Kurzstrecke jetzt billiger!

Sorry für die Überschrift. So wie es aussieht, wird die Kurzstrecke sogar teurer in der nächsten Zeit – aber das wird noch Thema hier sein. Darum geht es aber gar nicht. Hatte heute folgendes: Stehe an einer Ampel in Prenz’lberg und warte. Da tritt ein Mann an mich heran und es entspann sich folgender Dialog:

„Ähm… machste ne Kurzstrecke?“

„???“

„Zum Alex?“

„Hmm… könnte…“

„3 Euro?“

„Kurzstrecke kostet aber schon 3,50.“

„Ja, aber machste drei?“

„Da kann ich ja nicht mal das Taxameter anschalten…“

„Ja und? Machste? Schnell, es wird grün!“

„Hmm… Nö!“

Boah hat das gut getan, an so einer Stelle mal die Gesichtszüge entgleisen zu sehen.

„Äh… na… dann. OK, ciao!“

OK, es wäre nicht der allermieseste Deal gewesen – aber natürlich auch nicht in Ordnung. Abgesehen davon: Der Typ hatte keinen Notfall, keine Eile – und allem Anschein nach auch keine finanziellen Probleme. Ihm waren wahrscheinlich einfach 10 Minuten warten auf die Bahn zu lange. Und da muss er damit leben, dass es 3,50 und nicht 3,00 € sind. Tut mir nicht einmal leid…

Hauptsache satt!

„Ihr braucht ein Taxi! Ihr braucht unbedingt ein Taxi!“

Ich konnte mir diese Gedanken nicht verkneifen, als ich nach ewigem Rumfahren auf dem Weg zum Matrix zwei Jungs an der Ecke Warschauer/Stralauer gesehen hab. Ich stand an der Ampel, und sie suchten was, laberten, aber niemand beachtete mich. Dann wurde es grün, und der eine meinte:

„Hey, there’s a cab. He could…“

Also vielleicht funktioniert das mit der Telekinese ja doch.

„We wanna go to the wombat’s hostel, but first we need something to eat. And an ATM!“

OK, kurz nachdenken. An der Ecke Warschauer/Revaler ist eine Sparkasse und kurz darauf – am Frankfurter Tor – ein Mac. Beides nur ein minimaler Umweg. Normalerweise sind das etwa 11 bis 12 €, so vielleicht 15 – je nach Wartezeit.

„Is McDonald’s ok?“

„Great! Just something to eat!!! And an ATM!“

OK, ich halte also an der Sparkasse, und daraufhin sprintet einer der beiden rein. Der andere bedankt sich schonmal zigfach – was nicht das letzte Mal sein sollte. Sein Kumpel kam gleich wieder raus und drückte mir einen Zettel in die Hand. Ein Auszug vom Kontoauszugsdrucker: Ihre Karte ist an diesem Automat nicht gültig – oder so in der Art. Ich erklärte ihm, dass er das falsche Gerät genommen hat.

Nach einem zweiten erfolglosen Versuch komme ich mit in die Bank. Selten habe ich so eine Freude bei meinen Fahrgästen erlebt wie bei den beiden, als sie feststellten, dass es dort das Menü auch in Englisch gab. 2 Minuten später standen wir vor dem McD, aber der hatte zu.

„Is there another one?“

Ich hab ihnen gesagt, dass es ganz nahe – am Ostbahnhof – noch einen gibt. Ich hab aber gleich gesagt, dass der zwar 24/7 offen hat – was sie dort aber nicht davon abhält, gelegentlich zum Putzen für ein paar Stunden zu schließen. Ich sollte sie hinbringen. War natürlich nichts. Inzwischen war ihnen eigentlich alles egal, so dass sie mich fragten, ob ich einen Döner-Stand wüsste.

Ich hab sie dann zum Bistro Antalya gefahren – was wahrscheinlich nicht der nächste war – aber es war der einzige in der direkten Umgebung, der ziemlich leuchtstark damit wirbt, Tag und Nacht geöffnet zu haben. Ich hab ihnen gleich gesagt, dass ich für ihren Hunger zwar vollstes Verständnis habe, in meinem Auto aber gilt:

„strictly no kebap eating!“

Wie in einem rosafarbenen Traum haben sie das mit einem Lächeln akzeptiert und versprochen, erst im Hostel zu essen. Tat mir fast schon leid – aber wie das Auto nach zwei Dönern in den Händen besoffener Australier aussieht und riecht, konnte ich mir zum Glück bildlich vorstellen, was mich dabei unterstützte, nicht schwach zu werden. Also habe ich vor dem Laden auf sie gewartet.

Die Minuten zogen ins Land, damit auch langsam der Taxameterstand. Ich habe ihnen vorher ordnungsgemäß mitgeteilt, dass 5 Minuten 2 € kosten, was sie ok fanden. Super! So sollte es immer laufen!

Die Fahrt zum Hostel baten sie mich um den schnellsten Weg und erzählten mir ganz stolz, dass sie sich jeweils folgendes geholt haben:

„a turkish pizza with meat and salad. and a saucage! All in one!“

Na denn, wohl bekomm’s. Die Fahrt war kurz und geprägt von ihrer Verwunderung über die niedrigen Preise beim Döner, und ich war ähnlich zufrieden, weil die Uhr bei unserer Ankunft 23,30 € zeigte. Ich bekam einen Stapel 5er in die Hand gedrückt und etwas Kleingeld:

„Thats about 28 Euro or something like this. Thank you very much and have a nice night. We love Berlin! We love you, guy!“

Und tatsächlich haben sie mir 28,20 € vermacht. Alles in allem eine verdammt geile Fahrt. Naja, es findet sich bestimmt ein Kollege, der aus irgendwelchen Gründen keine Touris zur Bank fährt…

Green Queen und das erste Mal

Ein gemischtes Dreierteam ist mir am Matrix ins Auto gestiegen. Zwei Mädels, ein Kerl. Den Unterhaltungen nach aus Kanada und den USA. Es war eine ordentliche Fahrt – bis nach Wilmersdorf zu einem mir von der Ortskundeprüfung bekannten Hotel. Die drei waren ganz gut mit sich selbst beschäftigt und legten wenig Wert auf eine Unterhaltung mit mir, sondern sinnierten lieber untereinander über die deutschen Verkehrsregeln und die Möglichkeiten, sich in einer anderen europäischen Stadt vielleicht noch einmal zu treffen. Das war alles eine nette Geschichte, und die Kilometer sind nur so verflogen – fast als wäre ich alleine im Auto.

Am Hotel angekommen, waren sie sehr freundlich und bedankten sich recht herzlich. Die Uhr stand bei 19,50 €, und so ging es dann ans Bezahlen.

15 €…

Sie haben tatsächlich nur 15 € zusammenbekommen. Das ist gewiss kein Weltuntergang, aber ich war dennoch ein wenig erstaunt, wie sorglos die unterwegs waren. Die Tatsache haben sie auch völlig selbstverständlich hingenommen und haben gleich überlegt, vielleicht noch einen Geldautomaten anzusteuern. Ich habe mich etwas gewundert, denn eigentlich kriegen das die meisten vorher auf die Reihe, und man hält dann unterwegs – ist eigentlich auch logischer.

Naja, mein Beifahrer meinte dann, er würde mir auch seinen letzten kanadischen Schein vermachen – gab aber gleich zu Bedenken, dass der mir wahrscheinlich nicht viel bringen würde hier. Ich hab letzten Endes aber angenommen. Zum ersten, weil ich gar nicht so große Lust hatte, jetzt noch nach einem Geldautomaten zu suchen. Zum zweiten wäre es das erste Mal, dass ich ausländische Währung im Taxi bekomme. Zum dritten aber schien mir der Schein vor allem ein fairer Ersatz für die letzten 4,50 € zu sein:

Ist ihnen schlecht, eure Majestät? Sie sehen so... grün aus.

Ist ihnen schlecht, eure Majestät? Sie sehen so... grün aus.

Und nachdem ich nun den Wechselkurs angeschaut habe, fühle ich mich bestätigt: Mehr als 12 € bekomme ich dafür. Wenn ich ihn nicht so oder so als Andenken behalte…

Geduld und so…

Sollte irgendwann einmal irgendwer auf die Idee kommen, mich einsperren zu wollen, weil ich ein grundschlechter Mensch bin – dann nehmt bitte folgenden Beitrag als Gegenbeispiel:

Die Schicht lief – für Samstags – scheiße! Anders kann man es nicht sagen. Die Fahrten tröpfelten nur rein, und wenn dann waren es kurze Strecken. Vom Ostbahnhof ging es nach Friedrichshain, vom Matrix nach Kreuzberg und die Winker wollten Kurzstrecken. Zumindest meistens…

Ich kann also nicht leugnen, dass ich positiv überrascht war, als vor dem Matrix ein junges Mädel – laut eigenem Bekunden 7 Jahre jünger als ich – mich fragte, ob ich sie zur Geschichtsträchtiger-Name-Str. fahren möchte. Also nach Köpenick. Wow! Mit der Tour könnte ich immerhin noch vor übermorgen Abend das finanzielle Ziel erreichen, dass ich mir für etwa drei Stunden vorher vorgenommen hatte!

„Na sehr gerne doch! Steigen sie ein!“

Kurzum: Sie war ziemlich betrunken. Das war eine witzige Geschichte an und für sich. Wir scherzten darüber, dass ins Auto kotzen nicht so toll wäre, dass es fragwürdig ist, wenn man sich mit 20 alt fühlt, und auch darüber, dass sie ihrem Mann versprochen hat, nicht betrunken heimzukommen. Rundum eine Tour, wie man sie sich eigentlich jeden Abend wünscht. OK, das Ziel lag weit außerhalb, was ordentlich Leerkilometer bedeutet – aber besser mal irgendein Umsatz als keiner!

Drei von dreizehn Kilometern ging das gut…

Dann vernahm ich vom Beifahrersitz aus Würgegeräusche, und das ist einfach ein ungutes Zeichen. Da kann man eine Einstellung zum Saufen haben, wie man will – das ist kein gutes Zeichen. Nein nein nein…

Wenn man sich eines als Taxifahrer angewöhnt, dann ist es schnelles rationales Handeln. Vom ersten Würgen ihrerseits sind keine fünf Sekunden vergangen, bis ich durch Beaugapfelung meiner Kundin realisiert habe, dass es ernst ist, die Verkehrssituation einschätzen konnte, eine Parkbucht mit ausreichenden Ausmaßen gefunden, den Blinker gesetzt (!) und das Auto aus 50 km/h sanft zum Stehen gebracht habe. Danach habe ich mit einer erschreckenden Lässigkeit ihre Türe geöffnet, und während sie dabei war, sich die letzten drei Drinks noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen, bin ich ausgestiegen und habe im Kofferraum die Küchenrolle um ein paar Blatt gekürzt.

Ich hab ihr die Tücher zum Abwischen gegeben und mich selbst augenblicklich daran gemacht, die Türschweller (welche leicht in Mitleidenschaft gezogen wurden) zu reinigen. Das Ganze natürlich nicht ohne tröstende Worte, dem Angebot, kurz Luft zu schnappen etc. pp. All die Freundlichkeiten, die meiner Meinung nach im Preis inbegriffen sind. Im Übrigen nicht nur bei jungen Mädels, sondern auch bei alten Kerlen.

Soweit, so gut! Das Auto hatte wirklich so gut wie nichts abbekommen – vor allem nicht innen – und so konnten wir nach einer Rückversicherung meinerseits die Weiterreise antreten.

Warum aber schreibe ich von Geduld? Soo schlimm ist das doch nicht…

Das stimmt.

Man bewertet das ganze allerdings ein wenig anders, wenn es einem in den folgenden 15 Minuten noch fünfmal so ergeht. Der Alkohol hat bei ihr inzwischen voll durchgeschlagen, so dass sie niemals auch nur einen Ton sagen konnte, bevor ich mich einmal mehr glücklich schätzen konnte, lange Arme zu haben, und somit auch die Beifahrertür vom Fahrersitz aus öffnen zu können. Einmal hat sie das selbst versucht, was aber nicht weniger anstrengend war, da es ohne jede Vorwarnung bei Tempo 50 passierte.

(Sie hat es nicht geschafft, aber in dem Moment fand ich es scheiße, dass ich die Türen nicht auch für innensitzende Leute verriegeln kann…)

Wie ging die Geschichte aus?

Ich hab sie nach einem gefühlten Jahrhundert Fahrt bei einem Taxameterstand von 25,30 € in die ihr sicher erstaunlich schwankend erscheinende Realität entlassen. Dabei habe ich ihr das Rückgeld centgenau zurückgegeben, und nicht einmal einen Ton gesagt, als eine 2-Euro-Münze in den Tiefen meines Autos verschwand, wo selbst ich sie bisher nicht bergen konnte (ich hab ihr eine neue gegeben). Trotz der null Cent Trinkgeld habe ich ihr eine gute Nacht gewünscht und mich einfach so auf den 10 km langen Rückweg in die City gemacht…

Ein ernstliches Danke habe ich nicht bekommen. OK, das lag – und das ist der Grund, weswegen mich das nur bedingt ärgert – wahrscheinlich daran, dass ihr die Geschichte ziemlich peinlich war. Vielleicht hilft es ja fürs nächste Mal – vorausgesetzt, sie kann sich an was erinnern…

Seltsamer Freitag

So, so langsam wird es eine absurde Serie. Das war nun der dritte Tag in Folge, an dem ich zwischen 135,90 € und 136,50 € eingefahren hab. Bei Arbeitszeiten zwischen 8,75 und 11,00 Stunden wohlbemerkt. Gestern war aber sowohl der Verlauf, als auch die Kundschaft teilweise erwähnenswert.

Begonnen hat alles mit einer Kurzstrecke noch vor dem Aufschlagen am Ostbahnhof. Ein Punk, der zu spät zur Arbeit kam – ein zeitloser Klassiker, wenn man die Uhrzeit (20 Uhr etwa) beachtet. Fast noch besser war die Kommunikation zum Ende:

„Sorry wegen Trinkgeld, aber ich brauch die Einsfünfzich. Ich hoffe, die anderen geben reichlich!“

Die nächsten vier Stunden waren geprägt von enormer Lethargie. Ich hab bis 0 Uhr zwar 5 Fahrten zusammengekriegt – aber mit 29,90 € Umsatz kann man das als völligen Fehlschlag werten. Insbesondere für einen Freitag.

Einsamer Höhepunkt war eine von mehreren kurzen Strecken so um die 6 €, als eine Frau meinte:

„Ich hoffe, ich habe das noch klein. Sonst hab ich das nur sehr groß.“

„Wie groß denn?“

„Naja, es ist grün…“

Ich bin wirklich kein Spielverderber beim Wechselgeld – aber nach der dritten Fahrt kann wohl kaum ein Fahrer auf einen Hunderter rausgeben – schon gar nicht, ohne danach selbst Pause zum Wechseln einzulegen. Aber gut, sie hatte es noch klein, und bei fast 2 € Trinkgeld will ich mich mal nicht beschweren…

Ach so, dann waren da noch die zwei Leute, die in die xy-Straße „zum beleuchteten Hauseingang“ wollten. Sie waren nicht so nervig, wie sich das anhört, aber: Kann mir mal jemand verraten, wie ich mit dieser Beschreibung in einer ca. 700 m langen Straße voller beleuchteter Straßencafés noch vor der Dämmerung bei tiefstehender Sonne einen erleuchteten Hauseingang hätte finden sollen – der zudem (Trommelwirbel!) UNBELEUCHTET war? Ist Taxifahren soo langweilig, dass man es mit einer Schnitzeljagd kombinieren muss?

Mir ist zudem zu Ende des Kalendertages richtig schlecht geworden, sodass ich mich zu einer Stunde Pause genötigt sah. Um ziemlich genau 1.00 Uhr bin ich in Marzahn dann gestartet.

Um 2.00 Uhr hatte ich dann schon 75 € in der Tasche. 45 € in einer Stunde – meine bisher zweitbeste Stunde überhaupt, seit ich den Job mache.

Geschuldet war der hohe Verdienst natürlich nicht einer kleinen Tour, sondern vor allem den beiden längeren, die ich hatte. So habe ich eine Gruppe von der Warschauer über Biesdorf bis nach Marzahn gefahren, und dann ist mit hundert Meter weiter ein Typ aufgefallen, der mich herangewunken hat.

„Färs mbs Lxnnerplz?“

Das ist kein Tippfehler!

„Alexanderplatz? Aber sehr gerne doch!“

Der Typ hatte ordentlich einen im Tee, aber das war nicht das Verwunderliche. Das Verwunderliche war, dass ich mir sicher bin, dass er auch nüchtern so spricht. Er beherrschte die hohe Kunst, einen Satz nicht nur schnell auszusprechen und dabei zu nuscheln – sondern zum Ausgleich auch noch alle fürs Verständnis wichtigen Silben zu verschlucken. Er hat mich 15 bis 20 Minuten vollgelabert, und ich habe vielleicht ein Viertel verstanden. Gut, ich weiss, dass er gerne trinkt, schwul ist – richtig versaut sogar – und aus einer anderen Stadt kommt. Noch dazu so allerlei belangloses Zeug. Was der in der Schwulenkneipe, in die er noch wollte, noch angestellt hat, will ich besser nicht wissen…

Dann noch ein netter Australier, mit dem die Lösungsfindung, in welchem baxpax-Hostel er abgestiegen ist, gute 5 Minuten in Anspruch nahm. Er vergesse schonmal gelegentlich, wo er untergekommen ist – in London hat er ein Hotel mal nicht mehr gefunden… naja. Ich hab ihn am richtigen Hostel abgesetzt, hatte ein echt nettes Gespräch und hab von ihm mit 3,40 € das höchste Trinkgeld bekommen – von einem Touristen in meinem Alter! Das ist fett!

Ab da war wieder Land’s End. Ich hatte eigentlich gehofft, wenigstens bis 4 Uhr den obligatorischen Hunni (der fürs Wochenende echt mal gar nix ist) voll zu kriegen. Nix da. Um 5.30 Uhr stand ich seit über einer Stunde vor dem Matrix rum und hab mich mit ein paar Jugendlichen ausgetauscht, die der Meinung waren, ich müsste die 10 km bis zu ihrem Heimatplaneten doch auch für 15 € fahren. Schließlich seien sie auf mich angewiesen, und alle meine Kollegen würden das ja auch machen. Bezeichnenderweise hat kein Kollege in der Schlange diese Ansicht geteilt. So sind die drei nach einigem Gefeilsche mit hochgezogenen Nasen von dannen gezogen und waren sichtlich stolz darauf, dass sie nicht auf uns angewiesen sind. Natürlich hat sie irgendein Kollege um die nächste Ecke mitgenommen – aber das soll mir mal egal sein.

Ich hab dann – ein wenig hatte ich ja drauf gehofft – ein zweites Mal eine Bedienstete vom Club gefahren, die mit ihrer halben Fernreise immerhin noch 25 € in meine Kasse gespült hat. Trinkgeld gibt sie zwar wenig, aber immerhin hatte ich mal wieder ein paar Euro Umsatz.

Nach einmal „halblegalem Wenden“ auf der Landsberger Allee habe ich dann noch einen Winker aufgesammelt, der wie schon die Herrschaften aus der xy-Str. auf Rätsel stand:

„Halensee bitte!“

„Wo in Halensee möchten sie denn hin?“

„Ganz oben.“

„Welche Straße denn?“

„Joachim-Friedrich-Str.“

„OK, wo denn da genau? Hausnummer? Oder welche Ecke? Am Ku’damm?“

„Ku’damm ist gut! Halensee halt. Ganz hinten. Johann-Sigismund-Str.“

„Johann-Sigismund-Str.?“

„Ja genau, da muss ich hin!“

„Wo denn da genau?“

„Ja, Ecke Ku’damm ist ok…“

Naja, ich bin ja nur Taxifahrer – es wäre ja auch zu absurd, mir gleich mitzuteilen, wo man hin will…  Ich hab dann um Punkt 7 Uhr heute Morgen Feierabend gemacht und war dementsprechend platt – aber alles in allem hat es dennoch Spaß gemacht. Ergebnis war zwar nicht so toll, aber auch nicht so, dass ich befürchte, nächsten Monat am Hungertuch zu nagen. Der Monat beginnt eigentlich ordentlich…

Wir können gerne die Polizei holen…

Das ist ja nun ein Satz, der wirklich nicht ohne einen gewissen Widerwillen aus meinem Mund kommt. Ich habe ihn heute Nacht dennoch ausgesprochen, weil ein Fahrgast mich runde dreieinhalb Kilometer damit genervt hat, dass das Taxameter zu schnell zählt, und die Cops das doch mal festhalten sollten.

Die Fahrt führte von der Möckernbrücke bis zur Herrmanstr./Selchower Str. und kostete letzten Endes 11,00 €. Das sind zugegeben ein paar Cent zu viel, weil ich über die Möckernstr. nach Süden bin und es ganz ehrlich verpeilt habe, dass ich schon in die Obentraut oder die Wartenburger hätte abbiegen können – und nicht erst in die Yorckstr.

Laut Navi waren das fast exakt 5 km, und das dürfte dann doch ziemlich genau dem Berliner Taxitarif entsprechen. Der wäre für 5km nämlich 3 € + 5 x 1,58 € = 10,90 €.

Aber das war offenbar zu viel. Gute zwei Minuten der ohnehin nicht sehr langen Fahrt hat sie es dann für nötig erachtet, mir jedes Mal Meldung zu erstatten, wenn der Preis um 10 Cent steigt. Grundsätzlich mag ich den Gedanken, wie das Geld in meine Tasche plätschert zwar ganz gerne – aber in der Situation hätte ich gut darauf verzichten können.

Ich hab ihr die Wahl gelassen, auf ein anderes Taxi zu warten, die Cops zu holen oder sich damit abzufinden, dass Taxifahren nunmal teuer ist. Nur etwas freundlicher. Sie hat es vorgezogen, weiterzufahren. Dafür bin ich offenbar dann doch gut genug.

Wirklich absurd war übrigens die Einstiegsfrage ins Thema:

„Was ist das? Bist du Türke? Oder Deutscher?“

Ich hab das nämlich anfangs eher für eine nette Frage gehalten, da sie selbst offensichtlich türkischer Abstammung war. Die Erläuterung auf meine ehrliche Antwort („Nein, ich bin Deutscher.“) hin fand ich dann ernsthaft überraschend:

„Und warum geht Uhr dann so schnell?“

Also dass in unserem Gewerbe viel beschissen wird, weiss ich. Vom Hörensagen nur, aber das ist ja leider ein offenes Geheimnis. Ist aber schön zu wissen, dass es manche Fahrgäste auch wissen, und das offenbar ok finden, solange es die eigenen Landsleute sind… manchmal wähne ich mich irgendwie schon im falschen Film.

Naja, ich hab sie abgesetzt und ein bisschen zerknirscht hat sie gemeint, sie gibt mir mein Geld schon. Nach der Fahrt habe ich an der Stelle mit allem gerechnet. Dass ich die Cops selber rufen muss, weil sie nicht zahlt – oder dass sie abhaut. Und für den Fall, dass irgendjemand auf mich wartet, hab ich auch den Motor nicht ausgemacht. Sie hat natürlich mit einem (von vielen) Fünfzigern gezahlt – und es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich hätte nicht geschaut, ob er falsch ist. Wenigstens war sie konsequent und hat kein Trinkgeld gegeben.

Naja, war seit langem mal wieder eine eklige Fahrt – kommt halt auch vor…

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Wie kam Sash eigentlich zum Taxifahren? Das beschreibt er in seinem ersten eBook "Papa, ich geh zum Zirkus!".

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Kleiner Tipp: Sash hat noch einen zweiten Blog, auf dem es auch gelegentlich was zu lesen gibt.

Was ich vergessen habe…

Ich wollte doch eigentlich schon zum Wochenbeginn diese knifflige Frage auflösen. Sechs richtige Antworten gab es: Der Kollege hat den Fahrgast abgelehnt, weil dieser vorhatte, seine Tasche (mit Notebook und Geld darin) gerne bei sich behalten wollte – auf der Rückbank.

Als Anmerkung auch hier wieder einmal: Ich weiss nicht, ob der Kollege vielleicht traumatisiert ist von einem Unfall, wo lose Gepäckstücke eine Rolle gespielt haben. Kann natürlich sein. Oder jemandem ist in seinem Auto mal was in einer Tasche ausgelaufen… es mag also Gründe geben, es abzulehnen, eine Tasche auf die Rückbank zu packen. Aber das geht auch in höflich!