Rachengedanken vorher kultiviert hat.

  15. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Und es war ja nun auch kein Weltuntergang…

  16. Der Maskierte sagt:

    @Sash

    Wäre es aber für ihn gewesen, wenn du nicht so souverän gehandelt hättest. 😉

  17. KS sagt:

    Hallo…großartiger Blog, lese (auch schon, als der Blog noch „ungeteilt“ war) seit längerem mit…

    Nur mal eine Frage (auch auf die Gefahr hin, dass es schon mal erwähnt wurde und ich es nur nicht gefunden habe):

    Wieviel Trinkgeld ist eigentlich angemessen? Also angemessen im Sinne von: Nicht knickrig, aber auch nicht übertrieben….Ich persönlich hab für mich die Regel aufgestellt: Mindestens 1 €, ansonsten 10% vom Fahrpreis.

    Was sagst Du?

  18. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Gut, das wäre vielleicht möglich. Bei allem Dummlabern hätte ich ihm das ja auch einfach nicht gegönnt. Außer vielleicht für einen Moment. Oder zwei…

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