Wenn es mal nicht passt…

Flaute ist ja kein Ausdruck für das, was gerade taximäßig auf Berlins Straßen los ist. Klar, es ist einfach der übliche saisonale Einbruch, aber natürlich ist es im Hinblick auf den eigenen Geldbeutel nicht sonderlich schön, wenn der Umsatz mal eben auf 10 € pro Stunde runterpurzelt.

Am Montag Abend habe ich das Arbeiten ein wenig nach hinten verschoben. Ozie und ich hatten noch einen privaten Besuch zu machen, Familie und so. Völlig blödsinnigerweise haben wir das Auto mitgenommen. An und für sich eine bequeme Sache, aber wenn man nach einer Viertelstunde Verspätung feststellt, dass die persönliche Kilometerstatistik jetzt auch noch von 5 km Parkplatzsuche versaut wird, und man dennoch einen halben davon zu Fuß zurückgelegt hat, dann ist es irgendwie absurd.

Aber soweit waren wir noch gar nicht. An der Storkower Straße angekommen, um das Firmenfahrzeug für zwei Stündchen zu kapern, hat es mich natürlich eiskalt erwischt:

„Herr Taxifahrer?“

Oh, wie ich diese Worte zu schätzen gelernt habe in der letzten Woche, in der ich die Winker an einer Hand fast abzählen kann und der Montag um ein Haar mein bester Tag geworden wäre…

Aber natürlich ist es nur bedingt passend, wenn man das Auto gerade fit macht für eine – wie sich im Nachhinein rausstellen sollte – völlig unrentable Nachtschicht und davor einen eher mittelprächtigen Besuch, die Freundin neben dem Wagen steht und man eigentlich einen Termin einzuhalten gedenkt.

Und so habe ich das auch zu verstehen gegeben. Natürlich weitaus freundlicher und verständnisvoller. Aber wie der Zufall es so wollte, wollte die zur Stimme gehörige Frau nur knapp einen Kilometer um die Ecke, sodass ich ihrer Anfrage dennoch positiv entsprochen habe. Zeitdruck und kurze Strecke hin oder her, so leicht findet man Kunden diese Tage nicht!

Das Ganze wurde dann aber noch kurz chaotisch, weil sie zu Rossmann wollte, ihr Geld bei den Sachen vergessen hatte, die sie uns anvertraut hatte (wow, ganz schön leichtsinnig!) und zudem während all der Zeit ohne Veränderung in der Stimme zwischen uns und ihrem Telefon wechselte.

Im Grunde verlief die Fahrt dann ganz ok, und ich hab gegen einen Euro Trinkgeld auch gerne noch 2 Zigaretten hergegeben und abgesehen von oben genannten Parkplatzproblemen waren wir fast noch sowas ähnliches wie pünktlich.

Wirklich peinliche Anekdote zum Schluss: Als ich auf dem Rückweg Ozie wieder eingesammelt habe, hab ich aus Reflex gleich das Taxameter angeschmissen… selten eine absurdere Fehlfahrt gehabt!

Beziehungsalltag im Taxi

Sie: „Einmal bitte in die Kennstedochstr. 3“

Sash: „Alles klar.“

Er: „Ich bin dafür, dass wir noch einkehren irgendwo.“

Sie: „Einkehren? Wo willst du einkehren?“

Er: „Hey, ich war seit drei Wochen nicht mehr weg und will heute weggehen. Nur noch auf 2 Cola.“

Sie: „Cola? Ich will Sex!“

Er: „Ja. Oder Sieben. Aber erst gehen wir noch tanzen. Fahren sie mal da vorne links bitte.“

Sie: „Aber ich will nach Hause!“

Er: „Was willst du zu Hause? Die Kinder sind eingesperrt. Die Haushälterin schließt um 8 Uhr auf.“

Sie: „Wenn ich jetzt noch was trinke, muss ich kotzen.“

Er: „Ja, aber nach Hause ist jetzt tödlich. Ich bin viel zu betrunken für Sex.“

Sie: „Dann gibt es halt keinen Sex. Da ist ja gar nix los bei dir in der Hose.“

Er: „Ja, weil du kein Profi bist.“

Sie: „Nix ist da los, da kann ich ja machen, was ich will!“

Er: „Du bist eben kein Profi.“

Sie: „Klar bin ich Profi.“

Er: „Küssen oder Sex?“

Sie: „Du kannst doch gar nicht küssen.“

Er: „klar kann ich küssen, ich bin Profi!“

Sie: „Du willst Profi sein?“

Er: „Komm. Zwei Tänze. Ein Tanz. Nur 2 Cola. Oder Wasser. Kein Alkohol!“

Sie: „Ich trink ein Bier.“

Er: „Nein.“

Sie: „Ich trinke Alkohol.“

Er: „Aber doch nicht jetzt. Es ist halb sechs. Nur eine Cola. Oder Wasser?“

Sie: „Wasser?“

Er: „Oder Bitter Lemon?“

Sie: „Das mag ich doch gar nicht.“

Er: „Dann Wasser. Ich nehm ein Bitter Lemon.“

Sie: „Cola.“

Er: „Wasser.“

Sie: „Cola.“

Er: „Trink doch ein Wasser.“

Sie: „Aber ich darf bestimmen, wann wir heimgehen!“

Er: „Du willst heimgehen? Nur 2 Tänze.“

Sie: „Aber ich bestimme.“

Er: „Danke, machen sie 15!“

Sash: „Vielen Dank und schönen Abend noch…“

„In die Lehmburger Straße bitte“

Aus der sagenumwobenen und viel geliebten Reihe

„Touren, auf die man gerne mal wartet“

bin ich froh, ihnen nach vergangenem Wochenende folgendes präsentieren zu können…

(Trommelwirbel!)

Vom Matrix zur Glühlampe!

Genießen sie zunächst die heitere Ansage „In die Lehmburger Straße bitte!“ und erheitern sie ihre Fahrgäste mit der Nachfrage, ob sie sich beim Namen sicher sind. Stellen sie fest, dass diese die Lehmbruckstraße meinen, weil sie in die Glühlampe möchten. Der Stadtplan Berlins lässt ihnen hier zwei bis drei großzügige Routen zur Auswahl, und es liegt ganz an ihnen, ob sie den NARVA-Turm lieber rechter oder linker Hand passieren wollen. Gleiten sie anschließend 35 wundervolle Sekunden mit ihrem Taxi durch die tiefschwarze Nacht der Oberbaum-City. Berlins abartigstes Kopfsteinpflaster macht die 3,80 € Umsatz dieser Tour zur schönsten Erinnerung, die sie in einer langweiligen Wochenendschicht sammeln können. Vergessen sie nicht das zeitige Einbiegen vor der Lokalität, denn der Weg ist tatsächlich nach 500 Metern bereits vorbei. Genießen sie Dank und Anerkennung und hoffen sie auf ein ordentliches Trinkgeld nach dieser Fahrt, die ihnen die Augen bezüglich ihrer Monatsfinanzen geöffnet hat.

OK, das war gemein 🙂

Die Fahrt war völlig in Ordnung. Ich hab gerade mal 6 oder 7 Minuten gewartet, die Leute waren tatsächlich nett und haben auch 1,20 € Trinkgeld gegeben. Aber es war wirklich die kürzeste Fahrt seit einem Jahr oder so, das musste ich irgendwie erwähnen…

Hot Red Face

Ich habe mich – insbesondere zu Beginn meiner Arbeit als Taxifahrer – schon öfter ein wenig „geärgert“, dass Kunden manchmal keine Adresse als Fahrtziel angeben können. Das liegt nicht nur daran, dass man in Berlin auch als Taxifahrer vielleicht nicht weiß, wo die Patrizierkneipe in Hinterwurstlingen liegt, sondern auch daran, dass ja nicht einmal der Name der Kneipe so stimmen muss und man mit der Angabe nie und nimmer auf Pattys Kneipe in Wursthausen kommt. Insbesondere da der Drang zum Adressen-Vergessen offenbar mit geringerer Sprachfähigkeit zunimmt. Und gerade in einer so großen Stadt wie Berlin kann ja auch mal eine Kleinigkeit wie ein vergessener Buchstabe 20 km Unterschied machen.

Aber gut, einer der raren Winker gestern Nacht war ein stark alkoholisierter Englisch sprechender Mann, der zwischen den schalldruckmäßig imposanten (Stufe Megafon) und geruchsmäßig gewöhnungsbedürftigen (irgendwas mit Ananas!) Schluckauf-Anfällen genau eine Ziel-„Adresse“ zu nennen wusste:

„Hot Red Face

What the Fuck???

Ich hatte wirklich keine Ahnung, worauf er rauswollte! Ich hab an irgendwelche Underground-Clubs gedacht, an indianische Restaurants, sogar daran, dass das gar keine Adresse sein könnte, und er mir nur Komplimente machen wollte…

Dass ich es nicht verstanden habe, hat ihn allerdings auch nicht wirklich zu einer Reaktion verleitet. Grinsen, sitzen, fertig. Hätte seinetwegen wahrscheinlich bis Mai so weitergehen können.

Ich habe mir die ganze Nacht Gedanken darüber gemacht, ob man diese Aufgabenstellung in ein Rätsel einbauen könnte, aber ich hätte keinen Tipp beisteuern können. Und ich will nicht behaupten, dass ich da irgendwie drauf gekommen wäre. Tatsächlich lag es nur an einer kleinen Ungenauigkeit bei der Aussprache und dem an und für sich löblichen Versuch, mir einen Tipp zu geben, wo wir hinmüssen. Er hat das dann nach ewigem Nachfragen mit einer SMS von einem Kumpel auf seinem zerschmetterten fragmentierten Handy aufgelöst:

„Hot“

hat hier ausnahmsweise nichts mit heiß oder scharf zu tun, sondern war der etwas unsauber ausgesprochene Name des Clubs: Horst.

Das hätte mir ja schon gereicht. Aber offenbar im Wissen um seine Aussprache musste er „Red Face“ noch erwähnen, was im Nachhinein – am Horst – schon wieder Sinn ergibt. Denn im Haus daneben, Kollegen werden es wissen…

"Red Face" bei Horst, Quelle: Sash

"Red Face" bei Horst, Quelle: Sash

Archäologie muss vom Aufgabengebiet knapp neben Taxifahren liegen…

Unfähig

Als ich so an der Halte stand, nahten zwei Jugendliche. Der eine fragte, wie viel es etwa nach Mariendorf kosten würde. Der andere kam vorlaut dazwischengesprungen und meinte:

„Du musst fragen, was er uns für einen Preis machen kann!“

Ich hab ein Grinsen aufgesetzt und  gemeint.

„Also machen kann ich überhaupt keinen Preis…“

Und wider Erwarten hat er die Aussage sehr gut verstanden. Mehr noch: Er war – was ich eigentlich gar nicht beabsichtigt hatte – gleich eingeschnappt und zog seinen Kumpel weiter mit den Worten

„Na dann halt nicht!“

Im Weggehen musste er seiner Wut noch kurz Luft machen, und kreischte beinahe:

„Vielleicht bist du auch einfach nur UNFÄHIG!“

Hmm, das kann ich schlecht bewerten. Aber ICH hatte ein Taxi für die Heimfahrt…

Rache

Am frühen Abend irritiert zur Kenntnis genommen, dass Hund gegen Taxirufsäule uriniert.
Spät nachts in Ermangelung an Alternativen gegen Baum gepinkelt.

Rache ist süß.

Kauft das Buch!

Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

Immer dranbleiben!

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Noch ein Blog?

Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Ge(ld)beutelt

Mit der Abrechnung am  Dienstag habe ich es nun auch endlich geschafft, mir ein neues Portemonnaie bei meinem Chef zu holen. Normalerweise bekommen wir nämlich alle zum Einstieg in die Firma eines geschenkt.

Ich musste auf dieses Angebot damals nicht zurückgreifen, weil ich ja tatsächlich eines in meinem Haushalt rumliegen hatte. Wie einige der Langzeitleser hier sicher wissen, war Ozies Vater vor Ewigkeiten auch Taxifahrer und dessen Portemonnaie habe ich nun in den ersten anderthalb Jahren genutzt. Aber es war davor schon nicht ganz taufrisch, und so langsam zeigte es dann doch „erste“ Ermüdungserscheinungen:

Hat die besten Tage hinter sich, Quelle: Sash

Hat die besten Tage hinter sich, Quelle: Sash

Auch wenn es nicht so aussieht: Es hält noch dicht, es fällt nichts raus. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, würde ich sagen. Und da mein Chef mich damals gebeten hat, unbedingt auf ihn zurückzukommen, wenn das Ding kaputt ist, weil schließlich alle in der Firma ein Portemonnaie bekommen, habe ich das eben nun getan.

Die Umstellung wird mir ein bisschen schwer fallen, schließlich hat das neue andere Fächereinteilungen, und insbesondere das große aufklappbare Kleingeldfach werde ich nicht verwenden, sondern weiterhin mein Kleingeld im Reißverschluss-gesicherten Teil unterbringen. Da bleibt eine ganze Menge Platz ungenutzt. Mir außerdem ein bisschen rätselhaft geblieben ist, warum die Einsteck-Hüllen für Karten sich jetzt in eben jenem Reißverschluss-Fach befinden.

Das wiederum ist mir recht egal, da ich die Dinger nicht nutze, ich habe in diesem Portemonnaie keine Karten.

Positiv ist dagegen, dass die Fächer tiefer sind, und jetzt z.B. meine Betriebsnachweise (Schichtabschreiber) einmal gefaltet wirklich reinpassen und nicht oben rausstehen.

Anfänglich wird es sicher eine Umgewöhnung sein. Ich hoffe, das legt sich. Aber ich kann mir bei einem Geschäftsportemonnaie auch vorstellen, mal etwas Geld für ein richtig gutes liegen zu lassen. Bisher vertrete ich bei Geldbeuteln eher die Ansicht, dass es wenig Sinn gibt, sein ganzes Geld für einen Beutel auszugeben, wenn damit durch die Anschaffung die Existenz desselben obsolet wird.

So weit wie mein Vater, der seinerzeit einen 15 Jahre alten Ledergelbeutel noch mit Tackern zu retten versucht hat, würde ich allerdings auch nicht gehen 😉