Ich bin im Laufe der Nacht an der Oranienburger vorbeigefahren. Das mache ich mit anderen Absichten als viele andere Menschen zu dieser Uhrzeit. Mir geht es ja eher ums Verdienen von Geld, und nicht darum, es zusammen mit ein wenig Körperflüssigkeit wieder loszuwerden. In den frühen Morgenstunden kommt es zwar durchaus vor, dass ich die selben Damen im Auto habe wie die anderen, die so langsam vom Hackeschen Markt zum Oranienburger Tor schleichen, aber es ist definitiv anders gemeint, wenn ich sage, ich hab mit den Damen des horizontalen Gewerbes eher gute Erfahrungen gemacht.
So, unnötige Einleitung, aber als Blogger muss man ja auch ein bisschen die Google-Kundschaft anlocken. Und was zieht da besser, als Prostituierte und Straßenstrich? 😉
Also, was wollte ich eigentlich schreiben? Ach ja, mir ist ein Geschäftsmann im Auto gelandet und wollte zu einem Hotel am Gendarmenmarkt. Das Hotel selbst hat mir vom Namen nichts gesagt, aber die Ortsangabe war so eindeutig, dass ich mir keine Sorgen gemacht habe. Also zum Gendarmenmarkt sollte man als Taxifahrer ja gerade noch hinfinden 🙂
So sind wir ein bisschen über Ortskunde ins Gespräch gekommen und ich hab ihm obigen Satz auch etwa so mitgeteilt. Er schien da mehr der Pragmatiker zu sein und meinte, dass es am wichtigsten sei, überhaupt anzukommen und so kam ich nicht umhin, ihn zu fragen, ob es ihm denn mal anders ergangen sei.
Dann erzählte er mir die Geschichte einer Taxifahrt, die wirklich beschämend ist und bei der man wirklich ins Grübeln kommt, wie sehr dieses Geschäft dubiose Gestalten anzieht. Mein Kunde war in einer anderen Großstadt am Flughafen angekommen und wollte ein Taxi zu seinem Hotel nehmen. Er ist eingestiegen und traf dort auf einen völlig panischen Schwarzafrikaner, der kein Wort Deutsch verstand. Da er selbst fließend Französisch spricht, haben sie eine Verständigung dennoch gut zustande gebracht. Das Fahrtziel gab der junge Mann in ein Navi ein und das war der Start einer halbstündigen Irrfahrt, die im Nirgendwo endete, wo der Fahrgast letztlich beschloss, ein anderes Taxi zu nehmen.
Wie es dazu kommen konnte, hat er während der Fahrt allerdings auch rausgefunden: Der völlig überforderte Kerl aus Afrika ist erst 2 Tage vorher irgendwie ins Land geschmuggelt worden. Der Ausweis des Fahrers war natürlich von einer anderen Person, die da irgendwie mit drin steckte. Ja, und die dubiosen Gestalten, die ihm das gelobte Land versprochen haben, haben ihn ins Taxi gesetzt und ihm gesagt, er müsse jetzt seine Schulden abarbeiten. Zu diesem Zeitpunkt – keine 24 Stunden vor Antritt besagter Fahrt – hat er wahrscheinlich noch nicht einmal den Namen der Stadt richtig schreiben können. Geschweige denn, sich irgendwie dort ausgekannt.
Ob die Geschichte nun zu hundert Prozent stimmt, weiss ich natürlich nicht. Glaubhaft war sie allemal. Traurigerweise war ich fast schon überrascht, dass das meinen Kunden gar nicht zu Gemecker animiert hat, sondern dass ihm der Typ in erster Linie leid tat.
Ich bin da auch mehr als zwiegespalten. Natürlich darf man die Leute so nicht auf Kunden loslassen. Aber was hätte der Fahrer machen sollen? Tolle Welt… 🙁
Möglich wäre es , ich kann mir aber eher vorstellen,daß es eine Masche dieses „Taxifahrers“ ist.
Die Tour Flughafen-Hotel war zu kurz, da fährt man mit einem Ortsunkundigen durch die Gegend, erzählt eine hanebüchene Story vom Pferd und der Kunde entschuldigt sich fast noch über die Schlechtigkeit der Welt.
Der „Taxifahrer“ setzt anschließend noch eins drauf und prahlt dann bei Kollegen mit seinem neuen Umsatzsteigerungstrick.
Naja, die Überschrift stimmt!
@Michael:
Sicher, die Möglichkeit besteht auch. Wobei man nicht vergessen darf, dass die Chance, sich so eine Anzeige und damit Ärger einzuhandeln, den Aufwand vielleicht nicht unbedingt wert ist.
Naja, ich war nicht dabei und ich kenn den Typen nicht…
Ich kann mir das vorstellen,traurig aber wahrscheinlich……. so wie vieles auf der Welt…
Nun, vor einem Jahr durften bei einer Kontrolle in TXL 90 von 450 Taxifahrern nicht mehr weiterfahren, weil ihre Papiere nicht in Ordnung waren. Etwa die Hälfte hatte keinen P-Schein. Die Geschichte ist also nicht wirklich unglaubwüredig, auch wenn es in Berlin eher keine Schwarzen sind. Aber das ist ja austauschbar.
@altenheimblogger:
Ja, das ist es.
@Aro:
Ich muss ja sagen, dass ich mir kaum vorstellen kann, was das für ein Stress ist. Ich krieg schon Panik, wenn mein Rücklicht nicht tut – ich bin einfach nicht geschaffen für ein Leben unter „illegalen“ Bedingungen.
Tja, du bist halt im sauberen Ländle und nicht im kalten West-Berlin aufgewachsen: Finstere graue Straßenschluchten, die einzigen Farbtupfer waren die olivgrünen Uniformen der US-Soldaten und das schwache Blinken an den Sprechfunkgeräten der Polizisten, die als Schergen des System nächtlich auf der Jagd waren nach Sprühern, Plakatierern, Besetzern, Strichern und anderen potenziellen Terroristen. In den 80ern hörte man von Osten noch das Heulen der Wölfe, nach Anbruch der Dunkelheit traute sich kaum jemand unbewaffnet auf die Straße und wenn, fand man am Morgen nur noch seine Knochen. So war das damals und wer diese Hölle mitgemacht hat, der geht heute sogar mal ganz locker bei Rot über die Straße. So sehr sind wir damals verhärtet. Schlimm, aber wahr.
@Aro:
Und ich dachte, die Spitze der Fahnenstange sei erreicht, als ein Freund den Einsatzleiter der Hundertschaft, die unsere WG-Party sprengen wollte, gefragt hat, was uns vorgeworfen wird, und dieser antwortete:
„Erschtmol Ruheschtörung! Dann Linksradikalismus!“
Sash, das ist aber auch ein schlimmes Vergehen. Du böser Junge. *grins*
Polizeibesuch auf der Party, daran erinnere ich mich auch noch. Die Grünlinge hatten mehr gebechert als wir und nahmen es mit Humor.
Wir sollten die Musik leiser stellen, Linksradikalismus wurde uns nicht vorgeworfen.
@Anise:
Mitgebechert? Wow! DAS hatte ich wirklich noch nicht…
„Erschtmol Ruheschtörung! Dann Linksradikalismus!“
Recht haben sie!
@Aro:
Nicht nur das. Sogar Hundegebell auf Tonband hatten sie 🙂
Und da behaupte noch jemand, der ganze Überwachungsapparat wäre sinnlos.
@Aro:
Ja, kaum zu glauben, dass das behauptet wird 😉