Die Berliner Nacht und ihre Auswüchse

Gleich vorneweg: Ich kenne die Auswirkungen von Alkohol. Aber was manche Menschen aus ihren Drogenerlebnissen machen… ich weiss auch nicht.

Es war am vergangenen Freitag. Ich hatte gerade mit Jo telefoniert um die Fahrt mit ihm fest auszumachen. Ich war guter Laune, aber auch etwas in Eile, da ich in einer halben Stunde nicht nur in Friedrichshain sein, sondern davor auch noch eine Kleinigkeit essen wollte.

Der Umsatz bis dato war unterste Grenze für einen Wochenendtag, und selbst Montags hätte ich gesagt, dass ruhig 20 € mehr in der Kasse sein könnten. Dennoch hatte ich die Fackel aus und bin zielstrebig gen Osten gegurkt. Gegenüber des Roten Rathauses hat mich etwas irritiert:

Da steht einer auf der Straße und winkt.

Naja, also er stand genau genommen auf dem Mittelstreifen zwischen den beiden ostwärts führenden Spuren und wackelte. Oder so. Optisch besonders schick und für mich als Hinweis ganz gut waren der leere Bierkasten in der linken und die unter permanenter Benutzung stehende Bierflasche in der rechten Hand. Da weiss man, mit was man es zu tun hat 🙂

Ich habe kurz abgewogen und beschlossen, dass ich es riskieren könne. Sollte die Tour nach Absurdistan führen, könnte ich immerhin ablehnen mit dem Hinweis, dass ich eigentlich außer Dienst bin. Aber im Grunde war mir klar, dass ich auch Jo mit einem Anruf um 10 Minuten hätte vertrösten können. Also habe ich den Blinker gesetzt…

Der Mann hat das offenbar auch umgehend zur Kenntnis genommen und ist an den rechten Fahrbahnrand ge… ach, sagen wir: -watschelt. Ich stoppte meinen Wagen vorsichtig neben ihm und lehnte mich herüber, um gegebenenfalls die Beifahrertüre zu öffnen. Und was sah ich?

Der Mann stand seelenruhig am Fahrbahnrand und starrte in die Ferne. Ironischerweise sah er genau wie jemand aus, der mit aller Energie die letzten lebenserhaltenden Funktionen dazu missbraucht, nach einem Taxi Ausschau zu halten. Dieser Zustand hielt sehr zu meinem Erstaunen etliche Sekunden an.

Danach bin ich einfach weitergefahren. Ich hatte so oder so etwas vor und vielleicht ist es ja auch ganz gut, jemanden zu ignorieren, der ein stoppendes Taxi nicht mehr wahrnimmt… wie druff muss man sein?

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8 Kommentare bis “Die Berliner Nacht und ihre Auswüchse”

  1. Der Maskierte sagt:

    Könnte mein Nachbar sein. Wobei, der sagt wenigstens noch artig „Danke!“, wenn man ihn drauf hinweist, dass in seinem Auto das Innenlicht noch brennt, aber ändert an dem Zustand trotzdem nichts bis zum nächsten Morgen.

    Und wie oft der Herr übers Wochenende außer Haus war und seine Wohnung sperrangelweit offen gelassen hat, dabei im Winter die Radiatoren voll aufgedreht, weiß ich schon nimmer.

    Also, Finger weg von den Drogen, wenn man nicht mit umgehen kann. 😉

  2. Jo sagt:

    Jup. Die 10 Minuten wären jetzt auch nicht das Thema gewesen 😉

  3. Matthias sagt:

    Vielleicht wollte er auch nur nicht mit einem Opel-Taxi fahren? 😉

  4. Sash sagt:

    @Der Maskierte:
    Ja, so ähnlich war der auch drauf 😉

  5. Sash sagt:

    @Jo:
    Wer hat es schon eilig, aus einer Kneipe raus zu kommen? Beweisführung abgeschlossen.

  6. Sash sagt:

    @Matthias:
    Aber wenn er mich mit einem Mercedes verwechselt hat, dann war es noch erschreckender…

  7. der Schwob sagt:

    Das ist schon cool. Kann man in Berlin jetzt die Taxis schon vorbestellen in eine Kneipe? So nachdem Motto, um 23 uhr bin ich zu blau um mir eins zu rufen? Sowas sollte es in Stuttgart auch geben, wobei ich das snoch besser fände, wenn das manche Leute mit Tankstellen machen. um 3 uhr hol ich dort mein letztes Bier, dann kannste mich einladen! Das würde mir verdammt viel ärger ersparen!
    Grüsse aus der heimlichen hauptstadt!

  8. Sash sagt:

    @der Schwob:
    Frag bei der Zentrale nach oder lass dir von einem netten Fahrer die Nummer geben. Klar geht das! Die Vorbestellungen über Funk halten hier die Hälfte der Nachtfahrer bei der Stange. Wie oft ich höre „In anderthalb Stunden geht’s dann los mit den Vorbestellungen, mal sehen ob was dabei ist…“
    Aber das mit dem netten Fahrer ist die bessere Alternative. Ich muss allerdings gleich sagen, dass mir persönlich die Anfahrt zu weit ist 😉

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